Archiv für den Monat: Juli 2019

Umfrage zu DEAL, Elsevier und Open Access: 6. Alternative Zugänge zu Literatur

Umfrage
Die Umfrage lief vom 3.-6. Juni 2019 und wurde über den Email-Verteiler des Dekanats an alle wissenschaftlichen Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät Münster verteilt – insgesamt wohl an die 2.000 Personen. Der Fragebogen (PDF) bestand aus 14 Fragen. 416 Wissenschaftler beantworteten die Umfrage, was einen Recall von ca. 20% bedeutete. 32 Fragebögen konnten nicht in die Auswertung mit einbezogen werden, da sie unvollständig beantwortet worden waren, so dass final die Fragebögen von 384 Antwortenden in die Auswertung einbezogen wurden. Es wurde nach Publikationen in Open Access-Zeitschriften gefragt, dem Wissen über den Publikationsfond der Universitätsbibliothek und den deutschlandweiten Wiley-Vertrag sowie den HRK-Verhandlungen mit Elsevier und seinen Auswirkungen. Von den 384 Antwortenden waren 16% 20-29 Jahre alt, 36% 30-39 Jahre alt, 23% 40-49 Jahre alt, 20% 50-59 Jahre alt und 5% älter als 60 Jahre (Abb. oben). Fast zwei Drittel (64%) gaben an, zu mehr als 50% wissenschaftlich zu arbeiten.

Beschaffung von Zeitschriftenartikeln ohne Uni-Lizenz
Die 11. Frage lautete: „Wie besorgen Sie sich Zeitschriftenartikel, für die die Uni Münster keinen Zugang hat?“ (mehrere Antworten möglich). Mit 57% gaben die Allermeisten an, bei Kollegen nachzufragen, die einen Zugang zu der Zeitschrift besaßen, dicht gefolgt von 52%, die direkt beim Autor nachfragten (Abb. oben). Über das Wissenschaftler-Portal ResearchGate versorgten sich immerhin 46% mit Artikeln. 40% benutzten den Expresslieferdienst Rapidoc, der gleiche Prozentsatz Google Scholar. 37% gaben an, dass der Artikel frei verfügbar auf der Webseite der Zeitschrift zu finden war. Nur eine verschwindende Minorität kaufte sich Artikel (4%), fragte bei der Zeitschrift an (3%) oder twitterte den Artikelwunsch mit dem Hashtag #icanhazpdf (2%). Mit 41% war der Prozentsatz derjenigen, die gleich ganz auf den Artikel verzichteten, erschreckend hoch.

Immerhin jeder Achte (12%) gab nur eine einzige Möglichkeit an, sich am Ort nicht vorhandene Zeitschriftenaufsätze zu besorgen (Abb. oben). Fast 1/4 (23%) benutzte den Münsteraner Expresslieferdienst Rapidoc als einzigen Beschaffungsweg, genauso viele verzichteten dann aber auf den Artikel. Jeder Siebte fragte ausnahmslos bei Kollegen an, die einen Zugang besaßen.

Beschaffung von Zeitschriftenartikeln nach Open Access-Publikationstätigkeit
Unter denjenigen, die schon einmal Open Access publiziert hatten, waren mehr, die beim Autor anfragten, mehr, die bei Kollegen mit Zugriff anfragten, mehr, die bei ResearchGate guckten, mehr, die Rapidoc nutzten und mehr, die frei verfügbare Artikel auf der Webseite der Zeitschrift fanden. Mit anderen Worten: Open Access-Autoren waren umtriebiger und breiter aufgestellt, was die Beschaffung von Artikeln abseits der Uni-Lizenz anging.

Beschaffung von Zeitschriftenartikeln nach Alter
Zwei Arten der alternativen Ersatzbeschaffung von Zeitschriftenartikeln nehmen mit dem Alter zu: die Anfrage beim Autor (von 38% bei den 20-29jährigen auf 62% bei den über 60jährigen) und der Fernleihdienst Rapidoc (von 22% auf 48%) (Abb. oben, links). Beides sind eher traditionelle Wege der Ersatzbeschaffung, die bereits seit Dekaden angeboten werden und (offensichtlich noch immer) funktionieren. Dem stehen drei Beschaffungswege gegenüber, die mit dem Alter abnahmen: auf der Webseite des Journals frei verfügbare Artikel (von 42% bei den 20-29jährigen auf 19% bei den über 60jährigen), Artikel, die über Google Scholar gefunden wurden (von 40% auf 19%) und Artikel im Wissenschaftler-Netzwerk ResearchGate (von 53% auf 14%) (Abb. oben, rechts). Alles drei sind eher die typischen Herangehensweisen von Digital Natives, nicht-lizenziertes Material zu finden.

