Schlagwort-Archive: Bibliothek

Buchkritik: Siri Hustvedt

Siri Hustvedt, geboren 1955, bekannt als Autorin mehrerer Romane und Essaysammlungen und eines Gedichtbandes (‚Reading to You’ 1983, dtsch. 2011), beginnt zweieinhalb Jahre nach dem Tod ihres Vaters während einer Gedenkrede ihm zur Ehre „vom Hals an abwärts zu zittern. Meine Arme zuckten. Die Knie knickten ein. Ich zitterte so stark, als hätte ich einen Krampfanfall. (…) Als die Rede zu Ende war, hörte das Zittern auf. (…) Meine Mutter sagte, sie hätte den Eindruck gehabt, einer Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl beizuwohnen.“

Ist das Interesse von Siri Hustvedt an historischen Sujets psychologischer Natur („Hysterie“) bereits präsent in früheren Prosawerken, begibt sie sich nach diesem Vorfall auf die Suche nach Erkenntnis. Sie will eine Antwort, stellt die grossen Fragen der Neuropsychiatrie vor, und erzählt ihre Geschichte gekonnt unterhaltsam. Oliver Sacks ist nur zuzustimmen, ihr „Buch verstärkt unser Erstaunen über das Zusammenspiel von Körper und Geist.“

Bereits 1989 beteiligte Siri Hustvedt sich an einem Buch mit dem Titel ‚Fragments for a History of the Human Body’. Dieses Buch umfasst drei Bände mit insgesamt 1610 Seiten. Weniger liegt das Augenmerk auf dem wissenschaftlich verbürgten Wissen über den Körper als mehr auf dem Körper als einer Realität, die permanent durch Gesellschaft produziert und rekonstruiert wird. Alle Beiträge in diesem Buch, immerhin achtundvierzig Essays (von u.a. Julia Kristeva, Jacques Le Goff, Jean Starobinski), sind auf unterschiedliche Weise bemüht um die Offenlegung der Modalitäten dieser Konstruktion. Sie zeigen, wie in unterschiedlichsten Kulturen zu allen Zeiten qua mentaler Mechanismen der Körper in soziale, moralische Gegebenheiten eingepasst wird.

Das Buch von Siri Hustvedt Die zitternde Frau finden Sie unter der Signatur WZ 305.R/181, das Buch Michel Feher (Ed.) Fragments for a History of the Human Body unter der Signatur QS 11 89/1 bis /3

Foto: © Rowohlt Verlag

Buchkritik: Dr. House revisited

Khan_House_Cover

Der Doktor um den es hier geht, hat eigentlich immer miese Laune, mag seine Patienten nicht und geht seinen Kollegen ständig auf den Keks. Die Rede ist vom Diagnostiker Dr. House, Protagonist der gleichnamigen US-Serie (177 Folgen), dessen Interesse eher weniger der Medizin oder seinen Patienten gilt, so dass kaum von einer Krankenhaus-Serie gesprochen werden kann.

Sarah Khan hat einen erhellenden Essay über Dr. House geschrieben, der uns darüber aufklärt, was es denn nun mit „Dr. Arschloch“ auf sich hat, also, dass es zum Beispiel um die Philosophie und Denkschule des amerikanischen Pragmatismus geht, und dass diese Serie eigentlich ein geistiges Trainingscamp darstellt. Darüber, wie man unter Druck handelt, darüber, wie man Menschen durchschaut. In einem Interview anlässlich der Veröffentlichung ihres Essays sagte Sarah Khan „Er will Sex mit seinem eigenen Gehirn. Das ist sehr erstrebenswert.“

Das Buch finden Sie in der ZB Medizin unter der Signatur WZ 305.R/216.

Die Staffeln der Serie auf DVD erhalten Sie direkt an der Leihstelle zur Ausleihe.

Foto: © diaphanes-Verlag

Ersti-Café wieder voller Erfolg

Zahlreiche Erstsemester folgten der Einladung der Bibliothek zu Kaffee & Kuchen. Bereits zum vierten Mal nutzte die Zweigbibliothek Medizin die Gelegenheit, sich den Studierenden des ersten Semesters vorzustellen. Bei den anschließenden Bibliotheksrundgängen konnten die Räumlichkeiten und Angebote der ZB Medizin kennengelernt und u.a. Fragen zu Referatsrecherchen, Lehrbuch– und iPad-Ausleihe beantwortet werden.

