„Dritter Ort“ statt „Bücherkiste“: Bibliotheksleiter Nils Beese über die Zukunft der ZBMed

Seit gut 100 Tagen ist Dr. Nils Beese neuer Leiter der Zweigbibliothek Medizin, Dr. Thomas Bauer führte daher für die Medizinische Fakultät ein Interview über die Zukunft der Zweigbibliothek:

Wie hat er den Start in „seiner“ Einrichtung erlebt, die eine Spezialbibliothek der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Münster ist? Und was lässt sich an einer Bibliothek noch optimieren, die in Rankings seit vielen Jahren immer wieder ganz oben steht?

Was ist Ihr fachlicher Hintergrund und was zog sie nach Münster?

Bevor ich das erläutere, möchte ich eines vorausschicken: Ich freue mich riesig, auf dem Medizin-Campus der ZB Medizin tätig zu sein. Der Weg dahin war nicht vorbestimmt, denn von Haus aus bin ich Geisteswissenschaftler, habe Anglistik und Geschichte an der Uni Köln studiert. Es folgten literaturwissenschaftliche Studien in New York und Dublin, auch die Doktorarbeit erfolgte in diesem Feld.

Von der ZBMed zum ersten Mal gehört habe ich von meiner Schwester, die in Münster Medizin studiert und als Studentische Hilfskraft für die Bibliothek gearbeitet hat. Vor meiner eigenen Tätigkeit dort gab es zwei andere berufliche Stationen: Zunächst war ich als Fachreferent und Referent für Öffentlichkeitsarbeit an der Universitätsbibliothek Bochum tätig; nächster Schritt war die Abteilungsleitung für Benutzungsdienste und fünf Stadtteilbüchereien der Stadt Münster. Und dann kam die erfolgreiche Bewerbung bei der ULB …

Was war Ihr erster Eindruck von der ZBMed? Und was möchten Sie verändern?

Ich habe eine bestens funktionierende Bibliothek vorgefunden, die auf dem Medizin-Campus bei Studierenden, Forschenden, Lehrenden und dem ärztlichen Personal gleichermaßen gut angesehen ist. Aber darauf darf man sich in unserer schnelllebigen Zeit nicht ausruhen. Um mögliches Optimierungspotenzial aufzuspüren, haben wir im Sommer eine großangelegte Umfrage durchgeführt. Insgesamt nahmen 863 Personen daran teil – das ist eine großartige Resonanz, die belegt, dass viele Nutzerinnen und Nutzer die ZBMed und ihre Services schätzen.

Die Umfrage zeigte gleichwohl einige Desiderate auf, die ich nun – im Abgleich mit den eigenen Ideen – auf Umsetzbarkeit hin prüfe. Es wurde beispielsweise deutlich gemacht, dass Studierende die Bibliothek verstärkt als „dritten Ort“ wahrnehmen. Laut der Soziologie steht der neben Zuhause und Arbeitsplatz. Das heißt: Die Bibliothek ist heute viel mehr als „nur“ eine Lernumgebung voller Bücher. Daraus folgt: Es geht darum, die Lebensrealität der Studierenden und unserer anderen Nutzerinnen und Nutzer ernst zu nehmen und entsprechende Angebote zu entwickeln.

Welche Arbeitsräume und welche Zonierung innerhalb der Bibliothek sind gewünscht? Gibt es zum Beispiel die Notwendigkeit, Räume zum praktischen Arbeiten zu schaffen – oder sollte es einen größeren Ruheraum für „Powernapping“ geben? Laut Umfrage ist dies – neben dem Wunsch, die Tischtennisplatte im Keller wieder freizugeben – eines der meistgenannten Anliegen der Studierenden. Bedarf es eines Stillraumes für Eltern? Sollte es einen Kreativraum geben oder einen Ausstellungsraum für Projekte? Beim Baulichen wird es in näherer Zukunft sicher die ein oder andere Veränderung in der ZBMed geben.

Spielt neben den räumlichen Aspekten auch der Service eine Rolle?