Von den meist genutzten Zugangswegen (Nutzung > 5%) war nur die Anfrage bei Kollegen bei allen Altersgruppen in etwa gleich stark vertreten. Das frustrierende „Ich verzichte dann oft auf den Artikel“ war mit 38%-48% bei allen Altersgruppen gleich stark ausgeprägt mit der Ausnahme der 40-49jährigen, die das deutlich seltener meinten (32%). Vielleicht waren diese nur hartnäckiger als die Jüngeren (zu unbekümmert) und Älteren (zu abgeklärt)?

Weitere Beiträge und Ergebnisse

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Neues Buch : Geniale Tiere


Geniale Tiere

Richarz, K.  ; Kremer Bruno P.  :
Geniale Tiere : Anekdotisches, Bewundernswertes und Erstaunliches aus allen Bereichen unserer Fauna
Springer
2019
XXVI, 383 Seiten
ISBN 978-3-662-58643-3

Durch den Kauf von Ebook-Paketen kommen auch Bücher in den Bestand, die nichts mit der Humanmedizin zu tun haben, wie zum Beispiel dieser Titel:

Das  Buch berichtet über bewundernswerte Eigenheiten und Fähigkeiten von Tieren aller größeren Verwandtschaftsgruppen: Staunen Sie über das reiche Leben zwischen den Sandkörnern des Strandes. Wundern Sie sich über Bienen, die in leeren Schneckenhäusern wohnen. Oder haben Sie je von Tieren gehört, die mit den Füßen fischen? Weitere spannende Themen sind lärmende Meeresfische, dreiäugige Echsen, giftige Vögel und Fledermäuse im Rotlichtmilieu.

Vielleicht die ideale Lektüre, um in den (Lern-)Pausen abzuschalten?!

 

 


Bild und Text : Springer

Alle in der Universität Münster zugänglichen Springer e-Books finden Sie hier: Medizin, Naturwissenschaften und Psychologie. Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Die Bibliothek wird die Lehrbücher unter den obigen Titeln der Liste aller Online-Lehrbücher hinzufügen. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

medRxiv – Das neue Preprintarchiv für die Medizin

Nach dem bekannten Preprintserver arXiv für die Physik hatte das Cold Spring Harbor Laboratory 2013 das Preprintarchiv BioRxiv für die Biologie gegründet. Preprintarchive fördern die schnelle Verbreitung von Forschungsergebnissen ohne Peer-Review. In der (Hochenergie)Physik ist diese Art der (Vor)Publikation schon seit einer ganzen Weile Mainstream, und auch der biologische Ableger wurde ein Erfolg.

Seit Anfang Juni diesen Jahres hat das Labor nun ein Preprintarchiv für die Medizin aus der Taufe gehoben. medRxiv soll ein Sammelbecken für klinische Studien werden, die nicht von BioRxiv abgedeckt wurden. Nature berichtete und nannte auch die Bedenken:

BioRxiv’s success prompted some clinical scientists to push for such a site because the biology repository accepts preprints in only certain fields of medical science. But some researchers are concerned that releasing unvetted clinical research could be risky, if patients or doctors act on what could end up being inaccurate information. The organizations behind the new server, named medRxiv, have been working on the project since 2017 and say they have built in safeguards to address those concerns. They will require authors to provide details of ethical approvals for their studies and consent from patients, and to disclose all funding sources. Preprints will be screened by an external clinical scientist and an experienced clinical editor supported by the developing organizations — Cold Spring Harbour Laboratory in New York, the publisher BMJ in London and Yale University in New Haven, Connecticut.

Eine Publikation in einem Preprintarchiv verhindert in der Regel keine (Zweit)Publikation in einem peer-review-Journal. Die Ingelfinger Rule greift hier nicht.

Neue Springer-Bücher Mai – Juni 2019

Die Zweigbibliothek Münster / Universitäts- und Landesbibliothek kauft alle beim Springer-Verlag erscheinenden Bücher aus der Medizin, der Psychologie und den Life Sciences. Im Folgenden finden Sie die 109 Neuzugänge der letzten beiden Monate alphabetisch aufgelistet.

