AKADEMISCHE GEDENKFEIER FÜR PROF. DR. NELLY TSOUYOPOULOS


26. November 2005
Vortragssaal des Landesmuseums, Domplatz 10, Münster




Prof. Dr. Nelly Tsouyopoulos
1930 - 2005


BEGRÜSSUNG

Prof. Dr. Peter Funke
Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien, Universität Münster
Begrüßungsansprache


KURZE WÜRDIGUNGEN

Prof. Dr. Jürgen Schmidt
Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Ansprache

Leonidas S. Markides
Botschafter der Republik Zypern (Berlin)
Ansprache

Prof. Dr. Christos N. Schizas
Prorektor der Universität Zypern
Ansprache

Prof. Dr. Vassos Karageorghis
Direktor der Abteilung Nikosia der Anastasios G. Leventis Foundation
Ansprache

Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
Direktorin des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, Universitätklinikum Münster
Ansprache

Prof. Dr. Richard Toellner
ehemaliger Direktor des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, Universitätsklinikum Münster
Ansprache

Dr. Sabine Rogge
Geschäftsführerin des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien
Ansprache

Prof. Dr. Barbara M. Bröker
Professorin am Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin, Universität Greifsald
Ansprache

Prof. Dr. Urban Wiesing
Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin, Unverstität Tübingen
"Nelly Tsouyopoulos - das Leben einer Philosophin"


GEDENKVORTRAG

Prof. Dr. Claudia Wiesemann
Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Göttingen

"Diskontinuität denken"



Begrüßung durch Prof. Dr. Peter Funke (Institut für Interdisziplinäre Zypern-Studien der Universität Münster)

Exzellenz, Magnifizenz, sehr geehrte Prorektoren, liebe Laura,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Kollegen von Nelly Tsouyopoulos,

ganz herzlich darf ich Sie alle im Namen des Zyperninstituts und zugleich auch im Namen des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin begrüßen. Wir alle sind heute hier – zum Teil von weit her – zusammengekommen, um Nelly Tsouyopoulos zu gedenken. Wir möchten damit eine Frau ehren, die einem jeden von uns – sei es durch ihr Wirken in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, sei es im alltäglichen Umgang – zu einer unvergesslichen Freundin geworden ist.
Wenn jemand etwas Außerordentliches hervorgebracht hat, wird das, was er getan hat, oft als bahnbrechend bezeichnet. Häufig wird mit diesem Wort allzu leichtfertig und unbedacht umgegangen. Für Nelly Tsouyopoulos allerdings möchte ich dieses Wort „bahnbrechend“ nachdrücklich in Anspruch nehmen – und zwar im eigentlichen Sinne des Wortes. Sie hat uns gelehrt, wie man mit leisem, aber immer entschiedenem und couragiertem Eintreten für eine Sache Bahnen zu brechen vermag, auf denen dann Dinge in Bewegung gesetzt werden können. Lautes Gebaren war nicht ihre Sache; und wo ihr dieses von Anderen entgegengebracht wurde, da wusste sie durch Klugheit und Weitsicht – gepaart mit ruhiger Ausdauer und diplomatischem Geschick stets im Vorteil zu bleiben – aber niemals triumphierend, sondern stets versöhnlich. Sie war eben eine pontifex – eine Brückenbauerin – und hat es uns allen deshalb so leicht gemacht, mit ihr zusammen zu sein.  
Es ist kein leichtes Unterfangen, einer solchen Frau zu gedenken und ihre so zahlreichen Aktivitäten angemessen zu würdigen, deren Vielfalt sich auch in dem hier anwesenden Personenkreis widerspiegelt. Wir haben uns entschlossen, um eben dieser Vielfalt Ausdruck zu verleihen, zunächst in einem ersten Teil der Gedenkfeier Repräsentanten zumindest der wichtigsten Wirkungsbereiche von Nelly Tsouyopoulos mit kurzen Würdigungen zu Worte kommen zu lassen.  
Ich danke daher dem Rektor unserer Universität, Magnifizenz Schmitt, und dem Botschaft der Republik Zyperns, Exzellenz Markides, sowie dem Prorektor der Universität Zypern, Herrn Kollegen Schizas, und dem Direktor der Leventis Foundation, Herrn Kollegen Karageorghis, für ihr Kommen. Der gleiche Dank gilt der Direktorin des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, Frau Kollegin Schöne-Seifert, und ihrem Amtsvorgänger, Herrn Kollegen Toellner, wie auch der Geschäftsführerin des Zyperninstituts, Frau Dr, Rogge.  
Der Philosophin Nelly Tsouyopoulos gilt dann ein Kurzvortrag ihres Schülers und derzeitigen Direktors des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin in Tübingen, Herrn Kollegen Wiesing. Abschließend wird Frau Kollegin Wiesemann – ebenfalls Schülerin von Nelly Tsouyopoulos und derzeit Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin in Göttingen – den Gedenkvortrag zum Thema „Diskontinuitäten denken“ halten.  
Beiden Schülern und langjährigen Weggefährten der zu Ehrenden sei ebenfalls herzlichst für ihre Bereitschaft gedankt, mit dazu beizutragen, an unsere Bahnbrecherin und Brückenbauerin Nelly Tsouyopoulos zu erinnern.


