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Das „Paper of the Month“ 04/2024 geht an: Andreas Schulte-Mecklenbeck, Heinz Wiendl, Luisa Klotz, Catharina C. Gross, Olga Steinberg, Timo Wirth und Sarah Lauks von der Klinik für Neurologie

Für den Monat April 2024 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an Dr. Andreas Schulte-Mecklenbeck, Univ.-Prof. Dr. Dr. Heinz Wiendl, Univ.-Prof. Dr. Luisa Klotz, Dr. Catharina C. Gross, Dr. Olga Steinberg, Dr. Timo Wirth und Dr. Sarah Lauks von der Klinik für Neurologie mit Institute für Translationale Medizin für die Publikation: Multiple sclerosis endophenotypes identified by high-dimensional blood signatures are associated with distinct disease trajectories. Science Translational Medicine. 16(740).2024: eade8560 [Volltext]

Multiple Sklerose (MS) ist eine komplexe und unberechenbare Krankheit, die weltweit mehr als 2.8 Millionen Menschen betrifft. Die charakteristischen vielfältigen klinischen Manifestationen und Krankheitsverläufe erschweren eine effektive Behandlung. Traditionelle Ansätze zur Behandlung sind oft eine Einheitslösung, ohne dabei die unterschiedliche Immunpathologie zu berücksichtigen.

Die Studie, die Daten von über 500 frühen Multiple-Sklerose-Patienten aus zwei unabhängigen Kohorten analysierte, nutzte hochdimensionale Durchflusszytometrie und Serumproteomik, um die Komplexität des Immunsystems in nie dagewesener Detailtreue abzubilden. Die aufwändige Analyse identifizierte drei unterschiedliche immunologische Endophänotypen, die jeweils mit spezifischen klinischen Manifestationen und Therapieansprechen verbunden sind. Darüber hinaus hebt die Studie hervor, dass diese Endophänotypen als Marker für Krankheitsprognose und Therapiewirksamkeit genutzt werden könnten. Diese Einsichten könnten die Entwicklung neuer therapeutischer Ansetze erleichtern, die gezielt auf bestimmte Krankheitsmechanismen innerhalb dieser Endophänotypen abzielen.

Die Ergebnisse wurden innerhalb der Neurologie als großer Schritt im Kampf gegen Multiple Sklerose gewürdigt. Sie unterstreichen die Bedeutung individueller Versorgung und das Potenzial, die Behandlungsergebnisse durch die Ausrichtung der Therapien an der spezifischen Immunsignatur eines Patienten signifikant zu verbessern.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month-Auszeichnung finden Sie hier.

Foto: MFM/Christian Albiker

„Paper of the Month“ Dezember 2022 geht an Dr. Patrick Ostkamp aus dem Institut für Translationale Neurologie

Für den Monat Dezember 2022 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der WWU Münster an Dr. Patrick Ostkamp aus dem Institut für Translationale Neurologie für die Publikation: A single-cell analysis framework allows for characterization of CSF leukocytes and their tissue of origin in multiple sclerosis. Science Translational Medicine. 2022 Nov 30;14(673):eadc9778 [Volltext].

Die Cerebrospinalflüssigkeit (oder: Liquor) ist eine im Zentralnervensystem gebildete Flüssigkeit, die unter anderem Leukozyten enthält. Bislang war jedoch unklar, welche dieser Leukozyten aus dem peripheren Blut stammen und welche direkt aus dem Zentralnervensystem.

Mithilfe statistischer Modelle aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz haben die Autoren Datensätze aus wissenschaftlichen Datenbanken mit am UKM gewonnenen Daten kombiniert und so ein Studiendesign geschaffen, mit dem sich die Frage nach der Herkunft der Liquor-Leukozyten klären ließ: Unbehandelte Multiple-Sklerose-Patientinnen und -Patienten wurden verglichen mit solchen, die mit Natalizumab behandelt wurden, einem Antikörper, der die Migration von peripheren Leukozyten in das Zentralnervensystem blockiert. Dabei stellte sich heraus, dass unter der Behandlung nur noch solche Zellen im Liquor gefunden werden konnten, die üblicherweise in Geweben vorhanden sind, zum Beispiel Makrophagen und gewebsständige T-Zellen, während im Liquor unbehandelter Patienten auch Zellen des peripheren Blutes gefunden wurden.

Mithilfe dieser Erkenntnis könnte es in Zukunft möglich sein, mithilfe einer Lumbalpunktion Rückschlüsse auf den immunologischen Zustand des Zentralnervensystems zu ziehen. Die Ergebnisse wurden anderen Forschenden außerdem in Form einer Software zur Verfügung gestellt.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month-Auszeichnung finden Sie hier.

Foto: MFM/Christian Albiker