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Ab 1.1.2017 werden Literatursuchen in Deutschland schwerer

Wie berichtet wird es im neuen Jahr in Deutschland nicht nur schwieriger sein, systematische Literaturrecherchen durchzuführen, z.B. für Doktorarbeiten, Grants oder Leitlinien, sondern diese Recherchen werden auch qualitativ schlechter werden. Grund ist der Ausstieg des DIMDI aus seinem umfangreichen und hochwertigen Datenbankangebot.


Keine Literatur-Datenbanken mehr beim DIMDI – es waren mal hunderte

Der Gründungsauftrag des DIMDI lautete einst:

(1) Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information hat die Aufgabe, in- und ausländische Literatur und sonstige Informationen auf dem Gesamtgebiet der Medizin und ihrer Randgebiete unter Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung zu erfassen, auszuwerten, zu speichern und der fachlich interessierten Öffentlichkeit laufend oder auf Anfrage bekanntzumachen.

Damit ist es jetzt nichts mehr. Das DIMDI hat nach Massgabe seines Dienstherrn, des Bundesgesundheitsministeriums, die Datenbanken aus seinem Angebot herausgenommen. Wie die DAZ schreibt, „übernimmt das Institut inzwischen vielfach Dienstleistungen für Behörden wie das Bundesgesundheitsministerium oder die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Über die letzten Jahre habe es enorme Aufgabenzuwächse beispielsweise im Bereich Klassifikation gegeben, so der DIMDI-Sprecher – oder bei den Versorgungsdaten der Krankenkassen.“ – ein klassischer Interessenkonflikt.

Die (scheinbar) elegante Lösung: Die ZB Med in Köln würde das Angebot der Literaturdatenbanken übernehmen, das DIMDI wäre aus dem Schneider. Leider wurde die ZB Med zwischenzeitlich aus der Förderung der Leibniz-Gemeinschaft entlassen und muss nun selbst um ihr Überleben kämpfen. Schlechte Voraussetzungen für den Aufbau eines gleichwertigen Angebots, wie ihn das DIMDI jahrzehntelang vorgehalten hatte.

Die Literatursuche in Deutschland steht damit zwar nicht vor dem Aus, wie die Deutsche Apotheker Zeitung titelte, aber doch wesentlich schlechter da als z.B. in der Schweiz, wo die Verfügbarkeit der herausragenden Embase-Datenbank zum Standard an medizinischen Fakultäten zählt.

Dass die Informationsinfrastruktur im Bereich Medizin in Deutschland verheerend ist, wird u.a. auch von dem anerkannten Fachmann Gerd Antes von Cochrane Deutschland bestätigt (PDF).

Doch die Bundesregierung beruhigt: Durch den Ausstieg des DIMDI würde sich keine Verschlechterung der Literatursuche ergeben:

Der Zugang zu Literaturdatenbanken über das DIMDI spielt für die Fachöffentlichkeit keine bedeutende Rolle mehr. Hauptinformationsquelle für die Fachöffentlichkeit ist auch beim DIMDI die Datenbank MEDLINE der US National Library of Medicine (NLM), die als PUBMED seit vielen Jahren kostenfrei über das Internet zugänglich ist.

Diese Behauptung ist ein Armutszeugnis für die Struktur der Fachinformation in Deutschland, da – wie oben dargelegt – nicht alle Literatur in einer Datenbank zu finden ist, geschweige denn über das Internet. Alle Experten sind sich einig, dass eine vernünftig durchgeführte systematische Literaturrecherche auf mehreren Datenbanken aufbauen muss, um nicht wichtige Artikel mutwillig zu übersehen. Keine Datenbank kann als die „Ein und Alles“-Medizinerdatenbank angesehen werden. 1 Die jeweils beste Datenbank liefert nur etwa die Hälfte der publizierten Publikationen. Dies wird von Topfer et al2 unterstützt, die konstatierten: „… literature searches that rely on only one or the other database will inevitably miss pertinent information.“ Eine kürzliche Arbeit3 unterstrich dies: „The coverage of bibliographic databases varies considerably due to differences in their scope and content. Researchers wishing to identify systematic reviews should not rely on one database but search multiple databases.“

