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Neue Online-Bücher von Springer im August und September 2014

Foto: Springer


Alle in der Universität Münster zugänglichen Springer e-Books finden Sie in dieser Liste. Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Die Bibliothek hat die Lehrbücher unter den obigen Titeln der Liste aller Online-Lehrbücher hinzugefügt. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

Neue Online-Bücher von Springer im November 2013

Trau keiner Leitlinie, die du nicht selber gefälscht hast


Foto: Artikel aus der FAZ

Martina Lenzen-Schulte hat in der FAZ vom 28. August (Nr. 199, S. N1) unter dem Titel „Was die Leitlinien den Ärzten verschweigen – Millionen Herzkranker folgen dem Rat eines Betrügers“ (verfügbar im Hochschulnetz) auf verschiedene Fälle von Leitlinienirrtümern hingewiesen.

So sollen Tausende von Toten in Europa […] auf das Konto einer derzeit gültigen Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie gehen. Grund: Eine zu günstige Bewertung von Betablockern aufgrund von wissenschaftlichem Fehlverhalten.

Viele weitere Beispiele finden Sie in einem verstörenden Bericht von Jeanne Lenzer im British Medical Journal mit dem Titel Why we can’t trust clinical guidelines. Dort wird anhand von wohlbekannten Betrugs- und neu aufgedeckten Verdachts-Fällen (auch in der renommierten Cochrane Library) aufgezeigt, dass auch Leitlinien nicht über jeden Verdacht erhaben sind.

Guidelines are usually issued by large panels of authors representing specialty and other professional organisations. While it might seem difficult to bias a guideline with so many experts participating under the sponsorship of large professional bodies, a worrying number of cases suggests that it may be common. A recent survey found that 71% of chairs of clinical policy committees and 90.5% of co-chairs had financial conflicts.

Ärzte geraten immer wieder in ein Handlungsdilemma: Wenn Sie die Leitlinie anwenden, kann es ihren Patienten schaden. Behandeln sie nicht leitliniengetreu, kann es ihrer Karriere schaden. Letzteres hat die ungute Konsequenz, dass Ärzte Leitlinien befolgen, obwohl sie nicht an deren Wissenschaftlichkeit glauben. Warum sollte man sowas tun? Many cited a fear of malpractice if they failed to follow „a standard of care“.

Eine Analyse von Gisela Schott et. al. im deutschen Ärzteblatt kommt unter dem Titel Besteht ein Einfluss pharmazeutischer Unternehmen auf Leitlinien? Zwei Beispiele aus Deutschland zu dem Ergebnis, dass „auch gegenüber deutschen Leitlinien eine gesunde Skepsis angebracht ist“. Bereits 2010 hatte Frau Schott nachgewiesen, dass pharmazeutische Unternehmen Studienprotokolle zu ihren Gunsten beeinflussen.

Beliebte Manipulationen sind:

  • selektive Auswertung von Patientendaten
  • nachträgliche Veränderungen des primären Endpunktes
  • in Anbetracht der Ergebnisse unangemessen positive Formulierung der Zusammenfassung
  • Autorschaft durch Ghostwriter

Die von Frau Schott aufgedeckten Abhängigkeiten bei der Erstellung der S3-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) zur Therapie der Psoriasis vulgaris durch Efalizumab sind wirklich haarsträubend:

  • Die Serono GmbH (der Efalizumab-Hersteller) förderte die DDG finanziell.
  • Zahlreiche Leitlinienautoren erhielten finanzielle Zuwendungen der Serono GmbH oder führten Beratertätigkeiten für sie aus.
  • Die Angaben zu den Interessenkonflikten der Autoren waren nicht in der Leitlinie, sondern nur auf der Webpage der Arbeitsgruppe zu finden.

Von den 15 stimmberechtigten Teilnehmern am Konsensusverfahren der S3-Leitlinie gaben zehn teilweise zahlreiche finanzielle Verbindungen mit bis zu elf verschiedenen pharmazeutischen Unternehmen an.

Die AWMF hat mittlerweile reagiert und Empfehlungen der AWMF zum Umgang mit Interessenkonflikten bei Fachgesellschaften herausgegeben.