Aus alt mach neu: Möbel wechsele dich

Wie im Wissens-Wiki berichtet, hatte die Bibliotheks-Taskforce dringend angemahnt, die Sofaecke von SMV im Bistro zu erneuern. Diese war nach nur drei Jahren Einsatz vollkommen „auf“, das Kunstleder Marke Eco-Leder 202 dunkelbau hatte die (zu heftige?) Benutzung durch sechs Generationen von Medizinstudierenden nicht verkraftet, obwohl uns der Vertreter versprochen hatte, der Bezug würde 100.000 Scheuertouren überstehen (verschwiegen hatte er allerdings, dass der Stoff kein Desinfektionsmittel verträgt – im UKM wird sowas ja auch nicht angewendet…).

Nun, der Stoff hatte sich aufgelöst und sah furchtbar unansehnlich aus (s.o.). Der Anbieter wollte partout keine Gewährleistung übernehmen. Aus Kulanz sollte das Teil neu aufgepolstert werden. Naja, ok, dachten wir, das ist immerhin ein Angebot. Was uns aber schockte, war, dass das Aufpolstern die Hälfte des Neupreises kosten sollte, und – als Krönung – derselbe(!) Bezugsstoff benutzt werden sollte, der schon einmal so kläglich versagt hatte (ein besserer Bezugsstoff hätte vermutlich den Neupreis überschritten…). Und das alles nach sechs Wochen intensivstem Telefon- und Schriftverkehr mit allen Beteiligten.

Die Taskforce hatte jedenfalls genug und nahm die Sache selbst in die Hand. Bei Finke wurde Probe gesessen und eine preiswerte Sofakombination für den Ruheraum ausgewählt (s.o.), auf der sich hervorragend ruhen läßt, weil die Armlehnen nicht so hoch sind.

Dafür kommt der (mit dem alten Bistrosofa identische) Sofadreiteiler aus dem Ruheraum ins Bistro, wo er farblich besser hinpasst (s.o.). Genaugenommen stellt dies nun ein Doppelblindtest dar, denn wir können dadurch ausprobieren, ob der Zerfall des Bezugstoffes an einem Desinfektionsmittel (das es wie gesagt gar nicht gibt) oder einfach in der Natur der (mangelhaften) Sache lag.

Haben Sie eine Vision? Ideenwettbewerb „Bibliothek der Zukunft“

Das Rektorat meldet:

1588 wurde die Bibliothek des Jesuitenordens in Münster gegründet – die Wurzel der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB). Damals war undenkbar, dass jeder in Sekundenschnelle an allem Wissen der Welt teilhaben könnte. Das 425-jährige Jubiläum der ULB ist Anlass für einen Wettbewerb, bei dem Studierende ihre Vision von einer Bibliothek der Zukunft einbringen können.

Gesucht werden Texte, Zeichnungen oder Fotos, die zum Ausdruck bringen, wie die Welt der Bibliotheken in 50 Jahren aussieht. Wird das selbstverständlich sein, was heute noch undenkbar scheint – so wie der freie Zugang zu Wissen vor 425 Jahren noch unvorstellbar war? Werden Bücher leichter als Luft oder werden sie gänzlich verschwunden sein? Serviert die ULB Informationen in Kaffeebechern oder werden sie direkt ins Hirn gespeist?

Die kühnsten Ideen werden im Wintersemester in einer Ausstellung gezeigt. Zu gewinnen gibt es ein iPad mini sowie iTunes-Gutscheine. Einsendeschluss ist der 1. Oktober. Die Beiträge können an oeffentlichkeit.ulb@uni-muenster.de geschickt werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Foto: ULB Münster – Jörn Knost

Ventilatoren eingetroffen!

Nun könnte der Sommer kommen! Wenn er nicht schon so massiv da wäre… Die ZB Med hat keine Kosten und Mühen gescheut, um unseren Benutzern vor Ort das Lernen und Arbeiten so angenehm wie möglich zu machen, und 10 neue Ventilatoren angeschafft (eine – wenigstens – teilweise Klimatisierung wurde ja leider nicht genehmigt). Diese sind heute in der Bibliothek eingetroffen und befinden sich auf dem Weg in den Benutzungsbereich, nachdem sie von fleissigen Bibliothekarshänden flink zusammengebaut wurden.

