SFB 496 Sonderforschungsbereich 496:
Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution

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Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution


Kolloquium

Das Geschlecht der Dinge.
Interdisziplinäre und epochenübergreifende Perspektiven auf Geschlecht, Lebensstil und den Symbolcharakter der Dinge

Münster, Villa Terfloth,Tondernstr. 15/17
26.-28. Juni 2003

SFB 496 "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution" in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung

Dinge sind selten einfach nur Dinge. Die zahllosen Gegenstände, die vergangene und gegenwär-tige Lebenswelten bevölkern bzw. beseelen, transportieren soziale, kulturelle, politische, wirt-schaftliche und mithin auch geschlechterspezifische Bedeutungen. Über die Besitzstrukturen, in welche die Dinge eingebunden sind, die Handlungen, die mit ihnen vorgenommen werden, und die Bedeutungen, die ihnen zugewiesen werden, strukturieren die Dinge soziale Ordnung grund-legend mit. Über die diversen Bedeutungsbelegungen und Verwendungspraktiken schreibt sich dementsprechend auch die Ordnung der Geschlechter in die Dinge ein. Dieser Aspekt soll im Zentrum der Tagung stehen, die dem Geschlecht der Männer und Frauen, die Dinge benutzen, tragen, kaufen oder besitzen, ebensoviel Beachtung schenkt wie den Dingen selbst. Im Blick-punkt der Aufmerksamkeit stehen die engen, aber wandelbaren Verbindungslinien zwischen Ding und Geschlecht sowie die Art und Weise, wie Dinge vergangene und gegenwärtige Lebenswelten entsprechend mitstrukturieren und gestalten: Dinge, die man "am Körper" trägt, Dinge, die ver- und geerbt werden, Dinge, die symbolisieren, repräsentieren, erinnern, kommunizieren und ähnliches mehr.

Die Tagung ist epochen- und disziplinenübergreifend angelegt: Sie möchte unterschiedliche An-sätze und Methoden der historischen Epochen Antike, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Neuzeit und der Disziplinen Archäologie, Ethnologie, Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte, Soziologie, Textilwissenschaft und Volkskunde in einen fruchtbaren Austausch bringen. Wichtige Leitfragen sind, wer in welcher Weise über den symbolischen Gehalt und die spezifische Wirksamkeit von Dingen entschied, wem die Deutungsmacht oblag und wie Männer und Frauen innerhalb und außerhalb von Europa von der Antike bis in die Gegenwart mit der teilweise lästigen Bedeutungsvielfalt der Dinge, die die Welt bedeuten, umgegangen sind.

Programm

Donnerstag, 26. Juni 2003
15.30 Tagungseröffnung: Begrüßung und Einführung
16.00-18.00 Sektion I: Erbgüter
  Eva Maria Butz (Geschichte des Mittelalters, Dortmund):
Burgfrauen - Frauenburgen: Überlegungen zu Wittumsburgen
  Karin Gottschalk (Geschichte der Frühen Neuzeit, Kassel):
Gebrauch und Legitimität der Geraden im 17. und 18. Jahrhundert
  Georg Fertig, Christine Fertig, Volker Lünnemann (Neuere Geschichte, Münster):
Männliche Erbschaft, weibliche Aussteuer? Der Transfer dinglicher Rechte am Bauernhof in westfälischen Gemeinden des 19. Jahrhunderts
  Annemarie Fiedermutz (Ethnologie, Münster):
Haus, Herd und Speicher - Symbole der Fruchtbarkeit bei den Kasena (Westafrika)
20.00 Abendvortrag (Hörsaal 2, Fürstenberghaus)
Karin Hausen (Neuere Geschichte, Berlin):
Das Geschlecht der Dinge im Zeitalter des Massenkonsums
Freitag, 27. Juni 2003
9.00-13.30 Sektion II: Am Körper
9.00-10.30 Leib
  Elke Hartmann (Alte Geschichte, Berlin):
Die Symbolik der Kleidung im Athen des 6.-4. Jahrhunderts v. Chr.
  Christine Kunst (Alte geschichte, Potsdam):
Ornamenta uxoria. Rangabzeichen oder Schmuck der römischen Ehefrau?
  Thomas Tippach (Neuere Geschichte, Münster):
Orden auf einer männlichen Frauenbrust. Die deutschen Landesmütter im 19. Jahrhundert
10.30-11.00 Pause
11.00-12.00 Kopf
  Simona Slanicka (Geschichte des Mittelalters, Bielefeld):
Das Geschlecht der Haare
  Gabriela Signori (Geschichte des Mittelalters, Münster):
Schleier, Hut oder Haar: Prologema zur Geschichte von 1 Kor 11, 3-16
12.00-13.30 Mittagspause
13.30-15.00 Fortsetzung Sektion II: Am Körper
  Männlichkeit
  Thomas Lüttenberg (Geschichte der Frühen Neuzeit, Bielefeld):
Wirklich nur "geschlechtliche Prahlsucht"? Überlegungen zur Bedeutung der Schamkapsel in der Männerkleidung des 15. und 16. Jahrhunderts
  Barbara Krug-Richter (Volkskunde, Münster):
Von Messern und Männlichkeit. Bewaffnete Konflikte in der Frühen Neuzeit
  Stefan Haas (Neuzeit, Münster):
Verr(a)uchte Geschlechter. Der Qualm als geschlechtsspezifische Körpererweiterung und -verschleierung in der modernen Industriegesellschaft
15.00-15.30 Pause
15.30-16.30 Sektion III: Kulturgüter
  Antje Flüchter-Sheryari (Geschichte der Frühen Neuzeit, Münster):
Frauen, Bücher, Frauenbücher?
  Elke Gaugele (Textilwissenschaft, Köln):
Der Fetisch Schurz
Samstag, 28. Juni 2003
9.00-11.45 Sektion IV: Zu Tisch
  Jan Rüdiger (Geschichte des Frühmittelalters, HU Berlin):
Hebe und die Häuptlingstocher. Der Umgang mit dem Trinkbecher als Verhandlungsführung im europäischen Mittelalter
  Sabine von Heusinger (Geschichte des Mittelalters, Mannheim):
Der Trinkkrug: Ein Mittel der Identitätsstiftung in der Zunftstube
10.00-10.15 Pause
  Bettina Mann (Kulturanthroplogin, MPI für Ethnologische Forschung, Halle):
Lang' gekocht und schnell gegessen: Zum Verhältnis von alimentären Verbrauchsgütern und Geschlecht
  Ulrike Lindner (Neuere Geschichte, München):
Kleingeräte in der Küche der 1950er und 1960er Jahre: Arbeitserleichterung für die Frau, Statussymbol für die Familie oder unfunktionale männliche Technik?
11.45-13.00 Mittagspause
13.00-14.30 Sektion V: Erinnerungsobjekte
  Natascha Sojc (Klassische Archäologie, München):
Was man von Harper´s Bazaar "Tribute Issue" über attische Grabreliefs klassischer Zeit lernen kann
  Marita Bombek (Textilwissenschaft, Köln):
Textilien als weibliche Sprachform im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit
  Claudia Lenz (Neuere Geschichte, Hamburg):
ErinnerungsDinge und die Geschlechterordnung des Widerstands
14.30-15.00 Pause
15.00-16.30 Schlußwort und Abschlußdiskussion:
  PD Dr. Katharina Simon-Muscheid (Geschichte des Mittelalters, Bern):
Dinge im sozialen Geflecht
  Abschlußdiskussion

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