Archiv der Kategorie: Studierende

AMBOSS Blog: Organische Ursachen der Psychose – Woran litt van Gogh?

Genie und Wahnsinn. Vincent van Gogh durchlebte dramatische Höhen und Tiefen, bis er sich schließlich das Leben nahm. Litt der Maler an einer organisch bedingten Psychose?

Vor seinem Suizid soll Vincent van Gogh Stimmen gehört und wie ein Besessener gearbeitet haben. Seinen Künstlerkollegen Paul Gauguin hatte er mit einem Rasiermesser bedroht, sich selbst wenig später das linke Ohr abgeschnitten: Symptome, die an eine primär psychiatrische Diagnose denken lassen. Doch einige Hinweise sprechen für eine somatische Ursache.

Organisch bedingte von nicht-organischen psychotischen Störungen abzugrenzen, stellt bis heute eine diagnostische Herausforderung dar. Wird eine somatische Ursache übersehen, kann das für die Erkrankten schwerwiegende Konsequenzen haben. Wir holen den Fall des niederländischen Malers in die Gegenwart und klären ihn differenzialdiagnostisch ab: An welche Krankheiten müssen wir denken und welche Untersuchungen sind notwendig?

Organische Differenzialdiagnostik? Immer!

Bei jeder neu aufgetretenen psychotischen Störung sollte unabhängig vom Alter der Betroffenen grundsätzlich eine somatische Ursache abgeklärt werden. Es ist sinnvoll, primäre Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) von Störungen zu unterscheiden, die sekundär über eine gestörte Hirnfunktion zu psychotischen Symptomen führen – beispielsweise internistische Erkrankungen oder metabolische Funktionsstörungen. Unter anderem bei den folgenden Red Flags sollten Behandelnde an eine organische Ursache denken:

  • Akuter Beginn
  • Ungewöhnliches Manifestationsalter
  • Epileptische Anfälle und fokalneurologische Symptome
  • Bewusstseinseintrübung und Desorientierung
  • Neu aufgetretene subakute (innerhalb von 3 Monaten) kognitive oder mnestische Defizite
  • Optische Halluzinationen
  • Psychomotorische Symptome, zum Beispiel Katatonie
  • Fluktuierender Verlauf
  • Frühe Therapieresistenz gegen Antipsychotika
  • Fluktuierende Psychopathologie
  • Fieber

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AMBOSS Blog: Hilfe bei Seltenen Erkrankungen

Was kann getan werden, um Menschen mit Seltenen Erkrankungen besser zu versorgen? In Deutschland leben etwa vier Millionen Menschen mit einer Seltenen Erkrankung. Eine Erkrankung gilt als selten, wenn sie weniger als fünf von 10.000 Menschen betrifft. Etwa 8.000 Seltene Erkrankungen sind bekannt. Es ist also wahrscheinlich, im Laufe des ärztlichen Berufslebens der einen oder anderen davon zu begegnen.

Red Flags für eine Seltene Erkrankung:

    • Beschwerden seit der Kindheit: Etwa 70 Prozent der Betroffenen leiden bereits im Kindes- oder Jugendalter an Symptomen.
    • Zahlreiche ergebnislose Überweisungen: Die Symptome involvieren oft mehrere Organsysteme, sodass die Betroffenen bei verschiedenen Fachrichtungen Rat suchen.
    • Keine merkliche Besserung: Meist verlaufen die Erkrankungen chronisch und sind nicht heilbar.
    • Auch Angehörige haben Symptome: Da viele Seltene Erkrankungen genetisch bedingt sind, ist die Familienanamnese besonders wichtig.

Das große Problem: Bis zur Diagnose vergehen im Schnitt fünf Jahre voller Fehldiagnosen und Frustration. Diese Zeit drastisch verkürzen will das Nationale Aktionsbündnis für Menschen mit Seltenen Erkrankungen (NAMSE).

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Am Rosenmontag, 28.02., ist die Bibliothek geöffnet

Auch in diesem Jahr wird die Zweigbibliothek Medizin am Rosenmontag, 28.02.2022, von 8–22 Uhr geöffnet sein.

