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AMBOSS Blog: “Wir dürfen nicht zulassen, dass das Virus andernorts weiter wütet”

Weltweit fordern Regierungen und NGOs, den Patentschutz für COVID-Impfstoffe für die Dauer der Pandemie zu lockern. Im Interview mit dem AMBOSS-Blog erklärt Malte Radde, Koordinator der Universities Allied for Essential Medicines (UAEM), den Hintergrund der Kampagne “Fair Impfen”.

AMBOSS-Blog: Du arbeitest auf einer COVID-Intensivstation. Die Situation dort entspannt sich wohl erst, wenn hierzulande deutlich schneller geimpft wird. Du engagierst dich aber für mehr Impfstoff in anderen Ländern. Warum? 

Malte Radde: Wir haben weltweit viel zu wenig Impfstoff, und das ist für alle ein Problem. Zum einen gilt für mich als Mediziner allein schon aus humanitären Überlegungen: Wir dürfen nicht zulassen, dass in ärmeren Ländern hunderttausende weitere Menschen sterben, weil sie nicht geimpft werden, obwohl ein Impfstoff existiert. Das Virus andernorts einfach weiter wüten zu lassen, birgt zum anderen auch für uns hier in Deutschland große Risiken. Wir haben es in Großbritannien, Südafrika, Brasilien und zuletzt auch Indien schon gesehen: Mutationen entstehen und werden, solange sich das Virus verbreiten kann, auch weiterhin entstehen. Und wenn wir Pech haben, entstehen Immune-Escape-Varianten, vor denen die Impfung plötzlich nicht mehr schützt. Um dem zuvorzukommen, müssen wir die weltweite Impfstoffproduktion massiv hochfahren. Wir von den Universities Allied for Essential Medicines setzen uns dafür ein, dass nicht nur die Hersteller, sondern auch andere Firmen diese Impfstoffe produzieren dürfen.

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AMBOSS Blog: Delir: Prophylaxe als Therapie

Im neuesten Beitrag im AMBOSS Blog, der es sich zur Aufgabe gemacht hat Hintergründe, Details zu neuesten Studien und Insights durch Expert:innengespräche zu referieren, geht es um das Delir, welches oft schwierig zu diagnostizieren ist – umso wichtiger ist seine Prävention. Wer mögliche Trigger vermeiden will, sollte Risikofaktoren und nicht-pharmakologische Strategien kennen.

Das Delir kennzeichnen Störungen von Bewusstsein, Psychomotorik, kognitiver Funktion und Schlaf-Wach-Rhythmus. Da über 70 Prozent der Betroffenen älter als 65 Jahre sind ist insbesondere die Gabe typischer Antipsychotika kritisch, da diese bei Demenz die Mortalität erhöhen. Zudem können Benzodiazepine, die als letzte Wahl bei ausgeprägter psychomotorischer Unruhe eingesetzt werden, bei Älteren eine paradoxe Wirkung hervorrufen und die Unruhe noch verstärken.

Das Delir als akutes, komplexes, hirnorganisches Syndrom birgt viele negative Konsequenzen: längere Krankenhausaufenthalte, schlechtere Behandlungsergebnisse, höhere Kosten für das Gesundheitssystem und eine erhöhte Mortalität. Seine Prävention lohnt sich also.

Mehr zur Diagnostik eines Delirs, zu Sonderformen sowie Inhalten zu weiteren organischen psychischen Störungen finden sich im AMBOSS-Kapitel Organische psychische Störungen unter Delir.

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AMBOSS Blog: Postoperatives Vorhofflimmern

In dem jüngsten Beitrag von Philippa von Schönfeld im AMBOSS Blog, der es sich zur Aufgabe gemacht hat Hintergründe, Details zu neuesten Studien und Insights durch Expert:innengespräche zu referieren, geht es um postoperatives Vorhofflimmern: Alter, Geschlecht, Ruheherzfrequenz:

Bei kardiochirurgischen Eingriffen liegt die Inzidenz postoperativen Vorhofflimmerns bei bis zu 45 Prozent. Perioperative Auslöser können Elektrolytstörungen sowie strukturelle oder elektrische Veränderungen im Vorhof sein. Aber auch bei nicht-kardiologischen Thoraxoperationen kann postoperatives Vorhofflimmern zur folgenschweren Komplikation werden. Es ist in diesem Zusammenhang die am häufigsten auftretende Arrhythmie und mit einer verlängerten Behandlungsdauer sowie erhöhten Mortalität assoziiert. Da die Ätiologie multifaktoriell und bisher nicht gänzlich geklärt ist, kann das Wissen um Risikopatient:innen helfen, die Zeit bis zur Diagnosestellung und Therapie zu verkürzen.

