Archiv der Kategorie: Bibliothek

Was fordern Hochschulgruppen von der Bibliothek ?

Die Wahlen zum 62. Studierendenparlament (StuPa) an der Universität Münster enden heute. Bei der letzten Wahl 2018 lag die Wahlbeteiligung bei 19,91%, so hoch wie seit Jahren nicht …

Einige ausgewählte Forderungen einzelner antretender Listen beziehen sich auch auf die Bibliothekssituation:

So plädiert die Liberale Hochschulgruppe LHG (2018: 21,4%) für längere ULB-Öffnungszeiten, da Studierende durch Nebenjob, ehrenamtliche Tätigkeiten und Vorlesungen stark ausgelastet seien, so dass die Studierenden die ULB nutzen können, wenn sie Zeit haben. Vorrangig abends und am Wochenende sollte die Bibliothek länger geöffnet sein, in den ‚heißen‘ Phasen (Klausuren / Hausarbeiten) bis 02:00 Uhr.

Tatsächlich hat die ULB von Montag bis Freitag von 8-22 Uhr geöffnet, am Wochenende nur bis 20 Uhr (in den Klausurenphasen aber ebenfalls bis 22 Uhr). Die Zweigbibliothek Medizin hingegen hat recht komfortabel täglich von 8-24 Uhr geöffnet.

Der RCDS (2018: 17,5%) fordert in Bezug auf universitäre Bibliotheken ebenfalls längere Öffnungszeiten speziell in der Klausurenphase, des Weiteren eine Ausstattung mit Einzel-, Gruppen- und Steharbeitsplätzen sowie Ruheräumen und eine zuverlässige Klimatisierung.

Nun, die Zweigbibliothek Medizin bietet 30 Einzelarbeitskabinen, 50 ruhige Arbeitsplätze, zwei Gruppenarbeitsräume und einen Ruheraum an. Projektioniert ist eine weitere Aufstockung der Anzahl der Einzelarbeitsplätze. Die Forderung nach einer Klimaanlage begleitet die ZB Medizin seit Anbeginn, und tatsächlich sind die Einbauarbeiten jüngst begonnen worden.

Die Liste (2018: 11,1%) schlägt vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung vor, die durch die Onlineverfügbarkeit freigewordenen Bibliotheksräume in Wohnraum umzuwandeln, da Café und sanitäre Einrichtungen schon vorhanden seien und Diskussionen um längere Öffnungszeiten, ausleihbare Ladekabel und Getränke diesseits von H2O sich darob erübrigen würden.

Nun, tatsächlich frei werdende Bibliotheksflächen werden ‚umgewidmet‘, dass heisst, es werden in der Zweigbibliothek Medizin weitere Arbeitsplätze innerhalb des Lernortes Bibliothek geschaffen.

Weitere im bisherigen StuPa vertretene Hochschulgruppen:

CampusGrün (CG) (2018: 24,7%)
Juso Hochschulgruppe (Juso-HSG) (2018: 19,2%)
SDS.dieLinke (2018: 4%)
Demokratische Internationale Liste (DIL) (2018: 2,1%]

Grafik © stupa.ms

Sommersemestersitzung des Bibliotheksbeirats


Teilnehmer*innen der Beiratssitzung (v.l.n.r.): S.Nortmann, L.Dröse, A.Jokiel, S.Waimann, Dr. O.Obst, K.Quante, K.Neuhaus, C.Eisenhart, K.Behnert, S.Beck, P.Stammer (nicht auf dem Foto: Dr. J.Becker)

Die Themen auf der Sitzung vom 4. Juni 2019 waren die Begrüßung neuer Beiratsmitglieder, die neuen Öffnungszeitem am Wochenende, Qualitätsverbesserungsmittel 2019.2, Sachstand zu easystudium und die Bausprojekte (Klimaanlage, Projekt 100plus, Kassenautomat). Der Beirat unterstützte einstimmig das Vorhaben der Bibliothek, die iPad-Ausleihe auch auf die klinischen Semester auszuweiten. Dr. Obst stellte die wichtigsten Ergebnisse der kürzlichen Umfragen zu den Lern-Apps und ClinicalKey Student da und berichtete über die aktuelle laufende Umfrage zu DEAL, Elsevier und Open Access.