Abweichende Öffnungszeiten werden über die Homepage und den Newsletter bekanntgegeben. Ein kurzer Blick auf die Website oder ein Abonnement des Newsletters lohnen sich also, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben.

Foto: ZB Medizin

AMBOSS Blog: Adipositas im Kindesalter

In zwei Beiträgen widmet sich der Amboss Blog dem Thema Adipositas im Kindesalter. Im ersten Beitrag (Adipositas im Kindesalter: iPad, Pepsi, Pandemie) wird über Homeschooling und Quarantäne bzw. darüber referiert, dass Corona die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen massiv verändert hat und ob dies die Ursache der zunehmenden Adipositas ist. Unter den topics Pandemie: Eine adipogene Umwelt und Snacks und emotional eating: Ernährung in Zeiten der Pandemie wird darauf verwiesen, dass Adipositas Kinder ins Erwachsenenalter begleitet.

Im zweiten Beitrag (Adipositas im Kindesalter: Sport, Spinat und Therapie) geht es darum, Übergewicht früh vorbeugen und behandeln zu lassen, um schwere Folgen abzuwenden. Was Fachkräfte wissen sollten – und wo die Politik gefragt ist. Hier dreht es sich rund um Diagnostik, Therapie und Prävention.

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AMBOSS Podcast: Pandemie und Kindeswohl

Nach zwei Jahren Pandemie wissen wir, dass die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen unter der aktuellen Lage leidet. In der neuen Podcast-Folge Pandemie und Kindeswohl: Warum wir einen Recovery-Plan brauchen sprechen wir mit dem Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Jörg Fegert darüber, was Kinder und ihre Familien jetzt brauchen: go.amboss.com/kindergesundheit-pandemie

Prof. Jörg Fegert leitet die Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Ulm und ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen am Bundesfamilienministerium. Er erklärt, was ihn am Begriff “Generation Corona” stört, wie es um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen steht und wie ein Recovery-Plan aussehen kann.

Direktlink auf die Episode

Mehr zum AMBOSS-Podcast: https://go.amboss.com/podcast
Mehr zum AMBOSS-Blog: https://blog.amboss.com/de

Amboss bietet regelmässig diesen Podcast an, der Wissenschaft hörbar machen soll. Alle zwei Wochen am Sonntag wird mit Expertinnen und Experten über relevante Themen aus Forschung, Gesundheitspolitik und dem klinischen Alltag. Das Format wechselt zwischen Kollegengespräch und Nachrichtenstil. Daneben werden aktuelle Studien aus international anerkannten Fachjournalen – wie dem NEJM oder dem JAMA besprochen.

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Bistro To Go

Auf Grund der aktuellen Coronaschutzverordnung, die im gastronomischen Bereich 2G+ verlangt, für den Zutritt zur Bibliothek jedoch lediglich die 3G-Regelung gilt, sind die Automaten im Bistro freigegeben, nicht jedoch der Verzehr von Speisen und Getränken. Auch  Gruppenarbeit ist hier bis auf weiteres nicht gestattet.

Der Verzehr von Speisen ist nur außerhalb des Gebäudes möglich, Getränke können Sie im Gebäude zu sich nehmen, soweit es sich um auslaufsichere und wiederverschließbare Gebinde handelt.

Wir bitten um Ihr Verständnis.

AMBOSS Blog: Auf die Plätze, fertig, piks? (COVID-Impfung von Kindern)

Neues Jahr, neue Erkenntnisse: Warum die COVID-Impfung von Kindern nicht nur sicher und sinnvoll, sondern womöglich auch dringend geboten ist.

Am 9. Dezember war es endlich so weit: Die STIKO veröffentlichte ihre Stellungnahme zur COVID-Impfung von Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren. Darin empfiehlt sie ausdrücklich die Immunisierung von Kindern mit Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes oder Krebs. Auch für Kinder im Umfeld besonders gefährdeter, etwa hochbetagter oder immunsupprimierter Personen wird die Impfung empfohlen. Allerdings können „bei individuellem Wunsch“ auch alle anderen Fünf- bis Elfjährigen geimpft werden – Voraussetzung: eine ausführliche ärztliche Aufklärung. Welche Informationen sind jetzt für die Impfberatung entscheidend?

