Archiv für den Monat: Mai 2019

Impactitis – Wissenschaft und Pseudowettbewerbe

In einem Interview (Wie Pseudo-Wettbewerbe der Wissenschaft schaden) befragt Ina Lohaus für die Zeitschrift Forschung & Lehre den Neurogenetiker Björn Brembs (Regensburg) und Isabell Welpe, wissenschaftliche Leiterin des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung und Hochschulplanung, zu den Chancen der Digitalisierung und dem Publizieren nach ‚Impact‘.

Wissenschaft als beste Möglichkeit den Herausforderungen der Menschheit (Zukunftsmobilität, Energieversorgung oder Krankheitsbekämpfung) zu begegnen, steht kontradiktorisch den Anstrengungen der Forschenden gegenüber, die sich nicht auf die wichtigen Fragen richten, sondern darauf in einem Prestigejournal zu publizieren.

Diese Fehlentwicklung hat ihren Ursprung in der Einführung von Kennzahlen-basierter Pseudowettbewerbe, und dies wiederum in dem Interesse der Öffentlichkeit an der Leistung der Forschung, also zu wissen, ob diese exzellent, innovativ, leistungsstark, effizient ist. Die Inszenierung von (künstlichen) Märkten qua Rankings und Zitationszahlen ist eben oftmals nicht geeignet Qualität zu messen. In der Forschung geht es um Erkenntnis, aber die künstlichen Märkte ziehen nach sich, dass Quantität vor Qualität geht, und so zu Aktivitäten ohne Relevanz für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft führt. Drittmittelanreizsysteme belohnen teure anstatt effektiver Experimente.

Ähnlich werden die Daten des Journal Impact Faktor (JIF) zwischen Verlagen und dem Verkäufer des JIF (Clarivate Analytics) verhandelt, und diese sind dann u.U. mathematisch falsch berechnet oder unabhängig nicht nachvollziehbar überprüfbar Seit Jahrzehnten bekannt  korreliert der JIF negativ mit der methodischen Qualität, und die Exzellenzinitiative hat die Situation noch verschärft, da in deren Zeitraum sich die Zahl der befristet angestellten Wissenschaftler um 45 Prozent erhöht, mithin die Konkurrenz in Prestigejournals zu publizieren verschärft hat.

Der Einfluß der Digitalisierung haben die wissenschaftlichen Gesellschaften verschlafen, es herrscht eher eine Modernisierungsskepsis. Es geht darum, Lernen und Lehre neu zu denken. Es entstehen, da die örtlichen, zeitlichen und finanziellen Zugangsbarrieren sinken, neue Anbieter (sog. Ed Tech Startups), und es geht darum individuelle Studienangebote statt Standardstudiengänge anzubieten, da es die aktuell nachgefragten Kompetenzen und Fähigkeiten am Arbeitsmarkt z.T. vor fünf Jahren noch gar nicht gab. Eine konzertierte Verteidigung gegen die kontra-produktive pseudo-wettbewerbliche Steuerung der Wissenschaft ist nicht zu erkennen.

Die Begutachtung in den Zeitschriften mit hohem JIF hat wenig mit Erkenntnis oder intellektueller Tiefe zu tun, sondern allenfalls mit dem Neuigkeitswert für die Zeitschrift, wohingegen die wissenschaftliche Prüfung, Diskussion und Rezeption jedoch unabdingbar sind, um Wissen zu schaffen.

Interdisziplinäre Kenntnisse werden wichtiger und Studienabläufe müssen auf individuelle Stärken und Schwächen zugeschnitten sein, so ist es sinnvoll, mehr Interdisziplinarität und Flexibilität zuzulassen, also zum Beispiel an mehreren Hochschulen in mehreren Ländern gleichzeitig zu studieren. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob zukünftig Hochschulabschlüsse den Stellenwert haben wie heute, denn in den USA legen die beliebtesten Arbeitgeber zum Teil keinen Wert mehr auf solche Abschlüsse, sondern akquirieren Mitarbeiter nach konkreten Fähigkeiten und bestimmter Bildung.

Die Universität ist dem schnellen Wandel in Forschung und Lehre unterworfen, wenn man aber weiterhin so tut, als ob man Wahrheit und Erkenntnis in Universitäts-Rankings erkennen könne, so dürfte bereits das Meiste des traditionellen Selbstverständnisses der Universität verloren sein.

Grafik: pixabay

Ab dem 1. Juni feste Meditricks-Lizenz

Wie berichtet, lief von Ende Februar bis Ende April an der Medizinischen Fakulät ein überaus erfolgreicher Meditricks-Test über Amboss.