Ja, definitiv. Viele Nutzerinnen und Nutzer wünschen sich längere – beziehungsweise flexiblere – Öffnungszeiten und finden die Idee gut, über Selbstverbuchungsgeräte und Rückgabeautomaten ihre Medien selbst zu entleihen und zurückzugeben. Mein Team und ich haben den Auftrag, diese und viele weitere Ideen für Neuerungen und Verbesserungen zu prüfen.

Wir leben im Zeitalter immer stärkerer Digitalisierung. Wie geht die ZBMed damit um?

In der Tat sind die Digitalen Services neben der Bibliothek als „drittem Ort“ und exzellenten Vor-Ort-Services das dritte große Handlungsfeld. Hier müssen wir uns nicht nur als „Teaching Library“ mit Angeboten zur Literaturverwaltung und Informationskompetenz-Vermittlung weiter etablieren, sondern auch als Schnittstelle zur Lehre und Forschung. Wie können wir die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestmöglich in Lehre und Forschung unterstützen? Inwiefern besteht Unterstützung beim Forschungsdaten-Management oder Open-Access-Publizieren? Wie können wir das optimale digitale Portfolio anbieten und wie können wir es so präsentieren, dass es nicht erst umständlich gefunden werden muss?

Apropos „gefunden“: Die ZBMed muss man nicht suchen, sie hat einen sehr präsenten Standort – und dieser lässt sich nutzen. Die Stellung als Social Hub oder Melting Pot auf dem Medizin-Campus sollten wir viel stärker forcieren, sei es als Plattform für Meet-and-Greet-Veranstaltungen, für Kurzvorträge oder Ausstellungen. Auch deshalb – aber nicht nur deshalb – bin ich sehr an Kooperationen interessiert.

Das klingt, als wenn Ihr Verständnis von Bibliothek sehr weit reicht.

Völlig richtig. Eine Bibliothek ist gerade in heutiger Zeit ein extrem spannendes, lebendiges Arbeitsumfeld – und der Anspruch des gesamten Teams ist es, die ZBMed für alle noch ein Stückchen attraktiver und präsenter zu machen.

„Acht Stunden sind kein Tag“ hieß eine berühmte TV-Serie vom Rainer Werner Fassbinder. Womit füllt Nils Beese die Zeit zwischen der Arbeitszeit?

Ich bin ein großer Irlandfan und lese viel von dortigen Autoren sowie über das Land allgemein. Beim Wandern auf der „grünen Insel“ habe ich auch meine Frau kennengelernt. Wenn ich nicht gerade mit dem Familienleben beschäftigt bin, zu dem zwei Kinder gehören, gehe ich immer noch leidenschaftlich gern wandern und genieße die Natur.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Originalmeldung: https://www.medizin.uni-muenster.de/fakultaet/news/dritter-ort-statt-buecherkiste-bibliotheksleiter-nils-beese-ueber-die-zukunft-der-zb-med.html

Foto: E. Wibberg

Amboss Blog: Antibiotikaresistenzen im Visier: Wirkstoffe der Zukunft

Jedes Jahr sterben mehr Menschen an Infektionen mit resistenten Keimen als an Malaria oder AIDS – Tendenz steigend. Was haben wir den Erregern künftig noch entgegenzusetzen?

Antibiotikaresistenzen zählen laut WHO zu den gravierendsten Gefahren der Zukunft. Um künftig weiterhin erfolgreich antibiotisch therapieren zu können, braucht es dringend neue Wirkstoffe. Im AMBOSS-Podcast erklärt Prof. Dr. Rolf Müller, Direktor des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland, wie die Antibiotika der Zukunft funktionieren könnten. Wir stellen die wichtigsten Kandidaten zum Nachlesen vor.

Alles auf einen Blick

  1. Pathoblocker: “Waffen runter!”
    1. Antiliganden und der bakterielle Enterhaken
    2. Biofilmblocker und antibiotische Störsignale
  2. mRNA-Antibiotika: Tödliches Spiegelbild
  3. BacPROTACs: Synthetische Proteinsabotage
  4. Antibiotikaresistenzen eindämmen: Eine Taktik für die Zukunft

Der komplette Beitrag hier.