Primum non nocere: Der Impfstoff ist sicher

Wie bereits in der Zulassungsstudie hat sich die Impfung auch nach millionenfacher Anwendung in der Praxis als sehr sicher erwiesen. Das zeigt eine Auswertung von Impfnebenwirkungen durch die US-Gesundheitsbehörde CDC: Im Untersuchungszeitraum wurden über acht Millionen Dosen verimpft.  Wo Nebenwirkungen gemeldet wurden, waren sie in 98% der Fälle leicht. Bei zwölf Kindern trat eine Myokarditis auf – im Vergleich zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das Risiko einer Herzmuskelentzündung für diese Altersgruppe also deutlich geringer. Das könnte mit der Dosis zusammenhängen: Kinder erhalten zweimal je 10 µg des BioNTech/Pfizer-Vakzins Comirnaty, also ein Drittel der Menge, die für alle ab zwölf Jahren vorgesehen ist.

Kinder erkranken seltener als Erwachsene – aber sie erkranken

Nun gilt es, die Impfnebenwirkungen gegen die Risiken einer Infektion abzuwägen. Hier ist die Lage auch nach zwei Jahren Pandemie nicht eindeutig. Doch bevor es um Komplikationen wie PIMS, Long-COVID und neu aufgetretenen Diabetes geht, zunächst ein Blick auf die Zahlen von Infektionen, Krankenhausaufnahmen, Intensivbehandlungen und tödlichen Verläufen:

Dem RKI wurden bislang rund 700.000 positiv getestete Kinder zwischen fünf und elf Jahren gemeldet. Etwa 16% aller im freiwilligen COVID-19-Survey der DGPI erfassten stationär-pädiatrischen Behandlungen entfielen auf diese Altersgruppe. Seit Beginn des Jahres liegen laut Intensivregister jeden Tag mindestens 27 Minderjährige wegen COVID-19 auf der Intensivstation. Insgesamt sind laut RKI mindestens 41 Kinder und Jugendliche im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben.

Diese Zahlen stehen natürlich in keinem Verhältnis zu denen der Erwachsenen. Umso relevanter ist es, sie im Kontext der sonst sehr guten Kindergesundheit zu betrachten: So zählt COVID-19 bei Fünf- bis Elfjährigen in den USA mittlerweile zu den häufigsten Todesursachen. In Europa müssen einer Vorabveröffentlichung des European Centre for Disease Prevention and Control zufolge etwa 1,2% der symptomatisch erkrankten Kinder und Jugendlichen ins Krankenhaus; 0,08% werden intensivpflichtig und 0,01% versterben. Wichtig zu wissen: Drei von vier hospitalisierten Fünf- bis Elfjährigen hatten dieser Auswertung zufolge keinerlei Vorerkrankungen.

Eine noch nicht begutachtete deutsche Studie kam wiederum zu dem Schluss, dass gesunde Fünf- bis Elfjährige am wenigsten von schweren COVID-19-Verläufen betroffen sind. Die Mortalität ließ sich nicht berechnen, da im ausgewerteten Zeitraum kein vormals gesundes Kind dieser Altersgruppe verstorben war.

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AMBOSS Blog: Rauchen aufgeben – therapeutische Verfahren auf dem Prüfstand

„Jetzt höre ich endgültig auf!“ – Dieser Satz fällt zum Jahreswechsel in vielen Sprechzimmern. Wie können wir die Entwöhnung unterstützen und was taugen Hypnose und Magnetfelder?

Der Blick entschlossen, die Zügel in der Hand. Wildpferde preschen durch die Prärie. Scheinbar unbegrenzte Freiheit. Wayne McLaren zündet sich eine Zigarette an. Binnen Sekunden flutet Nicotin sein Hirn, stimuliert die nicotinergen Cholinozeptoren und aktiviert das endogene Belohnungssystem. Wayne McLaren ist nicht frei – er ist abhängig.