Ansprache von Prof. Dr. Jürgen Schmidt (Universität Münster)

Exzellenz,
verehrte Kolleginnen und Kollegen,

meine sehr geehrten Damen und Herren.


Ich freue mich, Sie hier im Landesmuseum aus Anlasse der Akademischen Gedenkfeier für die im Mai diesen Jahres verstorbene Kollegin Nelly Tsouyopoulos begrüßen zu können. Die Westfälische Wilhelms-Universität würdigt mit dieser Zusammenkunft eine Persönlichkeit, die sich in besonderer Weise um unsere Universität verdient gemacht hat.
Mein Damen und Herren,
am 30. Mai 1997 konnte an der Universität Münster das ”Institut für Interdisziplinäre Zypern-Studien” feierlich eröffnet werden. Diese in Europa vielleicht einzigartige Einrichtung geht auf eine gemeinsame Initiative der Republik Zypern und der Universität Münster zurück. Was aber manche von Ihnen vermutlich nicht wissen: Bereits Anfang der 90er Jahre war in einer Sitzung der sog. „Ständigen Kommission zur Durchführung des Kulturabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Zypern“ der Wunsch aufgekommen, ein Zentrum für Zypern-Studien zu realisieren - damals war allerdings noch die Universität Nürnberg-Erlangen im Gespräch.
Es ist dann anders gekommen, Münster bekam den Zuschlag und beherbergt seit nunmehr acht Jahren diese wohl solitäre Institution. Die wesentliche Aufgabe des Instituts besteht seither darin, die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen der Insel Zypern und den Ländern der Europäischen Union zu fördern. Das Institut soll Initiativen zur Entwicklung von Forschungsprojekten ergreifen und den Forschungstransfer unterstützen.  
Besondere Bedeutung kommt dabei der engen Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zwischen der Universität Zyperns in Nikosia und der Universität Münster zu. Über die wissenschaftlichen Fragestellungen hinaus versteht sich das Institut als allgemeines Forum für die Vertiefung der Beziehungen zu ganz Zypern.

Im Rückblick kann die bisherige Arbeit des Instituts sicherlich als eine Erfolgsgeschichte betrachtet werden - mit Gewinn für alle beteiligten Seiten. Dabei gilt grundsätzlich: Spitzenleistungen in Lehre und Forschung leben vom vielfältigen Austausch mit Partnern in Europa und in anderen Erdteilen. Dieser Erkenntnis folgend, unterhält unsere Universität zur Zeit mehr als 70 bilaterale Kooperationsabkommen mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen in aller Welt. Ziel dieser und vielfältiger anderer Anstrengungen ist es, die Universität Münster zu einer attraktiven Hochschule für in- wie ausländische Interessenten auszubauen und den Wechsel zwischen den Universitäten so einfach und unkompliziert wie möglich zu machen.

Meine Damen und Herren,
in einer wirtschaftlich und politisch international vernetzten Welt muss die Wissenschaft mit gutem Beispiel vorangehen und die vielzitierte ”Globalisierung” als Chance begreifen. Die Arbeit des ”Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien” hat in den Jahren seines Bestehens hierzu einen wichtigen Beitrag geleistet. Dies war nur möglich, weil vor allem die verstorbene Kollegin Nelly Tsouyopoulos die Anstrengungen zur Gründung wie auch die folgende Arbeit mit großem Engagement betrieben und begleitet hat.
Für diese außergewöhnlichen Verdienste wurde Frau Tsouyopoulos vor drei Jahren mit der „Freundschaftsplakette“ der Universität Münster ausgezeichnet.
Frau Nelly Tsouyopoulos war lange Jahre als Professorin am „Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin“ tätig. Sie war darüber hinaus Gründungsrektorin der Universität Zypern und gehörte seit der Errichtung des „Instituts für Zypern-Studien“ dem Vorstand dieser Einrichtung an. Meine Nachredner werden das Bild unserer Kollegin Nelly Tsouyopoulos genauer in Erinnerung rufen – als Wissenschaftlerin, als Kollegin, als Freundin, als Mensch.
Frau Tsouyopoulos ist mir auf unseren direkten Begegnungen als überzeugende akademische Persönlichkeit in Erinnerung geblieben: Tatkraft, Hilfsbereitschaft und ein breites wissenschaftliches Interesse sind Eigenschaften, die ich mit ihrem Namen verbinde. Verbunden mit einer großen Liebe zur Heimat.
Meine Damen und Herren,
die Idee der Universität lebt von Persönlichkeiten wie die der Verstorbenen. Umso schmerzlicher ihr Fehlen.
 