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Neues Buch : Neurophysiologische Behandlung bei Erwachsenen und Kindern

Funktionelles Alltagstraining ist bei zentralnervösen Schädigungen das A und O. Ergotherapeuten und Physiotherapeuten unterstützen hierbei den Patienten durch regelmäßiges Training und gezielte Behandlungseinheiten. In diesem Praxisbuch finden Sie die wesentlichen neurophysiologischen Grundlagen sowie die zugehörigen neuromuskulären, funktionellen Zusammenhänge, um Symptome bestmöglich behandeln zu können. In idealer Weise verknüpfen die erfahrenen Autoren und Therapeuten Praxis mit Hintergrundwissen und zeigen bewährte Verfahren aus bekannten Therapiekonzepten. Alltagsorientiert, aktuell und anregend: Das perfekte Nachschlagewerk für jeden Wissens- und Erfahrungsstand.

Huber, Tobias et al.
Neurophysiologische Behandlung bei Erwachsenen und Kindern
: Zentralneurologische Störungen verstehen und behandeln
4. Aufl.
Springer, 2022
XII, 534 Seiten
ISBN 978-3-662-65054-7

Bild und Text : Springer

Alle in der Universität Münster zugänglichen Springer e-Books finden Sie hier: Medizin, Naturwissenschaften und Psychologie. Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Die Bibliothek wird die Lehrbücher unter den obigen Titeln der Liste aller Online-Lehrbücher hinzufügen. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

 

Amboss Blog: Gender-Bias in der Anatomie

Einem aktuellen Paper zufolge zeigen anatomische Lehrbücher deutlich weniger weibliche Körper als männliche. Warum das früh unser ärztliches Denken prägt und wie digitale Plattformen dieser Verzerrung ein Ende bereiten, erklärt Studienautor Dr. Dogus Darici im Interview.

AMBOSS-Blog: Herr Dr. Darici, Sie haben gerade eine Studie zu Gender-Bias in anatomischen Lehrmaterialien veröffentlicht. Wie kamen Sie dazu?

Dr. med. Dogus Darici: Im Rahmen einer Histologie-Veranstaltung hat sich eine Studentin bei uns beschwert: „Wir schauen uns den Penis genau an, aber was ist mit dem äußeren weiblichen Genital? Das wird viel zu oberflächlich behandelt.“ Und tatsächlich findet sich – gerade in der Standardliteratur, die wir und dementsprechend auch die Studierenden verwenden – einfach sehr wenig zu dem Thema. Das war der Anlass, uns zu fragen: Gibt es da tatsächlich eine Verzerrung?

AMBOSS: Und, gibt es sie?

Darici: Ja, und das ist, wie uns dann schnell klar wurde, auch schon lange bekannt! Zum einen gibt es einen quantitativen Bias, bei dem es schlicht um die Anzahl der Darstellungen geht. Bereits in den 90er-Jahren wurde im JAMA publiziert, dass Anatomie-Lehrbücher und Atlanten Frauen viel seltener als Männer abbilden. Mir war das gar nicht bewusst, obwohl ich täglich mit diesem Material zu tun habe. Das zeigt, dass es sich um einen impliziten Bias handelt: Es erscheint uns völlig normal, dass wir beispielsweise beim Bewegungsapparat vor allem Männer sehen – und Frauen erst, wenn es um Reproduktionsorgane geht.

  • Das komplette Interview
  • Dr. med. Dogus Darici ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Anatomie und Molekulare Neurobiologie der Universität Münster. Die hier besprochene Studie “Are stereotypes in decline? The portrayal of female anatomy in e-learning” in Anatomical Sciences Education hat er gemeinsam mit Agnes Yüeh-Dan Schneider, Prof. Dr. med. Markus Missler und Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Bettina Pfleiderer vorgelegt.