Foto: Springer


Alle in der Universität Münster zugänglichen Springer e-Books finden Sie hier: Medizin, Naturwissenschaften und Psychologie. Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Die Bibliothek wird die Lehrbücher unter den obigen Titeln der Liste aller Online-Lehrbücher hinzufügen. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

Eis für alle gegen Hitze und Lärm

Wie berichtet baut die ZB Med zur Zeit eine Klimaanlage ein, was zu einigen Beeinträchtigungen führt. Als Hilfe gegen die Hitze und kleines Dankeschön für ihre Geduld während der Bauphase gab die Bibliothek heute mittag allen Benutzern ein leckeres Eis aus. Die Studierenden freuten sich riesig über die unverhoffte Erfrischung.

Foto: ZB Med

ClinicalKey Student: Testzugriff bis 21. August verlängert

Damit Sie noch weiter mit ClinicalKey Student für das Physikum lernen können, wurde der Testzugang bis zum 21. August verlängert. Unter http://www.clinicalkey.com/student können Sie damit weiterhin auf ClinicalKey Student zugreifen. Dieses Portal enthält über 150 Lehrbücher von Elsevier, wie z.B. den Sobotta, Zeeck Chemie und Trepel Neuroanatomie – siehe untenstehende Liste.

Anleitung (Screenshots s.u.)

  1. Im Hochschulnetz der Uni Münster (oder via VPN) http://www.clinicalkey.com/student aufrufen
  2. Sich persönlich mit Name und Universitäts-Email registrieren
  3. Auf „weiter“ klicken
  4. Buch auswählen
  5. Auf ein Kapitel klicken
  6. Die Schaltfläche „Bookshelf starten“ anklicken
  7. Das Buch wird nun im Bookshelf geladen und kann dort gelesen und annotiert werden.
  8. Nur Bücher im Bookshelf können dann auch mit der mobilen App heruntergeladen und offline benutzt werden.

Umfrage zu DEAL, Elsevier und Open Access: 5. Meinungen zu Elsevier

Umfrage
Die Umfrage lief vom 3.-6. Juni 2019 und wurde über den Email-Verteiler des Dekanats an alle wissenschaftlichen Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät Münster verteilt – insgesamt wohl an die 2.000 Personen. Der Fragebogen (PDF) bestand aus 14 Fragen. 416 Wissenschaftler beantworteten die Umfrage, was einen Recall von ca. 20% bedeutete. 32 Fragebögen konnten nicht in die Auswertung mit einbezogen werden, da sie unvollständig beantwortet worden waren, so dass final die Fragebögen von 384 Antwortenden in die Auswertung einbezogen wurden. Es wurde nach Publikationen in Open Access-Zeitschriften gefragt, dem Wissen über den Publikationsfond der Universitätsbibliothek und den deutschlandweiten Wiley-Vertrag sowie den HRK-Verhandlungen mit Elsevier und seinen Auswirkungen. Von den 384 Antwortenden waren 16% 20-29 Jahre alt, 36% 30-39 Jahre alt, 23% 40-49 Jahre alt, 20% 50-59 Jahre alt und 5% älter als 60 Jahre (Abb. oben). Fast zwei Drittel (64%) gaben an, zu mehr als 50% wissenschaftlich zu arbeiten.

Meinungen über die Verhandlungen und den fehlenden Zugriff auf Elsevier- und Cell-Zeitschriften
Die Frage hierzu lautete „Elsevier hat den Zugang zu seinen Zeitschriften (darunter auch alle Cell Press-Titel) ab Juli 2018 eingestellt. Wie denken Sie darüber, dass die HRK gegenüber Elsevier hart geblieben ist und auf ihren Forderungen bestanden hat (Open Access, publikationsbasierte Kostenberechnung, Zugang zum kompletten Angebot, geringe Preissteigerung) ?“. Als Antworten war vorgegeben: „Richtig so. Es braucht Druck, damit Elsevier einlenkt.“, „Elsevier ist ein profitorientiertes Unternehmen und schadet der Wissenschaft nur.“, „No Deal is no Option: Die Verhandlungen sollen so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden.“, „Es ist ein gravierender Wettbewerbsnachteil, keinen Zugriff auf die Zeitschriften zu haben.“, „Die HRK sollte von dem Dogma ‚publikationsbasierte Kosten‘ Abstand nehmen, damit die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden können.“, „Das Geld für die Elsevier-Zeitschriften sollte man lieber in die Forschung investieren.“ „Ich brauche nun mehr Zeit, um an die Literatur zu kommen.“, „Ich verzichte nun öfter darauf, Manuskripte für Elsevier-Zeitschriften zu schreiben/begutachten.“, „Man sollte wieder zu den bisherigen Abonnementsverträgen zurück, max. 3% Aufschlag pro Jahr und fertig“ und „Sonstiges (bitte angeben)“.
Als Antwortmöglichkeiten konnte stimme zu, teils/teils, stimme nicht zu angekreuzt werden.

