Wir trauern um unseren sehr geschätzten Kollegen und Freund Holger Heppe. Sein Tod ist ein großer Verlust für uns. Wir denken an seine Frau und seine Familie und Freunde.
Holger hat Sportwissenschaft und Biologie auf Lehramt studiert. Seit 2012 war er zunächst als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft und ab 2014 auch als Doktorrand im Arbeitsbereich Leistung und Training im Sport am Institut für Sportwissenschaft tätig. Holger hat sich im Rahmen des Sportstudiums für den Zusammenhang von Motorik und Kognition interessiert und seine Masterarbeit mit dem Titel „Akute Effekte einer physischen Drehintervention auf mentale Rotationsleistungen – eine experimentelle prä-post Studie“ in diesem Bereich verfasst. 2014 wurde ihm dafür der Absolventenpreis (Naturwissenschaft) am Institut für Sportwissenschaft verliehen und es zeichnete sich ab, dass er dieses Thema wissenschaftlich vertiefen würde.
Im Rahmen seines Promotionsstudiums arbeitete er an verschiedenen Projekten zur Wirkung körperlicher Trainingsinterventionen auf kognitive Leistungen. Er hat in diesem Themenfeld drei internationale Veröffentlichungen in einer renommierten Zeitschrift (Frontiers in Psychology) erfolgreich veröffentlicht und war kurz vor Abschluss seiner Dissertation.
In seiner ersten Veröffentlichung mit dem Titel „The Relationship between Expertise in Sports, Visuospatial, and Basic Cognitive Skills“ hat er sich in einer Serie von vier Experimenten mit den visuell-räumlichen Fähigkeiten von Spitzenathleten*innen im Vergleich zu Freizeitathleten*innen befasst. Die Forschungsfrage war, ob Spitzensportler*innen in Mannschaftssportarten den Freizeitsportler*innen auch in grundlegenden kognitiven Fähigkeiten überlegen sind. Die in seiner Untersuchung gefundenen Unterschiede lassen den Schluss zu, dass kognitive Fähigkeiten, die im Mannschaftssport trainiert werden sich auch auf grundlegende kognitive Basisfähigkeiten auswirken können.
Die zweite Veröffentlichung mit dem Titel „Team Handball Experts Outperform Recreational Athletes in Hand and Foot Response Inhibition: A Behavioral Study“ befasst sich mit der motorischen Inhibitionsleistung bei Spitzenhandballern im Vergleich zu Freizeitathleten. Holger konnte zeigen, dass die Experten den Freizeitsportlern bei der motorischen Inhibition, also dem Unterdrücken einer motorischen Handlung, überlegen waren und dass dies mit dem Expertiselevel (insbesondere Hand-Auge-Koordination) im Spitzensport zusammenhängt.
In seiner dritten Veröffentlichung (als Coautor) „Off-Court Generic Perceptual-Cognitive Training in Elite Volleyball Athletes: Task-Specific Effects and Levels of Transfer” ging es um die Frage, ob ein unspezifisches kognitives Wahrnehmungstraining zu einer Leistungsverbesserung im Feld führt, d.h. ob Spitzenathleten*innen von einem solchen Training profitieren können? Die Ergebnisse zeigen positive Effekte im Nah-Transfer aber nicht im sportspielspezifischen Transfer.
Holger hat seine Forschungsergebnisse auf nationalen und internationalen Kongressen als Redner vorgestellt und seine Forschung hatte eine Qualität, die ihn in den Rang von Preisträgern brachte. Auf einer großen europäischen Konferenz war er noch im Juli 2019 als Finalist des Young Researcher Awards gelistet.
Holger hat all diese Ergebnisse erzielt, obwohl er durch seine Erkrankung bereits stark beeinträchtigt war. Er hat sich dadurch nicht zurückwerfen lassen und es war beeindruckend und inspirierend, mit wie viel Energie er seinen wissenschaftlichen Werdegang vorangetrieben hat.
Herausragend haben wir Kollegen Holgers Hilfsbereitschaft und unerschütterlichen, wissenschaftlichen Ethos empfunden. Er hatte klare Werte und Prinzipien die ihn zu einem großen Vorbild machten. Als Mitglied der Ethikkommission der WWU und als starker Befürworter der Open Science Bewegung stellte er immer klar, wofür die Wissenschaft steht – sorgfältige, verantwortungsvolle und transparente Forschung. Holger war immer an den Forschungsvorhaben seiner Kollegen interessiert, selbst in stark angeschlagener Verfassung durch seine Erkrankung und Therapie. Sein Rat und seine Einschätzung wurden wertgeschätzt und dankend angenommen. Holger wollte nie geschont werden und sprang immer ein, wenn er irgendwie konnte. Trotz oder mit seiner Erkrankung hatte er stets nach vorne geblickt und ist fröhlich und zuversichtlich in den Arbeitsbereich gekommen. Immer haben wir auch über Alltägliches gesprochen und dabei oft seine körperlich erkrankte Verfassung vergessen.
Fußball war seine Leidenschaft. Ob auf dem Platz oder als Trainer an der Seitenlinie, wenn es um Fußball ging war Holger in seinem Element. In der Lehre schaffte er den Spagat zwischen Praxis und Theorie und zog selbst eingefleischte Praktiker in seinen Bann, wenn er von den Prozessen hinter dem reinen Spiel sprach.
Sein unbändiges Interesse an der Wissenschaft aber vor allem seine lebensbejahende und liebenswürdige Art wird uns fehlen. Wir bedauern sehr, dass er so Vieles nicht mehr erleben wird und wir nur machtlos zusehen konnten. Wir verlieren einen guten Freund, einen lieben Kollegen und einen hochinteressanten Wissenschaftler.