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Bibliotheksausweise ab 01.09. wieder in der ZBMed

Ab dem 1. September können in der Zweigbibliothek Medizin wieder Bibliotheksausweise vor Ort ausgestellt werden. Dieser Service richtet sich vor allem an UKM-Angestellte (Pflegepersonal, Ärzte etc.) und Studierende anderer Hochschulen als der WWU. Studierende der Universität Münster bekommen die grüne Studierendenkarte (inkl. Barcode für die Ausleihen/Rückgaben auf der Rückseite) weiterhin vom Studierendensekretariat zugesandt. Die „Bibliotheks-Funktion“ wird ausschließlich online aktiviert: https://www.ulb.uni-muenster.de/exec/apps/online-anmeldung/
Weitere Informationen zum Anmeldeverfahren, Ausleihkonditionen oder Ausweisverlust erhalten Sie auf dieser Informationsseite: https://www.uni-muenster.de/ZBMed/ausleihe/ausweis/index_sp.htm

Foto: ULB, WWU – Peter Grewer

Service-Umfrage 2022: Gewinner*innen der Verlosung

Als besonderer Anreiz für einen vollständig ausgefüllten Fragebogen wurden drei 50€ Gutscheine unter allen Teilnehmer*innen verlost. Die bibliothekarische Losfee zog als glückliche Gewinner*innen Kimon Harmening, Denise Melchior und Niels Walle.

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch und vielen Dank auch allen anderen Umfrage-Teilnehmer*innen!

Foto: ZBMed

Amboss Blog: Diabetes mellitus Typ 1: Primärprävention gesucht

Gene, Umwelt, Immunsystem: Die Pathophysiologie des Diabetes mellitus Typ 1 ist komplex. Warum tritt er auf – und wie ließe er sich verhindern?

Lebenslange Insulintherapie, bedrohliche Langzeitfolgen: Der Diabetes mellitus Typ 1 kann die Lebensqualität Betroffener deutlich einschränken. Umso vorteilhafter wäre es, seine Manifestation von vornherein abzuwenden. Um diesem Ziel näherzukommen, müssen wir zunächst besser verstehen, welche Faktoren die krankheitsrelevanten Autoimmunprozesse auslösen. Was ist über das komplexe Zusammenspiel von Genen und Umwelt bekannt, das letztendlich zur Zerstörung der insulinproduzierenden Betazellen des Pankreas führt – und welche möglichen Präventionsansätze lassen sich daraus ableiten?

Auf einen Blick 

  1. Diabetes mellitus Typ 1: Idealer Kandidat für die Prävention?
  2. Mikrobiom und Diät: Was hat der Darm mit Diabetes mellitus Typ 1 zu tun?
  3. Infektionen und Insulinbedarf: Betazellen im Stress
  4. Hängen die Psyche und Diabetes mellitus Typ 1 zusammen?
  5. Wie kann eine Primärprävention für Diabetes mellitus Typ 1 aussehen? 

Der komplette Artikel hier.

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Service-Umfrage 2022: Erste Ergebnisse

Im Juli haben wir als Zweigbibliothek Medizin unsere Nutzer*innen, im Rahmen einer Service-Umfrage, gebeten, uns ihre Meinung zu den bestehenden Angeboten und Wünsche für zukünftige Verbesserungen mitzuteilen. Wir möchten uns bei den 863 Teilnehmeden bedanken, die die Umfrage vollständig ausgefüllt haben.

Mit dieser Infografik möchten wir ausgewählte Ergebnisse präsentieren. Weitere Auswertungen, z. B. die unterschiedlichen Bedürfnisse von Studierenden und wiss. Personal/Ärzteschaft werden wir in den kommenden Wochen vorstellen.

Und wir werden Sie natürlich darüber informieren, welche Ergebnisse wir aus der Umfrage umsetzen können!

Grafik: ZBMed

Neues Buch : Erste Hilfe in den Bergen

Es ist vorlesungsfreie Zeit und vielleicht zieht es Sie in die Berge?!

Auch bei umsichtiger Tourenplanung können Verletzungen und Erkrankungen im Rahmen von alpinistischen Unternehmungen nicht vollständig vermieden werden. Um für derartige Ausnahmesituationen gerüstet zu sein, hilft es, die wesentlichen Handlungsschritte der Ersten Hilfe im alpinen Gelände zu kennen. Der fundierte Ratgeber herausgegeben von erfahrenen Alpin- und Notfallmedizinern des Bergrettungsdienstes Österreich bietet hierfür das erforderliche Wissen. Es werden die relevanten Erste-Hilfe-Maßnahmen praxisorientiert und einfach beschrieben und in Wort, Bild und Videos vorgestellt.