Die allermeisten, nämlich zwei Drittel (66%) stimmten der Aussage zu „Ich brauche mehr Zeit, um an die Literatur zu kommen“. 58% meinten, das richtig sei Druck aufzubauen, damit Elsevier einlenkt. Dies war gleichzeitig die Option mit den wenigsten Gegenstimmen (5%). Das Unterbrechen der Verhandlungen war aber keine mehrheitsfähige Option, denn 55% stimmten zu, dass „No Deal is No Option – Die Verhandlungen so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden sollten“. 46% unterfütterten diese Einstellung noch mit dem starken Argument, dass der fehlende Zugriff „ein gravierender Wettbewerbsnachteil“ sei. Nur oder immerhin der Sechste war aber gegen die Wiederaufnahme von Verhandlungen und gleichviele sahen keinen Wettbewerbsnachteil. 43% stimmten der Aussage zu, dass „Elsevier als profitorientiertes Unternehmen der Wissenschaft nur schaden würde“ – dies war gleichzeitig die Option mit den zweitwenigsten Gegenstimmen. Nur jeder neunte(!) Wissenschaftler meinte, dass Elsevier der Wissenschaft nicht schaden würde. Die Frage wäre hier zu stellen, ob es sich hierbei um eine ambivalente Einstellung vieler Forscher handelte oder ob es zwei deutlich zu unterscheidende Lager gab.

Eine besonders große Ambivalenz löste die folgende Feststellung aus: „Verzichten Sie darauf, (weiter) für Elsevier-Zeitschriften zu schreiben bzw. für diese Artikel zu reviewen?“ Mehr als ein Viertel aller Antwortenden (29%) stimmten dem zu, zugleich wurde bei dieser Antwortoption die mit größte Ablehnung überhaupt verzeichnet. Nicht weniger als 40% wollten weiterhin für Elsevier-Zeitschriften Artikel bzw. Gutachten schreiben (hier wurde nicht zwischen den beiden differenziert). Aus persönlichen Berichten wissen wir, dass einige Wissenschaftler keinen Gutachten mehr für Elsevier schreiben, weil die Beschaffung der Artikel so frustrierend geworden ist (siehe „Ich brauche mehr Zeit, um an die Literatur zu kommen“).

Immerhin 28% meinten, man solle das Geld lieber in die Forschung investieren, das durch die abbestellten Zeitschriftenabos eingespart wird. Dies wäre nicht nur ein überaus couragierter Paradigmenwechsel sondern auch eine ziemliche Abkehr vom bisherigen Publikationswesen. In Konsequenz wären keine kommerziellen Verlage mehr nötig und/oder lebensfähig, ihre Aufgaben (die sicherlich noch bestehen blieben) müssten von anderen (nicht-kommerziellen u/o staatlichen) Akteuren übernommen werden.

Am Wenigsten (16%) wollten „wieder zu den bisherigen Abonnementsverträgen zurück, max. 3% Aufschlag pro Jahr und fertig“. Mit 17% kaum mehr Antwortende haderten mit dem HRK-Postulat und fanden „Die HRK sollte von dem Dogma „publikationsbasierte Kosten“ Abstand nehmen, damit die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden können“.

Unterschiedliche Gruppen bei den Meinungen

Mit Venn-Diagrammen wurde untersucht, ob es vielleicht unterschiedliche Gruppen bei den Wissenschaftlern gab. Die Vermutung war, dass es eine Gruppe gab, die eher zu Verhandlungen bereit war („Verhandlungsgruppe“), und eine Gruppe, die eher dafür war, Druck auszuüben („Druckgruppe“). Die Zahlen geben die Menge an Wissenschaftlern an, die den jeweiligen Optionen zugestimmt hatten.


84% aller Wissenschaftler, die einen Wettbewerbsnachteil fürchteten, und 78% aller Wissenschaftler, die für neue Verhandlungen waren, beklagten auch, mehr Zeit für die Literaturbeschaffung zu benötigen.

Zur Verhandlungsgruppe wurden die Wissenschaftler gezählt, die bei den Antwortoptionen „mehr Zeit für Literaturbeschaffung“, „No deal ist no option“ und „Wettbewerbsnachteile“ stimme zu angegeben hatten (Abb. oben). Es stellte sich heraus, dass diese drei Gruppen eine große gemeinsame Schnittmenge besassen.