Literatur

  1. K. John „Zur Auswahl aus dem Angebot von Literaturdatenbanken für Medizin: Überlappung und Zuverlässigkeit der beim DIMDI angebotenen Datenbanken“ Nachrichten für Dokumentation, 35:195-198 (1984)
  2. L.A. Topfer, A. Parada, D. Menon, H. Noorani, C. Perras, M. Prat-Serra „Comparison of literature searches on quality and costs for health technology assessment using the MEDLINE and EMBASE databases“ International Journal of Technology Assessment in Health Care 15(2): 297-303 (1999) PMID 10507189
  3. John Rathbone*, Matt Carter, Tammy Hoffmann and Paul Glasziou „A comparison of the performance of seven key bibliographic databases in identifying all relevant systematic reviews of interventions for hypertension“ Systematic Reviews (2016) 5:27 [Open Access]

Foto: DavidPinoPhotography @ Shutterstock

Neuerungen in 2017

Schon wieder ist ein Jahr um und so wünschen wir allen unseren Nutzern ein gutes Neues Jahr, mit Gesundheit, Erfolg und vielen schönen Erlebnissen.

In 2017 gibt es folgende Neuerungen für die Informationsangebote der ZB Med:

  • Amboss kann aus QVM-Mitteln nicht nur weiter lizenziert werden, sondern wird auch auf die Vorklinik erweitert.
  • Die Vertragsverhandlungen mit Elsevier führen zu einer Zugangsbeschränkung für 2017er Jahrgänge von Zeitschriften
  • Der Zugang zu Thieme Lehrbüchern wird am 1.4. auf die eRef-Plattform umgestellt.
  • Der Zugriff zu examen online Klinik sollte eigentlich am 31.12.2016 abgeschaltet werden, wurde nun aber bis 31.03.2017 verlängert, um allen Studierenden, die sich gerade auf das 2. Staatsexamen vorbereiten, die Möglichkeit zu geben weiter mit examen online zu kreuzen.
  • Ab dem Sommersemester können auch Zahnmediziner an easystudium teilnehmen.
  • Systematische Literatursuchen werden schwerer, da das DIMDI keine Literaturdatenbanken mehr anbietet.

Foto: Dragana Gerasimoski @ shutterstock.com

E-Books & Co: wissenschaftliche Volltexte im Netz

sucheIn kurzen Video-Tutorials lernen Sie spezielle Suchinstrumente für die Recherche nach freien Volltexten kennen:

Sie wollen mal eben einen aktuellen wissenschaftlichen Aufsatz online anlesen oder den Scan eines Buchs aus dem 18. Jahrhundert bequem auf den eigenen Rechner herunterladen? In allgemeinen Suchmaschinen wie Google gehen Volltexte häufig in großen Treffermengen unter.

Diese und weitere E-Tutorials der ULB Münster finden Sie unter:
www.ulb.uni-muenster.de/e-tutorials

Ausführliche Informationen zur Suche nach Volltexten bekommen Sie in unserer Schulung „In den Tiefen des Internets – Volltexte gezielt recherchieren“:
www.ulb.uni-muenster.de/schulungen/tiefereinsteigen

[Originalmeldung der ULB]

Neuer Flyer: Promotion – Dienstleistungen für Doktoranden

flyer-promotion

In Zusammenarbeit mit dem Designservice der WWU hat die Zweigbibliothek Medizin ein frisches, modernes Layout für ihre Informationsbroschüren entwickelt. Sukzessive werden alle vorhandenen Broschüren nun auf das neue Design umgestellt. Nach dem Informations-Flyer in der letzten Woche stellen wir Ihnen heute nun den Flyer Promotion – Dienstleistungen für Doktoranden vor. Er enthält Informationen zur Literatursuche, Literaturverwaltung, Schreiben, Zitierstile und Plagiatvermeidung, und die entsprechenden Schulungen der Zweigbibliothek Medizin und der Universitätsbibliothek.

Sie finden den Promotions-Flyer ab sofort in der Bibliothek oder hier als PDF zum Ausdrucken. Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne einige Exemplare für Sie und Ihre Kommilitonen, Ihre Semesterkohorte oder Lerngruppe zu.