Wie dem Marlboro-Mann geht es weltweit 1,1 Milliarden Menschen. In Deutschland raucht etwa ein Drittel der Bevölkerung, mehr als 100.000 Menschen sterben jedes Jahr daran. Die meisten Tabakabhängigen wissen um die schweren mittel- und langfristigen Folgen, schaffen es jedoch nicht, aus eigener Kraft aufzuhören. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie wurden sogar noch mehr Zigaretten verkauft als zuvor.

Eine gründliche Tabakanamnese muss nicht viel Zeit kosten: Nach Rauchstatus und Pack Years fragen wir regelmäßig. Der Fagerström-Test kann zudem helfen, die Stärke einer Abhängigkeit rasch einzuordnen. Aber oft genug fallen schon zwei kurze Fragen unter den Tisch: „Wollen Sie aufhören?“ und „Brauchen Sie dabei Hilfe?“ Weniger als ein Viertel der Raucher:innen wird beim Arztbesuch darauf angesprochen.

Eine Kurzberatung kann anhand der 5 „A“ – Ask, Advice, Assess, Assist, Arrange – erfolgen und sollte auf weiterführende Angebote wie Telefonberatungen verweisen. Außerdem führt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in seinem Register eine digitale Gesundheitsanwendung zum Rauchstopp, die sich per Rezept verordnen lässt. Zusammen dauern diese Maßnahmen oft nicht länger als fünf Minuten.

Rauchen Patient:innen weiter, können verhaltenstherapeutische Einzel- oder Gruppenbehandlungen helfen. Medikamentös kommen Nicotinersatztherapie wie Pflaster, Kaugummi und Nasenspray, aber auch Bupropion oder (partielle) Agonisten des n-Cholinozeptors wie Vareniclin und Cytisin zum Einsatz. Versagen auch diese Optionen, sind Nortriptylin oder Clonidin im Off-Label Use eine mögliche Alternative.

Häufig fragen Betroffene nach Hypnoseverfahren. Hier sind die Daten nicht eindeutig: Während ältere Metaanalysen zeigen, dass die Therapie effektiv sein könnte, erkennt eine aktuelle Übersichtsarbeit keinen klaren therapeutischen Nutzen. Die S3-Leitlinie stuft hypnotherapeutische Verfahren als „möglicherweise wirksam“ ein: Empfehlungsgrad 0. Hypnose kann also durchaus erwogen werden, sollte aber ausschließlich von ärztlichen oder psychologischen Hypnotherapeut:innen durchgeführt werden.

Hilft es, auf elektronische Zigaretten umzusteigen? Laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) rauchen 86% der Menschen, die E-Zigaretten konsumieren, weiterhin auch herkömmliche Zigaretten. Dieser Doppelkonsum scheint nach aktuellem Kenntnisstand die gesundheitlichen Schäden nicht abzumildern. Über die Sicherheit bei langfristiger Anwendung ist bislang noch nicht genug bekannt, um E-Zigaretten zur Reduktion oder Beendigung des Rauchens empfehlen zu können.

Aurikuläre Akupunktur zeigt in mehreren Studien einen signifikanten Effekt auf die Reduktion von Entzugssymptomen. Möglicherweise werden hierbei afferente Projektionen des N. vagus stimuliert, der den Übergang von der Ohrmuschel zum äußeren Gehörgang sensibel innerviert. Zu langfristiger Abstinenz scheint Akupunktur aber nicht zu führen; die Methode wird in der aktuellen Leitlinie daher nicht empfohlen.