Ansprache von Leonidas S. Markides (Botschafter der Republik Zypern)

Dear Rector of the University,
Dear Vice Rector of the
University of Cyprus,
Dear friends,

Ladies and Gentlemen,


We gathered here today to pay tribute and remember Nelly Tsouyopoulos, a scientist who made
Cyprus proud, as a human being, as a teacher, as an academic and has left her distinct mark in both Cyprus and Germany.
I am sure that those who knew Nelly personally would have a lot to say about her life, in
Cyprus, in Greece and Germany. A life full of achievements, linked with some of the most significant historical events which in turn marked the countries she loved so much. A life, though, that was meant to end next to her most beloved persons, the family of her daughter Laura in Oxford, where now she rests in peace.
All these years , and despite her academic career in Germany, her new home, her thoughts would always travel back to Cyprus, to the blue sea of Famagusta and the picturesque shores of Karpasia, where she was born and raised. This nostalgia became even more evident after the tragedy of 1974, when all these places were occupied by the Turkish troops and their inhabitants, like the parents of Nelly, were forced to abandon them and run away to save their lives.
 
This nostalgia and this love for
Cyprus, her commitment and devotion convinced Nelly to leave Germany for a while in order to assume a huge task as President of the Interim Administration Committee that founded the University of Cyprus. The foundation of the university was one of the biggest tasks in the educational but also the scientific life of the island since the establishment of the Republic in 1960. And Nelly Tsouyopoulos was an important part of it.  
After her return back to
Germany, in 1995, she engaged in another big task, the foundation of the Institute of Cyprus Studies of the University of Munster, a permanent bridge linking her own homeland with her adopted homeland, an Institute that soon will celebrate ten years of its existence.  
Nelly’s passing through this life, through this country and through this city allows me to be definitively more proud of her homeland, the country I represent here in
Germany. Let Nelly’s life and the ideals she stood for to become the beacon that will guide our efforts in further promoting the ties between Germany and Cyprus.


Ansprache von Prof. Dr. Christos N. Schizas (Universität Zypern)

Ladies and Gentleman,
Distinguished Guests,

I am very honoured to attend the today’s commemorative ceremony in honour of Prof. Nelly Tsouyopoylou, representing the University of Cyprus. An institution which the late Prof.Tsouyopoylou served so well and with such remarkable passion as the Chairperson of the Interim Governing Board of the University of Cyprus in the late 1980s and early 1990s.
The appointment of Nelly in such a highly demanding position highlighted the strength of character and the charisma with which she was blessed. Leading the first academic institution of Cyprus she managed to set high standards and created an institution which would prove to be an integral part of Cypriot society. During her term, Nelly managed to set strong foundations that would help the University of Cyprus to grow, develop, and ameliorate throughout the years. Now, 15 years later I am pleased to be able to say that all the efforts of Nelly Tsouyopoulou and her associates to establish an independent and respected, not only nationally but also internationally, higher education institution were so very successful. Despite the conflicting opinions about establishing a University in Cyprus, the absence of any infrastructure, the inconvenient working conditions and the bureaucracy, they did lay the foundations for the first University of our country.
As Chairperson of the Interim Governing Board, Nelly Tsouyopoulou managed to set for the University of Cyprus the same scientific criteria by which the most credible European and American academic institutions are measured. She was a charismatic personality, an excellent scientist and a friendly face who guided with grace, all those who needed her assistance such as the students of her “child”, if we may refer to our University in that manner.
Nelly Tsouyopoulou never lost her ties with our Institution. Even though she lived abroad she managed to be by our side, assisting our young University in many ways. In her capacity as a chairperson of the Institute for the Interdisciplinary Cypriot Studies at the University of Munster, she was engaged in a number of activities, where the University of Cyprus was actively involved. One cannot forget the great success of the First International Conference on Medical Ethics which took place at the University of Cyprus between 24-26th of September 2004. Although the organization of this conference was initiated by Nelly, unfortunately her health problems didn't allow her to attend it, at least not in person. She did however prepare an excellent speech on “Ethos, Ethics and Hubris”, which was read by an academic who was also her student.
Loving her roots, cherishing her family, being a respectable scientist and dreaming of a dynamic, independent and internationally recognized University of Cyprus, she managed to distinguish herself and create an example for all of us who had the chance and the honor to meet her and work with her.



