M.Sc. Lök. Jeannine Böhmichen
1987-2016
1987-2016
Aber ich weiß, der Tag wird kommen.
Er wird kommen, weil er kommen muss.
H. Mankell (Der Chronist der Winde)
Liebe Jeannine,
der Tag, er ist früh gekommen für Dich. Er ist zu früh gekommen für uns.
Jetzt bist Du fort.
Wir sind unsagbar verwirrt und traurig. So plötzlich. Einfach so. Warum? Warum Du? Warum so?
Wir haben mit Dir einen geliebten Menschen verloren, mit dem wir gerne weiter gelacht hätten, mit dem wir weiter nachgesonnen und diskutiert, mit dem wir weiter gefeiert, geplant und "gemacht" hätten.
Es sind so viele, die um Dich trauern, die Dich vermissen, für die Du ein Vorbild gewesen bist. An sie denken wir alle, sie alle schließen wir in unsere guten Wünsche ein.
Was uns bleibt, sind die Erinnerungen an Dich, die vielen schönen Momente, die guten Gespräche, die fröhlichen Stunden, die Aha's und WOWs des Forschungsalltags. Auch das Kopfschütteln über eine Welt, die so ist wie sie ist, auch wenn wir sie nicht verstehen. Heute noch weniger.
Wir werden damit klar kommen müssen. Wir werden damit klar kommen können, vielleicht auch durch die Lektionen, die Du uns gelehrt hast: Butter bei die Fische! Guckt nach vorne! Macht hin!
Sicher werden wir das. Irgendwann. Noch ist das zu früh. Zu frisch ist noch alles. Wir konnten uns am 22. Oktober von Dir in Leverkusen mit einer wunderschönen Feier verabschieden. Das war gut.
Der Tod von Jeannine trifft uns auch danach noch sehr. Wir fragen uns, was dieses unfassbare Ereignis für uns bedeuten kann?
Wir haben zusammen mit anderen KollegInnen des Zentrums für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung an der WWU Münster zur Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus gearbeitet und einen kleinen Band publiziert.
In der Enzyklika steht in Satz 229:
"Wir müssen wieder spüren, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung für die anderen und für die Welt haben und dass es sich lohnt, gut und ehrlich zu sein. Wir haben schon sehr viel Zeit moralischen Verfalls verstreichen lassen, indem wir die Ethik, die Güte, den Glauben und die Ehrlichkeit bespöttelt haben, und es ist der Moment gekommen zu merken, dass diese fröhliche Oberflächlichkeit uns wenig genützt hat. Diese Zerstörung jeder Grundlage des Gesellschaftslebens bringt uns schließlich um der Wahrung der jeweils eigenen Interessen willen gegeneinander auf, lässt neue Formen von Gewalt und Grausamkeit aufkommen und verhindert die Entwicklung einer wahren Kultur des Umweltschutzes."
Für uns warst Du, Jeannine, immer ein Mensch, der das verstanden und gelebt hat. Wir wollen nun versuchen, angesichts Deines Todes, in Zukunft den "kleinen Weg" der Liebe besser und konsequenter zu gehen. Dieser wird in Satz 230 beschrieben. Er
"[...] lädt uns ein [...], keine Gelegenheit für ein freundliches Wort, für ein Lächeln, für irgendeine kleine Geste zu verpassen, die Frieden und Freundschaft verbreitet. Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus durchbrechen. Indessen ist die Welt des wütenden Konsums zugleich die Welt, in der das Leben in all seinen Formen schlecht behandelt wird."
Am 01.11.2016, gedachte die WWU in einer Feierstunde aller ihrer Mitglieder, die in den vergangenen 12 Monaten verstorben sind. Wir haben auch Deiner gedacht. Wir haben uns errinnert: wie es gewesen ist mit Dir, wie Du warst, was wir mit Dir erlebt haben, was Du uns gegeben hast. Wir haben gehört, dass Du es vermochtest auch in noch so kurzen Begegnungen einen Eindruck zu hinterlassen. Ja, Du hast beeindruckt. Wir haben einige Eindrücke an Deiner Bürotür in einem "Fischnetz" gesammelt: ein Gedanke, ein Bild, eine Textzeile, eine Widmung, eine Nachricht. An Allerheiligen haben wir das Netz zusammen abgehängt. Wir werden die Eindrücke bewahren und schätzen. Sie halten die Erinnerung wach.