Mehr als 3/4 (78%) aller Wissenschaftler, die der Meinung waren „Elsevier schadet“, und 84% aller Wissenschaftler, die keine Gutachten mehr für Elsevier schrieben, waren auch für Druck.

Zur Druckgruppe wurden diejenigen Wissenschaftler gezählt, die bei den Antwortoptionen „Es braucht Druck“, „Elsevier schadet“ und „Verzicht auf Gutachten“ stimme zu angegeben hatten (Abb. oben). Es stellte sich heraus, dass diese drei Gruppen ebenfalls eine große gemeinsame Schnittmenge besassen.

Die Vermutung war nun, dass die Schnittmenge zwischen der Verhandlungsgruppe und der Druckgruppe nicht so groß war, da sich die Antwortoptionen gegenseitig ausschliessen würden. Dem war aber nicht so. Auch hier konnte eine große Schnittmenge festgestellt werden, wenn auch nicht so groß wie innerhalb der beiden Gruppen.

Das Venn-Diagramm unten zeigt noch einmal die mit 37% relativ geringe Schnittmenge zwischen „Es braucht Druck“ und „mehr Zeit für Literaturbeschaffung“ (Abb. unten).

Wichtigkeit von Elsevier- und Cell Press-Zeitschriften
302 Personen machten Angaben zur Wichtigkeit von Elsevier- und Cell Press-Zeitschriften, 84 nicht. Als Antwortoptionen war vorgegeben: sehr wichtig, wichtig, teils/teils, unwichtig, sehr unwichtig. Wie die obige Abbildung zeigt, war die Wichtigkeit der Elsevier-Zeitschriften unstrittig: 79% empfanden diese als wichtig oder sogar sehr wichtig (Abb. oben, rote Kreisausschnitte). Ein gutes Fünftel war sich unsicher und nur etwas mehr als 3% bezeichnete die Zeitschriften als (sehr) unwichtig. Die Wichtigkeitsverteilung war unabhängig vom Alter und davon, ob jemand schon einmal Open Access publiziert oder den Publikationsfonds in Anspruch genommen hatte.

Meinungen vs. Wichtigkeit
Noch einmal deutlicher wird die Existenz zweier „Gruppen“, wenn man sich anschaut, wie wichtig Elsevier-Zeitschriften für jede dieser Gruppen sind. Die Zeitschriftenwichtigkeit ist anscheinend eine Art „Gradmesser“ zwischen den Verhandlungsbereiten und den Kompromisslosen. Alle diejenigen, die verhandlungsbereite Antwortoptionen befürworten (Bisherige Aboverträge, Wettbewerbsnachteil, Verhandlungen aufnehmen, Brauche mehr Zeit), wiesen den Elsevier-Zeitschriften eine signifikant über dem Durchschnitt liegende Wichtigkeit zu (90-93%, Abb. oben). Alle, die eher kompromisslos votierten (Elsevier schadet, Es braucht Druck, Kein Paper/Review, Geld in die Forschung), wiesen den Elsevier-Zeitschriften eine signifikant unter dem Durchschnitt liegende Wichtigkeit zu (56-68%). („Keine publikationsbasierten Kosten“ steht genau dazwischen, was an dem fehlenden Verständnis der meisten Wissenschaftler für dieses Kostenmodell liegen könnte (siehe Kenntnisse über Wiley-Vertrag).)
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wer die Elsevier-Zeitschriften für die Wettbewerbsfähigkeit seiner Forschung (und Krankenversorgung) unbedingt braucht, wünscht sich die sofortige Herstellung des Status Quo um fast jeden Preis. Wem die Zeitschriften am Hut vorbeigehen, kann sich eher ein kritisches Urteil erlauben und favorisiert eher langfristige, nachhaltige Lösungsansätze, die der Wissenschaft (durch Pay Walls und Preissteigerungen) nicht weiter schaden.

Weitere Beiträge und Ergebnisse

Foto: Lukiyanov at Shutterstock

„Paper of the Month“ Juni 2019 geht an Dr. Marcel Trautmann aus dem Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie

Für den Monat Juni 2019 wurden Dr. Marcel Trautmann aus dem Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie, Sektion für Translationale Pathologie für die Publikation: Requirement for YAP1 signaling in myxoid liposarcoma in der Zeitschrift EMBO Molecular Medicine, 11(5).2019, p. e9889 [Volltext] ausgezeichnet.