Künftig könnte auch die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) therapeutisch angewendet werden. Bei Tabakabhängigkeit scheint sie die kortikale und mesolimbische Aktivität zu modulieren und darüber das Suchtverhalten zu beeinflussen. Eine amerikanisch-israelische Multicenter-Studie hat die Methode kürzlich in Kombination mit einer verhaltenstherapeutischen Kurzintervention untersucht: Nach sechs Wochen waren in der Verumgruppe mehr als doppelt so viele Menschen abstinent wie in der Kontrollgruppe. In den USA ist rTMS bereits zur Behandlung der Nicotinabhängigkeit zugelassen, in der deutschen Leitlinie wird sie bislang nicht empfohlen.

Die Tabakindustrie und ihre Produkte stellen unsere Gesellschaft weiterhin vor große Herausforderungen. Zum enormen menschlichen Leid kommen knapp 100 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten. Das muss aber nicht so bleiben: In seinem Strategiepapier Tabakfreies Deutschland 2040 zeigt das DKFZ Wege in eine rauchfreie Gesellschaft auf. Menschen ärztlicherseits in die Abstinenz zu begleiten, ist ein zentrales Element dieser Strategie. Dafür muss die leitliniengerechte Behandlung in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen werden. „Nicht-verschreibungspflichtige Medikamente durften bisher nicht erstattet werden, psychotherapeutische Maßnahmen übernehmen einige Krankenkassen zu Teilen aus Kulanz“, sagte Dr. Katrin Schaller vom DKFZ im Gespräch mit der AMBOSS-Redaktion. Seit Juni dieses Jahres ist zumindest gesetzlich festgehalten, dass es in Zukunft einen einmaligen Leistungsanspruch auf evidenzbasierte Maßnahmen geben soll. Welche Behandlungen das betrifft, steht allerdings noch nicht fest.

Mit dem Jahreswechsel tut sich auch in der Verhältnisprävention etwas: Ab Januar wird Außenwerbung für herkömmliche Tabakprodukte in Deutschland verboten sein. Wayne McLaren hätte diesen wichtigen und überfälligen Schritt wahrscheinlich begrüßt: Kurz vor seinem Tod rief er eine Anti-Tabak-Kampagne ins Leben. Er starb mit 51 Jahren an Lungenkrebs – vielleicht hätten ihn schon zwei kurze Fragen auf den Weg in die Unabhängigkeit geführt.

Weitere Informationen zu den Themen Nicotinabusus und Folgeerkrankungen wie Lungenkarzinom, COPD, Periphere arterielle Verschlusskrankheit oder Koronare Herzkrankheit gibt es auf AMBOSS.

Professionelle Beratung und Unterstützung zum Rauchstopp, Hilfe bei Rückfällen und kostenloses Informationsmaterial bietet die BZgA-Telefonberatung zur Rauchentwöhnung unter der Tel.: 0800 8 31 31 31 (kostenfreie Servicenummer).

Quellen:

White AR, Rampes H, Liu JP et al. Acupuncture and related interventions for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 1. Art. No.: CD000009. DOI: 10.1002/14651858.CD000009

Gorelick DA, Zangen A, George MS. Transcranial magnetic stimulation in the treatment of substance addiction. Ann N Y Acad Sci. 2014;1327(1):79-93. doi:10.1111/nyas.12479

He W, Wang X, Shi H, et al. Auricular acupuncture and vagal regulation. Evid Based Complement Alternat Med. 2012;2012:786839. doi:10.1155/2012/786839

Perera T, George MS, Grammer G et al. The Clinical TMS Society Consensus Review and Treatment Recommendations for TMS Therapy for Major Depressive Disorder. Brain Stimul. 2016;9(3):336-346. doi:10.1016/j.brs.2016.03.010

Deutsches Krebsforschungszentrum (2018), E-Zigaretten: Konsumverhalten in Deutschland, 2014–2018. Aus der Wissenschaft – für die Politik, Heidelberg

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AMBOSS Blog: Geschlecht und Gender

Geschlecht und Gender haben einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Wieso Geschlechtsunterschiede in der Medizin immer noch unterschätzt werden und was wir im Alltag dagegen tun können, darüber sprechen wir mit Notfallmedizinerin Dr. Alyson McGregor.

