Schlagwort-Archive: DEAL

Universität von Kalifornien und Elsevier einigen sich auf Open-Access-Deal

Die Universität von Kalifornien (UC) und der Verlag Elsevier haben sich auf einen Vertrag für Open-Access-Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften in Nordamerika geeinigt. Das Abkommen ist weltweit der erste Vertrag dieser Art, und schliesst Elseviers Flaggschiff-Zeitschriften Cell und The Lancet ein.

Die Verhandlungen mit Elsevier waren im Jahr 2019 ausgesetzt worden. Der jetzt abgeschlossene Vertrag ermöglicht den UC-Fakultäten und -Studenten, Artikel in fast allen der mehr als 2600 Zeitschriften von Elsevier zu lesen, ebenso ermöglicht er es UC-Autoren, Artikel zu veröffentlichen, die sie durch Zahlung einer Gebühr pro Artikel für jedermann frei zugänglich machen können. Elsevier wird diese Open-Access-Gebühren rabattieren und die UC ihre Autoren subventionieren.

Elsevier ist der größte Herausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften, die UC gehört zu den Top-Institutionen bei den Forschungsausgaben. 50.000 Zeitschriftenartikel werden jährlich von den Forschern an den 10 Universitäten der UC veröffentlicht, das sind gut 10 % der US-Wissenschaftsproduktion.

Der 4-Jahres-Vertrag, der am 1. April in Kraft tritt, ermöglicht es der Universität, das Geld, das sie sonst für Abonnements von kostenpflichtigen Elsevier-Zeitschriften bezahlt hätte, für die Veröffentlichung von Open-Access-Artikeln zu verwenden. Elsevier wird die Autorengebühren für die meisten seiner Zeitschriften um 15 % und für seine Cell Press- und Lancet-Titel um 10 % senken. Diese Gebühren reichen von $150 bis $9900 – für eine Open-Access-Veröffentlichung in der  renommierten Zeitschrift Cell – bei einem Durchschnitt von etwa $2000 pro Artikel für alle Elsevier-Zeitschriften.

Mit dem Elsevier-Deal hat die UC nun bereits neun solcher Open-Access-Vereinbarungen abgeschlossen. Ivy Anderson, stellvertretende Geschäftsführerin der California Digital Library und Co-Vorsitzende des Verlagsverhandlungsteams der UC: „Diese [Elsevier]-Vereinbarung markiert einen bedeutenden Schritt auf dem langen Weg zu vollständigem Open Access.“

Claudio Aspesi, ein in der Schweiz ansässiger Berater der Verlagsbranche: „Der UC-Vertrag hat so viel Aufmerksamkeit erregt, weil er die Nachfrage von Institutionen bündelt, die einzeln nie viel Aufmerksamkeit erlangt hätten.“

Die Konkurrenten Wiley und Springer Nature sind Elsevier bei der Unterzeichnung einiger der größten transformativen Verträge zuvorgekommen. Den weltweit größten schloss Springer Nature mit dem Projekt DEAL, einem Konsortium deutscher Institutionen, 2019 ab. Gespannt darf man sein, ob Elsevier eine ähnliche Annäherung mit dem 700 Mitglieder zählenden Projekt DEAL-Konsortium in Deutschland erreichen wird, das seine Elsevier-Abonnements ab 2017 wegen einer Pattsituation in Sachen Open Access gekündigt hat. Ein Vertreter des Konsortiums sagte diese Woche, es befinde sich in informellen Gesprächen mit Elsevier, aber die Verhandlungen seien offiziell nicht wieder aufgenommen worden.

Aktualisiert: 11 Wege an Zeitschriften-Artikel zu kommen, die in Münster nicht verfügbar sind

## jetzt mit dem Kopernio-Nachfolger EndNote Click ##

Der folgende Artikel beantwortet die Frage, wie man an Artikel von Zeitschriften kommt, die nicht vor Ort verfügbar sind.

1. Website des Verlags
Auf der Website des Verlags könnte der Artikel als „Hybrid-Open-Access“ immer noch zugänglich sein. Und auch wenn die Bibliothek das Abo gekündigt hat: manchmal vergessen Verlage schlicht und einfach, den Zugang abzuschalten.

2. Google Scholar
Eine Google– oder noch besser Google-Scholar-Suche fördert Artikel zur Oberfläche, die von Drittanbietern (oft den Autoren selber) ins Internet gestellt wurden.

3. PubMedCentral
In PubMed werden verschiedene Artikelversionen verlinkt, darunter der PubMedCentral-Version. PMC bietet 2.000 Zeitschriften nach einer Embargoperiode frei verfügbar an.

4. DOAI / oaDOI
Sie können die digitale Objektkennung (DOI) eines Artikels in den DOAI– und oaDOI-Dienst eingeben, um frei verfügbare Artikel zu lokalisieren. Dabei werden Preprint-Archive, Researchgate und institutionelle Repositorien durchsucht.

5. #icanhazpdf
Twitter-Nutzer können mit dem Hashtag #icanhazpdf und einem Link auf den Artikel anderen Nutzern Ihr Interesse für diesen Artikel anzeigen. Wenn jemand Zugriff hat, kann er Ihnen den Artikel zukommen lassen.

6. Reprint Requests / Open Access Button
Eine weitere Option ist (wenn auch manchmal etwas zeitaufwendiger), den entsprechenden Autor zu kontaktieren und ihn um eine Kopie des Artikels zu bitten. Diese Praxis wird von allen großen Verlagen gebilligt. Ein eleganter Weg, an Reprints zu kommen, ist der preisgekrönte Open Access Button.

7. Kollegen fragen, die einen Zugang haben
In der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek finden Sie Institutionen, die auf eine bestimmte Zeitschrift noch Zugriff haben. Dann kann man einen Kollegen fragen, der dort arbeitet. Diese Praxis ist rechtlich im Graubereich, nicht alle Verlage unterstützen dies.

8. Rapidoc
Über die Zweigbibliothek Medizin können Sie den Artikel via Fernleihexpressdienst Rapidoc erhalten. Die Qualität ist manchmal bescheiden, da die Verlage uns zwingen, den Artikel einzuscannen. Wenn Sie eine bessere Abbildungsqualität benötigen, geben Sie dies bitte bei der Bestellung im Kommentarfeld an!

9. Artikel oder Zeitschrift privat kaufen
Für einen schnellen (aber nicht kostenlosen!) Zugang zu einem Artikel, beißen Sie die Zähne aufeinander und zahlen für den Artikel. Einige Institutionen erstatten Ihnen diese Kosten. Zeitschriften-Artikel kosten typischerweise zwischen 25 und 35 Euro, aber es gibt auch Sparpreise, wie z.B. Lancet Choice ($49 für 5 Artikel) oder Cell Press (read-only ab $3,99). Man kann die Zeitschrift auch privat abonnieren, was meist einen Bruchteil der Bibliothekslizenzen kostet.

10. Browser-Plugins
Wenn Sie vor einer Paywall stehen: Der Browser-Plugin von EndNote Click (früher Kopernio) sucht nach lizenzierten aber auch frei verfügbaren PDFs. Gehen Sie zum Artikel und klicken Sie auf das EndNote Click-Symbol in der Browserleiste. Unterstützt werden u.a. PubMed, ScienceDirect, Web of Science und Google Scholar. Registrierung erforderlich (u.a. auch wegen der Zuordnung der richtigen Zeitschriftenlizenzen und Library Credentials: Benutzen Sie „University of Munster“). Eine Alternative ist unpaywall.

11. Eigene Artikel ins Netz stellen
Zugegebenermassen hilft Ihnen das nicht (zumindest nicht kurzfristig), aber Ihren Kollegen. Mittel- und langfristig könnte durch dieses Green Open Access die Abhängigkeit von Zeitschriftenmonopolen verringert werden. So erlaubt Cell Press z.B. die Veröffentlichung von pre-refereeing Manuskripten, Elsevier sogar die von pre-print and post-print or publisher’s version/PDF.


