Spontaneous Particulars: The Telepathy of Archives heißt ein 2014 erschienenes Buch der amerikanischen Schriftstellerin Susan Howe. In Archiven können sich die alltäglichsten Dinge in Erfahrungen nicht nur der Vergangenheit, sondern von uns selbst verwandeln. Denn die Art und Weise, wie wir sie sehen und berühren, wird jeweils auch davon beeinflusst, wie wir gerade eine solche Berührung empfinden: „In research libraries and collections, we may capture the portrait of history in so-called insignificant visual and verbal textualities and textiles. In material details. In twill fabrics, bead-work pieces, pricked patterns, four-ringed knots, tiny spangles, sharp-toothed stencil wheels; in quotations, thought-fragments, rhymes, syllables, anagrams, graphemes, endangered phonemes, in soils and cross-outs“. Welche visuellen und verbalen Texturen berühren uns beim Recherchieren in den Nachlässen von Schriftstellerinnen? Gibt es so etwas wie eine besondere Materialität und Taktilität des weiblichen Schreibens? Und was, wenn sich in den Nachlässen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern scheinbar die gleichen Dinge finden? Jane Austen besaß zum Beispiel ein Fangeballspiel, auch Theodor Fontane hatte eins. Annette von Droste-Hülshoff sammelte Versteinerungen, Eduard Mörike ebenfalls. Sind solche Objektpaare Zufall oder doch eine Spur, um die Beziehungen zwischen Gender, Schreiben und Literatur im Archiv zu erkunden? Sind sie ein Anstoß, Differenzen zu finden oder – im Gegenteil – fluid und nicht-binär zu denken, zu sehen und zu lesen?
Ausgehend von einer dreimonatigen Recherche in den Schriftstellerinnen-Nachlässen des Deutschen Literaturarchivs Marbach stellt Prof. Dr. Heike Gfrereis in ihrem Vortrag die ersten Ergebnisse dieses Experiments vor, um sie schließlich mit den Teilnehmenden zu diskutieren.
Wann? 17.01.2024, 18:15 Uhr
Wo? Zoom (Registrierungslink)