Neues Jahr, neue Erkenntnisse: Warum die COVID-Impfung von Kindern nicht nur sicher und sinnvoll, sondern womöglich auch dringend geboten ist.
Am 9. Dezember war es endlich so weit: Die STIKO veröffentlichte ihre Stellungnahme zur COVID-Impfung von Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren. Darin empfiehlt sie ausdrücklich die Immunisierung von Kindern mit Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes oder Krebs. Auch für Kinder im Umfeld besonders gefährdeter, etwa hochbetagter oder immunsupprimierter Personen wird die Impfung empfohlen. Allerdings können „bei individuellem Wunsch“ auch alle anderen Fünf- bis Elfjährigen geimpft werden – Voraussetzung: eine ausführliche ärztliche Aufklärung. Welche Informationen sind jetzt für die Impfberatung entscheidend?
Primum non nocere: Der Impfstoff ist sicher
Wie bereits in der Zulassungsstudie hat sich die Impfung auch nach millionenfacher Anwendung in der Praxis als sehr sicher erwiesen. Das zeigt eine Auswertung von Impfnebenwirkungen durch die US-Gesundheitsbehörde CDC: Im Untersuchungszeitraum wurden über acht Millionen Dosen verimpft. Wo Nebenwirkungen gemeldet wurden, waren sie in 98% der Fälle leicht. Bei zwölf Kindern trat eine Myokarditis auf – im Vergleich zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das Risiko einer Herzmuskelentzündung für diese Altersgruppe also deutlich geringer. Das könnte mit der Dosis zusammenhängen: Kinder erhalten zweimal je 10 µg des BioNTech/Pfizer-Vakzins Comirnaty, also ein Drittel der Menge, die für alle ab zwölf Jahren vorgesehen ist.
Kinder erkranken seltener als Erwachsene – aber sie erkranken
Nun gilt es, die Impfnebenwirkungen gegen die Risiken einer Infektion abzuwägen. Hier ist die Lage auch nach zwei Jahren Pandemie nicht eindeutig. Doch bevor es um Komplikationen wie PIMS, Long-COVID und neu aufgetretenen Diabetes geht, zunächst ein Blick auf die Zahlen von Infektionen, Krankenhausaufnahmen, Intensivbehandlungen und tödlichen Verläufen:
Dem RKI wurden bislang rund 700.000 positiv getestete Kinder zwischen fünf und elf Jahren gemeldet. Etwa 16% aller im freiwilligen COVID-19-Survey der DGPI erfassten stationär-pädiatrischen Behandlungen entfielen auf diese Altersgruppe. Seit Beginn des Jahres liegen laut Intensivregister jeden Tag mindestens 27 Minderjährige wegen COVID-19 auf der Intensivstation. Insgesamt sind laut RKI mindestens 41 Kinder und Jugendliche im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben.
Diese Zahlen stehen natürlich in keinem Verhältnis zu denen der Erwachsenen. Umso relevanter ist es, sie im Kontext der sonst sehr guten Kindergesundheit zu betrachten: So zählt COVID-19 bei Fünf- bis Elfjährigen in den USA mittlerweile zu den häufigsten Todesursachen. In Europa müssen einer Vorabveröffentlichung des European Centre for Disease Prevention and Control zufolge etwa 1,2% der symptomatisch erkrankten Kinder und Jugendlichen ins Krankenhaus; 0,08% werden intensivpflichtig und 0,01% versterben. Wichtig zu wissen: Drei von vier hospitalisierten Fünf- bis Elfjährigen hatten dieser Auswertung zufolge keinerlei Vorerkrankungen.
Eine noch nicht begutachtete deutsche Studie kam wiederum zu dem Schluss, dass gesunde Fünf- bis Elfjährige am wenigsten von schweren COVID-19-Verläufen betroffen sind. Die Mortalität ließ sich nicht berechnen, da im ausgewerteten Zeitraum kein vormals gesundes Kind dieser Altersgruppe verstorben war.
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