Huber, Tobias et al.
Erste Hilfe in Den Berge : Unfälle und Notfälle Beim Wandern, Bergsteigen und Klettern
2. Auflage
Springer, 2022
XIV, 171 Seiten
ISBN 978-3-662-65054-7

Auf dem Weg in den Urlaub ist das Buch übrigens auch über VPN verfügbar!

Bild und Text : Springer

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„Paper of the Month“ Juli 2022 geht an Nils Winter, Prof. Tim Hahn und Prof. Udo Dannlowski aus der Translationalen Psychiatrie

Für den Monat Juli 2022 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der WWU Münster an Nils Winter, Prof. Tim Hahn und Prof. Udo Dannlowski aus dem Institut für  Translationale Psychiatrie für die Publikation: Quantifying Deviations of Brain Structure and Function in Major Depressive Disorder Across Neuroimaging Modalities. JAMA PSYCHIATRY 2022 Jul 27: e221780 [Abstract].

Seit Jahrzehnten ist die Identifikation von neurobiologischen Unterschieden zwischen Personen mit Depression und gesunden Kontrollprobanden ein Eckpfeiler der klinischen Neurowissenschaften. Aktuelle Meta-Analysen werfen jedoch Zweifel auf bezüglich der Reproduzierbarkeit und klinischen Bedeutung der Befunde zu depressionsbedingten Hirnveränderungen.

Die in dieser Studie verwendete Stichprobe (861 Personen mit Depression, 948 gesunde Kontrollprobanden) stammte aus der „Marburg-Münster Affektive Kohortenstudie“ (MACS, FOR2107) und umfasste hirnbildgebende Verfahren der Magnet-Resonanz-Tomographie (strukturelles MRT, funktionelles MRT, Diffusions-Tensor-Bildgebung) sowie Genetik. Selbst die größten Unterschiede innerhalb der einzelnen Hirn-Modalitäten erklärten lediglich 2 % der Varianz zwischen depressiven und gesunden Personen. Die Ähnlichkeit zwischen Personen mit und ohne Depression betrug dabei zwischen 87 % und 95 %. Die größtmögliche Güte der Klassifikation auf Grundlage dieser univariaten Biomarker belief sich auf 54 % bis 56 % (Zufallsvorhersage = 50 %). Vergleichbare Ergebnisse lieferte der genetische Depressions-Risikoscore.

Unterschiede zwischen Personen mit Depression und gesunden Kontrollprobanden in einzelnen neurobiologischen oder genetischen Markern scheinen vergleichsweise gering und eine Klassifikation auf deren Grundlage nicht möglich zu sein. Die biologische Psychiatrie sollte daher vermehrt auf klinisch nützliche Outcomes und prädiktive, multivariate Methoden setzen, um eine Personalisierung des klinischen Alltags zu ermöglichen.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month-Auszeichnung finden Sie hier.

Foto: MFM/Christian Albiker

Bibliotheksservices wieder verfügbar

Ab sofort sind die Ausleihe und Rückgabe von Medien und der Zugriff auf Ihr Bibliothekskonto wieder möglich: Das neue Bibliotheksmanagementsystem der ULB-Bibliotheken ist in Betrieb!

Neben den bisherigen Ausleihbibliotheken leihen ab sofort weitere Bibliotheken der WWU über die Studierendenkarte bzw. den ULB-Bibliotheksausweis aus. Melden Sie sich bei der Recherche in der neuen Suchoberfläche KatalogPlus an, um die Ausleihoptionen für ein Exemplar in der jeweiligen Bibliothek direkt sehen zu können.

Für das Login benötigen Sie Ihre WWU-Kennung bzw. (falls Sie keine WWU-Kennung besitzen) eine von der ULB vergebenen Anmeldekennung. Wir haben bereits alles für Sie vorbereitet und Ihr Konto mit Ihrer WWU-Kennung bzw. einer eigens für Sie erstellten Anmeldekennung verknüpft. Wenn Sie wissen möchten, wie Ihre bei uns hinterlegte Kennung und ggf. das zugehörige Erstpasswort lautet, nutzen Sie bitte unser Online-Tool:
www.ulb.uni-muenster.de/meinekennung

Die neue Suchoberfläche KatalogPlus bietet Ihnen den zentralen Zugang zu E-Books, E-Articles und weiteren E-Medien sowie komfortable Recherchemöglichkeiten für die in den ULB-Bibliotheken vor Ort vorhandenen gedruckten Bestände. Sie können Favoritenlisten erstellen und sich über neue Treffer benachrichtigen lassen.

