Elektrooptische Kompositpolymere
Zusammensetzung der Polymere
In elektrooptischen Materialien besteht der photorefraktive Effekt, d.h. die lichtinduzierte Brechungsindexänderung, aus mehreren Schritten. Zunächst werden durch Lichteinstrahlung aus Störstellen Ladungsträger freigesetzt. Durch verschiedene Transportmechanismen können diese im Material wandern und in weiteren Störstellen wieder eingefangen werden. Durch diese Umverteilung von Ladungen kommt es zum Aufbau eines Raumladungsfeldes, welches über den elektrooptischen Effekt in eine Brechungsindexänderung umgesetzt wird. Daraus ergeben sich folgende Anforderungen an ein Material, dass photorefraktiv sein soll:
- Lichtinduzierte Generierung von freien Ladungsträgern
- Erhöhte Leitfähigkeit für eine Ladungsart
- Fallen für die transportierten Ladungsträger
- Elektrooptische Änderung des Brechungsindexes
Ladungstransportmodell in Polymeren, bei dem Elektronen zwischen verschiedenen Molekülniveaus hüpfen können und so positive Löcher transportiert werden.
Änderung der Doppelbrechung aufgrund der Orientierung von dipolartigen Chromophoren mit großer Differenz der Polarisierbarkeiten. Oben: Isotrope Verteilung von Chromophoren im Polymer. Mitte: Ausrichtung der Chromophore in einem äußeren Feld (Ermöglichung des linearen elektrooptischen Effektes). Unten: Ausrichtung der Chromophore im Feld aus der Summe des äußeren und des Raumladungsfeldes
Bei der Herstellung eines photorefraktiven Polymers kommt es jedoch nicht nur auf die einzelnen Bestandteile, sondern auch auf deren Verhalten im Verbund an. Die Sensibilisatoren bestimmen nicht nur die Arbeitswellenlänge sondern auch den Quantenwirkungsgrad, sowie die Leitfähigkeit des Materials und durch Chromophore kann es zu unerwünschter Absorption im Bereich der Arbeitswellenlänge kommen. Zusätzlich ist für möglichst große Brechungsindexänderungen und schnelle Antwortzeiten eine möglichst große Konzentration an Sensibilisatoren und Chromophoren in einer möglichst weichen Polymermatrix wünschenswert. Die Umsetzung dieser Zusammensetzung stößt aber durch die Lösungseigenschaften der Moleküle in der Matrix an ihre Grenzen und führt zur Auskristallisation der funktionalen Komponenten. Daher müssen alle Komponenten sowohl in ihrer Auswahl als auch in ihrem Anteil an der Materialmischung sorgfältig auf die gewünschten Eigenschaften abgestimmt werden. Für eine bestimmte Anwendung ist die Optimierung der Polymere jedoch nur durch eine arbeitsintensive experimentelle Vorgehensweise möglich.
Herstellung von polymeren photorefraktiven Elementen
Aufbau eines photorefraktiven Polymerelementes
Wie im vorherigen Abschnitt erläutert, werden in Kompositmaterialien verschieden funktionelle Bestandteile in einer Polymermatrix gelöst. Experimentell werden dazu alle Bestandteile eines Komposites in einem definierten Mengenverhältniss in einem geeigneten Lösungsmittel wie z.B Methylpyrilidon gelöst und gut durchmischt. Diese Mischung wird dann entweder direkt oder nach Abzug des Lösungsmittels zwischen zwei Glasplatten gepresst. Auf diesen Platten befinden sich optisch transparente Elektroden aus Indium-Zinnoxid (ITO), über die das notwendige elektrische Feld angelgt werden kann. Aufgrund der Höhe des elektrischen Feldes von bis zu 150 V/µm ist auf eine sorgfältige Verarbeitung der Elektroden und des Polymers zu achten, um Durchschläge zu vermeiden. Die Dicke der Polymerschicht kann über Abstandshalter eingestellt werden und liegt typischerweise bei 100 µm.
Charakterisierung der Eigenschaften der Kompositpolymere
Neben mechanischen Eigenschaften wie der Glasübergangstemperatur, die mit DSC-Messungen überprüft werden kann, stehen vor allem die optischen Eigenschaften der Polymere im Mittelpunkt unseres Interesses. Als grundlegende Eigenschaften sind die Absorption und die optische Qualität der photorefraktiven Elemente wichtig. Von besonderem Interesse sollen aber die nichtlinearen und photorefraktiven Eigenschaften im Weiteren betrachtet werden. Mithilfe von ellipsometrischen Messungen ist eine Beurteilung der Orientierung von Chromophoren in einem elektrischen Feld möglich. Durch Wellenmischexperimente wie Zwei- und Vier-Wellen-Mischen können wir sowohl die Stärke der lichtinduzierten Brechungsindexänderungen als auch aus Brechungsindexgittern verursachte Strahlverstärkungen bestimmen. Mögliche Abhängigkeiten des Gitteraufbaus von der Stärke des äußeren Feldes, der Lichtwellenlänge und Intensität sowie verschiedener Schreibwinkel bilden freie Parameter für die Materialoptimierung für gedachte Anwendungen. Für hohe Energieüberträge zwischen zwei Lichtwellen wird besonders die Phasenverschiebung zwischen einem einfallenden Intensitätsmuster und dem resultierenden Brechungsindexmuster wichtig, weshalb diese mit der Technik des bewegten Gitters untersucht wird.
Fotografie eines photorefraktiven Polymers in einer Halterung für optische Untersuchungen
Ziele der Materialoptimierung
Hauptziel dieser Forschung soll die optimierte Anwendung von photorefraktiven Polymeren in einem bewegungsdetektierenden Mikroskop auf der Basis photorefraktiver Stahlkopplung sein, wie es in unserer Arbeitsgruppe zur Untersuchung von bewegten Amplituden und Phasenobjekten Verwendung findet. Bislang publizierte Polymere wurden dabei vorrangig im roten Wellenlängenbereich eingesetzt. Um das volle Auflösungsvermögen unseres Mikroskopsystems auszunutzen, arbeiten wir an einem Polymer, das eine hohe Strahlkopplung im blauen Wellenlängenbereich aufweist. Zusätzliche Anforderungen an das Material sind dabei eine hohe optische Qualität, ein hohes Auflösungsvermögen sowie eine gute thermische wie mechanische Stabilität.
Ansprechpartner: Thomas Schemme