| Projektbeschreibung |
In dem Teilprojekt wird untersucht, wie die politisch-soziale Ordnung
von Stand, Rang und Status in der Frühen Neuzeit mit den
Mitteln symbolischen Handelns etabliert und stabilisiert, angegriffen
und verteidigt, verändert und neu austariert wurde. Ging es
bisher vornehmlich um die Konstituierung von Stand und Rang in der
Stadt, an Universitäten und in Ständeversammlungen,
so rückt nun die symbolische Praxis des Gesandtschaftswesens
ins Zentrum. Mit dem Gesandtschaftswesen wird so zugleich der
Schwerpunkt der letzten Förderphase in den Mittelpunkt
gerückt, die Frage nach Grenzen symbolischer Kommunikation,
insbesondere in der Erweiterung um mediale wie interkulturelle
Perspektiven. Die Arbeit der vierten Förderphase soll sich
deshalb auf zwei Themen konzentrieren:
Erstens geht es um den Transfer europäischer Symbolpraktiken
und Rechtskategorien und um Statuszuweisungen europäischer
Akteure in außereuropäischen Kontexten. Am Beispiel
von europäischen Kaufleuten und Agenten in Westafrika soll
untersucht werden, wie Akteure von prekärem Status im Medium
des Gesandtschaftsverkehrs mit symbolischen Mitteln ihre Hoheits- und
Statusansprüche untereinander und gegenüber den
einheimischen Ethnien durchzusetzen suchten. Dabei geht es immer
zugleich um den völkerrechtlichen Status der kollektiven
Akteure, das heißt der souveränen Potentaten und
Herrschaftsverbände, als auch um den sozialen Status der
individuellen Akteure; beides ist schlechthin nicht voneinander zu
trennen.
Zweitens soll untersucht werden, wie Kunstwerke und Druckgraphik im
europäischen Gesandtschaftswesen des 17. und 18. Jahrhunderts
als Medien symbolischer Kommunikation eingesetzt wurden, welche Rolle
sie für die Konstituierung von Rang und Status
spielten. Inwieweit trugen vor allem visuelle Medien dazu
bei, dass sich ein gemeineuropäischer zeremonieller Code
herausbildete? Im Weiteren wird in den Blick genommen, inwiefern die
Nutzung von Bildmedien die Konstituierung einer neuen
politisch-sozialen Gruppe, der ‚Diplomaten‘,
forcierte. Schließlich geht es um die Frage, wie sich die
Bedeutung des Gesandtschaftszeremoniells durch Inszenierung im Bild und
vor allem durch deren massenhafte Reproduktion veränderte.
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