AMBOSS-Blog: Die Gendermedizin zielt darauf ab, allen Menschen zugute zu kommen. Sie wird jedoch häufig mit Frauengesundheit verwechselt, deren Fokus wiederum oft die Reproduktionsmedizin ist. Warum gibt es eine solche Diskrepanz zwischen Männer- und Frauengesundheit?

Dr. Alyson McGregor: Als wir begannen, Forschung und klinische Studien zu betreiben sowie wissenschaftliche Methoden und Forschungsprozesse zu entwickelten, betrachteten wir Frauen aufgrund ihres Menstruationszyklus als schutzbedürftig – was, wenn sie schwanger würden? Außerdem wurden Frauen als Probandinnen wegen der Fluktuation von Östrogen und Progesteron als kompliziert angesehen. Daher basiert unser grundlegendes Verständnis von Krankheiten auf der Erforschung dieser Krankheiten bei Männern. Das Einzige, was wir bei Männern nicht untersuchen konnten, waren Aspekte der weiblichen Fortpflanzung. Also untersuchten wir die Menopause, die Menstruation und die Geburt bei Frauen, was schließlich mit Frauenheilkunde gleichgesetzt wurde. Bei Frauengesundheit dachten wir also nur an die Körperteile, die sich von denen der Männer unterscheiden. Damit haben wir den Frauen einen Bärendienst erwiesen, weil wir somit davon ausgingen, dass sie genau wie Männer reagieren, genauso einen Herzinfarkt erleiden und genauso Medikamente verstoffwechseln würden. Und jetzt merken wir, dass das nicht stimmt.

Das vollständige Interview finden Sie hier.

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Schnäppchen für Studierende: Bücherflohmarkt in der ZB Medizin

Nach langer Pause gibt es ihn wieder! Mit dem Bücherflohmarkt trennt sich die Zweigbibliothek Medizin von alten Auflagen beliebter Bücher.

Seit Montag, 06.12., werden die Bücher im 1. OG vor dem Gruppenarbeitsbereich zum Verkauf angeboten.

So lange der Vorrat reicht, werden die Bücher nach dem Prinzip 1cm Buchrücken für 3€ verkauft – für medizinische Fachbücher immer noch ein Schnäppchen! Bezahlt werden kann an der Leihstelle mit einem Wertbon aus dem Kassenautomaten im Foyer.

Zum Verkauf stehen unter anderem

  • Aktories (et al.): Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie
  • Trepel: Neuroanatomie
  • Anatomie (Duale Reihe)
  • Alle Skripte von Endspurt Klinik (1. Aufl.)

 

Foto: ZB Medizin

AMBOSS Blog: mRNA-Impfstoffe – Revolution in der Medizin?

„Impfstoffe gegen alle Infektionskrankheiten aus dem mRNA-Drucker: Seit der Corona-Pandemie hoffen viele auf die Technologie. Hält sie, was sie verspricht?

Kaum ein Jahr, nachdem die WHO im März 2020 die COVID-19-Pandemie ausgerufen hatte, standen schon die ersten Impfstoffe zur Verfügung. Nie zuvor wurde ein Impfstoff derart schnell zugelassen. Zum ersten Mal kam dabei die neue mRNA-Technologie zum Einsatz – inzwischen bei Milliarden Menschen. Mit einer Effektivität von über 90% erweisen sich die beiden verfügbaren mRNA-Impfstoffe als äußerst wirkungsvoll.

Die Impfstoffentwickler Moderna und BioNTech gehören plötzlich zu den wertvollsten Pharmaunternehmen der Welt. Sie forschen schon seit Jahren an der mRNA-Technologie und sind fest davon überzeugt, damit die Medizin revolutionieren zu können. In naher Zukunft könnte nach Schätzungen des BioNTech-Gründers Uğur Şahin jedes dritte neu zugelassene Medikament auf mRNA basieren, etwa gegen Infektionskrankheiten und sogar Krebs. Doch wie funktionieren diese Impfstoffe – und wie viele von ihnen werden wir wirklich noch sehen?