Wir danken Südkorea für die preiswerte Produktion und der Beschaffungsstelle des UKM für die schnelle Lieferung…

Kaffee & Kuchen für Erstsemester voller Erfolg

Wir hatten es uns ja schon gedacht, dass das Angebot von freiem Kaffee & Kuchen auf Resonanz stossen würde, aber heute folgten soviele Erstsemester der Einladung der Bibliothek wie noch nie.

Bei den anschließenden Bibliotheksrundgängen konnten die Räumlichkeiten und Angebote der ZB Medizin schon einmal kennengelernt werden. Dass viele sofort mit ihren Fragen zu Referatsrecherchen, Lehrbuch– und iPad-Ausleihe zu den Bibliotheksmitarbeitern kamen, hat uns sehr gefreut!

Diesmal konnte dank des MARS-Umfragesystems erstmals auch die Nachfrage exakt abgeschätzt werden. 91% der Teilnehmer mit MARS-Tronsponder hatten auf der EKM/BFE-Vorlesung der Bibliothek ihr Kommen zugesagt. Dementsprechend konnte ausreichend Gebäck und Kaffee organisiert werden.

Daumen hoch: Es bildeten sich schnell diverse Kaffeetafelrunden, die die Gelegenheit zu einem kleinen Plausch nutzten.

Neues Buch: Extranodal Lymphomas

Extranodal Lymphomas

Judith Ferry
Elsevier 2011
ISBN: 978-1-4160-4579-3

Extranodal Lymphomas is a practical, easy-to-use guide that helps you accurately diagnose even the most challenging cases. Dr. Judith Ferry and leaders in the field present their expertise to fill the need for a highly-illustrated, authoritative reference that keeps you up to date on histologic, immunophenotypic, genetic, and clinical features, along with risk factors and current nomenclature. This comprehensive resource also features access to the fully searchable text and a downloadable image library online at www.expertconsult.com so you’ll have convenient access to everything you need for effective diagnostic decision making.


Von „ABC Proteins“ bis „Zinc Oxide Bulk, Thin Films and Nanostructures“ stehen mehrere Tausend Titel aus dem Programm der niederländischen Verlagsgruppe und den dazugehörigen Verlagen zur Verfügung. Es handelt sich um naturwissenschaftliche, ingenieurswissenschaftliche und betriebswirtschaftliche Werke, die zunächst für ein Jahr nutzbar sind. Die eBooks können online gelesen und durchsucht, aber auch ausgedruckt oder für eigene wissenschaftliche Zwecke abgespeichert werden.

Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

Neues Buch: Evidence-Based Management of Low Back Pain

Evidence-Based Management of Low Back Pain

Simon Dagenais et al
Elsevier 2012
ISBN: 978-0-323-07293-9

Covering all commonly used interventions for acute and chronic low back pain conditions, Evidence-Based Management of Low Back Pain consolidates current scientific studies and research evidence into a single, practical resource. Its multidisciplinary approach covers a wide scope of treatments from manual therapies to medical interventions to surgery, organizing interventions from least to most invasive. Editors Simon Dagenais and Scott Haldeman, along with expert contributors from a variety of clinical and academic institutions throughout the world, focus on the best available scientific evidence, summarizing the results from the strongest to the weakest types of studies. No other book makes it so easy to compare the different interventions and treatment approaches, giving you the tools to make better, more informed clinical decisions.


Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

ESA: Digitalisierung à la carte & kostenfrei

Arbeiten Sie für Ihre Lehrveranstaltungen mit Semesterapparaten, Kopienordnern oder Readern? Dann hat die Universitäts- und Landesbibliothek ein Angebot, das Ihnen möglicherweise die Arbeit erleichtert: den Elektronischen Semesterapparat, kurz ESA. Mit ESA können Sie Zeitschriftenaufsätze und Abschnitte aus Büchern, die in der ULB oder beteiligten Institutsbibliotheken der WWU in gedruckter Form vorhanden sind, von der ULB digitalisieren und im Learnweb, dem zentralen E-Learning-System der WWU, als PDF-Dokument bereitstellen lassen.