Der Antrag auf QVM-Mittel wurde mittlerweile von der Kommission mit beratender Funktion für das Verfahren zur Vergabe der Qualitätsverbesserungsmittel – Medizin genehmigt, so dass wir Meditricks ab dem 1. Juni als Campuslizenz für ein Jahr anbieten können – übrigens als erst zweite Uni in Deutschland!

Meditricks ist dann sowohl über Amboss freigeschaltet, als auch über www.meditricks.de: Anleitungen unter https://www.meditricks.de/campuslizenz/.

28. Mai: Weltspieltag

Aus Anlass des heutigen Weltspieltags möchten wir Ihnen ein Buch aus unserem Bestand ganz besonders an Herz legen:

Stephen Nachmanovitch: Free Play – Kreativität geschehen lassen. München: Barth, 2013 WY 87 13/2

In diesem Buch geht der berühmte Violinist und Free-Jazzer Nachmanovitch dem Wesen von Kreativität und der Kunst des Improvisierens in allen möglichen Lebenslagen auf den Grund. Das Buch ist wie ein 5-Sterne-Menü, nach jedem Gang muss man erst einmal innehalten, nachschmecken und verdauen, da es so vielschichtig und reichhaltig ist. Zu den Anhängern von Nachmanovitch zählt Keith Jarrett, der Free Play als „wichtigstes Buch über Improvisation, das ich je gelesen habe“ bezeichnete.

Für diejenigen unter Ihnen, die lieber E-Books lesen, hier eine Liste von elektronischen Titeln in unserem Bestand, die sich mit dem Aspekt des Spielens und der Kreativität beschäftigen (nur im Hochschulnetz zugänglich):

Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle: Pathologisches Spielen (F63.0)

Authentizität spielen lernen. Simulation in der medizinischen Ausbildung

Effizientes Marketing für Ärzte: Kap.1: Erfolgsfaktor Spaß und Kap 5: Erfolgsfaktor Kreativität

Psychologie des Kinderspiels

Ressourcen erspielen – Pflegen mit Freude

Serious Games für die Gesundheit

Spiel und Spielen in der psychodynamischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie

Spielen, digitale Spiele, Serious Games und Games for Health

Spielsucht

Was wird hier eigentlich gespielt? Strategien im professionellen Umfeld verstehen und entwickeln

Buchcover: Barth-Verlag

UpToDate Advanced: Webinar am 5. Juni

UpToDate®Advanced ist eine evidenzbasierte Lösung zur Unterstützung der klinischen Entscheidungsfindung mit dynamischen und interaktiven Algorithmen sowie Labor-Monografien. UpToDate® Advanced hilft Ihnen, unerwünschte Behandlungsvarianzen zum Vorteil Ihrer Patienten zu reduzieren. Dies wird möglich dank interaktiver evidenzbasierter Pfade bezüglich spezifischer klinischer Fragestellungen und Labor-Monografien, die eine rasche Beurteilung auffälliger Laborwerte und die Festlegung der nächsten Schritte ermöglichen.

Im Rahmen eines Webinars wird über die Inhalte detailliert aufgeklärt.

UpToDate Advanced umfasst:

  • UpToDate® Pathways – interaktive Lotsen unterstützen dabei, die richtigen Entscheidungen bezüglich spezifischer klinischer Fragestellungen zu treffen – unter Berücksichtigung der aktuellen Evidenz;
  • Lab Interpretation(tm) – hier helfen Monografien, rasch auffällige Laborergebnisse zu beurteilen und die nächsten Schritte in die Wege zu leiten.

Das Webinar zu UpToDate® Advanced findet am Mittwoch 5. Juni um  12.00 Uhr statt. Registrierung hier.

Sie können aus terminlichen Gründen leider nicht an unserem Webinar teilnehmen? Registrieren Sie sich trotzdem, so erhalten Sie den Link zum Webinar und können das aufgezeichnete Webinar zu einem beliebigen Zeitpunkt ansehen.

