Hervorragender Nanoforscher
Dr. André Schirmeisen, Privatdozent an der Universität
Münster, erhält am Samstag (22. November 2008) den mit rund 2600 Euro dotierten
Akademiepreis für Physik der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Damit
wird er für seine bedeutenden wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der
Oberflächenphysik beziehungsweise der Nanotribologie ausgezeichnet. Der Preis
wird während der öffentlichen Jahressitzung der Akademie in Göttingen
überreicht.
Bei der Nanotribologie beschäftigen sich Wissenschaftler mit
den grundlegenden Prozessen von Reibung und Verschleiß, indem sie das
mechanische Verhalten von kleinsten Kontakten im Nanometerbereich untersuchen. Die
Arbeitsgruppe um Schirmeisen hat in diesem Zusammenhang einen neuen Ansatz
entwickelt: Die Forscher schieben einzelne Nanopartikel über eine Oberfläche
und messen die Kraft, die für diese Verschiebung nötig ist. Um die winzigen
Partikel aus ihrer Position zu lösen, nutzen die Forscher ein
Rasterkraftmikroskop. Solch ein Mikroskop tastet mit einer hauchdünnen Spitze
eigentlich die Struktur von Oberflächen ab und erzeugt so ein Bild. Die
Wissenschaftler haben diese Technik jedoch weiterentwickelt. Sie
"schubsen" einzelne Nanopartikel mit der Spitze - simulieren also,
was bei Reibung geschieht - und messen die Kräfte, die nötig sind, um die
winzigen Teilchen zu bewegen. Dabei haben die Forscher herausgefunden, dass bei
einem Teil der verschobenen Teilchen die Reibung fast völlig verschwindet und
damit „Superlubrizität" auftritt.
André Schirmeisen, 1971 geboren, hat in Aachen Physik
studiert und in Montreal (Canada) promoviert. Von 2001 bis 2003 war er
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Physikalischen Institut der WWU in der
Arbeitsgruppe Grenzflächenphysik von Prof. Dr. Harald Fuchs. Seit 2003 leitet
er eine Nachwuchsforschergruppe am CeNTech (Zentrum für Nanotechnologie) der
WWU. Im Jahr 2007 habilitierte er sich an der Universität Münster im
Fachbereich Physik.
Den Akademie-Preis für Physik verleiht die Göttinger
Akademie bereits seit 1957. Ausgezeichnet werden hervorragende Arbeiten aus der
Experimentalphysik, der theoretischen und der angewandten Physik. Die Arbeiten
müssen in den vergangenen drei Jahren von Forschern unter 40 Jahren, die keinen
planmäßigen Lehrstuhl an einer deutschen Universität oder technischen
Hochschule innehaben, in Deutschland veröffentlicht worden sein.
Während der Jahressitzung werden neben dem Preis für
Physik - der auch an Dr. Thomas Pfohl aus Göttingen (Max-Planck-Insitut für
Dynamik und Selbstorganisation) vergeben wird - die Preise für Biologie, Chemie
und Geisteswissenschaften sowie die Lichtenberg-Medaille, der Hanns-Lilje-Preis
und der Hans-Janssen-Preis verliehen.