Um uns an Dich zu erinnern, haben wir am 09.12.2016 nahe des Instituts in der Kinderbachaue eine Sommer-Linde gepflanzt. Sie wird in ihrer Symbolik für so vieles sprechen, was wir an Dir gehabt, was mit mit Dir erlebt, was wir durch Dich gelernt haben. Der Platz am Wasser, an einem Bach, den Du für Deine Promotion untersucht hast, verweist auch uns auf unsere eigene Endlichkeit. Wir haben nun in Münster einen Platz, an dem die Erinnerung einen Ort hat.
Für unsere Weihnachtskarten 2016 haben wir eine Abbildung genommen, die Du noch gemacht hast. Sie zeigt ein Stapeldiagramm der hydromorphologischen Zustände des Aa-Systems. Der Ausschnitt ist so gewählt dass er die positivsten Bewertungen zeigt und nicht den großen Bereich der schlecht bewerteten Zustände. Wir möchten unsere positive Erinnerung an Dich dadurch ausdrücken. Der Rahmen ist in einem dunklen braun; zum Zeichen dass die Traurigkeit noch anhält. Wir drucken die Karte auf lachsfarbenem Papier. Die Gewässer des Untersuchungsgebietes Deiner Promotion gehörten der Salmonidenregion an (FiGt05 bzw. FiGt06). Die Festtags- und Neujahrsgrüße sind in vier Sprachen formuliert - die Sprachen, in denen wir arbeiten und in denen uns gute Wünsche in den letzten Wochen erreichten. Die Sonnenblume hatten wir als Erinnerung an Dich und Dein Wesen gewählt. Als Zeichen und stellvertretend für die Unterschrift, die Du nicht mehr schreiben kannst, haben wir auf jede Karten einen Sonnenblumensamen geklebt.
Vom 20. – 22. September 2017 haben wirdie Tagung des deutschen Zweigs der International Association for Landscape Ecology mit dem Oberthema Wasser.Landschaft ausgerichtet. Das wir dieses Thema gewählt haben, hat natürlich mit Dir zu tun. Der große Hörsaal war mit Sonnenblumen geschmückt und Du hättest Deine Freude gehabt. Danke, dass Du das Thema bei uns so stark gemacht hast. Etwa 80 Personen aus ganz Deutschland haben an der vielfältigen Tagung teilgenommen und sie mitgestaltet. Die Themen umspannten einen weiten Bogen und reichten von der hydro-numerischen Simulation über Leitbild-konformer Ersatzstrukturen (Dein Thema) und Mikroplastik, Gewässerrenaturierung und Unterhaltungspraxis bis hin zu Fragen der Wasserkultur oder Ökosystemleistungen.
Sehr viele Menschen haben Deiner gedacht und es mit ihren Spenden ermöglicht, dass unter der großzügigen Zuspende Deiner Familie im Jahr 2018 ein Preis am ILÖK ausgelobt werden konnte: Der Jeannine-Böhmichen-Preis. Er wurde 2018 zum ersten Mal vergeben und zeichnet eine herausragende Bachelorarbeit im Studiengang Landschaftsökologie mit einem Preisgeld von 400 EUR aus. Die Kriterien zur Vergabe haben wir abgeleitet aus dem, was wir in Deinem Sinne für erstrebenswert hielten. Es spiegeln sich darin auch einige Deiner Gaben und Eigenschaften, die uns - 3 Jahre nach Deinem Unfalltod - immer noch fehlen. Der Preis aus dem Jahr 2018 ging an Viktoria Zimmer für ihre Arbeit: Fostering regenerative living systems - The role of basketry handicraft in creating a culture rooted in place.
Deine AG Ökoplan
12.10.2016 | bei einem Unfall mit einem LKW gestorben |
seit 10/2014 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Landschaftsökologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster |
02/2014- |
Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Landschaftsökologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster |
2013 |
Master of Science Landschaftsökologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Masterarbeit "Funktionskontrolle von zwei verschiedenen Fischaufstiegshilfen an der Gurk (Kärnten, Österreich)" |
2012 |
Auslandsstudium und Studentische Mitarbeiterin beim Kärntner Institut für Seenforschung in Österreich |
2011- 2012 |
Studentische Hilfskraft am Institut für Landschaftsökologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster |
2007- 2013 |
Studium der Landschaftsökologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster |