Doppeltes Lottchen: Anna Lena Jungermann und Mathilda Lou Mathesius gewinnen den Internationalen Rezitationswettbewerb „Erich Kästner“ 2024
Den 1. Preis der Jury beim von der Sparkasse Münsterland Ost unterstützten Internationalen Rezitationswettbewerb 2024 teilen sich Anna Lena Jungermann und Mathilda Lou Mathesius und erhalten je 500 Euro. Den 3. Preis bekommt Fiona Haselgruber zugesprochen. Alle drei Preisträgerinnen sind Studierende am Institut für Sprechkunst und Kommunikationspädagogik der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (HMDK).
19 Studierende aus ganz Deutschland traten zum Wettstreit in freundschaftlicher Stimmung an. Sie werden alle an für die Sprech- und Schauspielkunst wichtigen Institutionen ausgebildet, u.a. an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (Berlin), der Berufsfachschule für Atem-, Sprech- und Stimmlehrer (Bad Nenndorf), der Abteilung Sprechwissenschaft und Phonetik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dem Hamburger Schauspiel-Studio Frese sowie der HMDK Stuttgart.
Für die Teilnehmenden ging es vor der Jury in der Studiobühne der Universität Münster um Ausdrucksstärke und stimmlich-sprecherische Modulationsfähigkeit, gezeigt an eigens erarbeiteten Sprechfassungen selbst ausgewählter Gedichte Erich Kästners. Es ging um die hörbare Berücksichtigung der Vorgaben in den Texten (Perspektive, Struktur, Rhythmus, Stimmung) sowie um eine erkennbare Deutung und deren glaubwürdige eigenständige Präsentation. Dies alles bei gezielt eingesetztem Sprech- und Körperausdruck, der die Rezitation als eigenständige Kunstform erkennbar macht und sich stilistisch von der Deklamation und vom Schauspiel abhebt.
Das Gedicht „Ein Hund hält Reden“ aus dem Jahr 1928 war allen Studierenden als Vergleichstext vorgegeben. Dieser Text lässt sich, das bewiesen die ganz unterschiedlich gestalteten Rezitationen, in sehr vielen schlüssigen, dabei teils gegensätzlich erscheinenden Varianten sprechen.
Nachdem alle Teilnehmenden am Nachmittag vor der Jury aufgetreten waren und diese ihre Preisträger festgelegt hatte, fanden Bekanntgabe und Ehrung erst gegen Ende des öffentlichen Publikumsabends statt. Dr. Mirjam Springer vom Germanistischen Institut führte das Publikum in Biographie und Werk Erich Kästners ein. Die Moderation des Abends übernahm Dr. Andrea Kresimon (Centrum für Rhetorik des Germanistischen Instituts). Das Publikum des öffentlichen Rezitationsabends durfte seinen eigenen Preis in Höhe von 300 Euro vergeben.
Ein fast leerer oder ein gut gefüllter Zuschauerraum, eine Fachjury oder ein interessiertes Publikum – das macht bei Live-Auftritten stets einen Unterschied. Und so konnte Markus Ücker von der Hochschule für Schauspiel Ernst Busch den von der Deutschen Gesellschaft für Sprechwissenschaft und Sprecherziehung (DGSS) gestifteten Publikumspreis durch einen klaren, stimmlich und gestisch kraftvollen, dabei stets eindringlichen und insgesamt überzeugenden Auftritt erringen. Wo bewährt man sich mit seiner Sprechkunst am besten, wenn nicht vor dem Publikum? Daher ist auch der Publikumspreis kaum hoch genug einzuschätzen.