Schlagwort-Archive: Open Access

Vertragsverlängerung zwischen Norwegen und Elsevier gescheitert

Die Kommission „Direktoratet for IKT“, von der norwegischen Regierung beauftragt, hat vor einer Woche die Gespräche mit Elsevier für gescheitert erklärt. Es gäbe bei Elsevier keinerlei Ansätze zur Modifikation des Publikationsmodells hin zu präferierten „Open Access“ und „Open Publishing“.

Gewünscht war von der norwegischen Kommission die Änderung von der Bezahlung, um einen Artikel lesen zu können hin zu einem Publikationsmodell, welches die Bezahlung vorsah, um einen Artikel zu veröffentlichen. Dieses Open Publishing sollte bis 2024 sicherstellen, dass norwegische Forschungsleistungen bis 2024 grundsätzlich im Sinne von „Open Access“ von jedem ohne Zugangsschranken gelesen werden kann.

Pressemitteilung: Norwegian research institutions have decided not to renew their agreement with Elsevier

Nach Schweden folgt nun Norwegen in der Ablehnung einer Verlängerung des Vertrages mit Elsevier.

In Deutschland verhandelt das Projekt Deal u.a. mit Elsevier.  Mitte Januar erreichte Deal einen Vertragsabschluss für ein bundesweites Publish&Read-Modell mit dem Verlag Wiley.

Originalmeldung von Olver Weiner auf medinfo

Logo © Projekt DEAL c/o Universitätsbibliothek Freiburg i. Br.

Vertragsabschluss zwischen Projekt DEAL und Wiley

In einer Pressemitteilung der Hochschulrektorenkonferenz wird folgendes mitgeteilt:

  • Wiley und Projekt DEAL schließen zukunftsorientierte Partnerschaft für Deutschland zur Erprobung neuer Publikationsmodelle
  • Forscher sollen bessere Möglichkeiten haben, Forschungsergebnisse über die Zeitschriften von Wiley zu verbreiten
  • Teilnehmenden deutschen Institutionen wird weiterhin Zugang zu Wileys Portfolio an wissenschaftlichen Journals ermöglicht

Wiley gab „eine bundesweite Partnerschaftsvereinbarung mit dem Projekt DEAL bekannt, das fast 700 akademische Einrichtungen in Deutschland als Konsortium repräsentiert. Gegen eine jährliche Gebühr ermöglicht diese richtungsweisende geschlossene Dreijahresvereinbarung allen Projekt DEAL-Institutionen den Zugang zu den wissenschaftlichen Journals von Wiley zurück bis ins Jahr 1997. Forscher an Projekt DEAL-Institutionen können Artikel als „Open Access“ in Wiley Zeitschriften veröffentlichen. Die Partnerschaft wird Institutionen und Forschern helfen, Open Science zu fördern, Entdeckungen zu machen sowie Wissen zu entwickeln und zu verbreiten.

Um die allgemeine Förderung der wissenschaftlichen Forschung zu unterstützen, starten Wiley und Projekt DEAL im Rahmen der Partnerschaft gemeinsam drei wichtige neue Initiativen.

  • Erstens ein neues Flaggschiff unter den Open-Access-Journals: Eine interdisziplinäre Zeitschrift wird führende Wissenschaftserkenntnisse aus der globalen Forschungsgemeinschaft veröffentlichen und als einzigartiges Forum für die Entwicklung neuer Open-Access-Publikationsmodelle dienen.
  • Zweitens werden Wiley und Projekt DEAL eine Gruppe zu Open-Science and Author Service Development einrichten, die sich auf die Innovation und Beschleunigung neuer Publikationskonzepte konzentriert.
  • Drittens werden die Partner ein neues jährliches Symposium für deutsche Nachwuchswissenschaftler ins Leben rufen, das zukunftsweisende Ideen für die Forschungskommunikation erarbeiten soll.“

Ebenfalls in besagter Pressemitteilung findet sich eine kurze Beschreibung des Projekt Deal:

„Das Projekt DEAL wurde von der Allianz der deutschen Wissenschafts­organisationen ins Leben gerufen, die die überwiegende Mehrheit der wichtigsten Wissenschafts- und Forschungsorganisationen in Deutschland repräsentiert. Das Konsortium umfasst fast 700 überwiegend öffentlich finanzierte, akademische Einrichtungen in Deutschland, wie Universitäten, Fachhochschulen, Forschungseinrichtungen sowie Staats- und Regionalbibliotheken. Im Rahmen des Projekts sollen nationale Lizenzvereinbarungen für das gesamte Portfolio an elektronischen Zeitschriften großer akademischer Verlage umgesetzt werden. Weitere Informationen unter www.projekt-deal.de

 

Logo © Projekt DEAL c/o Universitätsbibliothek Freiburg i. Br.

PJ-Studie der ZB Med in Open Access-Zeitschrift publiziert


Orte, in denen das PJ abgeleistet wurde.

Die PJ-Studie der Zweigbibliothek Medizin ist heute veröffentlicht worden: Nutzung und Nützlichkeit von Informationsressourcen im Praktischen Jahr: Eine Studie an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. Die Studie wurde bei der Open Access-Zeitschrift Medizin-Bibliothek-Information veröffentlicht (GMS Med Bibl Inf 2018;18(3):Doc13 doi:10.3205/mbi000414), Autor ist Dr. Oliver Obst, der Leiter der ZB Med, und Matthias Klaus Linsenmaier, Arzt am Department für Innere Medizin des Universitätsklinikum Tübingen.

Zusammenfassung
In dieser Studie untersuchte die Zweigbibliothek Medizin der Universität Münster die Nutzung und Nützlichkeit von acht kostenpflichtigen und sieben kostenfreien Informationsressourcen für Studierende im Praktischen Jahr. In der Studie sollte herausgefunden werden, welche dieser 15 Tools die Entscheidungsfindung bei Diagnose und Therapie im Praktischen Jahr (PJ) unterstützen. Die Studie lief von Mai 2017 bis April 2018. Sie wurde über eine geschlossene Facebook-Gruppe administriert. Die Herausforderung des PJ für die Studierenden besteht darin, dass sie zum ersten Mal als ärztliche Mitarbeiter in die Krankenversorgung eingebunden sind. Die Herausforderung des PJ für die Bibliothek besteht darin, den Studierenden im PJ als Nutzer und Kunden wahrzunehmen und zu versorgen. Zwei kostenpflichtige Ressourcen erwiesen sich als wirklich nützlich im PJ: Amboss, das Lern- und Prüfungsportal, sowie UpToDate, das Clinical Decision System. Das Engagement der Bibliothek für PJ-Studierende wurde als nützlich und wichtig angesehen.

Weitere Berichte und Ergebnisse

Wie erkenne ich betrügerische Open Access-Journale?

Möchte man durch Publikationen seine wissenschaftliche Karriere befördern, ist es essenziell, in den richtigen, seriösen Journalen zu publizieren. Im folgenden finden Sie aus aktuellen Anlaß einige Charakteristika, an denen man betrügerische Open Access-Journale erkennen kann.