Grafik © Wolters Kluwer

Endlich: Die Bibliothek bekommt eine Klimaanlage

Laut Wikipedia war der Sommer 2018 deutschlandweit der zweitwärmste (nur 2003 war wärmer) und der zweittrockenste (nur 1911 war trockener) seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. An künftigen Rekordsommern führt kein Weg mehr vorbei, was offensichtlich auch schon die Medizinstudierenden früherer Zeiten wussten. Dr. Obst: „Kaum hatte ich 1996 meinen Dienst in der ZB Med angetreten, stand eine Delegation von Studierenden in meinem Büro, die den Einbau einer Klimaanlage forderten. Zur Unterstützung ihrer Forderung hatten sie eine lange Unterschriftenliste mitgebracht.“

In den Jahren danach hörten die Klagen nie auf – und auch die Versuche der Bibliothek, die Verwaltung von dem leichteren Lernen bei niedrigen Temperaturen zu überzeugen. Nichts half – bis vor kurzem auf einmal alle Türen aufgingen: Der Geschäftsbereich Infrastrukturmanagment des UKM hat sich die Bitten von Nutzern und Bibliothek zu eigen gemacht, in wenigen Monaten ein hunderte Seiten starkes Leistungsverzeichnis erstellt, Anfang des Jahres eine Ausschreibung herausgegeben, mehrere Firmen gefunden und schliesslich im Mai beauftragt. Nächste Woche kann nun mit den Arbeiten begonnen werden – gut 23 Jahre nach der Unterschriftenliste.

Die komplette Bibliothek zu klimatisieren, hätte aufgrund der hohen Decken einen höheren sechstelligen Betrag gekostet. Dies war aus finanziellen Gründen vollkommen illusorisch, so dass jetzt „nur“ der hintere Teil der Bibliothek (mit den niedrigeren Decken) klimatisiert wird: Lesesaal, Wintergarten und Lehrbuchsammlung. Vor allem dort (aber auch in den übrigen Bereichen der Bibliothek) wird es während der Bauphase zu unvermeidlichen Lärmbelästigungen durch die notwendigen Stemm- und Bohrarbeiten kommen.

Bereits am jetzigen Donnerstag geht es los. Die Arbeiten werden im Lesesaal anfangen, der dann (vermutlich für 2 Wochen) nicht mehr zur Verfügung steht. in den folgenden Wochen werden sich die Benutzungseinschränkungen mit dem Baufortschritt über den Wintergarten zur Lehrbuchsammlung verlagern. Wir hoffen, dass die Arbeiten im Juni abgeschlossen werden können, so dass Sie zu Ende des Semesters wieder ungestört lernen können. Es wird für Ausgleichsflächen zum Lernen gesorgt werden. Wir halten Sie auf dem Laufenden und bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.

Neues Buch : Handrehabilitation

 Handrehabilitation

Schulz-Stübner, Sebastian ; Mattner, Frauke ; Meyer, Elisabeth ; Mahlberg, Rolf [Hrsg.] :
Handrehabilitation: Für Ergotherapeuten und Physiotherapeuten
Band 3: Manuelle Therapie, Physikalische Maßnahmen, Schienen
Springer
2019
XVI, 402 Seiten
ISBN 978-3-540-38926-2

Unentbehrlich für Sie als angehende oder praxiserfahrene Ergotherapeuten, Physiotherapeuten oder Handtherapeuten: Band 3 mit physiotherapeutischen Behandlungsansätzen und der Behandlung mit Schienen.

Alles Wichtige zu

  • Schulter-, Ellbogen- und Handbehandlung, Manuelle Therapie
  • Elektrophysikalische Maßnahmen, Methoden und Evidenz
  • Überlastungssyndrome mit anatomischen Erläuterungen, Ursachen, Diagnostik und therapeutischen Interventionsmöglichkeiten
  • Angeborenen Fehlbildungen der Hand: Entstehung, Form, chirurgische und therapeutische Vorgehensweisen
  • Spezifische Behandlung der oberen Extremität bei Tetraplegie
  • Schienenversorgung der Hand und des Ellbogens in drei umfangreichen Kapiteln: Grundlagen, statische und dynamische Schienen

 

Bild und Text : Springer

Alle in der Universität Münster zugänglichen Springer e-Books finden Sie hier: Medizin, Naturwissenschaften und Psychologie. Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Die Bibliothek wird die Lehrbücher unter den obigen Titeln der Liste aller Online-Lehrbücher hinzufügen. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

 

Meditricks-Test: Wie geht es weiter?

Wie berichtet, lief von Ende Februar bis Ende April ein Meditricks-Test über Amboss. Wie in dem obigen Diagramm zu sehen, haben insgesamt (min.) 274 Nutzer auf die Meditricks-Videos zugegriffen. Insgesamt wurden in dem beobachteten Zeitraum 17.761 heruntergeladen/angesehen, davon 10.800 in der Testphase (61%) (es sind einige Videos für den nicht-lizenzierten Gebrauch freigeschaltet, so dass es auch eine Nutzung vor dem Test gibt).