Als Botensubstanz stellt die mRNA (engl.: messenger ribonucleic acid) die genetische Information für den Aufbau von Proteinen bereit. Die neuen Impfstoffe machen sich dieses Prinzip zunutze: So übermittelt die COVID-19-Impfung unseren Zellen den Bauplan des SARS-CoV-2-Spikeproteins in Form einer mRNA-Sequenz. Der Körper stellt dann selbst das Virusprotein her, bildet daraufhin spezifische Antikörper und erlangt so Immunität gegen das Virus.

Um die Stabilität der mRNA-Moleküle zu verbessern und deren Aufnahme in die Zellen zu gewährleisten, werden sie meist in sogenannte Lipidnanopartikel (LNPs) verpackt. Diese speziellen Transportvehikel führen darüber hinaus zur Verstärkung der Immunantwort, was die Wirkung des Impfstoffes nochmals verbessert. Mit der Kombination aus mRNA und LNPs wurde eine Plattform-Technologie geschaffen, die es theoretisch ermöglicht, jede beliebige Information zu verimpfen.

Im Vergleich zu anderen Impfstofftechnologien bieten mRNA-Vakzine deutliche Vorteile: So kam es bei abgeschwächten Lebendimpfstoffen in der Vergangenheit immer wieder zu tragischen Zwischenfällen, etwa der Reversion zur virulenten Form beim oralen Polio-Impfstoff. Auch ist der Einsatz bei Immunkompromittierten nur eingeschränkt möglich. Inaktivierte Impfstoffe sind in der Regel weniger wirksam und Protein-Impfstoffe benötigen Adjuvanzien zur Verstärkung der Immunantwort. Zudem dauert die Herstellung konventioneller Impfstoffe, beispielsweise der saisonalen Grippeschutzimpfung, oft etliche Monate, da hier lebende Systeme wie Hühnereier oder Zellkulturen verwendet werden. mRNA-Impfstoffe sind hingegen sicher in der Anwendung und lassen sich schnell, einfach und relativ günstig synthetisch herstellen.

Derzeit entwickelt das Unternehmen Curevac zudem sogenannte mRNA-Drucker. Die kleinen Maschinen könnten künftig mRNA-Vakzine überall auf der Welt herstellen – unabhängig von Großanlagen. Besonders in Ländern des Globalen Südens, die oft von der Produktion und Lieferung anderer Staaten abhängen, könnte man somit schnell auf Epidemien reagieren und den Impfstoff direkt vor Ort selbst herstellen. Das wäre mit konventionellen Impfstoffen kaum möglich. Auch wenn Curevac mit seinem eigenen COVID-19-Impfstoff vorerst gescheitert ist, bleibt es also spannend um den deutschen mRNA-Pionier.

Inzwischen gibt es kein großes Pharmaunternehmen mehr, das noch nicht an der mRNA-Technologie forscht: Zurzeit werden zahlreiche Impfstoffe auf mRNA-Basis gegen eine Vielzahl von Infektionskrankheiten entwickelt. Vielversprechende Kandidaten gegen Influenza, HIV, das Zikavirus, Tollwut und RSV befinden sich schon in der Erprobung am Menschen. Außerdem werden unter anderem mRNA-Vakzine gegen Malaria, Hepatitis C, EBV, Nipah-Virus, Lyme-Borreliose und Tuberkulose entwickelt. Frühere Versuche, Impfstoffe gegen die entsprechenden Erreger zu entwickeln, sind immer wieder gescheitert. Es gibt guten Grund zur Hoffnung, dass zumindest einige der mRNA-Impfstoffkandidaten effektiv sein werden. Sie könnten jedes Jahr Millionen Menschen vor Krankheit und Tod schützen.