Auch wenn Sie bisher noch nicht mit dem Learnweb arbeiten, können Sie sich mit Ihrer zentralen ZIV-Nutzerkennung und Ihrem zentralen ZIV-Passwort im Learnweb einloggen und für Ihre Lehrveranstaltungen einen elektronischen Kursraum einrichten. Informationen zum Learnweb erhalten Sie unter obiger Webadresse, unter Tel. 83-22408 oder per Mail: learnweb@uni-muenster.de. In Ihrem elektronischen Kursraum im Learnweb finden Sie am rechten Rand das ESA-Modul, über das Sie oder Ihre Mitarbeiter Aufträge erteilen können. Die ULB digitalisiert – soweit urheberrechtlich und im Rahmen der Verfügbarkeit möglich – die gewünschten Texte und spielt sie als PDF-Datei in Ihren elektronischen Kursraum ein, wo sie von allen Kursteilnehmern genutzt werden können. Die Bearbeitungszeit für einen Digitalisierungsauftrag variiert je nach Auftragslage und Verfügbarkeit der Medien – in der Regel 3 bis 6 Tage. In jedem Fall empfehlen wir eine frühzeitige Auftragserteilung, damit die Dokumente rechtzeitig in Ihren Kursräumen zur Verfügung stehen.

Die Einhaltung von Urheber- und Verwertungsrechten Dritter an den bereitgestellten Texten liegt in Ihrer Verantwortung als Auftraggeber. Die ULB unterstützt Sie bei der Prüfung, ob die Bereitstellung der Texte im Rahmen des Semesterapparates urheberrechtlich zulässig ist (§52a UrhG).

Ausführliche Informationen sowie ein Dozenten-Handbuch zum Download finden Sie auf der Homepage der ULB unter Service/Semesterazparate. Außerdem bietet die ULB Einführungsveranstaltungen im Auditorium der ULB an. Die nächsten Termine sind:

o Di 5.3.2013, 14-15 Uhr
o Mi 20.3.2013, 14-15 Uhr
o Mo 8.4.2013, 9-10 Uhr
o Mi 17.4.2013, 10-11 Uhr

Bitte melden Sie sich bei Interesse für einen der Termine an unter esa.ulb@uni-muenster.de oder telefonisch unter 83-25569. Konventionelle Semesterapparate können Sie natürlich auch weiterhin in der ULB oder in Ihrer Institutsbibliothek einrichten. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Sie mit dieser Dienstleistung unterstützen dürfen. [aus einer Meldung der ULB]

Foto: © Gina Sanders – Fotolia.com

E-Book-Umfrage Teil 2: 99% aller Studenten benutzen die ZB Med

Wie berichtet, hatte die ZB Med eine Umfrage zum Thema Wie lernen Studierende mit gedruckten und Online-Büchern? durchgeführt.

In den folgenden Blogeinträgen werden wir Ihnen die Ergebnisse nach und nach vorstellen.

Die Teilnehmer der Umfrage

647 Studenten haben die Umfrage beantwortet, darunter 538 aus der Humanmedizin und 109 aus der Zahnmedizin. Die Semesterverteilung sieht wie folgt aus:


(Klicken zum Vergößern)

Die Bibliotheksbenutzung

Mit der zweiten Frage wurde die Häufigkeit der Bibliotheksbenutzung abgeprüft. Was uns sehr freut: 640 der 647 Umfrageteilnehmer hatten die Bibliothek im letzten Semester genutzt. Das ergibt einen Nutzungsgrad von knapp 99%! Nur 7 von 647 Studenten hatten die Bibliothek im letzten Semester überhaupt nicht aufgesucht. 34% suchten sie einmal pro Monat oder seltener auf (meist um Bücher auszuleihen oder zurückzubringen). Knapp 65%, also zwei Drittel, nutzten die ZB Med mehrmals pro Monat oder häufiger. Sechs Prozent sind Fans der Bibliothek und verbringen fast jeden Tag ihre Zeit hier (oder jedenfalls einen Teil davon).