Modifiziert nach Björn Brembs und Guus van den Brekel.

Foto: (c) Adobe Illustrator Clipart

Aktualisiert: 11 Wege an Zeitschriften-Artikel zu kommen, die in Münster nicht verfügbar sind

## jetzt mit Open Access Button und unpaywall ##

Der folgende Artikel beantwortet die Frage, wie man an Artikel von Zeitschriften kommt, die nicht vor Ort verfügbar sind.

1. Website des Verlags
Auf der Website des Verlags könnte der Artikel als „Hybrid-Open-Access“ immer noch zugänglich sein. Und auch wenn die Bibliothek das Abo gekündigt hat: manchmal vergessen Verlage schlicht und einfach, den Zugang abzuschalten.

2. Google Scholar
Eine Google– oder noch besser Google-Scholar-Suche fördert Artikel zur Oberfläche, die von Drittanbietern (oft den Autoren selber) ins Internet gestellt wurden.

3. PubMedCentral
In PubMed werden verschiedene Artikelversionen verlinkt, darunter der PubMedCentral-Version. PMC bietet 2.000 Zeitschriften nach einer Embargoperiode frei verfügbar an.

4. DOAI / oaDOI
Sie können die digitale Objektkennung (DOI) eines Artikels in den DOAI– und oaDOI-Dienst eingeben, um frei verfügbare Artikel zu lokalisieren. Dabei werden Preprint-Archive, Researchgate und institutionelle Repositorien durchsucht.

5. #icanhazpdf
Twitter-Nutzer können mit dem Hashtag #icanhazpdf und einem Link auf den Artikel anderen Nutzern Ihr Interesse für diesen Artikel anzeigen. Wenn jemand Zugriff hat, kann er Ihnen den Artikel zukommen lassen.

6. Reprint Requests / Open Access Button
Eine weitere Option ist (wenn auch manchmal etwas zeitaufwendiger), den entsprechenden Autor zu kontaktieren und ihn um eine Kopie des Artikels zu bitten. Diese Praxis wird von allen großen Verlagen gebilligt. Ein eleganter Weg, an Reprints zu kommen, ist der preisgekrönte Open Access Button.

7. Kollegen fragen, die einen Zugang haben
In der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek finden Sie Institutionen, die auf eine bestimmte Zeitschrift noch Zugriff haben. Dann kann man einen Kollegen fragen, der dort arbeitet. Diese Praxis ist rechtlich im Graubereich, nicht alle Verlage unterstützen dies.

8. Rapidoc
Über die Zweigbibliothek Medizin können Sie den Artikel via Fernleihexpressdienst Rapidoc erhalten. Die Qualität ist manchmal bescheiden, da die Verlage uns zwingen, den Artikel einzuscannen. Wenn Sie eine bessere Abbildungsqualität benötigen, geben Sie dies bitte bei der Bestellung im Kommentarfeld an!

9. Artikel oder Zeitschrift privat kaufen
Für einen schnellen (aber nicht kostenlosen!) Zugang zu einem Artikel, beißen Sie die Zähne aufeinander und zahlen für den Artikel. Einige Institutionen erstatten Ihnen diese Kosten. Zeitschriften-Artikel kosten typischerweise zwischen 25 und 35 Euro, aber es gibt auch Sparpreise, wie z.B. Lancet Choice ($49 für 5 Artikel) oder Cell Press (read-only ab $3,99). Man kann die Zeitschrift auch privat abonnieren, was meist einen Bruchteil der Bibliothekslizenzen kostet.

10. Browser-Plugins
Wenn Sie vor einer Paywall stehen: Der Browser-Plugin von EndNote Click (früher Kopernio) sucht nach lizenzierten aber auch frei verfügbaren PDFs. Gehen Sie zum Artikel und klicken Sie auf das EndNote Click-Symbol in der Browserleiste. Unterstützt werden u.a. PubMed, ScienceDirect, Web of Science und Google Scholar. Registrierung erforderlich (u.a. auch wegen der Zuordnung der richtigen Zeitschriftenlizenzen und Library Credentials: Benutzen Sie „University of Munster“). Eine Alternative ist unpaywall.

11. Eigene Artikel ins Netz stellen
Zugegebenermassen hilft Ihnen das nicht (zumindest nicht kurzfristig), aber Ihren Kollegen. Mittel- und langfristig könnte durch dieses Green Open Access die Abhängigkeit von Zeitschriftenmonopolen verringert werden. So erlaubt Cell Press z.B. die Veröffentlichung von pre-refereeing Manuskripten, Elsevier sogar die von pre-print and post-print or publisher’s version/PDF.


Modifiziert nach Björn Brembs und Guus van den Brekel.

Foto: Jameek at photocase.de

Die Lizenz zum Gelddrucken: In wenigen Jahren wird NEJM 25.000 Euro kosten


NEJM wird jedes Jahr um ziemlich genau 1.333 Euro teurer (zum Vergrößern auf Grafik klicken)

Preiserhöhungen sind nichts Neues in der Verlagsbranche. Die ZB Med hatte bereits wiederholt über deftige Preissprünge bei Zeitschriften wie Pediatrics, dem NEJM oder von vier Zeitschriften der inneren Medizin berichtet.

Ein besonders eklatantes Beispiel aus der Inneren Medizin ist zur Zeit die Preisentwicklung von NEJM. Der Abonnementspreis von NEJM für die Universität Münster stieg in neun Jahren um das Sechsfache (Abb. s.o.). Diese Entwicklung ist mit einer Korrelation von 0,98 ziemlich stringent, so dass der Preis für 2025 schon berechnet werden kann: knapp 25.000 Euro. Da NEJM ein Monopol auf die Fachartikel besitzt, kann es jeden Preis verlangen, den der Markt hergibt. Eine Unterscheidung der Abonnenten nach so genannten „Tiers“ ermöglicht innovative Abzocke Kostenmodelle.

Ich bin gespannt, wann der Bogen überspannt ist, und ab welchem Punkt die Fakultäten nicht mehr nejm sondern njet sagen werden. Angesichts dieser malignen Entwicklung auf dem Zeitschriftenmarkt sind nationale Initiativen wie DEAL mit Augenmerk auf Open Access und publikationsbasierten Kosten sinnvolle Alternativen.

„Die publikationsbasierte Finanzierung führt bei Unis, die viele Artikel publizieren, zu einer höheren finanziellen Belastung“

Andreas Degkwitz, Direktor der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität und Bundesvorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbands im Tagesspiegel über die DEAL-Verhandlungen:

„Die angestrebte, publikationsbasierte Finanzierung der DEAL-Verträge führt bei Einrichtungen, die viele Artikel publizieren, zu einer deutlich höheren finanziellen Belastung als bei Einrichtungen, die wenige oder gar keine Artikel publizieren“. Der Paradigmenwechsel könne nämlich nur gelingen, „wenn die Kosten für die DEAL-Verträge nicht steigen und die Finanzierung der Verträge auf einer dauerhaften und tragfähigen Kostenbeteiligung aller am DEAL-Projekt partizipierenden Einrichtungen beruht“.

Allein aus den Haushalten der Universitätsbibliotheken könnten die hohen Mehrkosten nicht finanziert werden. Jürgen Christof, Direktor der Universitätsbibliothek der Technischen Universität (TU) sieht stattdessen die Politik in der Pflicht, das Thema müsse auf Landes- und Bundesebene besprochen werden. Es brauche eine faire und gut durchdachte Regelung. „Sonst besteht die Gefahr, dass forschungsstarke Einrichtungen mittelfristig aus einem DEAL-Vertrag aussteigen.“ Und das wäre das Worst-Case-Szenario.

