Anstoß einer Kooperation zwischen der University of Minnesota und der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster durch ein gemeinsames Forschungsprojekt sowie der Ausrichtung einer digitalen Konferenz zur Integration der Persönlichkeitspsychologie und Flow-Forschung
Antragsteller: Julian Scharbert
Fachbereich, Studienrichtung: FB 07 Psychologie und Sportwissenschaft; Psychologie
Projekttitel: Anstoß einer Kooperation zwischen der University of Minnesota und der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster durch ein gemeinsames
Forschungsprojekt sowie der Ausrichtung einer digitalen Konferenz zur Integration der Persönlichkeitspsychologie und Flow-Forschung
Fördersumme: 4.512,00 Euro
Kontakt: Julian Scharbert
Projektbeschreibung:
Ziel des Forschungsprojektes war es eine Kooperation mit der University of Minnesota anzuregen, indem ein gemeinsames Forschungsprojekt mit Prof. Colin DeYoung umgesetzt und die Ergebnisse an die wissenschaftliche Öffentlichkeit kommuniziert werden sollten. Durch die Studie sollten nicht nur zwei weltweit renommierte Forschungsgruppen der Persönlichkeitspsychologie verknüpft, sondern auch zwei einflussreiche psychologische Modelle zusammengeführt und diese Verbindungen mit einer Studie nach höchsten wissenschaftlichen Standards untersucht werden.
Konkret beschäftigten wir uns mit der Flow-Erfahrung (jene Momente, in denen wir voll von einer Tätigkeit vereinnahmt sind und unsere ganze Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment richten) und interessierten uns für die Frage, welche Eigenschaften einer Person dazu führen, dass sie häufig in den Flow kommt. Dazu verknüpften wir Konzepte aus der Flow-Forschung (z.B. die autotelische Persönlichkeit) mit einer einflussreichen Theorie aus der Persönlichkeitspsychologie (die Cybernetic Big Five Theory – kurz: CB5T). Um verstehen zu können, wie sich die Persönlichkeit einer Person auf ihr emotionales Befinden im Alltag, die Häufigkeit und Intensität von Flow-Erfahrungen und schließlich ihr allgemeines Wohlbefinden im Leben auswirkt, wandten wir ein innovatives Forschungsdesign an: die Experience Sampling Methode. Hierbei werden Studienteilnehmende über zwei Wochen begleitet und nehmen zu zufälligen Zeitpunkten an kurzen Umfragen teil. Hier beschreiben die Teilnehmenden den derzeitigen Moment und können z.B. angeben was sie gerade machen, wie sie sich gerade fühlen und ob sie sich gerade im Flow befinden.
Unsere Ergebnisse waren weitgehend konform mit unseren Hypothesen. Die theoretisch abgeleitete Verknüpfung zwischen den Persönlichkeitskonstrukten aus der Flow-Forschung und der CB5T spiegelte sich in signifikanten Zusammenhängen in den Daten wider. Zudem zeigte sich im Sinne unserer Theorie, dass die von uns postulierten Persönlichkeitseigenschaften tatsächlich mit einem stärkeren und häufigeren Flow-Erleben im Alltag zusammenhingen und dies wiederum mit einem erhöhten Wohlbefinden (z.B. positiven Emotionen, Lebenszufriedenheit oder sozialem Wohlbefinden) assoziiert war. All diese Effekte zeigten sich auch, wenn Bekanntenberichte als Persönlichkeitsmaß verwendet worden waren – eine wichtige Erweiterung gegenüber vorherigen Studien. Prof. DeYoung und ich arbeiten jetzt bereits daran, erste Publikationen auf Grundlage unserer Studie vorzubereiten.
Während die Studie aus dieser Hinsicht ein voller Erfolg war, ließ sich ein Teil der geplanten Vorhaben leider nicht realisieren. Allem voran machte die Lage der Corona-Pandemie im Frühjahr 2021 einen Besuch an der University of Minnesota unmöglich, weshalb wir das Projekt komplett digital durchführten. Auch wenn ich in mehreren Zoom-Sitzungen einen intensiven Austausch mit Prof. DeYoung hatte und wir eine solide Basis für zukünftige Kollaborationen geschaffen haben, wäre ein Forschungsaufenthalt vor Ort sicherlich eine bereichernde Erfahrung gewesen. Auch die geplante digitale Konferenz zur Kommunikation unserer Ergebnisse konnten wir bisher nicht realisieren. Jedoch hat Prof. DeYoung angekündigt, 2022 für einen Forschungsaufenthalt in Hamburg für einige Monate nach Deutschland zukommen. Ich freue mich schon darauf, ihn dann persönlich kennenzulernen und in das Forschungskolloquium der AE Back in Münster einzuladen, um seine und unsere Forschung präsentieren und diskutieren zu können.
Alles in allem hat es mir die Förderung ermöglicht, meinem intrinsischen Interesse zu folgen, selbstständig ein innovatives Forschungsprojekt durchzuführen und vielversprechende Kontakte zu anderen Forschern (auch an der University of Minnesota) aufzubauen. Ich bin dankbar für diese wertvolle Erfahrung.