  1. Hat die Zeitschrift einen Impact Factor? Das Journal of Proteomics & Computational Biology (JPCB) der indischen Avens Publ. Group wirbt z.B. mit einem IF, obwohl es keinen hat und der angegebene Wert erkennbar veraltet ist.
  2. Wieviele Artikel publiziert die Zeitschrift im Jahr? Das JPCB hat 8 Artikel in 5 Jahren veröffentlicht – das klingt ebenfalls nicht nach einer gut laufenden, seriösen Zeitschrift.
  3. Ist die Zeitschrift in den großen Literaturdatenbanken und Current Contents-Diensten wie PubMed, Web of Science oder Embase gelistet? Für das JPCB werden lediglich einige Suchdienste angegeben, die einfach alle Zeitschriften aufnehmen, egal mit welcher Qualität, wie zB Google oder WorldCat.
  4. Wer publiziert in der Zeitschrift? Die acht Autoren stammen aus wissenschaftlichen Entwicklungsländern wie Bangladesh, China, Indien, Kroatien und Sudan.
  5. Wie schnell wird ein Manuskript peer-reviewed? Das JPCB akzeptiert Artikel teilweise innerhalb von wenigen Tagen. In dieser Zeit ist ein vernünftiger Peer-Review-Prozeß wohl kaum möglich.
  6. Wer sitzt im Editorial Board? Bei Predatory Journals sind Editorial Boards oft Fake Boards. Dies gilt für JPCB jedoch nicht, wie eine Stichprobe ergab.
  7. Wie hoch ist die Processing Fee (APC)? Im JPCB zu publizieren kostet 120 bis 520 USD – je nach Herkunftsland. Das klingt eher nach Gewinnmaximierung als nach einem nachhaltigen Geschäftsmodell. Normale, kostendeckende APCs liegen z.B. bei Springer oder PLoS so um die 2.000 Euro.
  8. Wo hat der Verlag seienn Sitz und wohin soll die APC transferiert werden? Aus Indien kommen auch gute Verlage, aber wenn das Geld auf ein obskures Konto auf den Turks and Cairos Islands überwiesen werden soll, ist Misstrauen angesagt.
  9. Ist das Journal oder der Verlag auf der Beall‘ Liste der Predatory Publishers gelistet? Ja, Avens Publ. Group ist dort gelistet.
  10. Ist das Journal im Directory of Open Access Journals gelistet? Nein.

Shamseer’s characteristics of a predatory journal

  • Non-biomedical interests
  • Unprofessional website with many errors
  • Unclear or touched-up images
  • Website home page that speaks directly to authors
  • Uses Index Copernicus Value as index factor
  • No description of publishing process
  • Asks for manuscripts to be submitted by email
  • Promises quick turnaround and publication
  • No retraction policy
  • No information on how content will be preserved
  • Low APC
  • Lack of copyright clarity
  • Publisher/journal email is generic (e.g., Gmail)

Fazit
Ob JPCB ist Predatory Journal ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. In so einem Journal/Umfeld zu publizieren fördert aber die wissenschaftliche Karriere wohl eher nicht und ist schlimmstenfalls die Verschwendung von Steuermitteln.

Weitere Informationen
http://thinkchecksubmit.org
https://publicationethics.org


Seit 2004 bekommen alle Wisssenschaftler der Uni Münster finanzielle Unterstützung für das Veröffentlichen von Artikeln in Open-Access-Zeitschriften. Seit 2011 hat die Universität dazu mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft einen Publikationsfonds für die Finanzierung von Open Access-Artikelgebühren eingerichtet. Sie gehört damit zu den ersten Universitäten in Deutschland, die eine Förderung im neuen Programm “Open Access Publizieren” der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhalten. Die Universität Münster bezahlt aus Ihren DFG-geförderten Publikationsfond allerdings nur Open-Access-Zeitschriften, welche die im jeweiligen Fach anerkannten, strengen Qualitätssicherungsverfahren anwenden wie z.B. PLOS- oder BiomedCentral-Journale und weniger als 2.000 Euro kosten.

Forscher weltweit rufen zu Elsevier-Boykott auf

Diana Kwon fasst in ihrem Artikel Universities in Germany and Sweden Lose Access to Elsevier Journals in The Scientist die aktuelle Situation der Verhandlungen nationaler Konsortien und Elsevier zusammen. Konsortien in Deutschland wie auch in Schweden drängen auf Open-Access-Abonnements mit dem Verlag Elsevier.

Vergangenen Monat verloren rund 300 akademische Einrichtungen in Deutschland und Schweden den Zugang zu neuen Veröffentlichungen in Elsevier-Zeitschriften, weil die Verhandlungen über landesweite Abonnementverträge unterbrochen wurden. Da Artikel aus Elsevier-Zeitschriften  unzugänglich sind, wenden sich Akademiker alternativen Wegen zu, um diese zu erhalten, z.B. über Fernleihdienste, per E-Mail an Autoren, das Auffinden früherer Versionen auf Preprint-Servern oder den Kauf einzelner Arbeiten.  Anders Götherström, Archäologe an der Universität Stockholm: „(…) ich denke, dass wir irgendwann immer noch einen Weg finden werden, die Papiere zu bekommen, die wir wollen.“ [Siehe: Elf Wege an Elsevier-Artikel zu kommen, die nicht in Münster verfügbar sind]

Akademische Bibliothekskonsortien in beiden Ländern drängen auf ein so genanntes Publiziere-und-Lese-Modell, das die Veröffentlichung von Artikeln als Open Access und das Lesen von kostenpflichtigen Artikeln in einer Gebühr vereint.