Die rund 70 Fachgesellschaften und 2500 Experten, die für die AWMF hierzulande rein ehrenamtlich und ohne nennenswerte akademische Anerkennung mehrere hundert Leitlinien erstellen, müssen inzwischen detailliert aufführen, welche Interessenkonflikte ihr fachliches Urteil beeinträchtigen könnten.

Ergebnisse der UpToDate-Umfrage 7: Generelle Vorteile

– Teil 6 –

Generelle Vorteile von UpToDate

In Frage 7 wurden die Teilnehmer gebeten „Bitte beschreiben Sie eine Gelegenheit, bei der Sie UpToDate in der Patientenversorgung benutzt haben. Wie hat die Nutzung von UpToDate die Behandlung Ihres Patienten beeinflußt?“ Von den insgesamt 367 Umfrageteilnehmern beantworteten immerhin 98 diese Frage (ohne diejenigen, die hier angaben, UpTodate bisher nicht genutzt zu haben). 26 (26,5%) gaben konkrete Patientenfälle an, bei denen ihnen UpToDate geholfen hatte. Diese werden in Ergebnisse der UpToDate-Umfrage 8: Konkrete Fälle vorgestellt. Die übrigen benutzten dieses Feld zur Beschreibung der generellen Vorteile von UpToDate, hier eine Auswahl:

  • Benutze Uptodate täglich mehrfach bei meiner klinischen Arbeit; hierbei ist für mich entscheidend, einen schnellen zuverlässigen Überblick über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu bekommen. Ich kann über Uptodate auch direkt auf den Link der verwandten Quellen zugreifen und dann entsprechend weiter bei Pubmed recherchieren.
  • Besonders häufige Nutzung in der Notaufnahme, wo in kurzer Zeit ein guter Überblick über Erkankungen gewonnen werden muss, die nicht aus dem unmittelbar eigenen Betätigungsfeld stammen, aber auch während der Stationsarbeit, wo allgemein-internistische Probleme gelöst werden müssen.
  • Oft Nutzung im Dienst zur Kontrolle des Behandlungsprocedere und um Pat. eine genaue Anleitung zu geben.
  • Zur Beantwortung spezieller klinischer Fachfragen für Gutachtenvorbereitungen.
  • Optimierung der Therapie der ….pathie. Neue Ansätze wurden im Uptodate dargestellt, die sonst kaum zu finden gewesen wären.
  • In verschiendensten klinischen Situationen wichtig für a) die Überprüfung der Differentialdiagnose, da ärztlicherseits oft die Frage im Raum steht „Was könnte es noch sein?“ b) die Differentialtherapie (wichtiger, weil hier neue Erkenntnisse zur Therapie umgesetzt werden)
  • Übersicht aktueller Stand zu …. zur Entwicklung einer klinikinternen Leitlinie
  • Im Rahmen der Sprechstunden, Recherche. Hier gute Übersicht und schneller Zugriff auf Informationen, Zeitersparniss
  • Leitlinien AWMF meist nicht gut genug (Evidence Level) oder nicht aktuell genug. Schnelle Zusammenschau der Literatur als review zu einem Thema welches sich gut lesen lässt, um in einer Fortbildung oder in der Lehre oder bei der Problemfindung für einen Artikel schnell den Stand der Technik sicher und sauber wiederzugeben. (Vorselektionierung der Studien auf Pubmed), so dass alle wichtigen Publikationen berücksichtigt sind.
  • STD unklarer Status, schnelle Hilfe gerade nachts und im Dienst.
  • Arbeit auf der internistischen Notaufnahme. Dort häufig seltene Krankheitsbilder/Verdachtsdiagnosen. Schnelle Info, diagnostische und therapeutische Hinweise durch up to date! Helfen, hohen medizinischen Standard zu gewährleisten.
  • Nutze es haupsächlich, um bei Pat. mit ungewöhnlichen Krankheitsverläufen oder „Kombinationen“ nach ähnlichen Fallberichten und möglichen neuen Behandlungsideen zu suchen. Dies hat bisher sehr gut funktioniert.
  • Seltene Infektiologische Verdachtsdiagnosen abklären, z.B. Diagnostische Hilfestellung bei Serologien.
  • Entscheidung über Therapie seltener Erkrankungen. Große Hilfe bei Symptomen, bei denen differentialdiagnostisch mehrere Erkrankungen in Frage kommen. Übersichten zur Differentialdiagnostik sehr hilfreich.
  • Bei der Behandlung von Pat. mit seltenen rheumatischen Erkrankungen, im Rahmen der Chefarztvisite zur Diskussion im größeren Kreis, welche Therapie in Frage kommt (wenn z.B. firstline-Behandlung nicht angeschlagen hat).
  • Diagnostik und Therapie des Hyperparathyreoidismus. Durch das im UoToDate angegebene Diagramm ist die Diagnose schnell klar. Der Diagnostikpfad und Therapie ist klar strukturiert.
  • Fast jeden Tag: Ein Patient kommt mit diversen Symptomen. Man hat einen Verdacht, braucht aber einen klaren Diagnosealgorithmus der auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. Das gleiche gilt für die folgende Therapie: Fachbücher sind nicht so aktuell wie uptodate. Uptodate wird sehr, sehr häufig bei den verschiedensten klinischen Fragestellungen konsultiert.
  • Im Institut bekommen wir häufiger Anfragen von externen Kollegen zu Arzneimitteln, ihren unerwünschten Wirkungen und insbesondere Wechselwirkungen. Hier ist UpToDate und insbesondere die Drug Interaction Database eine sehr gute Quelle für die erste Recherche, da man auch als angehender Pharmakologe nicht alles im Kopf haben kann…
  • Nachschlagen der aktuellen Standardtherapie bei spezifischen Erkrankungen.
  • (1) Ganz wichtig: UpToDate enthält Pharmadatenbank LexiComp, die m.E. eine der aktuellsten und vollständigsten klinisch orientierten Datenbanken zur pädiatrischen Pharmakotherapie enthält. Auf unserer Intensivstation gilt die Regel, dass die Empfehlungen von UpToDate gelten, sofern keine anderen klinikinternen Richtlinien bestehen. (2) Auch Interaktions-Analyse. (3) Überblick zu Krankheitsbildern, mit denen ich nicht regelmäßig zu tun habe und zu denen ich daher nicht uptodate bin.
  • Durch Schlagwortsuche bzw. Register immer schnell die entsprechende Rubrik zu finden und die Aufarbeitung durch uptpdate erspart viel Zeit und Mühe, ist immer topaktuell und eine oft genutzte und wichtige Entscheidungshilfe.
  • Erstellung eines Verlaufbogens für Lungentransplantierte
  • Insbesondere bei differentialdiagnostischen Überlegungen oder zur Therapie bei seltenen Erkrankungen führt die Recherche über UpToDate zu einer deutlich verkürzten Entscheidungsfindung.
  • Tuberkulose-Screening Info wurde für Vortragsvorbereitung benötigt.
  • V.a. bei komplexen Fragestellungen wie Zweitmeinungen, Konsile, Tumorkonferenzteilnahmen erhält man einen schnellen Überblick über die relevante Datenlage bzgl. Diagnostik, Therapie, Differentialdiagnostik und alternative Therapiemöglichkeiten. Diese können in Anfragen v.a. von anderen Kliniken wesentlich schneller kommuniziert werden und so die entsprechenden Diagnostik / Behandlungsmassnahmen mit deutlicher Zeitersparnis eingeleitet werden.

Das Spektrum, für das UpToDate eingesetzt wird, reicht von der allgemeinen Informationssuche über die eigene Fortbildung und der Erstellung von Leitlinien, Gutachten und Verlaufsbögen bis zu der Patientenaufklärung, der Diskussionshilfe bei Visiten und – generell – einer Rückversicherung des Klinikers bei Diagnose und Therapie.

45 Personen (45,9%) wiesen explizit daraufhin, dass UpTodate seine Stärken gerade dann hat, wenn die klinische Fragestellung selten ist, es sich um Grenzfälle des eigenen Fachgebiets handelt oder einfach zur Klärung der Frage „Was könnte es noch sein?“. Der Anteil der Ärzte, die derselben Meinung sind (es aber nicht explizit erwähnt haben), dürfte deutlich höher sein. Ebenfalls wurde des Öfteren darauf hingewiesen, dass UpTodate in insbesondere auch Situationen bewährt hat, in denen keine Kollegen gefragt werden konnten und/oder ad hoc eine Antwort her musste, so z.B. im Nachdienst oder bei der Chefvisite.