Foto: Tsyhun (shutterstock.com)

Bibliotheksdienstleistungen für Forscher: Wichtigkeit nach Benutzergruppe

UMFRAGE

In einer Umfrage vom 22.–28. Januar 2016 wurden den Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät acht Fragen zu 36 gewünschten oder bereits existierenden Bibliotheksdienstleistungen gestellt. Die bei Surveymonkey gehostete Online-Umfrage wurde an alle Rapidoc-Kunden der Bibliothek verteilt (ca. 800) und zusätzlich über den Verteiler des Dekanats an alle wissenschaftlichen Beschäftigten (ca. 2000). Die Umfrage wurde von 218-mal beantwortet, 217 Fragebögen konnten in die Auswertung einbezogen werden.

Der ersten beiden Teile der Analyse beschäftigten sich mit der Zufriedenheit der Forscher mit der Bibliothek und der Wichtigkeit der forschungsrelevanten Dienstleistungen.

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Difference in Importance between researchers and clinicians
Als Antwortmöglichkeiten für die Wichtigkeit der 36 Dienstleistungen war vorgegeben: „important“, „less important“ und „not important“. Zudem konnte mit folgenden Optionen der Benutzungsgrad und Wissensstand mit dem jeweiligen Service angegeben werden: „I have rarely or never used it“ und „I know almost nothing about it“.

Es wurden im Folgenden nur die 17 wichtigsten Dienstleistungen betrachtet (Angabe von „important“ in % aller Antwortenden). Diese wurden nach Wichtigkeit bei den „Forschern“ (s.u.) gerankt.

Der Zugang zu Fachzeitschriften wird sowohl von den Antwortenden, die Forschung als ihre Hauptaufgabe angaben (e.g. „Forscher“, n=122) als auch von denen, die Krankenversorgung als ihre Hauptaufgabe angaben (e.g. „Ärzte“, n=55) als wichtigste Dienstleistung angesehen (99% Forscher vs. 100% Ärzte). Der Zugang zu Literaturdatenbanken wie Web of Science, Scopus usw. nimmt bei beiden Gruppen den zweiten Platz ein, wird von den Ärzten aber deutlich wichtiger angesehen als von den Forschern (87% vs. 97%). Die Gruppe der Lehrenden wurde aufgrund ihrer geringen Größe von 15 Personen nicht in die Auswertung einbezogen.

Als dritter Service in der Rangliste taucht der Expresslieferdienst Rapidoc auf. Dieser weist mit 82% vs. 59% die größte Differenz zwischen beiden Nutzergruppen auf. Forscher messen Rapidoc eine deutlich höhere Wichtigkeit als Ärzte zu.

Die nächsten sechs Dienstleistungen zeigen einen nur geringen Unterschied zwischen den beiden Nutzergruppen. Es sind dies: Unterstützung von Literaturverwaltung, bei Open Access-Publikationen, beim Plagiatcheck für Fachzeitschriften, beim Impact Faktor, bei bibliometrischen Analysen und Support für Promovenden.

Dokumentation und Sichtbarkeit des wissenschaftlichen Outputs finden (naheliegenderweise) 64% der Forscher wichtig, aber nur 50% der Ärzte. Ärzten ist es dagegen besonders wichtig, dass Doktoranden eine Einführung in die Literatursuche erhalten (56% vs. 71%) und dass sie durch das Helpdesk unterstützt werden (53% vs. 60%).

Bei den restlichen, weniger wichtigen 19 Services fallen die folgenden Themen auf, die von den Forschern deutlich anders wahrgenommen wurden als von den Ärzten (Differenz > 12 Prozentpunkte): Instruction to PubMed and MeSH (47% Forscher vs. 69% Ärzte); Consultation for Data Management Proposals (37% vs. 22%); Consultation regarding Systematic Reviews (36% vs. 50%); Creation and Use of Meta Data Schemes (33% vs. 16%); Instructional Lessons at your Office, Team, or Laboratory (31% vs. 18%); Setting up Alerts for Articles (31% vs. 43%).

Zusammenfassung
Insgesamt legen die Forscher mehr Wert auf forschungs- und publikationsorientierte Services wie Research Data, Publishing, Ref Management, Visibility of Scientific Output und Express Document Delivery Service Rapidoc.

Ärzte betonten dagegen die Wichtigkeit von Schulungen und den Zugang zu Informationen wie z.B. PubMed-Einführungen, Suchstrategien, Hilfe bei Autorenverträgen, Datenbanken, Bücherwünsche und allg. Unterstützung durch ein Helpdesk.

Weitere Umfrage-Ergebnisse