Die Nutzung des Internets für den Kunstunterricht

- Die Ausstellung „Traum.Bild.Deutung“ im Internet -

Digitale Medien und Kunstunterricht? Für den Kunstunterricht gilt das gleiche, wie für alle anderen Unterrichtsfächer auch: er muss sich der Herausforderung stellen, die sich mit Internet und den sog. „Neuen Medien“ generell für Lernen und Lehren aufgetan hat.

Wie sich freilich jeder einzelne Lehrer im Spannungsfeld einer neuen Medien-Bildung verortet, auf welche Weise es ihm sinnvoll erscheint, seinen Unterricht über den Rückgriff auf digitale Techniken zu modernisieren und inhaltlich zu bereichern und wo weniger Technik ein Mehr an Unterrichtsqualität bedeutet – diese Entscheidung kann ihm niemand abnehmen.

Gleichwohl gibt es eine Reihe von allgemeineren Fragen, die sich für den Kunstunterricht stellen, z.B.: „Ist ein Besuch im Museum heutzutage noch sinnvoll, wo doch immer mehr Kunst im Internet abrufbar ist?“ „Ist das Betrachten von Kunst im Internet nicht kostengünstiger, schneller und für die Schüler reizvoller und effektiver als ein Museums-Besuch?“

Hier macht es Sinn, dem einzelnen Lehrer Entscheidungshilfen an die Hand zu geben, die auf wissenschaftlichen Untersuchungen basieren.

Heute stehen wir freilich noch ganz am Anfang der Forschung. Es gibt im Bereich der neuen Medien („Nutzung des Internets im Unterricht“) zwar eine Fülle an Initiativen und Projekten, eine Vielzahl an Hoffnungen und Spekulationen für ein qualitativ neues Lernen, jedoch kaum verlässliche Aussagen. Während die Schüler mit dem Medium Internet ganz selbstverständlich aufwachsen, benötigen die Lehrer insbesondere auch fachbezogenes Grundlagenwissen, um für ihren Unterricht zu entscheiden, wann der Rückgriff auf das Internet pädagogisch sinnvoll ist und für wen sich welche Inhalte und Aktivitäten eignen.

Die Untersuchung, die hier vorgestellt wird, und an der jeder Lehrer und jede Lehrerin teilnehmen kann, soll für den Kunstunterricht erste Ergebnisse liefern. Mit ihr sollen für jene Lehrerinnen und Lehrern, die sich vorstellen können, die neuen Medien im eigenen Unterricht zu integrieren, einige Anhaltspunkte erarbeitet werden.

Zu diesem Zweck wurde eine gesamte, große und wissenschaftliche Ausstellung ins Internet gelegt. Das PsychologischeInstitut II der Westfälischen Wilhelms-Universität hat zusammen mit dem Kreis Unna eine Ausstellung geplant und realisiert, wobei es einerseits um die Präsentation von 12 Künstlern und ihrer bildenden Kunst ging. Auf der anderen Seite handelt es sich um eine wissenschaftliche Ausstellung, d.h. einerseits haben die Maler einen gemeinsamen Hintergrund und andererseits ist in ihrer Kunst ein bildender Inhalt konsistent erkennbar.

Die Ausstellung „Traum.Bild.Deutung. Wien 1900-2000. Hausner, Hrdlicka und andere.“, die vom 19.10.2000 bis zum 31.2.2000 auf Schloß Cappenberg bei Unna stattfindet, ist daher eine Ausstellung, die von vornherein unter kunstwissenschaftlichen Aspekten geplant wurde.

Um zu untersuchen, ob Kunst auch im Internet wirkt, und wenn ja, durch welche Aspekte und wie intensiv in welchen Bereichen der menschlichen Wahrnehmung, wird die gesamte Ausstellung im Internet präsentiert:

http://www.uni-muenster.de/cappenberg

Zu jedem der 12 Künstler ist ein Fragebogen vorhanden, der verschiedene Bereiche abfragt, die im folgenden kurz vorgestellt werden: zum einen geht es um die Zufriedenheit der Lehrer und Schüler, die auf diesem Wege die Kunst und ihre Präsentation im Netz bewerten können. Auf der anderen Seite geht es um die psychologischen Fragestellungen, die mit Kunst zu tun haben: Wie wirkt Kunst auf den Betrachter? Welche Gefühle, welche Gedankengänge werden ausgelöst? Kann Kunst bewegen, und hat Kunst mit uns selbst zu tun? Und schließlich: wie verändert Kunst unsere Wahrnehmung? Für jeden der ausstellenden Künstler kann mit Hilfe des Fragebogens angegeben werden, wie intensiv die Kunst (circa 6-25 Kunstwerke pro Künstler), die der Benutzer im Internet sieht, wirkt. Damit kann die psychologische Wirkung der Kunst sehr genau beschrieben werden. Die Frage, die nun von pädagogischer Seite interessiert, ist: Hat die Kunst im Internet eine andere Wirkung als die realen Kunstwerke im Museum (hier: Schloß Cappenberg)?

Deshalb wird die gleiche Untersuchung auch ‚real‘ auf Schloß Cappenberg durchgeführt, so dass zum ersten mal der direkte Vergleich darüber Aufschluß geben kann, wie Kunst (also Bilder, denn das Visuelle beherrscht das Internet!) auf die das Internet nutzenden Schüler wirkt. Darüber hinaus kann der Anspruch von verschiedenen Künstlern mit den Ergebnissen der Untersuchung verglichen werden: was wollen die Künstler mit ihrer Kunst aussagen? Welche psychologischen Prozesse lösen sie tatsächlich beim Betrachter aus? Ganz konkret werden sämtliche Ergebnisse zu einer Reihe von Empfehlungen für Lehrer und Lehrerinnen zusammengefasst, nachdem die Studie abgeschlossen ist.

Durch die Mitarbeit von vielen Lehrern in ganz NRW (bis jetzt sind ca. 250 Schulen informiert worden) wird es möglich, das neue Medium Internet kritisch zu bewerten, und den Lehrern zu helfen, ihren Unterricht auch in Zukunft optimal zu gestalten. Deswegen ist es wichtig und für die Studie unerläßlich, dass durch die Teilnahme der Schüler an dieser Studie die Untersuchung zu aussagekräftigen Ergebnissen gelangt. Dies ist nur durch eine ausreichend große Zahl von teilnehmenden Schülern gewährleistet.

Die Ergebnisse können einerseits direkt im Klassenzimmer durch einen Mitarbeiter der Universität präsentiert werden (wenden Sie sich an die untenstehende Adresse) oder online im Internet abgerufen werden.

Da es wichtig ist, direkt die Erfahrungen und Ansichten der an der Studie teilnehmenden Lehrer und Schüler zu erfahren, ist die Möglichkeit vorhanden, Kommentare und Anmerkungen an das Psychologische Institut II zu senden. Die Plattform „digite.net“ unterstützt dieses Projekt. Ihr geht es darum, möglichst viele Lehrerinnen und Lehrer dazu anzuregen, gemeinsam die Fülle an neuen Optionen auszureizen, die mit den digitalen Techniken für Lernen und Unterrichten geboten werden. Angestrebt werden auf diese Weise keine ‚fertigen‘ Ergebnisse, sondern sich in Zusammenarbeit mit den Lehrern und Schülern entwickelnde Systeme, über die sinnvolle Nutzungsmöglichkeiten der neuen Medien entstehen und sukzessive wachsen.

Helfen sie daher mit, diese Evaluationsstudie zu gestalten, und besuchen sie die Ausstellung im Internet und füllen den Fragebogen aus (ca.

10-15m Minuten Zeitaufwand)!

Oder machen Sie einen Schulausflug und sehen sich

die Ausstellung auf Schloß Cappenberg an!

(siehe Anfahrtsplan)

gez.

Prof. Dr. Walter Schurian        Dipl.-Psych. Jens Rowold        Prof. Dr. Friedrich Schönweiss

Weitere Informationen:

Dipl.-Psych. Jens Rowold
Psych. Inst. II
Fliednerstr. 21
48149 Münster
Tel.: 0251/83-31378

http://wwwpsy.uni-muenster.de/inst2/schurian/r.html

e-mail: rowold@psy.uni-muenster.de