Weitere Infos: Stellungnahme der großen Unis „U15“ (Was sind die U15)

Bild: Krockenmitte at Photocase

Elf Wege an Zeitschriften-Artikel zu kommen, die nicht in Münster verfügbar sind

SONY DSC

Der folgende Artikel beantwortet die Frage, wie man an Artikel von Zeitschriften kommt, die nicht vor Ort verfügbar sind.

1. Website des Verlags
Auf der Website des Verlags könnte der Artikel als „Hybrid-Open-Access“ immer noch zugänglich sein. Und auch wenn die Bibliothek das Abo gekündigt hat: manchmal vergessen Verlage schlicht und einfach, den Zugang abzuschalten.

2. Google Scholar
Eine Google– oder noch besser Google-Scholar-Suche fördert Artikel zur Oberfläche, die von Drittanbietern (oft den Autoren selber) ins Internet gestellt wurden.

3. PubMedCentral
In PubMed werden verschiedene Artikelversionen verlinkt, darunter der PubMedCentral-Version. PMC bietet 2.000 Zeitschriften nach einer Embargoperiode frei verfügbar an.

4. DOAI / oaDOI
Sie können die digitale Objektkennung (DOI) eines Artikels in den DOAI– und oaDOI-Dienst eingeben, um frei verfügbare Artikel zu lokalisieren. Dabei werden Preprint-Archive, Researchgate und institutionelle Repositorien durchsucht.

5. #icanhazpdf
Twitter-Nutzer können mit dem Hashtag #icanhazpdf und einem Link auf den Artikel anderen Nutzern Ihr Interesse für diesen Artikel anzeigen. Wenn jemand Zugriff hat, kann er Ihnen den Artikel zukommen lassen.

6. Reprint Requests
Eine weitere Option ist (wenn auch manchmal etwas zeitaufwendiger), den entsprechenden Autor zu kontaktieren und ihn um eine Kopie des Artikels zu bitten. Diese Praxis wird von allen großen Verlagen gebilligt.

7. Kollegen fragen, die einen Zugang haben
In der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek finden Sie Institutionen, die auf eine bestimmte Zeitschrift noch Zugriff haben. Dann kann man einen Kollegen fragen, der dort arbeitet. Diese Praxis ist rechtlich im Graubereich, nicht alle Verlage unterstützen dies.

8. Rapidoc
Über die Zweigbibliothek Medizin können Sie den Artikel via Fernleihexpressdienst Rapidoc erhalten. Die Qualität ist manchmal bescheiden, da die Verlage uns zwingen, den Artikel einzuscannen. Wenn Sie eine bessere Abbildungsqualität benötigen, geben Sie dies bitte bei der Bestellung im Kommentarfeld an!

9. Artikel oder Zeitschrift privat kaufen
Für einen schnellen (aber nicht kostenlosen!) Zugang zu einem Artikel, beißen Sie die Zähne aufeinander und zahlen für den Artikel. Einige Institutionen erstatten Ihnen diese Kosten. Zeitschriften-Artikel kosten typischerweise zwischen 25 und 35 Euro, aber es gibt auch Sparpreise, wie z.B. Lancet Choice ($49 für 5 Artikel) oder Cell Press (read-only ab $3,99). Man kann die Zeitschrift auch privat abonnieren, was meist einen Bruchteil der Bibliothekslizenzen kostet.

10. Plugin Kopernio installieren
Wenn Sie vor einer Paywall stehen: Der Browser-Plugin von Kopernio sucht nach lizenzierten aber auch frei verfügbaren PDFs. Gehen Sie zum Artikel und klicken Sie auf das grüne Kopernio-Symbol in der Browserleiste. Unterstützt werden u.a. PubMed, ScienceDirect, Web of Science und Google Scholar. Registrierung erforderlich (u.a. auch wegen der Zuordnung der richtigen Zeitschriftenlizenzen: Benutzen Sie „University of Munster“).

11. Eigene Artikel ins Netz stellen
Zugegebenermassen hilft Ihnen das nicht (zumindest nicht kurzfristig), aber Ihren Kollegen. Mittel- und langfristig könnte durch dieses Green Open Access die Abhängigkeit von Zeitschriftenmonopolen verringert werden. So erlaubt Cell Press z.B. die Veröffentlichung von pre-refereeing Manuskripten, Elsevier sogar die von pre-print and post-print or publisher’s version/PDF.


Modifiziert nach Björn Brembs und Guus van den Brekel.

Foto: Jameek at photocase.de

Studie zu Open-Access-Aktivitäten der Medizinischen Fakultät publiziert

Wie das Blog medinfo heute mitteilte, ist die Studie zu den Open-Access-Aktivitäten der Medizinischen Fakultät nun publiziert worden: Forscher inmitten von Open Access und DEAL-Verhandlungen. Teil 1: Open-Access-Aktivitäten. Die Studie wurde bei der Open Access-Zeitschrift Medizin-Bibliothek-Information veröffentlicht, Autor ist Dr. Oliver Obst, der Leiter der ZB Med.

Zusammenfassung
Ziel: In dieser Studie sollte zum einen untersucht werden, inwieweit die Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der Universität Münster Open Access publizieren, und ob sie über die Open-Access-Aktivitäten der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Bescheid wissen (Teil 1). Zum andern sollte ihr Wissen und ihre Meinung über die DEAL-Verhandlungen die Wege der Ersatzbeschaffung von nicht zugänglichen Zeitschriften-Artikeln abgefragt werden (Teil 2).
Methode: Online-Umfrage mittels Surveymonkey unter allen Wissenschaftler der medizinischen Fakultät via eines Email-Verteilers des Dekanats. Der Fragebogen bestand aus 14 Fragen, für Teil 1 wurden die ersten 7 Fragen ausgewertet.
Ergebnisse: 384 Fragebögen konnten ausgewertet werden. 63% hatten bereits mindestens einmal Open Access publiziert. 61% wussten über den Publikationsfonds der ULB vor der Umfrage Bescheid, 38% wurden durch Kollegen auf ihn aufmerksam gemacht und 35% durch Aktivitäten der Bibliothek (Mehrfachnennungen). 21% aller Antwortenden hatten bereits einmal einen Antrag beim Fonds gestellt; von denen, die von ihm wussten, waren dies mit 35% deutlich mehr. Hauptsächliche Finanzierungsquelle für Open-Access-Publikationen waren jedoch eigene Fördermittel (57%) oder solche der Institution (44%). Hauptausschlaggebend für die Publikation in einer Open-Access-Zeitschrift war deren Impact Faktor (84%), gefolgt von ihrem guten Ruf (62%).
Fazit: Etwa zwei Drittel der Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der Universität Münster wussten gut Bescheid über die Bewertung von Open-Access-Zeitschriften, nutzten die Möglichkeit dort zu publizieren, kannten Fördermöglichkeiten und hatten offensichtlich keine Probleme, die Article Processing Charges (APC) zu bezahlen. Dabei stellte sich ein deutlicher Unterschied zwischen Senior und Junior Scientists heraus: Ältere, etablierte Wissenschaftler waren nicht so sehr auf Impact-starke, karrierefördernde Journals angewiesen; sie konnten es sich leisten, in kleineren, unbekannten Zeitschriften zu publizieren; sie hatten mehr Open-Access-Erfahrungen als die Nachwuchsforscher und wussten besser Bescheid über die Fördertöpfe in der Bibliothek.

Die Studie ist frei zugänglich unter https://www.egms.de/static/en/journals/mbi/2019-19/mbi000441.shtml.

Fotonachweis: andreykr at fotolia.com

Open Access-Publikation in Wiley-Zeitschriften

Wir berichteten bereits über den Deutschlandweiten Vertrag mit Wiley, dem drittgrößten Publisher weltweit. Die meisten wissen, dass dieser Vertrag gegen eine jährliche Gebühr den Zugang zu rund 1.700 Journals von Wiley ermöglicht. Diese Gebühr (die Publish&Read Fee heißt) entspricht theoretisch* dem Betrag, der 2018 in Deutschland für alle Wiley-Zeitschriften bezahlt wurde. Deutlich weniger ist vielen bekannt, dass Forscher ihre Artikel als Open Access in Wiley Zeitschriften veröffentlichen können (siehe auch den entsprechenden ULB-Artikel).