Das myxoide Liposarkom (MLS) ist eine aggressive mesenchymale Krebserkrankung lipogener Differenzierung. Molekular zielgerichtete Therapien stehen nicht zur Verfügung. Die Mehrzahl von MLS exprimiert das Fused in Sarcoma: DNA Damage-Inducible Transcript 3 (FUS DDIT3) Fusionsprotein, welches als aberranter Transkriptionsfaktor fungiert. Die Mechanismen, durch die FUS DDIT3 die Tumorgenese von MLS treibt, sind bisher nur unvollständig verstanden.

Mittels eines genomischen RNAi-Screen konnte YAP1 in FUS-DDIT3 exprimierenden mesenchymalen Stammzellen als essentieller Effektor identifiziert werden. Immunhistochemische Analysen zeigten in MLS im Vergleich zu anderen Liposarkomtypen eine signifikant gesteigerte nukleäre YAP1 Expression. Suppression von YAP1 in MLS Zellen führte zu einer Reduktion der Zellviabilität, Zellzyklusarrest, zellulärer Seneszenz und Apoptose. Das chimäre FUS-DDIT3 Fusionsprotein stimulierte die Expression, die nukleäre Lokalisation und die transkriptionelle Aktivität von YAP1. In einem MLS Xenotransplantatmodell konnte die wachstumshemmende und pro-apoptotische Wirkung in vivo bestätigt werden.

Die detektierte YAP1 Abhängigkeit stellt Grundlage für einen rationalen Therapieansatz dar, um selektiv FUS-DDIT3 exprimierende MLS Zellen zu inhibieren. Als potentieller Biomarker kann die nukleäre Expression von YAP1 helfen, Patienten zu identifizieren, die in zukünftigen klinischen Studien von einer YAP1-gerichteten Therapie profitieren können.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month – Auszeichnung finden Sie hier.

Der Paper of the Month – Aufsteller in der Zweigbibliothek Medizin bietet den Besuchern die Lektüre der Studie vor Ort an.

Foto: MFM/Christian Albiker

Literatur verwalten: RefWorks und Citavi im Vergleich

Die ULB Münster bietet im Rahmen ihrer Schulungen am Montag, 15.07.2019, um 10°° Uhr im Auditorium im 1. OG eine Veranstaltung zum Einstieg  in die Nutzung von RefWorks und Citavi an (Dauer  2 Std.).

Die Veranstaltung wendet sich primär an Studierende vor dem Examen und Promovierende und bietet

  • Nutzen und Funktionen von Literaturverwaltungsprogrammen
  • Grundfunktionen beider Programme
  • Unterstützung bei der Entscheidung für ein Programm

Voraussetzungen zur Teilnahme:

  • E-Mail-Adresse der Universität Münster
  • sicherer Umgang mit dem PC, Fachdatenbanken

Da die Teilnahme auf 14 Personen beschränkt ist wird um verbindliche Anmeldung gebeten.

© Grafiken: Citavi / RefWorks

Neues Buch : Pragmatische Urteile in der unmittelbaren Patientenversorgung


Pragmatische Urteile in der unmittelbaren Patientenversorgung

Bleyer, Bernhard :
Pragmatische Urteile in der unmittelbaren Patientenversorgung : Moraltheorie an den Anfängen Klinischer Ethikberatung
Springer
2019
VIII, 142 Seiten
ISBN 978-3-662-58672-3

Wozu braucht ein Krankenhaus eine Ethikberatung? Und was an dieser Beratung ist ethisch? Das Buch erklärt die Hintergründe der Entstehungsprozesse Klinischer Ethikberatung. Es gewährt neue Einblicke in schwerwiegende Entscheidungskonflikte des klinischen Alltags und deckt die vehementen Auseinandersetzungen auf, die sich öffentlich daran anschlossen. Auf der Suche nach dem Ethikverständnis der Klinischen Ethikberatung trifft das Buch auf bisher nicht ausgewertete Hinweise. Schritt für Schritt wird eine Systematik rekonstruiert, die die Gestalt einer bedeutsamen philosophischen Denkrichtung erkennen lässt.


Bild und Text : Springer

Alle in der Universität Münster zugänglichen Springer e-Books finden Sie hier: Medizin, Naturwissenschaften und Psychologie. Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Die Bibliothek wird die Lehrbücher unter den obigen Titeln der Liste aller Online-Lehrbücher hinzufügen. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.