Das deutsche Projekt DEAL, das rund 200 Universitäten und Forschungszentren vertritt, und das schwedische Bibsam-Konsortium, dem 85 Institutionen angehören, stehen seit 2016 in Verhandlungen mit Elsevier. Noch ohne Vereinbarung kündigte Bibsam letzten Monat an, seine Verträge mit Elsevier nicht zu verlängern – und als die Abonnements am 1. Juli ausliefen, konnten Akademiker an schwedischen Institutionen nicht mehr auf neue Artikel in den Zeitschriften des Verlags zugreifen. Rund 60 Universitäten und Forschungszentren haben ihre Abonnements Ende 2016 beendet, und bis Anfang diesen Jahres haben sich rund 200 Institutionen von dem Verlag getrennt. Bis Anfang Juli war der Zugang zu Elsevierzeitschriften während der Verhandlungen gegeben. (Siehe: Verhandlungen von DEAL und Elsevier unterbrochen]

  • Josef Pfeilschifter, Pharmakologe und Toxikologe an der Goethe-Universität Frankfurt, äussert sich besorgt über den Verlust des Zugangs zu Elseviers Zeitschriften an seiner Institution. „Für Lebenswissenschaftler und Mediziner sind Elseviertitel wichtige Zeitschriften, zu denen wir Zugang haben müssen.“
  • Christopher Kyba, Postdoc am Deutschen Forschungszentrum für Geowissenschaften hat beschlossen, Peer-Review-Anfragen von Elseviers Zeitschriften abzulehnen, „Ich stimme dem zu, was [DEAL] zu tun versucht, und das ist eine konkrete Sache, die ich tun kann.“
  • Elias Jarlebring, Mathematiker am KTH Royal Institute of Technology in Schweden, sagt: „In vielen Fällen gibt es mehr als eine Zeitschrift, die Sie in Betracht ziehen könnten, und ich werde sicherlich eher in einer Nicht-Elsevier-Zeitschrift als in einer Elsevier-Zeitschrift veröffentlichen.“
  • Eiko Fried, Professor für Klinische Psychologie an der Universität Leiden, twitterte „Please consider boycotting Elsevier — as authors, reviewers, and editors — in solidarity with  german & swedish  students and academics who currently no access to papers from Elsevier journals. This is an unparalleled and outrageous situation. Also, check out the Wikipedia site on Elsevier — here a screenshot of the actual table of contents, with a few minor annotations. Finally, a plug for a recent blog post in which I describe issues with academic publishing in psychology (incl. Elsevier). We really need to make our voices heard now: scientific publishing as an economic enterprise does not serve science.“
  • Anne Templeton, Sozialpsychologin an der Universität Edinburgh, ruft per Twitter zu einem Boykott von Elsevier auf: „I withdrew an article from an Elsevier journal and sent a letter explaining this was due to Elsevier’s treatment of academic institutions in Sweden and Germany. I received a response from the Exec Publisher, so the messages of the boycott are being heard. Please do the same!“

Der Verlag Elsevier hat erklärt, dass er „offen ist für konstruktive Gespräche, um eine nachhaltige nationale Lösung zu finden“, sowohl in Deutschland als auch in Schweden.

Weitere Informationen

Interview mit der ULB-Digitaldezernentin Frau Dr. Klötgen über Raubverleger


Mit wissenschaftlicher Information lässt sich viel Geld verdienen

Mehr als 5000 deutsche Wissenschaftler haben Medienberichten zufolge Forschungsergebnisse gegen Bezahlung in wertlosen Online-Fachzeitschriften pseudowissenschaftlicher Verlage publiziert. Diese Verlage missachten demnach die grundlegenden Regeln der wissenschaftlichen Qualitätssicherung. Norbert Robers sprach mit der Leiterin der Digitalen Dienste der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Dr. Stephanie Klötgen, über Konsequenzen und über Tipps, um sich gegen Raubverlage zu schützen.

