Teilprojekt A1:
Urkunde und Buch in der symbolischen Kommunikation mittelalterlicher Rechtsgemeinschaften und Herrschaftsverbände
| Projektbeschreibung |
Das Teilprojekt erforscht die symbolische Dimension von öffentlichen Handlungen in Rechtsgemeinschaften und Herrschaftsverbänden, bei denen Urkunden und Bücher eine herausgehobene Rolle spielen. Durch die Konzentration auf ein Medium, das sowohl pragmatische als auch symbolische Funktionen erfüllt, wird erstens das Phänomen ‚symbolische Kommunikation' differenziert erfaßt. Zweitens ermöglicht es die Einbettung der Schriftdenkmäler in einen weiten kommunikativen Kontext, den spezifischen Symbolwert der Zeugnisse sowie deren Verweis auf gesellschaftliche Wertesysteme zu erschließen.
Das Teilprojekt verfolgt also ein zweifaches Anliegen: Die Fokussierung der Untersuchungen auf die Frage, welche Rolle ein ganz spezifisches Medium materiell und ideell in der Interaktion menschlicher Verbände und ihrer Repräsentanten spielt, ermöglicht zum einen ein differenzierteres Verständnis der symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Zum anderen trägt die Einbettung der Schriftdenkmäler in einen weiteren kommunikativen Kontext dazu bei, ihren Inhalt und Sinn über die reine Textbotschaft hinaus umfassender zu verstehen, weil die Kontextualisierung den Symbolwert der Zeugnisse sowie deren Verweis auf Wertesysteme auf den verschiedenen Aussageebenen erschließt. Die Untersuchungen konzentrieren sich bewußt auf unterschiedliche Kommunikationssituationen und verschiedene Gesellschaftssysteme mit je eigenen Werteorientierungen.
Durch die Forschungen des Teilprojekts konnte deutlicher, als es von der bisherigen Forschung gesehen oder auch nur vermutet wurde, herausgearbeitet werden, wie situationsbedingt die Erstellung und der Gebrauch von Schriftzeugnissen im Mittelalter häufig war und was durch die Inszenierung von Textbotschaften über das verbal Fixierte hinaus vermittelt wurde. Dadurch wurde es möglich, spezifische Verweisstrukturen in Akten symbolischer Kommunikation und zwischen öffentlichen Ritualen überhaupt zu erkennen. Dieses Phänomen gewährt vor der Folie der Intertextualität der verwendeten Dokumente überraschende Einsichten in den Charakter von Kommunikation und Öffentlichkeit im Mittelalter.
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