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Trotz ihrer quantitativen Geringfügigkeit ist die Neuregelung jedoch eine echte Reform, ein rigoroser Eingriff in die übliche Orthographie. Das scheint paradox, ist es aber nicht.
Als oberflächlichsten und dennoch zwingenden Beweis kann man anführen, daß zum erstenmal seit Beginn des Jahrhunderts auf einen Schlag sämtliche Rechtschreibbücher neu gedruckt werden müssen. Im Wirtschaftsteil der Zeitungen konnte man daher lesen, daß das Jahr 1996 dem Unternehmen Langenscheidt-Brockhaus-BI-Meyer-Duden einen Rekordumsatzsprung beschert hat.
Die Beseitigung von mehreren hundert Wörtern durch Getrenntschreibung quittiert Peter Eisenberg als Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission für die deutsche Rechtschreibung mit dem Satz:
"Aus der Geschichte des Deutschen ist kein vergleichbarer Angriff auf das Sprachsystem bekannt."
Und Horst H. Munske kommt nach einer sorgfältigen Analyse aller Regelungsbereiche zu dem Ergebnis:
"Diese Rechtschreibreform ist nach Art und Umfang der vorgesehenen Änderungen tatsächlich eine Reform, ein wesentlicher Eingriff in die Struktur der Schriftnorm des Deutschen. Und sie ist die allererste Rechtschreibreform in der deutschen Sprachgeschichte. Denn im Jahre 1901 war praktisch nur der geltende Usus sanktioniert worden. Deshalb genügte hierfür eine einmalige Konferenz von drei Tagen."