Ansprache von Prof. Dr. Vassos Karageorghis (Leventis Foundation)

I find it very strange to be in Munster without Nelly. Somehow I feel even now her presence, her laughter, her endless reminiscences, her anxiety about the future of our island, her warmth and friendship. We met when I was thirteen, she was twelve. We walked together all this time, even if we often were apart, in different countries; we always regretted that we never had enough time to be closer. We shared together with a group of friends unforgettable moments when I was excavating at Salamis, in the 1950’s and 1960’s, when she was teaching in the Famagusta Greek Gymnasium. During the period when she was Chairperson of the Committee for the creation of a new university in Cyprus we were constantly in touch, sharing the rare moments of satisfaction but also more frequently the moments of disappointment and frustration.
Nelly was a philosopher, she knew the secrets of human behaviour and she could thus understand all kinds of situations, often with a spirit of forgiveness.
She was profoundly Cypriote and remained so until the end, but this did not prevent her from having a sincere allegiance to Germany which she considered as one of her spiritual fatherlands and the country which gave her a philoxenia for the largest part of her life. Her real, personal life was connected more with Germany, and Münster in particular, where she raised her daughter Laura; with Cyprus she had fond memories of youth, and some solid friends. The occupation of Famagusta by the Turkish Army in 1974, saddened her profoundly and cut her off from her ancestral roots and the emotional connections of her youth. By the year 2003 she had lost most of her friends from the Famagusta period, including her parents. I am perhaps one of the very few who still survives.
I have already praised the role of Nelly in the creation of the University of Cyprus, and others have done the same much more eloquently. Having lived next to Nelly during this crucial period of her life I appreciated her patriotism in the true sense of the word. She worked with passion and she succeeded in spite of all kinds of obstacles, both real and artificial. She faced ingratitude and ruthlessness. But as I said before, she faced these adversities with a philosophical attitude and she survived. History has already put things right and placed her among those Cypriots who served their country in a way which earned for them the title of evergetes.
I am not capable of judging the way she served German scholarship. But this very ceremony is certainly indicative of the high appreciation of her German colleagues. The Institute for Cypriote Studies which she created will also be a reminder of her dual allegiance.
Chaire Nelly, wherever you are. We all miss you terribly.

 

Ansprache von Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert (Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, Universitätsklinikum Münster)

Liebe Laura Gribble,
meine Damen und Herren!
Erst etwa anderthalb Jahre vor ihrem Tode habe ich Nelly Tsouyopoulos persönlich kennen gelernt. Irgendwann nachdem die turbulente Anfangszeit meines Arbeitsbeginns in "unserem" Institut vorüber war, stand sie mit ihrem mädchenhaften Lächeln in meiner Türe. Von da an beschenkte sie mich mit ihrem Rat, ihrer Teilnahme an zahlreichen Institutsveranstaltungen, einer Einladung nach Zypern und mit großer wissenschaftlicher und menschlicher Anteilnahme. Unvergesslich sind mir ihre liebevoll-witzige Rothschuh-Retrospektive im Sommer 2004 (als es ihr schon gar nicht mehr so gut ging), ihre Mitfreude an allen guten Entwicklungen des Instituts und vor allem ihre wunderbare Mischung aus Scharfsinn, Warmherzigkeit und Begeisterungsfähigkeit. Dieser besondere "Nelly-Geist": möge er unserem Institut erhalten bleiben und mit ihm die dankbare Erinnerung an sie, an Nelly Tsouyopoulos.

 

Ansprache von Prof. Dr. Richard Toellner (Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, Universitätsklinikum Münster)