Dadurch ergeben sich folgende Veränderungen für die Universität Münster:

  • Hybrid Open Access: Ab dem 1.7.2019 gilt: Fungieren WWU-Angehörige in diesen hybriden Zeitschriften als ersteinreichende Autorinnen und Autoren (submitting corresponding author), erscheinen diese Artikel auf Wunsch als Open-Access- oder Nicht-Open Access-Publikation. Der Autor erhält (erstmal) keine Rechnung. Egal, ob der Artikel Open Access oder nicht Open Access ist: Es fallen die gleichen Kosten an, die über den folgenden Weg in in Rechnung gestellt werden: Wiley -> Max Planck Gesellschaft -> Universität Münster -> Universitätsbibliothek -> Fachbereiche. Dabei erfolgt die Rechnungstellung nach den von der Lizenzkommission der WWU festgelegten Verteilungsgrundsätzen.
  • Gold Open Access: Der Vertrag beinhaltet eine Rabattierung von 20% gegenüber dem Listenpreis der Artikelbearbeitungsgebühr (APC) für ersteinreichende Autorinnen und Autoren (submitting corresponding author) in den ca. 110 Gold Open Access-Zeitschriften von Wiley. Nach den von der Lizenzkommission der WWU festgelegten Verteilungsgrundsätze gilt: Artikel mit einer APC unter 2.000 € (brutto) werden über den OA Publikationsfonds der WWU abgerechnet. Dabei trägt die ULB ein Drittel und der betreffende Fachbereich zwei Drittel. Artikel mit einer APC über 2.000 € (brutto) werden den betreffenden Fachbereichen zu 100% in Rechnung gestellt.


* Da nicht nach Subskriptionen sondern nach Publikationen bezahlt wird, werden publikationsstarke Institutionen (große, naturwiss./med. Unis) stärker zur Kasse gebeten als publikationsschwache (kleine, geisteswiss. Unis und Fachhochschulen).

Umfrage zu DEAL, Elsevier und Open Access: 7. Kommentare

Umfrage
Die Umfrage lief vom 3.-6. Juni 2019 und wurde über den Email-Verteiler des Dekanats an alle wissenschaftlichen Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät Münster verteilt – insgesamt wohl an die 2.000 Personen. Der Fragebogen (PDF) bestand aus 14 Fragen. 416 Wissenschaftler beantworteten die Umfrage, was einen Recall von ca. 20% bedeutete. 32 Fragebögen konnten nicht in die Auswertung mit einbezogen werden, da sie unvollständig beantwortet worden waren, so dass final die Fragebögen von 384 Antwortenden in die Auswertung einbezogen wurden. Es wurde nach Publikationen in Open Access-Zeitschriften gefragt, dem Wissen über den Publikationsfonds der Universitätsbibliothek und den Deutschlandweiten Wiley-Vertrag sowie den HRK-Verhandlungen mit Elsevier und seinen Auswirkungen. Von den 384 Antwortenden waren 16% 20-29 Jahre alt, 36% 30-39 Jahre alt, 23% 40-49 Jahre alt, 20% 50-59 Jahre alt und 5% älter als 60 Jahre (Abb. oben). Fast zwei Drittel (64%) gaben an, zu mehr als 50% wissenschaftlich zu arbeiten.

25 der 384 Antwortenden nutzten die Gelegenheit, sich eine Informationsveranstaltung zu Elsevier, DEAL und/oder Open Access an Ihrer Einrichtung zu wünschen. Die Bibliothek hat Kontakt mit den genannten Einrichtungen aufgenommen und die ersten Termine vereinbart.

25 der 384 Antwortenden nutzten die Gelegenheit, der Bibliothek am Schluss noch etwas mit auf den Weg zu geben. Diese aufschlussreichen Kommentare finden Sie zusammen mit den Antworten der Bibliothek im Folgenden:

Kommentar Antwort der Bibliothek
Danke! Gern geschehen!
Das Geld für die Zeitschriften sollte in die Bibliotheken gesteckt werden, die diese Aufgabe objektiver übernehmen könnten: Zukunft Bibliothek! Danke für Ihr Vertrauen in die Innovationskraft und Objektivität von Bibliotheken!
Der Zugriff auf möglichst viele Artikel ist anzustreben. Es ist ärgerlich, wenn man sich einen Artikel einkauft nur um im Nachgang zu erkennen, dass er für die Fragestellung doch nicht geeignet ist. Ich denke genau darum geht es der HRK: Zugriff auf alle Journals der genannten Verlage, Eindämmung der ewigen Kostensteigerungen.
Die Auseinandersetzungen mit Elsevier dauern zu lange, der Nicht-Zugriff auf die Zeitschriften beeinträchtigt die Arbeit. Ja, das ist traurig. Ich verstehe auch nicht genau, wer da gerade auf der Bremse steht. Aber es sollte sich lohnen, für das oben genannte Ziel eine Durststrecke in Kauf zu nehmen.
Frontiers reduziert die Kosten auf Anfrage auf eine Summe von 2000 Euro inklusive Tax. Das ist ein guter Hinweis, danke!
Get a deal with Elsevier soon! Yes, we’ll try. Please tell Elsevier too.
Ich bin bereits emertiert. Publiziere aber noch. Trotzdem sollte meine Ansicht wenig Gewicht haben. Die Aktiven sollten ihre Anliegen robust vertreten. Etwas anderes: IF ist für die meisten tatsächlichen Anwendungen total ungeeignet, die auch nicht im Sinne seiner Erfinder sind. Seine Bedeutung MUSS sinken. But, what else is new? Ja, da legen Sie den Finger in die Wunde: Der Impact Faktor und Minimonopole haben dazu geführt, dass jeder verlag jede Summe für seine Titel verlangen kann. NEJM denkt über 60.000 Euro nach, das ist doch Irrsinn!
Ich bin erst seit einem Jahr an der Universität Münster tätig, meine Erfahrungen mit eigenen Publikationen beziehen sich auf die Zeit an der Universität Würzburg danke für den Hinweis
Ich wünsche mir einen Newsletter, der auf die uns verfügbaren Möglichkeiten hinweist, danke! Ich nehme Sie sofort in unseren Newsletter auf, versprochen!
Ihr seid super! Danke für Euren Einsatz für uns Wissenschaftler und die Freiheit und Zugänglichkeit unserer Ergebnisse! Gern geschehen!
Ist die Nutzung von Sci-hub eigentlich legal? Das kann ich nicht sagen.
Kein Zugang zu den Zeitschriften von ELSEVIER ist eine Katastrophe – ganz einfach!!! Ja, sehe ich auch so (mit allen Einschränkungen, die heir schon genannt wurden).
Macht weiter so! 🙂 Machen wir.
Man könnte Preprint Server wie das BioRxiv fördern. In der Medizin kann man auch seit Neuestem medRxiv benutzen.
Nach meiner Überzeugung sind die großen Verlage (Elsevier, Wiley, SpringerNature) langfristig überflüssig, nur handelt in der Wissenschaft(spolitik) niemand danach. Publizieren geht ohne Kosten. Allerdings sind Idealismus, Kreativität und Ausdauer notwendig — sind das nicht klassische Attribute des Wissenschaftlers? Ich verstehe nicht, dass die Wissenschaftspolitik nach wie vor diese Verlage schmiert und sich auf Verhandlungen einlässt. Der Vertrag mit Wiley ist gut und schön und die Konditionen für große Teile der Wissenschaft werden besser, aber so gewinnt am Ende Wiley und die Wissenschaft verliert. Ich verstehe auch nicht, warum die zb med nicht intensiv alternative Modelle wie Open Journal Systems unterstützt. Geht es der zb med vielleicht nicht wirklich um niedrige Kosten, sondern darum, ein hohes Budget verwalten zu können? Wenn Sie mit zb med die kleine Zweigbibliothek Medizin Münster meinen, dann muss ich Sie enttäuschen: Wir sind zu klein für OJS und schauen nur nach unserem Budget, damit wir Ihnen Ihre Zeitschriften kaufen können. Wenn Sie aber die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin meinen (zbmed.de), dann kann ich Sie beruhigen: Mit dem ejournal-Portal egms.de sind die schon sehr gut im Geschäft! Wenn Sie eine Zeitschrift publizieren wollen, hilft ansonsten die ULB Münster, auch mit OJS…
RAPIDOC wäre eine gute Alternative, wenn der Artikel nicht schwarz weiß wäre und die Druckqualität deutlich verbessert würde. (vermutlich passiert das durch das Faxen); in der erhaltenen Qualität des Papers, ist der Dienst überflüssig Wir würden ja gerne die Original-PDF liefern, aber das verbieten die Verlage (die Ihre Profite verteidigen wollen). Meits reicht ja schwarz/weiss, aber wenn Sie mal eine bessere Qualität brauchen, sollten Sie bei zukünftigen Bestellungen im Bemerkungsfeld „Farbkopie“ angeben, dann besorgen wir Ihnen diese (kostet dann auch mehr, aber das ist es uns wert).
Rapidoc: Are you aware that a lot of articles are printed in colour for a reason? Please send us the articles in colour. Try to interpret a mutlicolour stained image in black and white! see above
Richtung und wichtig dass Elsevier abgeblitzt ist. Ich wünsche mir eine ähnlich starke Linie vor allem gegenüber Springer/Nature. Danke für die Info, das gebe ich gerne so weiter
Sie sind super !!! Danke, Sie auch!!
Standhaft bleiben! Elsevier im vertretbaren Maße nicht mehr zitieren! Danke für Ihre (standhafte) Meinung!
Supply and demand norms should be followed. When there is a large demand for literature on which research is based on, it is the duty of all suppliers to provide it as leniently as possible. Please tell the publishers
Vielen Dank für Rapidoc! Das ist ein tolles Angebot, das mir schon oft geholfen hat. Bitteschön, das hören wir gerne!
Vom Elsevier-Problem abgesehen, meist sehr gute Versorgung mit Veröffentlichungen. Rapidoc kommt manchmal mit Kopien sehr schlechter Qualität (Problem bei Bildern, vor allem bei radiologischen Veröffentlichungen) Danke. Zur Rapidoc-Qualität siehe oben.
Was ist iTunes?? Der Shop von Apple. Mit einem iTunes-Gutschein kann man dort Apps, Bücher, Musik, Filme und Serien kaufen.
Zur Umfrage an sich: – Frage Prozentsatz Forschung/Lehre unintuitiv. Ist das ein Balken (je weiter links desto mehr Forschung) oder eine Waage (je weiter rechts desto mehr Forschung)? Meine Angabe soll 95% Forschung heißen, ob sie das tut, ich weiß es nicht. – In einer Frage zum Wiley-Vertrag geben Sie die neuen Lesekosten für „Cell“ abhängig von der Publikationsanzahl an.Cell wird aber doch nicht von Wiley publiziert?! – Sie scheinen anzunehmen dass jeder der publiziert (im Sinne von „Autor ist“) auch in die Entscheidung, wo publiziert wird (und ob und wie das mit Kosten zusammenhängt) einbezogen wird. Das wäre, gelinde gesagt, naiv. Oder meinen Sie mit „selbst publizieren“ nur diejenigen die die auch Mittelverwaltungszugriff haben (also Juniorprof aufwärts, in etwa)? – In allen Forschungsgruppen an denen ich bisher gearbeitet habe sprechen >30% der wissMA kein Deutsch. Wenn es die Umfrage nicht auf Englisch gibt (und die Einladungsmail zweisprachig gesendet wird) nehmen Sie keine gute Stichprobe der Forscher in Münster. Danke für Ihr ausführliches Feedback, das wir sehr ernst nehmen. Zur Umfrage: Ja, die Art der Fragestellung hat einigen Probleme bereitet. Wir machen das demnächst wieder intuitiver. Ihre Angaben sind aber korrekt rübergekommen. Zu Cell: Das war nur ein Beispiel für die publikationsbasierte Bepreisung, zugegebenermassen ein schlechtes, aber mir fiel auf die Schnelle keine bekannte Wiley-Zeitschrift ein 😉 Zur Frage der Autorschaft: Ja, Sie haben vollkommen recht: Es war wirklich naiv von mir, jeden für einen Autor zu halten, der vorne auf einem Paper drauf steht. Das hängt sicher damit zusammen, dass ich selber fast ausschliesslich alleine publiziere. Es wäre klarer für die „Nebenautoren“ (so will ich sie einmal nennen) gewesen, nach Submitting oder Corresponding Authorship zu fragen, dann hätten sie sich nicht angesprochen gefühlt. Zur Sprache: Tatsächlich ist eine rein deutschsprachige Umfrage nicht repräsentativ für die Medizinische Fakultät. Das wird aber auch nicht behauptet. Es ging um ein schnelles und kurzes Meinungsbild zu den DEAL-Verhandlungen, dafür reicht mir die Rückmeldung von 70% der Forscher aus (wie Sie oben sehen, haben tatsächlich auch etliche die Umfrage auf englisch ausgefüllt). Interessant wäre natürlich den Grund für Ihre Vermutung zu erfahren, wieso die englischsprachigen Forscher eine andere Einstellung als die deutschsprachigen haben sollten. BTW: Letztens hat die Bibliothek eine englischsprachige Umfrage gemacht. Da kam der Kommentar: Wieso Englisch? Wir leben doch in Deutschland! :-/

Weitere Beiträge und Ergebnisse

Foto: Lukiyanov at Shutterstock

Umfrage zu DEAL, Elsevier und Open Access: 6. Alternative Zugänge zu Literatur

Umfrage
Die Umfrage lief vom 3.-6. Juni 2019 und wurde über den Email-Verteiler des Dekanats an alle wissenschaftlichen Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät Münster verteilt – insgesamt wohl an die 2.000 Personen. Der Fragebogen (PDF) bestand aus 14 Fragen. 416 Wissenschaftler beantworteten die Umfrage, was einen Recall von ca. 20% bedeutete. 32 Fragebögen konnten nicht in die Auswertung mit einbezogen werden, da sie unvollständig beantwortet worden waren, so dass final die Fragebögen von 384 Antwortenden in die Auswertung einbezogen wurden. Es wurde nach Publikationen in Open Access-Zeitschriften gefragt, dem Wissen über den Publikationsfond der Universitätsbibliothek und den deutschlandweiten Wiley-Vertrag sowie den HRK-Verhandlungen mit Elsevier und seinen Auswirkungen. Von den 384 Antwortenden waren 16% 20-29 Jahre alt, 36% 30-39 Jahre alt, 23% 40-49 Jahre alt, 20% 50-59 Jahre alt und 5% älter als 60 Jahre (Abb. oben). Fast zwei Drittel (64%) gaben an, zu mehr als 50% wissenschaftlich zu arbeiten.

Beschaffung von Zeitschriftenartikeln ohne Uni-Lizenz
Die 11. Frage lautete: „Wie besorgen Sie sich Zeitschriftenartikel, für die die Uni Münster keinen Zugang hat?“ (mehrere Antworten möglich). Mit 57% gaben die Allermeisten an, bei Kollegen nachzufragen, die einen Zugang zu der Zeitschrift besaßen, dicht gefolgt von 52%, die direkt beim Autor nachfragten (Abb. oben). Über das Wissenschaftler-Portal ResearchGate versorgten sich immerhin 46% mit Artikeln. 40% benutzten den Expresslieferdienst Rapidoc, der gleiche Prozentsatz Google Scholar. 37% gaben an, dass der Artikel frei verfügbar auf der Webseite der Zeitschrift zu finden war. Nur eine verschwindende Minorität kaufte sich Artikel (4%), fragte bei der Zeitschrift an (3%) oder twitterte den Artikelwunsch mit dem Hashtag #icanhazpdf (2%). Mit 41% war der Prozentsatz derjenigen, die gleich ganz auf den Artikel verzichteten, erschreckend hoch.