Weiter zu Teil 8

Ergebnisse der UpToDate-Umfrage 4: Benutzte Informationsquellen

– Teil 3 –

Benutzung von Informationsquellen

Die Frage 4 „Wie oft konsultieren Sie die folgenden Informationsquellen zur Beantwortung von Fragen?“ wurde von allen 290 Umfrageteilnehmern aus der Gruppe des medizinischen Fachpersonals (Ärzte, PJler, Pfleger, Sonstige) beantwortet, weil es eine verpflichtende Frage war. Über die Ergebnisse des wissenschaftlichen Personals war bereits berichtet worden.


PubMed und Kollegen stehen beim medizinischen Fachpersonal an oberster Stelle

PubMed war die mit Abstand von den meisten genutzte Informationsquelle. 68% des medizinischen Fachpersonals benutzten PubMed oft (im Gegensatz zu 94% der Wissenschaftler). Auf Platz 2 folgen die Kollegen mit 63%, nur 4% konsultierten ihre Kollegen nie. Die Kollegen wurden außerdem häufiger in Anspruch genommen als bei den Wissenschaftlern (46%). Fachzeitschriften waren mit 56% nicht ganz so gefragt. Mit Suchmaschinen wie Google (jeder Zweite) und Wikipedia (jeder Vierte) wurden zwei – nicht peer reviewte – Internetquellen auf Platz 3 und 10 prominent genannt.

Arzneimittelverzeichnisse wie die Rote Liste belegten mit 44% den vierten Platz, vor Leitlinien (44%) und Fachbüchern (41%), die hier – im Gegensatz zu den Wissenschaftlern – noch deutlich vor der Wikipedia liegen. UpToDate folgt mit 31% auf Rang 8, vor den Anleitungen der Klinik (28%). Die UpToDate-Konkurrenz wie Cochrane Library, BMJ Bestpractice, DynaMed und ClinicalKey landeten abgeschlagen mit 1-3% Nutzung (nur Cochrane hat mit 8% etwas mehr) auf den letzten Plätzen. CareLit hatte mit 1% die Rote Laterne inne und wurde auch von den Pflegern nur in 10% der Fälle genannt.

Unter Sonstiges wurden folgende Informationsquellen aufgeführt: Arzneimittelpocket, ASE/ACC, DGK-Guidelines, DGRH-Website, Dosing.de, eigene Bibliothek, englischsprachige Lehrbücher, ESC-Guidelines, Fortbildungsskripte, Giftzentralen, Guidelines, IFAP-Index, Interaktionsverzeichnis Psychopharmaka, Internet-Seiten der verschiedenen Fachgesellschaften (DGVS, ASGE), Intranet – Nexus Curator, Kongresse, Laborlexikon, OMIM, Pschyrembel, Psiac online, Pubcrawler, Vorlesungsskripte, Web of Science (3x).

Benutzung von Informationsquellen nach Berufsgruppen

Die Benutzung von UpToDate und PubMed nach Berufsgruppen hatten wir ja bereits vorgestellt. Im Folgenden finden Sie nun die Benutzung der anderen Ressourcen.


Fachbücher und Kollegen stehen bei allen Berufsgruppen hoch im Kurs

Das obige Diagramm zeigt die Verteilung der Benutzung von 6 ausgewählten Informationsquellen nach Benutzergruppe. Während bei den Ärzte (grüne Säulen) mindestens 80% alle Ressourcen (bis auf die Cochrane Library) oft oder gelegentlich nutzten, zeigten die übrigen drei Berufsgruppen eine heterogenere Nutzung. Pflegekräfte (blaue Säulen) konsultierten zwar Kollegen, Fachzeitschriften und – Bücher etwa genauso häufig oder häufiger, griffen aber seltener bei den evidenz-basierten, klinisch-orientierten Quellen Arzneimittelverzeichnisse, Leitlinien oder Cochrane Library zu.

Studenten und PJler (rote Säulen) nutzten Kollegen und Fachbücher als Informationsquelle genauso häufig wie Ärzte, liessen im gegensatz zu diesen Fachzeitschriften aber außen vor. Knapp die Hälfte machte oft oder gelegentlich von Arzneimittelverzeichnissen, Leitlinien oder der Cochrane Library Gebrauch.