Wer ist also besonders gefährdet? Es gibt verschiedene Ansätze, ein Vorhersagemodell für postoperatives Vorhofflimmern zu schaffen. Im Jahr 2005 wurden von Passman et al. in einer Studie drei simple Prädiktoren benannt: fortgeschrittenes Alter, männliches Geschlecht und eine Ruheherzfrequenz ab 72 Schlägen pro Minute. Eine Wichtung erfolgte mittels Punktevergabe, wobei das Alter als singulär größter Risikofaktor am stärksten gewertet wurde. Weitere Risikofaktoren wie eine Mitralklappenerkrankung oder eine linksatriale Dilatation wurden ausgelassen. Dennoch konnte die Klassifikation eine Vorhersagegenauigkeit von 67 Prozent erzielen. Das Studienkollektiv bestand aus 856 Krebspatient:innen, die zwischen 1991 und 2003 nicht-kardiale thorakale Operationen hatten.

Dieses klinische Vorhersagemodell wurde in einer 2019 publizierten Studie von Smith et al. erneut angewendet und erweitert. Die Studienpopulation schloss 2.036 Patient:innen ein, die aufgrund benigner oder maligner nicht-kardialer Erkrankungen im Bereich des Thorax operiert worden waren. Auch hier bestätigte sich die gute Kalibrierung des Modells. Unter Hinzunahme des Resektionssumfangs als Einflussfaktor wurde ein binäres System von “low risk” versus “high risk” entwickelt. Dabei wurden Pneumonektomie, Ösophagektomie sowie Lobektomie als extensive Eingriffe bezeichnet und entsprechend als “high risk” kategorisiert. Diese Einteilung stimmt mit Studien überein, die chirurgischen Stress als Risikofaktor für postoperatives Vorhofflimmern identifizierten.

Zur Prävention ist bei gefährdeten Patient:innen eine perioperative Prophylaxe denkbar. Die Evidenzlage ist allerdings bisher noch nicht geklärt. Bislang empfiehlt die American Association of Thoracic Surgery die Erwägung einer Medikation mit Amiodaron zur Prophylaxe bei Risikopatient:innen, ohne diese Risikogruppe klar zu definieren.

Das Vorhersagemodell könnte zur individuellen Abwägung einer Prophylaxe unter Einbeziehung der Patient:innen- und OP-abhängigen Risikofaktoren hilfreich sein und einen Anstoß zur weiteren Forschung zum postoperativen Vorhofflimmern geben.

Quelle: External validity of a model to predict postoperative atrial fibrillation after thoracic surgery. Heather Smith et al. European Journal of Cardio-Thoracic Surgery, 57(5).2020, 874–80 [Volltext]

Weitere Inhalte zu Klinik, Differentialdiagnosen und Therapie finden sich im unter Postoperatives Vorhofflimmern im AMBOSS-Kapitel Vorhofflimmern.

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AMBOSS Blog: ISARIC-4C-Mortality-Score (COVID-19)

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Amboss möchte nicht nur mit Wissensinhalten zum Nachschlagen unterstützen, sondern hat noch weitere Formate ins Leben gerufen: u.a. den AMBOSS Blog. Hier gibt‘s noch mehr Hintergründe, Details zu neuesten Studien und Insights durch Expert:innengespräche.

Das Tool ISARIC-4C-Mortality-Score zur frühzeitigen Abschätzung des Risikos schwerer COVID-19 Verläufe wird vorgestellt von Angélique Fülbier und Emrah Hircin:

„In Deutschland liegen die täglichen Neuinfektionen von COVID-19 aktuell im fünfstelligen Bereich. Daher ist mit einer Zunahme der Zahl schwerer Verläufe und der stationären Behandlungsbedürftigkeit zu rechnen. „Wir stellen uns in den Krankenhäusern auf deutlich mehr COVID-19-Patient:innen ein. Die Entwicklung der vergangenen 4 Wochen deutet darauf hin, dass je nach Alter etwa 6% der Neuinfizierten eine Krankenhausbehandlung benötigen”, so Dr. med. Susanne Joha, Vorsitzende des Marburger Bunds am 20. Oktober 2020. (…) Ein einfacher prognostischer Score soll nun die Entscheidung für oder gegen eine stationäre Aufnahme erleichtern.“

„Letztlich überzeugt der 4C-Mortality-Score mit einer einfachen Anwendbarkeit durch Auswertung gängiger Parameter, die im Rahmen einer Aufnahmesituation regelhaft erfasst werden. Die Einschätzung für oder gegen eine stationäre Aufnahme wird in den nächsten Wochen entscheidend sein, um eine Überbelastung der Kliniken und Intensivstationen zu vermeiden.“

Den vollständigen Artikel lesen Sie hier:

Der ISARIC-4C-Score wurde als interaktives Onlinetool zur schnellen Risikoüberprüfung online zur Verfügung gestellt. Zur Originalstudie zum Nachlesen geht es hier.

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