Immerhin jeder Achte (12%) gab nur eine einzige Möglichkeit an, sich am Ort nicht vorhandene Zeitschriftenaufsätze zu besorgen (Abb. oben). Fast 1/4 (23%) benutzte den Münsteraner Expresslieferdienst Rapidoc als einzigen Beschaffungsweg, genauso viele verzichteten dann aber auf den Artikel. Jeder Siebte fragte ausnahmslos bei Kollegen an, die einen Zugang besaßen.

Beschaffung von Zeitschriftenartikeln nach Open Access-Publikationstätigkeit
Unter denjenigen, die schon einmal Open Access publiziert hatten, waren mehr, die beim Autor anfragten, mehr, die bei Kollegen mit Zugriff anfragten, mehr, die bei ResearchGate guckten, mehr, die Rapidoc nutzten und mehr, die frei verfügbare Artikel auf der Webseite der Zeitschrift fanden. Mit anderen Worten: Open Access-Autoren waren umtriebiger und breiter aufgestellt, was die Beschaffung von Artikeln abseits der Uni-Lizenz anging.

Beschaffung von Zeitschriftenartikeln nach Alter
Zwei Arten der alternativen Ersatzbeschaffung von Zeitschriftenartikeln nehmen mit dem Alter zu: die Anfrage beim Autor (von 38% bei den 20-29jährigen auf 62% bei den über 60jährigen) und der Fernleihdienst Rapidoc (von 22% auf 48%) (Abb. oben, links). Beides sind eher traditionelle Wege der Ersatzbeschaffung, die bereits seit Dekaden angeboten werden und (offensichtlich noch immer) funktionieren. Dem stehen drei Beschaffungswege gegenüber, die mit dem Alter abnahmen: auf der Webseite des Journals frei verfügbare Artikel (von 42% bei den 20-29jährigen auf 19% bei den über 60jährigen), Artikel, die über Google Scholar gefunden wurden (von 40% auf 19%) und Artikel im Wissenschaftler-Netzwerk ResearchGate (von 53% auf 14%) (Abb. oben, rechts). Alles drei sind eher die typischen Herangehensweisen von Digital Natives, nicht-lizenziertes Material zu finden.

Von den meist genutzten Zugangswegen (Nutzung > 5%) war nur die Anfrage bei Kollegen bei allen Altersgruppen in etwa gleich stark vertreten. Das frustrierende „Ich verzichte dann oft auf den Artikel“ war mit 38%-48% bei allen Altersgruppen gleich stark ausgeprägt mit der Ausnahme der 40-49jährigen, die das deutlich seltener meinten (32%). Vielleicht waren diese nur hartnäckiger als die Jüngeren (zu unbekümmert) und Älteren (zu abgeklärt)?

Weitere Beiträge und Ergebnisse

Foto: Lukiyanov at Shutterstock

Umfrage zu DEAL, Elsevier und Open Access: 5. Meinungen zu Elsevier

Umfrage
Die Umfrage lief vom 3.-6. Juni 2019 und wurde über den Email-Verteiler des Dekanats an alle wissenschaftlichen Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät Münster verteilt – insgesamt wohl an die 2.000 Personen. Der Fragebogen (PDF) bestand aus 14 Fragen. 416 Wissenschaftler beantworteten die Umfrage, was einen Recall von ca. 20% bedeutete. 32 Fragebögen konnten nicht in die Auswertung mit einbezogen werden, da sie unvollständig beantwortet worden waren, so dass final die Fragebögen von 384 Antwortenden in die Auswertung einbezogen wurden. Es wurde nach Publikationen in Open Access-Zeitschriften gefragt, dem Wissen über den Publikationsfond der Universitätsbibliothek und den deutschlandweiten Wiley-Vertrag sowie den HRK-Verhandlungen mit Elsevier und seinen Auswirkungen. Von den 384 Antwortenden waren 16% 20-29 Jahre alt, 36% 30-39 Jahre alt, 23% 40-49 Jahre alt, 20% 50-59 Jahre alt und 5% älter als 60 Jahre (Abb. oben). Fast zwei Drittel (64%) gaben an, zu mehr als 50% wissenschaftlich zu arbeiten.

Meinungen über die Verhandlungen und den fehlenden Zugriff auf Elsevier- und Cell-Zeitschriften
Die Frage hierzu lautete „Elsevier hat den Zugang zu seinen Zeitschriften (darunter auch alle Cell Press-Titel) ab Juli 2018 eingestellt. Wie denken Sie darüber, dass die HRK gegenüber Elsevier hart geblieben ist und auf ihren Forderungen bestanden hat (Open Access, publikationsbasierte Kostenberechnung, Zugang zum kompletten Angebot, geringe Preissteigerung) ?“. Als Antworten war vorgegeben: „Richtig so. Es braucht Druck, damit Elsevier einlenkt.“, „Elsevier ist ein profitorientiertes Unternehmen und schadet der Wissenschaft nur.“, „No Deal is no Option: Die Verhandlungen sollen so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden.“, „Es ist ein gravierender Wettbewerbsnachteil, keinen Zugriff auf die Zeitschriften zu haben.“, „Die HRK sollte von dem Dogma ‚publikationsbasierte Kosten‘ Abstand nehmen, damit die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden können.“, „Das Geld für die Elsevier-Zeitschriften sollte man lieber in die Forschung investieren.“ „Ich brauche nun mehr Zeit, um an die Literatur zu kommen.“, „Ich verzichte nun öfter darauf, Manuskripte für Elsevier-Zeitschriften zu schreiben/begutachten.“, „Man sollte wieder zu den bisherigen Abonnementsverträgen zurück, max. 3% Aufschlag pro Jahr und fertig“ und „Sonstiges (bitte angeben)“.
Als Antwortmöglichkeiten konnte stimme zu, teils/teils, stimme nicht zu angekreuzt werden.

Die allermeisten, nämlich zwei Drittel (66%) stimmten der Aussage zu „Ich brauche mehr Zeit, um an die Literatur zu kommen“. 58% meinten, das richtig sei Druck aufzubauen, damit Elsevier einlenkt. Dies war gleichzeitig die Option mit den wenigsten Gegenstimmen (5%). Das Unterbrechen der Verhandlungen war aber keine mehrheitsfähige Option, denn 55% stimmten zu, dass „No Deal is No Option – Die Verhandlungen so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden sollten“. 46% unterfütterten diese Einstellung noch mit dem starken Argument, dass der fehlende Zugriff „ein gravierender Wettbewerbsnachteil“ sei. Nur oder immerhin der Sechste war aber gegen die Wiederaufnahme von Verhandlungen und gleichviele sahen keinen Wettbewerbsnachteil. 43% stimmten der Aussage zu, dass „Elsevier als profitorientiertes Unternehmen der Wissenschaft nur schaden würde“ – dies war gleichzeitig die Option mit den zweitwenigsten Gegenstimmen. Nur jeder neunte(!) Wissenschaftler meinte, dass Elsevier der Wissenschaft nicht schaden würde. Die Frage wäre hier zu stellen, ob es sich hierbei um eine ambivalente Einstellung vieler Forscher handelte oder ob es zwei deutlich zu unterscheidende Lager gab.