Über KatalogPlus erreichen Sie auch Ihr Bibliothekskonto. Im Konto finden Sie die gewohnten Verwaltungsoptionen für Ihre Ausleihen und Bestellungen und können – neu – auch Ihre Ausleihhistorie einsehen.

Probieren Sie es doch direkt mal aus: https://katalogplus.uni-muenster.de
Über den Menüpunkt ‚Hilfe‘ erhalten Sie Tipps zur Recherche und zu Ihrem Konto.

Mehr Informationen zu den Neuerungen finden Sie auf unserer Info-Seite zum Umstieg.

Die Fernleihe und die Erwerbung neuer Medien werden in einigen Tagen wieder starten. Auch die Online-Anmeldung neuer Benutzer*innen wird im Laufe der Woche wieder möglich sein; die Aktivierung von Studierendenkarten ist bereits jetzt freigeschaltet (www.ulb-uni-muenster.de/online-anmeldung). Wir informieren Sie, sobald es soweit ist.

Wir wünschen Ihnen einen guten Start mit KatalogPlus!


Foto: ULB

„Paper of the Month“ Juni 2022 geht an Prof. Meersch-Dini aus der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie

Für den Monat Juni 2022 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der WWU Münster an Prof. Meersch-Dini aus der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie für die Publikation: Effect of Intraoperative Handovers of Anesthesia Care on Mortality, Readmission, or Postoperative Complications Among Adults: The HandiCAP Randomized Clinical Trial. JAMA 327 (24), 2403-2412 [Volltext].

Diese Publikation klärt erstmals prospektiv die Frage, ob eine Übergabe des Anästhesisten während einer Operation einen Einfluss auf das Ergebnis hat und ist somit für die anästhesiologische Versorgung von sehr hoher Relevanz.

Retrospektive Analysen großer Kohorten von Patienten mit kardialen und größeren nicht-kardialen Eingriffen erbrachten widersprüchliche Ergebnisse zu den Auswirkungen der intraoperativen Übergabe der Anästhesieversorgung auf unerwünschte Ergebnisse. Während in einigen Fällen kein Zusammenhang festgestellt werden konnte, berichteten andere, dass die Übergabe mit der Sterblichkeit und schweren postoperativen Komplikationen verbunden war.
Von den 1.817 randomisierten Patienten schlossen 1.772 (98 %) Teilnehmer [mittleres Alter, 66 (SD 12) Jahre; 997 (56 %) Männer; 1.717 (97 %) American Society of Anesthesiologists Körperstatus 3] die Studie ab. Der primäre Endpunkt (kombiniertes Zielkriterium bestehend aus Tod, Wiederaufnahme ins Krankenhaus und schwere postoperative Komplikation innerhalb von 30 Tagen) trat bei 268/891 (30 %) der Patienten auf, die einer Übergabe unterzogen wurden, und bei 284/881 (33 %) der Patienten, die keiner Übergabe unterzogen wurden (absolute Risikodifferenz, -2,5 % [95 % CI, -6,8 % bis 1,9 %]; Odds Ratio, 0,89 [95 % CI, 0,72 bis 1,10], P=0,27). Von den 19 vordefinierten sekundären Endpunkten unterschied sich keiner signifikant.
Bei Erwachsenen, die sich ausgedehnten chirurgischen Eingriffen unterzogen, gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen der Übergabe des Anästhesisten im Vergleich zu keiner Übergabe der Versorgung in Bezug auf das zusammengesetzte primäre Ergebnis von Sterblichkeit, Wiederaufnahme oder schweren postoperativen Komplikationen innerhalb von 30 Tagen.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month – Auszeichnung finden Sie hier.

Foto: MFM/Christian Albiker