Fellow-Lecture: „Kunst für alle? Kunstgeschichte, Kunstbegriff, Kanon – Zugänglichkeit und Wertungsfragen im digitalen Wandel“

Prof. Dr. Hubert Locher

Es ist längst ein Gemeinplatz – und oftmals zugleich ein Glaubensbekenntnis: „Digitalisierung“, so kann man in vielfältiger Variation bei einer einfachen Internetsuche erfahren, erfasse in immer stärkerem Maße alle gesellschaftlichen Bereiche, von der Politik über die Wirtschaft bis hin zu Kultur und Wissenschaft. Sich mit dem „digitalen Wandel“ zu befassen, ist demnach auch in den Geistes- und Kulturwissenschaften keine Option mehr, sondern schiere Notwendigkeit. Die immer noch relative Neuheit und offensichtlich dynamische Entwicklung der einschlägigen Technologien erschwert indessen die kritische Diskussion in den jeweiligen Fachgebieten. Dies gilt auch für die Kunstgeschichte, in der digitale Technologien in vielfältiger Weise in Anwendung sind. Der Vortrag möchte im Blick auf die jüngeren Entwicklungen zunächst beispielhaft aufzeigen, wie die „Digitalisierung“ die Praxis dieses Faches – teils von innen, teils durch das gesellschaftliche und mediale Umfeld bedingt – bereits verändert hat und welche neuen Erkenntnismöglichkeiten, Forschungsperspektiven und -desiderate sich hier zeigen, um dann eine Annäherung an die Auswirkungen der Ubiquität des Digitalen auf den heute wirksamen Kunstbegriff zu versuchen. Im Kontext der Kolleg-Forschungsgruppe soll hierbei insbesondere die Frage der „Zugänglichkeit“ – eine Leitidee des digitalen Wandels – in Bezug auf „Kunstwerke“ und generell im Blick auf kulturelle Güter im Zusammenhang mit Fragen der Selektion und Wertung, d. h. der Kanonisierung fokussiert und aus wissenschafts- und medienhistorischer Perspektive problematisiert werden. Prof. Dr. Hubert Locher ist Professor für Geschichte und Theorie der Bildmedien an der Philipps-Universität Marburg, Direktor des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg und im Wintersemester 2024/25 Senior-Fellow der Kolleg-Forschungsgruppe „Zugang zu kulturellen Gütern im digitalen Wandel“.

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