(Klicken zum Vergößern)

In den folgenden beiden Abbildungen finden Sie die Intensität der Bibliotheksbenutzung für die einzelnen human- und zahnmedizinischen Semester aufgeschlüsselt.


(Klicken zum Vergößern)

Bei den Humanmedizinern ist die Nutzung der Bibliothek in den ersten sieben Semestern recht konstant, wenn man einmal von den Erstsemestern absieht, die (noch voller Enthusiasmus) vielleicht öfter in die Bibliothek rennen als nötig wäre. Durchschnittlich 25% bis 39% benutzen die ZB Med fast täglich. In den höheren Semestern nimmt diese hohe Benutzungsfrequenz schlagartig auf Werte um 13,5% ab. Während im 8. Semester ein Shift von mehrmals pro Woche auf mehrmals pro Monat stattfindet, die Anzahl der seltenen/nie-Nutzer aber mit 28% etwa gleich hoch wie in den unteren Semestern bleibt, sinkt im 9. und den höheren Semestern die Bibliotheksnutzung deutlich ab. Nur noch die Hälfte (49%) sucht die Bibliothek mehrmals im Monat oder öfter auf, während 51% die Bibliothek nicht mehr oder nur sehr selten aufsucht (bei den übrigen Semestern steigt dieser Wert nie über 28%).


(Klicken zum Vergößern)

Bei den Zahnmedizinern finden wir ein anderes, nicht so homogenes Verteilungsbild vor: Hier ist ein Benutzungspeak im 1. und 4. Semester festzustellen, mit 54% täglicher/wöchentlicher Benutzung werden sehr hohe Nutzungsfrequenzen erreicht. Auch das dritte Semester stellt mit 43% die Humanmediziner bibliotheksmässig noch in den Schatten. Nach dem 5. Semester ist dagegen Schluß: Die Besuche in der Bibliothek lassen rapide nach. Genaueres läßt sich jedoch nicht sagen, dafür haben zu wenig Zahnmediziner pro Semester die Umfrage beantwortet.

Gründe der Bibliotheksbenutzung


(Klicken zum Vergößern)

Die Teilnehmer konnten zwischen den obigen 10 Gründen wählen, sonstige wurden nur vereinzelt angegeben (siehe unten). Am aller, allerhäufigsten wird die Bibliothek dafür benutzt, wozu sie da ist: Um sich (kostenfrei) Bücher für’s Studium auszuleihen. 97% kommen deswegen in die ZB Med, nur 3% leihen überhaupt keine Bücher aus. 3/4 aller Studenten kommen nahezu immer bzw. oft in die Bibliothek, um sich Bücher auszuleihen. Der nächst wichtigere Grund ist das Benutzen der Arbeitsplätze, 41% geben an, deswegen nahezu immer / oft in die Bibliothek zu kommen. Interessant: Nur jeder Siebte benutzt die Arbeitsplätze nie.

In der E-Book-Studie 2003 war eine ähnliche Reihenfolge festzustellen: Die Ausleihe (65%) kam auch damals mit deutlichem Abstand vor der Nutzung der Arbeitsplätze (22%), der Literatursuche (14%) und der Internetnutzung (9%).

Die nächsten vier Punkte betreffen elektronische Angebote. 29% kommen nahezu immer / oft in die Bibliothek oder rufen unsere Webseite auf, um Thieme examen online zu nutzen, 25% um das Internet zu nutzen, 23% um E-Books zu nutzen und 19% um die Internetangebote der ZB Med zu nutzen.

Jeder Sechste benutzt die Bibliothek nahezu immer oder oft als Treffpunkt und 72% mindestens selten oder manchmal. Nur 28%, also ein gutes Viertel, nutzt die ZB Med nie als Treffpunkt.

Der Bistrobesuch ist dagegen schon eher ein Luxus: Gut die Hälfte geht nie ins Bistro und nur 8% benutzen es nahezu immer oder oft. Fast identisch sieht es bei den Kopierern aus. Die Scan-Dienste werden schlußendlich von 70% nie benutzt und nehmen so zu Recht den letzten Platz ein.