Eine besonders große Ambivalenz löste die folgende Feststellung aus: „Verzichten Sie darauf, (weiter) für Elsevier-Zeitschriften zu schreiben bzw. für diese Artikel zu reviewen?“ Mehr als ein Viertel aller Antwortenden (29%) stimmten dem zu, zugleich wurde bei dieser Antwortoption die mit größte Ablehnung überhaupt verzeichnet. Nicht weniger als 40% wollten weiterhin für Elsevier-Zeitschriften Artikel bzw. Gutachten schreiben (hier wurde nicht zwischen den beiden differenziert). Aus persönlichen Berichten wissen wir, dass einige Wissenschaftler keinen Gutachten mehr für Elsevier schreiben, weil die Beschaffung der Artikel so frustrierend geworden ist (siehe „Ich brauche mehr Zeit, um an die Literatur zu kommen“).

Immerhin 28% meinten, man solle das Geld lieber in die Forschung investieren, das durch die abbestellten Zeitschriftenabos eingespart wird. Dies wäre nicht nur ein überaus couragierter Paradigmenwechsel sondern auch eine ziemliche Abkehr vom bisherigen Publikationswesen. In Konsequenz wären keine kommerziellen Verlage mehr nötig und/oder lebensfähig, ihre Aufgaben (die sicherlich noch bestehen blieben) müssten von anderen (nicht-kommerziellen u/o staatlichen) Akteuren übernommen werden.

Am Wenigsten (16%) wollten „wieder zu den bisherigen Abonnementsverträgen zurück, max. 3% Aufschlag pro Jahr und fertig“. Mit 17% kaum mehr Antwortende haderten mit dem HRK-Postulat und fanden „Die HRK sollte von dem Dogma „publikationsbasierte Kosten“ Abstand nehmen, damit die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden können“.

Unterschiedliche Gruppen bei den Meinungen

Mit Venn-Diagrammen wurde untersucht, ob es vielleicht unterschiedliche Gruppen bei den Wissenschaftlern gab. Die Vermutung war, dass es eine Gruppe gab, die eher zu Verhandlungen bereit war („Verhandlungsgruppe“), und eine Gruppe, die eher dafür war, Druck auszuüben („Druckgruppe“). Die Zahlen geben die Menge an Wissenschaftlern an, die den jeweiligen Optionen zugestimmt hatten.


84% aller Wissenschaftler, die einen Wettbewerbsnachteil fürchteten, und 78% aller Wissenschaftler, die für neue Verhandlungen waren, beklagten auch, mehr Zeit für die Literaturbeschaffung zu benötigen.

Zur Verhandlungsgruppe wurden die Wissenschaftler gezählt, die bei den Antwortoptionen „mehr Zeit für Literaturbeschaffung“, „No deal ist no option“ und „Wettbewerbsnachteile“ stimme zu angegeben hatten (Abb. oben). Es stellte sich heraus, dass diese drei Gruppen eine große gemeinsame Schnittmenge besassen.


Mehr als 3/4 (78%) aller Wissenschaftler, die der Meinung waren „Elsevier schadet“, und 84% aller Wissenschaftler, die keine Gutachten mehr für Elsevier schrieben, waren auch für Druck.

Zur Druckgruppe wurden diejenigen Wissenschaftler gezählt, die bei den Antwortoptionen „Es braucht Druck“, „Elsevier schadet“ und „Verzicht auf Gutachten“ stimme zu angegeben hatten (Abb. oben). Es stellte sich heraus, dass diese drei Gruppen ebenfalls eine große gemeinsame Schnittmenge besassen.

Die Vermutung war nun, dass die Schnittmenge zwischen der Verhandlungsgruppe und der Druckgruppe nicht so groß war, da sich die Antwortoptionen gegenseitig ausschliessen würden. Dem war aber nicht so. Auch hier konnte eine große Schnittmenge festgestellt werden, wenn auch nicht so groß wie innerhalb der beiden Gruppen.

Das Venn-Diagramm unten zeigt noch einmal die mit 37% relativ geringe Schnittmenge zwischen „Es braucht Druck“ und „mehr Zeit für Literaturbeschaffung“ (Abb. unten).

Wichtigkeit von Elsevier- und Cell Press-Zeitschriften
302 Personen machten Angaben zur Wichtigkeit von Elsevier- und Cell Press-Zeitschriften, 84 nicht. Als Antwortoptionen war vorgegeben: sehr wichtig, wichtig, teils/teils, unwichtig, sehr unwichtig. Wie die obige Abbildung zeigt, war die Wichtigkeit der Elsevier-Zeitschriften unstrittig: 79% empfanden diese als wichtig oder sogar sehr wichtig (Abb. oben, rote Kreisausschnitte). Ein gutes Fünftel war sich unsicher und nur etwas mehr als 3% bezeichnete die Zeitschriften als (sehr) unwichtig. Die Wichtigkeitsverteilung war unabhängig vom Alter und davon, ob jemand schon einmal Open Access publiziert oder den Publikationsfonds in Anspruch genommen hatte.

Meinungen vs. Wichtigkeit
Noch einmal deutlicher wird die Existenz zweier „Gruppen“, wenn man sich anschaut, wie wichtig Elsevier-Zeitschriften für jede dieser Gruppen sind. Die Zeitschriftenwichtigkeit ist anscheinend eine Art „Gradmesser“ zwischen den Verhandlungsbereiten und den Kompromisslosen. Alle diejenigen, die verhandlungsbereite Antwortoptionen befürworten (Bisherige Aboverträge, Wettbewerbsnachteil, Verhandlungen aufnehmen, Brauche mehr Zeit), wiesen den Elsevier-Zeitschriften eine signifikant über dem Durchschnitt liegende Wichtigkeit zu (90-93%, Abb. oben). Alle, die eher kompromisslos votierten (Elsevier schadet, Es braucht Druck, Kein Paper/Review, Geld in die Forschung), wiesen den Elsevier-Zeitschriften eine signifikant unter dem Durchschnitt liegende Wichtigkeit zu (56-68%). („Keine publikationsbasierten Kosten“ steht genau dazwischen, was an dem fehlenden Verständnis der meisten Wissenschaftler für dieses Kostenmodell liegen könnte (siehe Kenntnisse über Wiley-Vertrag).)
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wer die Elsevier-Zeitschriften für die Wettbewerbsfähigkeit seiner Forschung (und Krankenversorgung) unbedingt braucht, wünscht sich die sofortige Herstellung des Status Quo um fast jeden Preis. Wem die Zeitschriften am Hut vorbeigehen, kann sich eher ein kritisches Urteil erlauben und favorisiert eher langfristige, nachhaltige Lösungsansätze, die der Wissenschaft (durch Pay Walls und Preissteigerungen) nicht weiter schaden.

Weitere Beiträge und Ergebnisse

Foto: Lukiyanov at Shutterstock

Umfrage zu DEAL, Elsevier und Open Access: 4. Wissen über den Wiley-Vertrag

Umfrage
Die Umfrage lief vom 3.-6. Juni 2019 und wurde über den Email-Wissenschaftsverteiler des Dekanats an alle wissenschaftlichen Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät Münster verteilt – insgesamt wohl an die 2.000 Personen. Der Fragebogen (PDF) bestand aus 14 Fragen. 416 Wissenschaftler beantworteten die Umfrage, was einen Recall von ca. 20% bedeutete. 32 Fragebögen konnten nicht in die Auswertung mit einbezogen werden, da sie unvollständig beantwortet worden waren, so dass final die Fragebögen von 384 Antwortenden in die Auswertung einbezogen wurden. Es wurde nach Publikationen in Open Access-Zeitschriften gefragt, dem Wissen über den Publikationsfond der Universitätsbibliothek und den deutschlandweiten Wiley-Vertrag sowie den HRK-Verhandlungen mit Elsevier und seinen Auswirkungen. Von den 384 Antwortenden waren 16% 20-29 Jahre alt, 36% 30-39 Jahre alt, 23% 40-49 Jahre alt, 20% 50-59 Jahre alt und 5% älter als 60 Jahre (Abb. oben). Fast zwei Drittel (64%) gaben an, zu mehr als 50% wissenschaftlich zu arbeiten.