An Nelly Tsouyopoulos gedenke ich voller Bewunderung, voller Stolz, voller Dankbarkeit, voller Erinnerungen und unsagbar traurig.
Es war gewiß einer der größten Tage im Leben der Nelly Tsouyopoulos, als sie zur feierlichen Eröffnung der Universität von Zypern als Präsidentin des Gründungssenats in dunkelroter Robe mit Amtskelle in die Aula der neu gegründeten Universität einzog. Mit Bewunderung habe ich sie auf dem oft steinigen Weg zu diesem Tag begleitet. Als einzige Frau unter lauter Männern, als einzige deutsche Staatsbürgerin unter Griechen, Franzosen, Briten und Amerikanern hat sie mit Geschick, Umsicht, Klugheit und Durchsetzungsvermögen verwirklicht, was ihr als Aufgabe gegeben war in ihrer Handschrift. So hat sie auf einem Lehrstuhl für türkische Sprache und Literatur bestanden, sie, deren Mutter von der Türken hatte fliehen müssen, die ihre Heimatstadt Famagusta und ihr Elternhaus an die Türken verlor.
Mit Stolz erfüllt mich, daß ich diese überaus kluge, kreative und engagierte Philosophin und Wissenschaftshistorikerin auf den Rat meiner Frau von München nach Münster locken und fördern konnte, diese faszinierende Frau, die dunkle Glut der Mittelmeerfrauen im Blut, aufgewachsen in der magischen Spiritualität Orthodoxer Gottesdienste, geprägt von der viertausendjährigen Erfahrung zypriotischer Widerstandsgeschichte gegen die Kette von Fremdherrschaft: Ägypter, Phönizier, Griechen, Römer, Araber, Kreuzritter, Franzosen, Venezianer, Johanniter, Osmanen und Briten, gegen die sie als junges Mädchen noch gekämpft hat.
Mit großer Dankbarkeit denke ich an 30 Jahre gemeinsamer Arbeit, an fruchtbare Auseinandersetzungen mit ihr und ihrem engagierten Schülerkreis, an ihre Loyalität, Zuverlässigkeit, ihre Gelassenheit, ihre Tapferkeit und Haltung.
Der guten Erinnerungen sind viele, zu viele, um hier berichtet werden zu können. Wenn sie im Kreis ihrer Schüler abends auf Haus Rothenberge sprühend von Witz und Geist das Gespräch am Kamin führte oder Theater spielte. Oder wenn sie den Schelling-Kongreß in Zürich temperamentvoll dazu brachte, Sirtaki zu tanzen.
Es war ihr nicht vergönnt, ihr letztes großes Werk, dem viele Gespräche noch kurz vor ihrem Tode galten, selbst zu vollenden. Es freut mich, daß ihre Schüler, dieses ihr wichtiges Lieblingsprojekt, aus dem Nachlaß herausgeben wollen.
Voller Bewunderung, voller Stolz, voller Dankbarkeit verneige ich mich vor der Lebensleistung von Nelly Tsouyopoulos und bin unendlich traurig über ihren Verlust. In ihrer so sehr geliebten Familie, in ihren Schülern, in unserer Erinnerung wird sie weiterleben.

 

Ansprache von Prof. Dr. Barbara M. Bröker (Universität Greifswald)

Liebe Laura,
liebe Freundinnen und Freunde von Nelly Tsouyopoulos,
sehr geehrte Damen und Herren,

Hochschullehrerin – Mentorin – Freundin
Diese Worte symbolisieren für viele von uns vor allem Kontinuität und Verlässlichkeit.
25 Jahre - mehr als mein halbes Leben hat Nelly mit ihrer Freundschaft begleitet.
Uns alle hat die Freundschaft mit Nelly Tsouyopoulos geprägt, und unsere Lehrerin wird uns in ihrer Lebhaftigkeit und Warmherzigkeit immer nah bleiben. Auf Nellys tiefes Wohlwollen und auf ihre große Geduld konnten wir uns stets verlassen. Durch ihr eigenes Beispiel lehrte sie uns, wie die Philosophie im Leben hilft und die Freude am Leben vertieft. Dabei war Nellys reichste Quelle der Freude immer ihre Tochter Laura mit ihrer Familie.
Einzigartig war Nellys Umgang mit der Zeit:
Während wir unter dem Publikationsdruck stöhnen und im Terminkalender lange nach einer Gelegenheit für die Begegnung mit Freunden suchen müssen, fand Nelly dafür immer Zeit, ohne Wenn und Aber. Freundschaft findet im Gespräch statt, sagte sie stets. Und auch bei der Arbeit an ihrem letzten großen Werk hat sie einen Gegenentwurf zu der üblichen Hektik und Flüchtigkeit gelebt und sich keinen Zeitzwängen unterworfen. Nellys wissenschaftliches Vermächtnis dokumentiert ihr Interesse am Leben und bringt die Ergebnisse jahrzehntelanger Forschung auf den Punkt. Da war es ihr wichtig, dass jeder Satz stimmt. Wir dürfen uns auf das freuen, was uns Nelly noch mitteilen wird.
Mit Laura und David haben wir überlegt, was wir Nelly nachrufen könnten.
Vielleicht dies:

Wanderers Nachtlied

Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.

Johann Wolfgang von Goethe

Wir wandern weiter.






Die Gedenkfeier wurde gemeinsam mit dem
Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin (Universität Münster)
veranstaltet.