Eine der Schlagzeilen zu diesem Thema lautet: „Tausende Forscher publizieren in Pseudo-Journalen“. Ist das auch für Sie eine überraschende Nachricht?
Nein, nicht wirklich. Mit wissenschaftlicher Information lässt sich heute sehr viel Geld verdienen ­- dies haben auch obskure Verlage erkannt.

Das Phänomen der pseudowissenschaftlichen Verlage sei zwar schon seit Jahren bekannt, heißt es in den Berichten. Neu sei jetzt vor allem das Ausmaß – so habe sich die Zahl solcher Publikationen bei fünf der wichtigsten Verlage den Recherchen zufolge seit 2013 weltweit verdreifacht, in Deutschland sogar verfünffacht. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Verlage geben immer mehr Zeitschriften mit zum Teil sehr ähnlichen Titeln heraus. Vor allem für junge Wissenschaftler ist es schwer, sich in dieser Flut zurechtzufinden. Gerade die Kombination aus Publikationsdruck und zu wenig Zeit, sich mit der Auswahl des richtigen Journals zu beschäftigen, kann dazu führen, dass Wissenschaftler auf unseriöse Angebote hereinfallen. Vermutlich wurden auch die Zahlen bislang nicht systematisch erhoben, so dass jetzt die Zahl überraschend hoch ist.

Sie haben bereits einen Grund für diese hohe Zahl genannt – es ist vor allem der Publikationsdruck, die die Wissenschaftler in die Hände der Geschäftemacher treibt. Teilen Sie diese Einschätzung?
Ja, dies ist zumindest ein wichtiger Faktor. Es zählt häufig immer noch die Quantität und nicht unbedingt die Qualität der veröffentlichten Beiträge. Dies spiegelt sich auch in vielen metrischen Faktoren wieder, die zur Beurteilung herangezogen werden.

Worin besteht die Gefahr, wenn sich diese Berichte bestätigen?
Die Gefahr, dass das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft Kratzer bekommen, ist nicht zu bestreiten.

Wie kann ein junger Wissenschaftler sichergehen, dass er bei einem seriösen Verlag publiziert?
Sie sollten sich vor allem über Qualitätskriterien zur Beurteilung von Verlagen und Zeitschriften informieren. Hier helfen Angebote wie beispielsweise die Website „Think.Check.Submit“, die Kriterien zur Beurteilung nennt, oder Verzeichnisse wie das „Directory of Open Access Journals“ (DOAJ), das qualitätsgeprüfte Zeitschriften, die nach dem Open Access-Prinzip veröffentlichen, auflistet.

Gibt es Indikatoren oder Hinweise, auf die man im Fall einer Unsicherheit achten sollte?
Ja, die gibt es. Wie bekannt ist die Zeitschrift im Fach? Wird die Zeitschrift in bekannten, großen Datenbanken wie etwa „Web of Science“ oder „Pubmed“ ausgewertet? Ist die Art des Peer-Review-Verfahrens klar beschrieben? Und sind die Herausgeber der Zeitschrift im Fach bekannt? Wenn es auf eine oder mehrere dieser Fragen keine erschöpfende Antwort gibt, ist Skepsis angebracht.

Und falls man danach immer noch unsicher ist: Gibt es an der Universität Münster Beratungsstellen, an die man sich wenden kann?
Ja, die Universitäts- und Landesbibliothek berät zu den verschiedenen Aspekten des Publizierens. Alle Wissenschaftler können sich beispielsweise gerne an Dr. Viola Voß oder an mich wenden.

Links zu dieser Meldung
Think.Check.Submit
Directory of Open Access Journals
Open Access an der WWU
Raubverlage: Stimmen aus der Wissenschaft

Weitere Links zu Raubverlagen
Aktuelles-Beiträge über Betrug mit open Access
Beall‘ Liste der Predatory Publishers

Foto: Tsyhun at Shutterstock.com

Verhandlungen von DEAL und Elsevier unterbrochen

„Die überhöhten Forderungen des Verlags Elsevier haben uns gezwungen, die Verhandlungen des Projekts DEAL der Allianz der Wissenschafts­organisationen mit dem Verlag zu unterbrechen.“ Das berichtete der Verhandlungsführer und Sprecher des DEAL-Lenkungsausschusses, Prof. Dr. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, in einer Pressemitteilung der HRK vom 5. Juli 2018.