Kenntnis zum Wiley-Vertrag
Die dazu gestellte Frage lautete „Die HRK hat im Frühjahr mit Wiley den ersten deutschlandweiten Vertrag abgeschlossen. Er gilt für die Jahre 2019-2021. Bitte geben Sie im Folgenden an, was Ihnen über diesen Vertrag bekannt ist.“ Es waren die folgenden sechs Aussagen (in der exakten Reihenfolge!) zum Vertrag vorgegeben mit den jeweiligen Antwortmöglichkeiten: wusste ich, teils/teils, wusste ich nicht.

  1. Die Universität Münster hat den Verhandlungsauftrag für Elsevier, SpringerNature und Wiley an die HRK abgegeben. Die Bibliothek sitzt nicht mit am Verhandlungstisch. Nur 27% wussten das.
  2. Das komplette Angebot von Wiley – 1.700 Zeitschriften – steht ab Volume 1 dauerhaft zur Verfügung. Nur 22% wussten das.
  3. Ihre Publikation in einer Wiley-Zeitschrift ist automatisch und ohne Mehrkosten Open Access (weltweit frei zugänglich). Nur 14% wussten das.
  4. Statt für eine Zeitschrift eine fixe Summe zu bezahlen, bemisst sich der Preis aber nun nach der Anzahl der Publikationen der Uni Münster in der Zeitschrift. So ergeben 5 Artikel in Cell einen Preis von 5*3.451€= 17.255€ für Cell für Münster. Nur 2% wussten das.
  5. Die Preissteigerung für die Jahre 2019-2021 beträgt über alle Einrichtungen durchschnittlich 3% im Jahr. Nur 4% wussten das.
  6. Wegen der publikationsbasierten Kostenberechnung müssen aber publikationsstarke Einrichtungen u.U. mit einer Preissteigerung von 100% und mehr rechnen. Nur 4% wussten das.

 

In der obigen Abbildung sind die sechs Aussagen nach dem Grad des Nicht-Wissens von oben nach unten gerankt. Am Wenigsten wussten die Umfrageteilnehmer Bescheid über das neue Preismodell, 91% wussten nichts über die Umstellung der Bezahlung nach Artikeln sowie die daraus resultierenden, immensen Preissteigerungen für publikationsstarke Einrichtungen. Dieses Modell stellt in der Tat nichts weniger als einen Paradigmenwechsel dar und wird sowohl von den Verlagen als auch den wissenschaftlichen Einrichtungen ambivalent (um nicht zu sagen argwöhnisch) wahrgenommen. Von den Verlagen, weil es sich um ein (fast) vollkommen neues Geschäftsmodell handelt, dessen Nachhaltigkeit und Zukunftssicherheit nicht klar ist. Von den Einrichtungen, weil es nicht das Lesen von Artikeln „bestraft“, sondern das Publizieren. Zukünftig heißt es nicht: Wer viele Zeitschriften lesen will, muss auch viel bezahlen, sondern: Wer viel publizieren will, muss viel bezahlen. Dies wird von einigen Wissenschaftlern als kontraproduktiv eingeschätzt (pers. Komm.), da die Produktion von Forschungsartikeln als Motor angesehen wird, der den Wissenschaftsbetrieb erst zum Laufen bringt.
Dass die über alle Einrichtungen gemittelte, durchschnittliche(!) Preissteigerung nur 3% beträgt, wussten 86% nicht – aber ok, das ist Faktenwissen, das vermutlich auch viele direkt Beteiligte nicht auf dem Schirm haben.
Verwundernswerter ist hingegen schon, dass knapp drei Viertel (74%) angaben, nichts über die Open Access-Komponente des Vertrags zu wissen. Dabei ist dies doch eine der beiden zentralen Verhandlungspunkte (der andere ist das Geschäftsmodell, s.o.), und der Treiber hinter diesem neuen Vertrag: Es soll ja nicht nur preislich kalkulierbarer sondern das Publikationsmodell soll auf Publication first (und damit Open Access first) umgedreht werden.
Am Kenntnisse besassen die Wissenschaftler über den Verhandlungsführer, mit 27% wussten über ein Viertel, dass die Universitäten die Verhandlung an die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) abgegeben hatte. Dass die Mehrheit (57%) davon aber keine Ahnung hat, dass die Bibliotheken nicht mit am Verhandlungstisch sitzen, merkt man als Bibliothek allerdings des Öfteren, wenn man von Wissenschaftlerseite gebeten wird, Einfluss auf die Verhandlungen zu nehmen.
Fast der Hälfte der Umfrageteilnehmer (48%) dünkte aber irgendwie, dass ein Ergebnis der Verhandlungen nur sein kann, dass alle Zeitschriften eines Verlags zur Verfügung stehen sollen: 22% wussten das fest und stattliche 26% gaben mit teils/teils an, dass ihnen so etwas schon geschwant hatte.

Kenntnisse zum Wiley-Vertrag nach Alter
Die obige Abbildung zeigt das Wissen um die einzelnen Konditionen des Wiley-Vertrags nach Altersgruppen. Mehrere Dinge sind hier interessant. Es sticht z.B. sofort ins Auge, dass, je älter der Umfrageteilnehmer ist, desto mehr Wissen er hat (oder angab zu haben). Dann ist die Diskrepanz zwischen den ganz jungen (20-29) und den ganz alten (>60) Wissenschaftlern auffallend groß. Während die Junior Scientists insgesamt nur 43% Kenntnisse angaben, waren dies bei den Senior Scientists 110%. Die Junior Scientists waren auch die Einzigen, die Null Ahnung bezüglich der beiden Preissteigerungs-Konditionen angaben. Hier wäre es einmal interessant zu wissen, wer in dieser Altersgruppe vertreten ist (Doktoranden, Assistenzärzte, Jungprofessoren?) und wieso diese so schlecht über den Wiley-Vertrag (und vielleicht auch über das Publikationswesen als Ganzes) Bescheid wussten. Möglicherweise wird diese Altersgruppe nur schlecht durch die üblichen Informationskanäle erreicht, was für die Einrichtung spezieller Schulungen für die Junior Scientists sprechen würde.

Relativ natürlich erscheint der sukzessive Anstieg des Wissens über die Verhandlungsführung durch die HRK (rote Balken) mit dem Alter. Bei den Junior Scientists lag dieser Wert bei (kümmerlichen) 18%, stieg aber bei den etwas Älteren von 25% auf bis zu 33% bei den Senior Scientists. Schaut man sich dagegen die Kenntnisse über die Verfügbarkeit des kompletten Wiley-Bestandes an, so lag dieser zwar ebenfalls mit 12% bei den Jüngsten am Niedrigsten, und mit 18-24% bei den mittleren Altersgruppen 50%-100% höher, erlebte aber bei den Senior Scientists mit 43% eine regelrechte Wissensexplosion (was allerdings auch an dem mit 21 Teilnehmern relativ kleinen Kollektiv liegen mochte).

Eine passende Hypothese wäre also, dass mit zunehmendem Alter das Wissen um die Funktionalität des Publikationswesens auch zunimmt, da man mehr publiziert hat. Dies lässt sich leicht überprüfen, da das Publikationsverhalten der Antwortenden durch die Frage 3 bekannt ist.

Kenntnisse zum Wiley-Vertrag nach Publikationsverhalten
Stellt man die Kenntnisse zum Wiley-Vertrag nach Publikationsverhalten dar, d.h. nach denjenigen, die bereits einmal Open Access publiziert bzw. die noch nicht publiziert haben, dann zeigt sich, dass das aufsummierte Wissen über den Wiley-Vertrag bei den Open Access-Autoren 78% beträgt, bei den Nicht-Autoren hingegen nur 52% (Abb. oben) – eine klare Bestätigung der obigen Hypothese.

Weitere Beiträge und Ergebnisse

Foto: Lukiyanov at Shutterstock