Die Wissenschaftler schließlich (hellgrüne Säulen) haben ihr ganz eigenes Benutzungsmuster, dass durch extensive Nutzung von PubMed und Fachzeitschriften geprägt war. Und mit evidenz-basierten, klinisch-orientierten Quellen konnten sie nur selten etwas anfangen.

Weiter zu Teil 5

Neue Datenbank: International Guideline Library

Die International Guideline Library (I-G-L) enthält mehr als 6.400 Guidelines, Evidence Reports und verwandte Dokumente

Die I-G-L wird erstellt vom Guidelines International Network, gegründet 2002. Das deutsche Büro von G-I-N ist im Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin.

G-I-N ist der größte weltweit tätige Zusammenschluss von Organisationen und Gesundheitswissenschaftlern, die sich für die Entwicklung und Nutzung von Leitlinien zugunsten evidenzbasierter Gesundheits– und Patientenversorgung einsetzen. Das Guidelines International Network besteht seit 2002 und zählt fast 100 Organisationen und viele Experten aus 46 Staaten aller Kontinente zu seinen Mitgliedern. G-I-N sieht seine Mission darin zwischen allen internationalen Arbeitsgruppen, die Leitlinien entwickeln, adaptieren und implementieren, die Arbeit und Zusammenarbeit anzuleiten, zu stärken und zu unterstützen. (mehr / PDF)

Ein Beispiel für eine aktualisierte (bzw. neue) Leitlinie im letzten Monat ist z.B. Screening for Prostate Cancer: A Guidance Statement from the Clinical Guidelines Committee of the American College of Physicians.

Klinikleitfäden-App: Gutscheine für Notarzt-Leitfaden

Seit kurzem hat der Elsevier-Urban & Fischer-Verlag seine Buchserie Klinikleitfäden auch als App für iPhone und Android zur Verfügung gestellt.

Bei den Klinikleitfäden handelt es sich um praxisnahe und alltagerprobte Reference Works, die unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinien erstellt werden – also eine ideale Informationsquelle für das schnelle Nachschlagen unterwegs.

Die App kann gratis heruntergeladen werden und enthält Testkapitel aus 11 Fachgebieten. Sie wurde zunächst für das iPhone/Android programmiert, soll aber bald auch für das iPad zur Verfügung stehen. Die iPhone-Version ist bereits sehr ausgereift und läßt kaum Wünsche offen, was für das iPad höchsten Lesegenuß und damit eine echte Alternative zum gedruckten Buch verspricht: Der gesamte Index aller – gekauften – Titel ist durchsuchbar, Notizen können hinzugefügt, Favoriten gespeichert und besuchte Kapitel wieder aufgerufen werden.

Angehörige der Uni Münster können sich das Buch Notarzt-Leitfaden, 6. Auflage 2010, von Hintzenstern, Ulrich von (Hrsg.), 784 Seiten, kostenfrei in der Klinikleitfäden-App herunterladen. Den Gutschein dafür gibt es bei der ZB Med. Bitte Anfragen per Email mit Namen und Semester an info@zbmed.ms richten.

Einfach in der Klinikleitfäden-App auf „Shop“ gehen, ganz nach unten scrollen und den sechsstelligen Code bei „Gutschein einlösen“ eingeben. Der Download des Notarzt-Leitfaden beginnt dann automatisch. (wenn nicht, einfach Prozedur wiederholen und den Code nochmal eingeben).

Elsevier’s Klinikleitfäden steht in direkter Konkurrenz zu Thieme’s Kittelcoach.

Preisgestaltung

Im Gegensatz zu der Klinikleitfäden-App kostet die Kittelcoach-App 4,99 Euro, wofür man aber die „Checkliste Neurologie“ in der 4. Auflage gratis dazu bekommt.

Wie aus den Kommentaren bei iTunes deutlich wird, ist der Preis für das Buch selber (via In-App-Kauf) ein wichtiges Entscheidungskriterium. Das App-Buch wird – wie vermutet – nur dann gekauft, wenn es preiswerter ist als das gedruckte Pendant, da man sich – so ein viel geäußertes Argument – „bei Preisgleichheit doch direkt das gedruckte Buch kaufen könne“.