Zudem haben mRNA-Impfstoffe auch für die Behandlung zahlreicher Tumorarten großes Potenzial. Viele Fachleute sehen in ihnen eine präzise Antwort auf die neuen Erkenntnisse der Krebsforschung, denn jeder Tumor enthält eine individuelle Kombination aus verschiedensten Genmutationen. Impft man Patient:innen mit einem individuell zugeschnittenen mRNA-Vakzin, bringt man den Körper dazu, die oberflächlichen Tumorproteine herzustellen und eine Immunantwort gegen diese Strukturen auszulösen. Im Idealfall würden die Tumorzellen so gezielt beseitigt und die Erkrankten geheilt. Ein möglicher Impfstoffkandidat wird derzeit an Menschen mit fortgeschrittenem Melanom getestet.

Bei aller Euphorie ist jedoch zu bedenken, dass BioNTech und Moderna mit dem COVID-19-Impfstoff bisher jeweils nur ein Produkt auf dem Markt haben, Curevac noch keines. Potenzielle mRNA-Drucker zur schnellen Produktion von Impfstoffen helfen auch nur dann weltweit, wenn Patente die Verfügbarkeit der Vakzine nicht zu stark einschränken. Das verdeutlicht nicht zuletzt die aktuelle Pandemie.

Zudem gelten die strengen Regeln bei der Impfstoffzulassung auch für die neuen mRNA-Vakzine – die allermeisten Impfstoffe scheitern in klinischen Studien am Menschen. Die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Krebs ist zudem ungleich schwieriger als gegen die meisten Infektionskrankheiten. Tumoren sind sehr wandlungsfähig und verfügen über komplexe Mechanismen, um dem Immunsystem zu entkommen. Die letzten 20 Jahre intensiver Forschung haben bisher keine mRNA-basierte Krebsimpfung zur Marktreife gebracht. Ob die neue Technologie einen Paradigmenwechsel in der Medizin einläutet, werden die nächsten Jahre zeigen. Die Corona-Pandemie hat das enorme Potenzial dieser neuen Technologie jedenfalls unter Beweis gestellt.“

Originalmeldung

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AMBOSS Blog: Thromboserisiko ‘Pille’

Sicher verhüten heißt nicht nur Schwangerschaften verhindern, sondern auch Nebenwirkungen vermeiden. Was müssen Ärzt:innen heute über die Pille wissen?

Dass die “Antibabypille” das Thromboserisiko erhöht, ist schon lange bekannt. Für manche kombinierte hormonale Kontrazeptiva gilt das jedoch mehr als für andere; daran hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) kürzlich in einem Rote-Hand-Brief erneut erinnert. Auf dem Markt sind zahlreiche “Pillen” verfügbar – worauf sollte bei der individuellen Aufklärung und Beratung geachtet werden?

Die “Pille” ist eines der beliebtesten Verhütungsmittel: Beinahe die Hälfte der sexuell aktiven Erwachsenen im Alter von 18 bis 49 Jahren geben an, dass sie oder ihre Partner:innen sie nutzen. Dies ergab eine repräsentative Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Entsprechend wichtig ist es, auch mögliche Komplikationen zu kennen.

In einem Risikobewertungsverfahren kam die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) zu dem Schluss, dass der Nutzen, also die Verhinderung ungewollter Schwangerschaften, das Risiko einer Thrombose überwiege. Diese Nebenwirkung tritt unterschiedlich häufig auf und ist abhängig vom Gestagenanteil des jeweiligen Präparats. Daher erfolgt die Einteilung in Risikoklassen in Abhängigkeit des verwendeten Gelbkörperhormons. In Risikoklasse 1 treten jedes Jahr fünf bis sieben Thromboembolien pro 10.000 Frauen auf, in Risikoklasse 3 neun bis zwölf. Zum Vergleich: Jedes Jahr sind zwei von 10.000 Frauen auch ohne Schwangerschaft oder hormonelle Verhütung betroffen. Wichtig ist dabei zu wissen, dass ältere Kontrazeptiva mit den Gestagenen Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat das geringste Risiko bergen. Neuere Medikamente, die beispielsweise Drospirenon, Gestoden und Desogestrel enthalten, schneiden deutlich schlechter ab. Bei anderen Gestagenen, die seit den 1990er Jahren entwickelt wurden, steht die Risikoklasse aufgrund fehlender Daten noch nicht fest.

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