Das Projekt DEAL ist eine „Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen“, zu der auch die Universität Münster gehört, die sich seit 2016 für einen neuen Vertrag mit dem Elsevier-Verlag stark macht, um ein dauerhaftes Zugriffsrecht auf alle Elsevier-Zeitschriften inklusive einer automatischen Open-Access-Schaltung aller Publikationen und ein neues und transparentes Kostenmodell zu garantieren.

Die Universität- und Landesbibliothek Münster (ULB) meldet nun: „[D]ie DEAL-Gruppe hat die Gespräche unterbrochen. DEAL sah sich zu diesem Schritt gezwungen, da Elsevier nicht bereit sei, einen wissenschaftsadäquaten Leistungsumfang unter den Grundsätzen des Open Access anzubieten, der langfristig finanzierbar ist. Damit ist jetzt absehbar, dass Elsevier den offenen ScienceDirect-Zugang in Kürze sperren wird.“

Was sich ändert, was dies für Studierende und Wissenschaftler bedeutet, entnehmen Sie bitte der Pressemitteilung der ULB.

 

Logo © Projekt DEAL c/o Universitätsbibliothek Freiburg i. Br.

Forscher legt Predatory Journal mit Quatschstudie rein

Wie der Spiegel berichtet hat ein (natürlich) britischer Forscher eine Nonsense-Studie bei der Zeitschrift Psychology and Psychotherapy eingereicht. Der Artikel wurde problemlos akzeptiert und veröffentlicht. Er ist Stand heute immer noch auf der Webseite des Verlags abrufbar und sehr lesenswert. Der Spiegel kommentiert: „Kurz gefasst geht es darum, ob die politischen Vorlieben eines Menschen einen Einfluss darauf haben, mit welcher Hand er sich auf der Toilette den Hintern abwischt. Nehmen linke Politiker nur die linke Hand? Um das herauszufinden, habe man britische Abgeordnete befragt, behauptete Lewis. Allein die aufgeführten Namen lassen einen laut lachen: Boris Johnski, Teresa Maybe und Placido Domingo hätten bereitwillig Auskunft darüber gegeben, welche Hand auf der Toilette ihre bevorzugte sei. Nur ein gewisser Nigel F.`Arage habe sich wenig kooperativ gezeigt.“


Die grundlegende Geschäftsidee von „Predatory Journals“: Gegen 500, 1000 oder 2000 Euro publizieren sie alles, was man ihnen zusendet, in Zeitschriften mit wohlklingenden Titeln wie International Journal of Medicine and Medical Sciences, von denen nie jemand etwas gehört hat und hören wird. Die Publikation dient alleine der Publikation – dem Zitat, das man seiner Vita anhängt. Ein Peer-Review findet meist nicht statt, das Editorial Board ist ein einziger Fake, ein Lektorat gibt es nicht. Stattdessen wird das Manuskript 1:1 auf die Webseite gestellt. Eine aktuelle Liste dieser Zeitschriften und deren Verlage gibt es aus rechtlichen Gründen nicht, aber die Beall‘ Liste der Predatory Publishers von 2017 gibt eine gute Idee, wie weit verbreitet Predatory Publishing mittlerweile ist. Crimson Publishers stehen übrigens nicht auf dieser Liste. Die ZB Med berichtete öfters über dieses Phänomen und gab Tipps, wie man sich davor schützen kann.

Foto: Screenshot Psychology and Psychotherapy

med – Das Magazin der Zweigbibliothek: Ausgabe 1-2018

Die erste Ausgabe des Bibliotheksmagazins 2018 ist heute mit folgenden Beiträgen erschienen:

Inhalt


Die gedruckte Ausgabe der Bibliothekszeitung med finden sie ab Ende nächster Woche in der Bibliothek. Wenn Sie ein oder mehrere Exemplare für sich oder zur Auslage haben möchten, schicken wir Ihnen diese gerne zu. Das PDF finden Sie auf unserem E-Pflichtserver.