Während Elsevier diese Erwartungshaltung zumindest ansatzweise bedient, da die App-Bücher 5 bis 15 Euro günstiger sind als das gedruckte Buch, setzt Thieme auf das Konzept, das App-Buch kostenlos zum Print-Buch mitzuliefern (die umgekehrte Idee, das Print-Buch zum App-Buch kostenlos hinzu zu liefern, ist gescheitert und wurde heute von Thieme eingestellt). Das Geschäftsmodell „gedrucktes Buch“ verspricht in den Augen des traditionsreichen Familienverlags wohl noch immer am meisten Stabilität, Umsatz und Rendite. Auch wenn inzwischen viele Nutzer ein E-Buch aus Praktikabilitätsgründen gegenüber dem Print-Buch bevorzugen würden, wenn es denn nur (etwas) preiswerter wäre!

Interessant bis verwunderlich ist dagegen die iTunes-Erklärung von Thieme, wieso man das App-Buch nicht günstiger als das Print-Buch anbieten könne:

Mal ehrlich – eine Checkliste kostet einfach, was sie immer kostet. Denn der Preis hängt nicht am Format, sondern an den Inhalten – die sorgfältig und aufwändig überlegt, erfasst, aufbereitet und redigiert werden müssen. Dieser Aufwand und diese Sorgfalt werden immer das meiste Geld kosten – egal ob für eine App oder ein Buch oder sonst ein Format. Es kann also keine Checklisten-App für den halben Preis (oder noch weniger) geben.

Kein Satz über den Zwischenhandel (Buchhandlungen oder Apple), Preisbindung oder eingesparte Kosten wie Druck oder Distribution.

Ich bin mal gespannt, welches Geschäftsmodell sich durchsetzen wird und ob die 10-20% Einsparungen, die Elsevier bei App-Büchern anbietet, ausreichen, um einen signifikanten Kundenstamm anzuziehen.

Die Patientenleitlinie – Ein Leitfaden für Kranke

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[aus dem Leonardo-Newsletter]

Was man im Internet über Krankheiten lesen kann, ist manchmal leider ziemlicher Unsinn. Aber es gibt auch sehr gute Angebote – unter anderem so genannte Patientenleitlinien. Sie fassen zusammen, was Fachleute nach dem derzeitigen Stand der Forschung für gut und richtig halten – in einer allgemein verständlichen Sprache.

Was ist eine Patientenleitlinie?

Die Patientenleitlinie ist ein Text, der eine Krankheit beschreibt, Behandlungsmethoden bewertet und Tipps für den Alltag gibt – zu finden im Internet. Die Aussagen geben den derzeitigen Stand der Forschung wieder und wurden von Fachleuten zusammengestellt. Vorlage für die Patientenleitlinien sind häufig bereits existierende Ärzteleitlinien, die sprachlich vereinfacht werden, damit sie auch für einen durchschnittlich gebildeten Menschen verständlich sind.

Wer steckt dahinter?

Es gibt verschiedene Verfasser von Patientenleitlinien. Unter anderem sind das die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe. Sie erstellen die Patientenleitlinien in Zusammenarbeit mit Patientenvertretern, zum Beispiel aus Selbsthilfeorganisationen wie dem Deutschen Allergie- und Asthmabund.

Wie finde ich die Patientenleitlinien?

Wahrscheinlich dürfte der erste Gedanke sein, dass man Patientenleitlinien einfach mit einer Suchmaschine findet. Doch Vorsicht: Wer Suchbegriffe wie ‚Leitlinie und Asthma’ eingibt, landet manchmal auf weniger geeigneten Seiten – zum Beispiel auf einer der Klinik Witten-Herdecke, die nicht mehr aktualisiert werden kann und demnächst aus dem Netz genommen werden soll. Besser ist es, die Seiten mit den Patientenleitlinien direkt über eine unter diesem Text angegebene Internetadresse anzusteuern.

Gibt es zu jeder Krankheit eine Patientenleitlinie?

Nein, lange nicht zu jeder Krankheit. Das Angebot wird aber ausgeweitet. Ausführliche Patientenleitlinien gibt es bisher zu: Asthma, COPD, Fuß- und Netzhautkomplikationen bei Typ-2-Diabetes, Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit. Prostatakrebs, Brustkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und andere Krebserkrankungen.

Gibt es Alternativen?

