Thomas Hettche – Sinkende Sterne (2023)
Literarischer Salon - Bücher im Gespräch
<p>Es beginnt ganz autobiographisch-realistisch: Der Ich-Erzähler, der denselben Namen wie der Autor trägt, reist ins schweizerische Wallis, um dort das Chalet seiner verstorbenen Eltern aufzulösen, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Doch dieses Mal ist alles anders: Ein gewaltiger Bergsturz hat das Rhonetal in einen großen See verwandelt. Der Lötschbergtunnel ist geflutet. Es gibt keinen Handyempfang mehr. Die Abtrennung von der Außenwelt hat zur Einführung einer mittelalterlichen Diktatur und zur Rückkehr zu einer vormodernen Bergwirtschaft geführt. Zögernd richtet sich der Erzähler in dieser neuen dystopischen Welt ein. Hettche gelingt es mühelos, auf kaum mehr als zweihundert Seiten den Bogen von der Geschichte einer nachgeholten Liebe zu den geologischen Erdzeitaltern zu schlagen. Ganz selbstverständlich streut er Bezüge von Sindbad und der Odyssee bis zu David Bowie und Star Wars. Elegant wechselt er zwischen poetischen Naturbeschreibungen, kulturkritischen Reflexionen über den Zustand unserer Gegenwart und Passagen intensiver Selbstbefragung als Mensch, Mann und Künstler. Nichts ist vorhersehbar in diesem brillanten, atemberaubend wagemutigen Text auf der Schwelle von Roman und Essay, Realismus und Phantastik. Selbst der Titel erklärt sich auf eine Weise, mit der man nicht gerechnet hätte.</p> <p>Moderation: Walburga Hülk-Althoff, Christian von Tschilschke <br /> Gast des Abends: Susanne Biedenkopf (Leiterin des ZDF-Landesstudios Hessen)</p>
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Romanisches Seminar | Iberoromanische Literaturwissenschaft
48143 Münster