Sonstige Gründe waren: Ruheraum in der Mittagszeit nutzen; Mediscript online (2x); Wartezeiten (z.B. zwischen Vorlesung und Praktikum) überbrücken; Auskunft der ZBM um Rat fragen; RapiDoc; Online Zeitschriften und deren Artikel; Lerngruppen (2x); mir vor Ort einen Überblick über die für mein aktuelles Semester wichtigen Bücher zu verschaffen, um dann zu entscheiden mit welchem ich Lernen will oder welches ich mir ggf. kaufen will; Ort zum Lesen/Ausruhen in Vorlesungspausen.

Teil 3 der Umfrage

250 Lehrbücher im Handtäschchen

Nach all unseren Umfragen geht nichts über ein gedrucktes Lehrbuch: Nur jeder fünfte Medizinstudent könnte auf ein solches verzichten. So wundert es nicht, dass der Lehrbuchmarkt große Profite abwirft und heiß umkämpft ist. Die Verlage versuchen ihre Marktanteile durch ständige Lehrbuchoptimierung zu erhöhen. Das Buch wird bunter, die Schrift wird größer, die Seitenzahl höher, das Buch wird schwerer, das Buch wird aufgeteilt, es gibt Bücher für die Basics und Bücher für das Ganze, es gibt Bücher mit Bildern und Bücher ohne Bilder, usw. In vielen Punkten scheint jedoch das Ende der Optimierungs-Fahnenstange erreicht zu sein – Gewicht und Preis der Bücher stossen irgendwann an eine natürliche Grenze.

Wie könnte man Lehrbücher weiter verbessern? Sie sollen

a) leichter werden
b) interaktiv sein (Quiz, Kreuzen)
c) weniger kosten
d) durchsuchbar sein
e) personalisierbar sein
f) unterstreichbar sein und Notizen erlauben

Dies ist jedoch nur online/digital möglich. Verlage haben sich mit ihrer Lehrbuch-Optimierung deshalb nun auf das Internet/elektronische Versionen verlegt. Vorerst noch als Add-on zum Printbuch (Elsevier mit dem Plus im Web) aber zunehmend auch das Printbuch als Add-on zur App (Kittelcoach, auch wenn Thieme da jetzt einen Rückzieher gemacht hat): Eins ist sicher: Billiger wird es nicht. Der Leser hat also die Wahl – wenn er das nötige Kleingeld hat. Da Studenten das Portemonnaie näher ist als die Haptik, entscheidet er sich für die Bücher der Bibliothek: Ob online, ob print, ich liebe alle (die kostenlos) sind.

Diese Liebe der Studenten stößt nun auf zwei relativ neue Entwicklungen:

1. Lehrbuchsammlung goes digital
Die Charité Berlin, die Universität Freiburg und einige andere hoffen nun, dass E-Books eine Lösung für ihre Probleme sein könnten, die da heissen: Mehrere Standorte, schlechte Zugänglichkeit, eingeschränkte Öffnungszeiten, zu wenig Platz, kein Kreuzen möglich oder Einbettung von Vorlesungen. Sie denken daran statt (oder zusätzlich zu) gedruckten Büchern solche auf E-Book-Readern anzubieten.

2. Do-it-yourself textbook publishing (Link)
Dass es eine Alternative zu gedruckten Büchern gibt mit Namen „E-Book“, wissen wir schon seit zehn Jahren. Dass die Alternative „E-Book“ besser für das Lernen geeignet sein könnte als gedruckte Bücher, erleben wir aber erst seit wenigen Monaten – Stichwort interaktive, multimediale Lehrbücher á la iBooks. Letztere sind nur auf dem iPad zu lesen, stellen aber aufgrund ihrer innovativen Features einen Blick auf die Zukunft von Lehrbüchern dar.

Wenn Studenten das Kostenlose lieben, dann bedingt – logischerweise – das Angebot die Nachfrage. Wenn die Entwicklungen unter 1 und 2 so weitergehen, impliziert das die rasche Hinwendung zum elektronischen Buch mit oder ohne E-Book-Reader.

Ich weiß nicht, wieviel der Tornister eines Medizinstudenten wiegt. Ich weiß nur, dass es ihn nur 680 Gramm (einen iPad) kostet, um alle 250 elektronischen Lehrbücher der ZB Med immer dabei zu haben. Wir sprechen also eher von einem Handtäschen als von einem Tornister …