Die Bibliothek hat daraufhin einen Antrag auf QVM-Mittel an die Kommission mit beratender Funktion für das Verfahren zur Vergabe der Qualitätsverbesserungsmittel – Medizin gestellt, um Meditricks sobald wie möglich als Campuslizenz weiter anbieten zu können. Eine Entscheidung ist allerdings frühestens im August/September zu erwarten, da nach Bewilligung noch Dekanat und Rektorat zustimmen müssen (was aber meist eine formale Sache ist).

„Paper of the Month“ April 2019 geht an Dr. Christoph Kittl aus der Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie

Für den Monat April 2019 wurde Dr. Christoph Kittl aus der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie für die Publikation: Dynamic Restraints of the Medial Side of the Knee: The Semimembranosus Corner Revisited in der Zeitschrift American Journal of Sports Medicine 47(4), 2019: 863-69 [Volltext] ausgezeichnet.

 

Die statischen medialen Strukturen des Kniegelenks sind gut erforscht und hemmen dort die Valgusaufklappbarkeit. Im Gegensatz dazu sind die aktiven Stabilisatoren der medialen Seite des Kniegelenks, wie der Semimembranosus-Muskel, nur unzureichend untersucht. Deswegen war das Ziel der Studie mittels 6-Achs-Roboter die passiven und aktiven Stabilisatoren der medialen Seite des Kniegelenks genauer zu beleuchten.

Das mediale Kollateralband (Innenband) war der Hauptstabilisator der Außenrotation und der anteromedialen Rotation. Die posteromedialen Sturkturen hingegen hemmten die Innenrotation des Kniegelenks. Ähnlich dem Innenband hemmte der Semimembranosus-Muskel die Außenrotation und die anteromediale Rotation des Kniegelenks. Dies nahm mit dem Flexionsgrad des Kniegelenks und mit der Abwesenheit der passiven Stabilisatoren zu.

Die Studie zeigte, dass der Semimembranosus-Muskel einen wichtigen Beitrag zur Hemmung der Außenrotation und anteromedialen Rotation beiträgt. Bei einer distale Avulsion dieses Muskels sollte von einer schweren Verletzung der medialen Seite des Kniegelenks ausgegangen und eine Refixation in Erwägung gezogen werden.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month – Auszeichnung finden Sie hier.

Der Paper of the Month – Aufsteller in der Zweigbibliothek Medizin bietet den Besuchern die Lektüre der Studie vor Ort an.

Foto: MFM/Christian Albiker

Nutzung der Kreuztools Amboss und examen online

Seit zwei Jahren nimmt die Zahl der mit Thieme examen online gekreuzten Fragen kontinuierlich ab. Auf der obigen Abbildung sehen sie nun die Nutzung von Amboss (orange) und examen online (rot) seit dem Jahr 2015.

Zwei Entwicklungen sind bemerkenswert: Ab Mitte 2016 wird Amboss deutlich häufiger benutzt, was auf die Freischaltung der Vorklinikfragen zurückzuführen ist. Und die zweite: Ab Mai 2017 ging die examen online-Nutzung drastisch zurück, weil zum einen die Lizenz für die Klinikfragen ausgelaufen war und zum anderen viele Nutzer für die Vorklinikfragen auf Amboss gewechselt sind.

Bei beiden Diensten sieht man deutlich die eigentlichen Nutzungsphasen vor den jeweiligen Staatsexamina im Frühjar und Herbst.

Neues Buch : Laryngektomie

Laryngektomie

Glunz, Mechthild :
Laryngektomie : Von der Stimmlosigkeit zur Stimme
Springer
2019
XVIII, 257 Seiten
ISBN 978-3-662-57840-7

Die Arbeit mit Patienten nach Kehlkopfentfernung stellt für Logopäden eine besondere Herausforderung dar, die fundiertes Wissen verlangt. Dieses Lehr- und Fachbuch bietet Auszubildenden, Studierenden und praktisch tätigen Logopäden alle notwendigen Informationen für eine optimale Stimmrehabilitation nach Kehlkopfentfernung.
Neu in der 3. Auflage: Inhalte komplett aktualisiert, insbesondere der Hilfsmittel, Hygieneempfehlungen für den logopädischen Alltag, Beiträge zum Clinical Reasoning und Einsatz von Botulinum-Toxin


Bild und Text : Springer

Alle in der Universität Münster zugänglichen Springer e-Books finden Sie hier: Medizin, Naturwissenschaften und Psychologie. Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Die Bibliothek wird die Lehrbücher unter den obigen Titeln der Liste aller Online-Lehrbücher hinzufügen. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.