Seit 2007 begleitet ein Beirat die Zweigbibliothek Medizin und berät diese bei neuen Dienstleistungen und Projekten. Der Beirat besteht aus dem IfAS, Dozenten und Vertretern der Fachschaften Human- und Zahnmedizin sowie der Semesterkohorten. Er tagt einmal im Semester.

Impactitis – Wissenschaft und Pseudowettbewerbe

In einem Interview (Wie Pseudo-Wettbewerbe der Wissenschaft schaden) befragt Ina Lohaus für die Zeitschrift Forschung & Lehre den Neurogenetiker Björn Brembs (Regensburg) und Isabell Welpe, wissenschaftliche Leiterin des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung und Hochschulplanung, zu den Chancen der Digitalisierung und dem Publizieren nach ‚Impact‘.

Wissenschaft als beste Möglichkeit den Herausforderungen der Menschheit (Zukunftsmobilität, Energieversorgung oder Krankheitsbekämpfung) zu begegnen, steht kontradiktorisch den Anstrengungen der Forschenden gegenüber, die sich nicht auf die wichtigen Fragen richten, sondern darauf in einem Prestigejournal zu publizieren.

Diese Fehlentwicklung hat ihren Ursprung in der Einführung von Kennzahlen-basierter Pseudowettbewerbe, und dies wiederum in dem Interesse der Öffentlichkeit an der Leistung der Forschung, also zu wissen, ob diese exzellent, innovativ, leistungsstark, effizient ist. Die Inszenierung von (künstlichen) Märkten qua Rankings und Zitationszahlen ist eben oftmals nicht geeignet Qualität zu messen. In der Forschung geht es um Erkenntnis, aber die künstlichen Märkte ziehen nach sich, dass Quantität vor Qualität geht, und so zu Aktivitäten ohne Relevanz für Wirtschaft, Staat und Gesellschaft führt. Drittmittelanreizsysteme belohnen teure anstatt effektiver Experimente.

Ähnlich werden die Daten des Journal Impact Faktor (JIF) zwischen Verlagen und dem Verkäufer des JIF (Clarivate Analytics) verhandelt, und diese sind dann u.U. mathematisch falsch berechnet oder unabhängig nicht nachvollziehbar überprüfbar Seit Jahrzehnten bekannt  korreliert der JIF negativ mit der methodischen Qualität, und die Exzellenzinitiative hat die Situation noch verschärft, da in deren Zeitraum sich die Zahl der befristet angestellten Wissenschaftler um 45 Prozent erhöht, mithin die Konkurrenz in Prestigejournals zu publizieren verschärft hat.

Der Einfluß der Digitalisierung haben die wissenschaftlichen Gesellschaften verschlafen, es herrscht eher eine Modernisierungsskepsis. Es geht darum, Lernen und Lehre neu zu denken. Es entstehen, da die örtlichen, zeitlichen und finanziellen Zugangsbarrieren sinken, neue Anbieter (sog. Ed Tech Startups), und es geht darum individuelle Studienangebote statt Standardstudiengänge anzubieten, da es die aktuell nachgefragten Kompetenzen und Fähigkeiten am Arbeitsmarkt z.T. vor fünf Jahren noch gar nicht gab. Eine konzertierte Verteidigung gegen die kontra-produktive pseudo-wettbewerbliche Steuerung der Wissenschaft ist nicht zu erkennen.

Die Begutachtung in den Zeitschriften mit hohem JIF hat wenig mit Erkenntnis oder intellektueller Tiefe zu tun, sondern allenfalls mit dem Neuigkeitswert für die Zeitschrift, wohingegen die wissenschaftliche Prüfung, Diskussion und Rezeption jedoch unabdingbar sind, um Wissen zu schaffen.