Wenn ein Patient im Internet noch keine Patientenleitlinie zu ‚seiner Krankheit’ findet, hat er die Möglichkeit, auf Alternativen zurückzugreifen. Gut vorinformierte oder besonders interessierte Personen können versuchen, die Ärzteleitlinien zu lesen. Wer sich das nicht zutraut, hat die Möglichkeit, auf andere gute, speziell auf die Bedürfnisse von Patienten ausgerichtete Seiten im Internet auszuweichen. Es gibt einige Informationsangebote, die ebenso hohe Qualitätsstandards erfüllen wie die Patientenleitlinien. Dazu gehört „Gesundheitsinformation.de“ auf den Seiten des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen oder auch das Angebot des Krebsinformationsdienstes. Auch sie orientieren sich am derzeitigen Stand der Forschung.

Welche Möglichkeiten bieten solche Angebote? Wo liegen die Grenzen?

Patientenleitlinien und vergleichbare Angebote geben einem die Möglichkeit, sich über den Stand der Forschung zu informieren. Patienten können das zu Hause in aller Ruhe tun, sich dabei über Unsicherheiten und Informationslücken im Klaren werden – um dann vorinformiert zum Arzt zu gehen. Patientenleitlinien können allerdings niemals das persönliche Gespräch mit dem Arzt ersetzen, denn jeder Fall liegt ein wenig anders und das muss berücksichtigt werden. Außerdem kann auch eine Patientenleitlinie niemals so etwas wie eine ‚unumstößliche Wahrheit’ vermitteln. Die Forschung kommt täglich zu neuen Einsichten. Und was heute als ‚Goldstandard’ gilt, ist morgen vielleicht schon veraltet.


Links zu den Angeboten im Internet:

http://www.patienten-information.de/patientenleitlinien
Eine Seite der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Zu finden sind die Patientenleitlinien, die passend zu den Nationalen Versorgungsleitlinien über chronische Krankheiten erstellt worden sind. Ebenfalls hier zu finden sind die Patientenleitlinien zum Leitlinienprogramm Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften).

http://www.gesundheitsinformation.de
Eine Informationsseite des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Diese Informationen sind genau wie die Patientenleitlinien zu den Nationalen Versorgungsleitlinien auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand. Hier sind rund 220 Krankheiten beschrieben, die Seite wird weiter ausgebaut.

http://www.weisse-liste.de/
Eine Seite der Bertelsmann-Stiftung und den Dachverbänden der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen. Hier können Patienten nach dem für sie geeigneten Krankenhaus suchen. Seit Kurzem können über diese Homepage auch sämtliche Informationen der Seite „gesundheitsinformation.de“ abgerufen werden.

http://www.krebsinformationsdienst.de
Eine Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Hier finden Patienten alles rund um das Thema Krebs, ebenfalls auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand. Auch die Informationen aus den aktuellen Leitlinien werden hier eingebracht.

http://leitlinien.net/
Leitlinien der AWMF. Hier gibt es beides, Leitlinien für Ärzte und Leitlinien für Patienten. Vorsicht: Nicht alle Patientenleitlinien sind auf dem aktuellsten Stand. Der Stand der jeweiligen Leitlinie ist aber für jeden Text angegeben. Auch die Patientenleitlinien zu den Nationalen Versorgungsleitlinien sind hier zu finden. Zusätzlich sind sehr spezielle Krankheiten beschrieben. Diese Texte sind allerdings teilweise ziemlich kurz.

http://www.cochrane.de/de/index.htm
Die Internetseite des Deutschen Cochrane-Zentrums. Hier können Patienten sich darüber informieren, inwieweit gängige Behandlungsmethoden überhaupt durch wissenschaftliche Studien abgedeckt sind. Es sind also keine reinen Krankheitsbeschreibungen.

Kardiopulmonale Reanimation mit dem iPhone

cpr

D-SIGN, eine kleine italienische Firma, hat sich mit einem Arzt zusammen getan, um ein Cardiac Pulmonary Resuscitation-Tool für das Apple iPhone zu entwickeln. In ICPR Lite (0,79 Euro) kann man wahlweise die Leitlinien der American Heart Association oder des European Resuscitation Council aufrufen. Es eignet sich auch zum selbstgesteuerten Lernen. Die Vollversion (noch nicht erhältlich) wird ein einfaches Feedback-Modul für die CPR-Ausbildung für Laien und medizinisches Fachpersonal enthalten.