Grafik: ZB Medizin

WWU unterstützt Initiative Open Access 2020

Kurz vor Weihnachten meldete die ULB:
„„Open Access 2020“ ist eine internationale Initiative von Förder- und Forschungseinrichtungen, Hochschulorganisationen und Universitäten, die sich dafür aussprechen, das bisherige Subskriptionsmodell wissenschaftlicher Zeitschriften durch ein Open-Access-Modell zu ersetzen. Zu den Unterzeichnenden einer entsprechenden Interessensbekundung zählen auf deutscher Seite bereits die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Wissenschaftsrat, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Max-Planck-Gesellschaft, die Hochschulrektorenkonferenz sowie eine Reihe von Universitäten.
Sie bekennen sich damit zur Transformation wissenschaftlicher Zeitschriften von Subskription zu Open Access: Zu diesem Zweck werden Ressourcen, die bislang der Finanzierung von Abonnements wissenschaftlicher Zeitschriften galten, vermehrt umgelenkt in die nachhaltige Förderung von Open-Access-Publikationsmodellen.

Das Rektorat der WWU hat im Dezember 2017 die „Expression of Interest in the Large-scale Implementation of Open Access to Scholarly Journals“ unterzeichnet. Diese Unterstützung für OA2020 ergänzt die von der WWU unterzeichnete „Berliner Erklärung“ sowie die „Open Access-Resolution der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster“, die 2012 verabschiedet wurde.

Der Transformationsprozess an der WWU wird getragen vom 2011 eingeführten Open-Access-Publikationsfonds für Artikel in Open-Access-Zeitschriften, der im November 2017 auf Monographien und Sammelbände erweitert wurde.“

med – Das Magazin der Zweigbibliothek: Ausgabe 2-2017

Die zweite Ausgabe des Bibliotheksmagazins 2017 ist heute mit folgenden Beiträgen erschienen:

Inhalt


Die gedruckte Ausgabe der Bibliothekszeitung med finden sie ab Ende nächster Woche in der Bibliothek. Wenn Sie ein oder mehrere Exemplare für sich oder zur Auslage haben möchten, schicken wir Ihnen diese gerne zu. Das PDF finden Sie auf unserem E-Pflichtserver unter der URL https://epflicht.ulb.uni-muenster.de/download/pdf/467591 (PDF, 3,08MB).

Grafik: ZB Medizin

Science Magazine: DEAL ist ein mutiger Schritt aus der Zeitschriftenpreiskrise


Mit „Tear down this paywall“ könnte man in Anlehnung an eine historische Äusserung des damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan während einer Rede am 12. Juni 1987 in Berlin das Projekt DEAL beschreiben: eine „Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen“, zu der auch die Universität Münster gehört, die sich seit 2016 für einen neuen Vertrag mit dem Elsevier-Verlag stark macht, um ein dauerhaftes Zugriffsrecht auf alle Elsevier-Zeitschriften inklusive einer automatischen Open-Access-Schaltung aller Publikationen und ein neues und transparentes Kostenmodell zu garantieren.

Nun ist in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Science ein lesenswerter Artikel der Autoren Gretchen Vogel und Kai Kupferschmidt erschienen, der die Hintergründe des Projektes erläutert, nicht ohne darauf zu verweisen, dass auch die AAAS (American Association for the Advancement of Science), Herausgeber von Science, vom bisherigen Abonnement-Modell profitiert hat.

Zitiert wird Andreas Degkwitz, leitender Direktor der Berliner Humboldt Universität, mit den Worten „In the end, this is about patience.“ Darum beenden die Autoren ihren Artikel treffend mit den Worten „Germany has shown before how patient it can be when dealing with a wall.“

  • Gretchen Vogel, Kai Kupferschmidt: A bold open-access push in Germany could change the future of academic publishing. Science. 23. August 2017 [online]

 

Logo © Projekt DEAL c/o Universitätsbibliothek Freiburg i. Br.