Münster (upm), 18. Juli 2002
Prof. Dr. Karl Blum, Hochschullehrer am Institut für Theoretische Physik der Universität Münster, wird am 21. Juli 65 Jahre alt. Prof. Blum ist ein international angesehener Forscher auf dem Gebiet der theoretischen Molekülphysik.
Nach seinem Realschulabschluss und der Fachschulausbildung zum Chemotechniker war Karl Blum zunächst in der Industrie tätig, wechselte dann jedoch zur Physik. Er legte das Begabtenabitur ab und studierte Physik in München, wo er 1971 über die Theorie der Elementarteilchen promovierte. Mit einem Forschungsaufenthalt in Großbritannien von 1972 bis 1977 ging der Wechsel zur Atom- und Molekülphysik, seinem späteren Hauptarbeitsgebiet, einher. Seit 1977 ist Karl Blum an der Universität Münster tätig, wo er sich 1982 habilitierte und 1987 auf eine Spitzenforschungsprofessur berufen wurde.
In der Forschung befasste sich Prof. Blum überwiegend mit der theoretischen Untersuchung von Stoßprozessen zwischen Elektronen und Molekülen. Mit Hilfe solcher Prozesse lassen sich Eigenschaften von Molekülen erforschen. Eine wichtige Eigenschaft größerer Moleküle ist die Schraubenhändigkeit. Bei derartigen Molekülen gibt es linkshändige und rechtshändige Exemplare, die mit ihrer Umgebung auf unterschiedliche Weise wechselwirken können. Die Händigkeit von Molekülen spielt eine wichtige Rolle für physikalische, chemische und biologische Vorgänge. Zu ihrer Erforschung nutzt man Stöße zwischen händigen Molekülen und polarisierten Elektronen, wobei das besondere Augenmerk auf der Abhängigkeit der Stoßvorgänge von der Richtung der Stoßpartner, der Orientierung der Moleküle und deren innerer Struktur liegt. Prof. Blum hat derartige Vorgänge mit den Methoden der Quantentheorie untersucht. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Berücksichtigung von Symmetrieprinzipien.
Prof. Blum hat stets enge Tuchfühlung mit experimentellen Gruppen gehalten, beispielsweise im Sonderforschungsbereich Bielefeld/Münster "Polarisation und Korrelation in atomaren Stoßkomplexen", in dem er von 1983 bis 1997 Projektleiter war. In seine Forschungen hat er mit theoretischen und experimentellen Gruppen, zum Beispiel Großbritannien, Italien, Russland, USA und Indien zusammengearbeitet. Er war Mitglied im Editorial Board vom "Journal of Physics B".
Mit Vorliebe hielt Prof. Blum Spezialvorlesungen über Themen aus der Quantentheorie, wobei ihm Symmetrieprinzipien und deren Bedeutung für Physik und Chemie besonders wichtig waren. Dabei hat er gerne auch die historischen Bezüge angesprochen, mit denen er aus seiner Freizeitbeschäftigung mit der Geschichte der Naturwissenschaften vertraut ist.