Interdisziplinäre Kenntnisse werden wichtiger und Studienabläufe müssen auf individuelle Stärken und Schwächen zugeschnitten sein, so ist es sinnvoll, mehr Interdisziplinarität und Flexibilität zuzulassen, also zum Beispiel an mehreren Hochschulen in mehreren Ländern gleichzeitig zu studieren. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob zukünftig Hochschulabschlüsse den Stellenwert haben wie heute, denn in den USA legen die beliebtesten Arbeitgeber zum Teil keinen Wert mehr auf solche Abschlüsse, sondern akquirieren Mitarbeiter nach konkreten Fähigkeiten und bestimmter Bildung.

Die Universität ist dem schnellen Wandel in Forschung und Lehre unterworfen, wenn man aber weiterhin so tut, als ob man Wahrheit und Erkenntnis in Universitäts-Rankings erkennen könne, so dürfte bereits das Meiste des traditionellen Selbstverständnisses der Universität verloren sein.

Grafik: pixabay

Bedeutung und Chancen des DEAL-Wiley-Vertrags für die Open-Access-Transformation

Bedeutung und Chancen des DEAL-Wiley-Vertrags für die Open-Access-Transformation

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Mit dem am 15. Januar 2019 unterzeichneten Wiley-Vertrag hat das Allianzprojekt DEAL wesentliche Projektziele erreicht:

  • die Verbesserung der Informationsversorgung für teilnehmende wissenschaftliche Einrichtungen durch Ausweitung des lesenden Zugriffs auf alle Zeitschriften des Verlags Wiley,
  • die Ausweitung der Open-Access-Publikationsmöglichkeiten in den Wiley-Hybrid- und Gold-Open-Access-Zeitschriften für die Autor_innen der teilnehmenden Einrichtungen.

Wir empfehlen allen teilnahmeberechtigten Einrichtungen (siehe „Welche Einrichtungen können teilnehmen?“ in den DEAL-Wiley-FAQ) die Unterzeichnung des Sign-Up-Letters und der Teilnahmeerklärung bis zum 18.04.2019. Der DEAL-Wiley-Vertrag markiert nicht nur den Einstieg in die großflächige Open-Access-Transformation in Deutschland, er bietet vor allem den Wissenschaftler_innen von teilnehmenden Einrichtungen deutliche Vorteile:

  • den lesenden Zugang zu ALLEN Zeitschriften des Wiley-Verlags,
  • die zusätzliche Möglichkeit des kostenfreien Open-Access-Publizierens in der überwiegenden Mehrzahl der Hybrid- sowie der Gold-Open-Access-Zeitschriften von Wiley,
  • erhöhte Sichtbarkeit und einfache Nachnutzbarkeit der Publikationen aus teilnehmenden Einrichtungen in Wiley-Zeitschriften unter Wahrung der Rechte der Autor_innen an ihren Artikeln,
  • kein Verwaltungsaufwand für artikelbezogene Open-Access-Publikationsgebühren für Autor_innen, da die Kosten für das Open-Access-Publizieren von den Bibliotheken der teilnehmenden Einrichtungen übernommen werden.

Der DEAL-Wiley-Vertrag ermöglicht eine deutliche Erhöhung des Open-Access-Anteils von Artikeln in Wiley-Hybridzeitschriften bei gleichzeitiger Förderung und Vereinfachung des Publizierens in Wiley-Gold-Open-Access-Zeitschriften. Er bietet weiterhin für die Bibliotheken die Chance, die Dysfunktionalitäten des Subskriptionssystems zu überwinden, in dem derzeit Autor_innen das Copyright an ihren Artikeln abgeben und Bibliotheken ihrem Auftrag der Informationsversorgung nicht mehr nachkommen können.

Der DEAL-Wiley-Vertrag verändert diese Situation. Gegen eine moderate Steigerung der bisherigen Subskriptionsausgaben für Bibliotheken und durch Einführung der MPDL Services GmbH als neuen intermediären Akteur wird der lesende Zugriff auf alle Zeitschriften sowie die Open-Access-Stellung der Zeitschriftenartikel von Autor_innen der teilnehmenden Einrichtungen ermöglicht.

Den Allianzprojekten DEAL und Nationaler Open-Access-Kontaktpunkt OA2020-DE ist bewusst, dass sich gerade für Bibliotheken als einen der zentralen Akteure im wissenschaftlichen Publikationssystem mit dem Einstieg in die Transformation des Subskriptionssystems neue Herausforderungen ergeben, z.B. hinsichtlich der Kostenverteilung innerhalb ihrer Einrichtungen, des Reportings, oder neuer Geschäftsgänge bei den Open-Access-Publikationsfonds. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass mit dem Betreten eines dreijährigen Transformationskorridors diese Herausforderungen gemeistert werden können. DEAL und der Nationale Open-Access-Kontaktpunkt OA2020-DE werden die Bibliotheken der teilnehmenden wissenschaftlichen Einrichtungen bei diesem Transformationsprozess durch entsprechende Hilfestellungen und Workshops begleiten und unterstützen.

Originalbeitrag hier.

Endlich: Die Bibliothek bekommt eine Klimaanlage

Laut Wikipedia war der Sommer 2018 deutschlandweit der zweitwärmste (nur 2003 war wärmer) und der zweittrockenste (nur 1911 war trockener) seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. An künftigen Rekordsommern führt kein Weg mehr vorbei, was offensichtlich auch schon die Medizinstudierenden früherer Zeiten wussten. Dr. Obst: „Kaum hatte ich 1996 meinen Dienst in der ZB Med angetreten, stand eine Delegation von Studierenden in meinem Büro, die den Einbau einer Klimaanlage forderten. Zur Unterstützung ihrer Forderung hatten sie eine lange Unterschriftenliste mitgebracht.“

In den Jahren danach hörten die Klagen nie auf – und auch die Versuche der Bibliothek, die Verwaltung von dem leichteren Lernen bei niedrigen Temperaturen zu überzeugen. Nichts half – bis vor kurzem auf einmal alle Türen aufgingen: Der Geschäftsbereich Infrastrukturmanagment des UKM hat sich die Bitten von Nutzern und Bibliothek zu eigen gemacht, in wenigen Monaten ein hunderte Seiten starkes Leistungsverzeichnis erstellt, Anfang des Jahres eine Ausschreibung herausgegeben, mehrere Firmen gefunden und schliesslich im Mai beauftragt. Nächste Woche kann nun mit den Arbeiten begonnen werden – gut 23 Jahre nach der Unterschriftenliste.

Die komplette Bibliothek zu klimatisieren, hätte aufgrund der hohen Decken einen höheren sechstelligen Betrag gekostet. Dies war aus finanziellen Gründen vollkommen illusorisch, so dass jetzt „nur“ der hintere Teil der Bibliothek (mit den niedrigeren Decken) klimatisiert wird: Lesesaal, Wintergarten und Lehrbuchsammlung. Vor allem dort (aber auch in den übrigen Bereichen der Bibliothek) wird es während der Bauphase zu unvermeidlichen Lärmbelästigungen durch die notwendigen Stemm- und Bohrarbeiten kommen.

Bereits am jetzigen Donnerstag geht es los. Die Arbeiten werden im Lesesaal anfangen, der dann (vermutlich für 2 Wochen) nicht mehr zur Verfügung steht. in den folgenden Wochen werden sich die Benutzungseinschränkungen mit dem Baufortschritt über den Wintergarten zur Lehrbuchsammlung verlagern. Wir hoffen, dass die Arbeiten im Juni abgeschlossen werden können, so dass Sie zu Ende des Semesters wieder ungestört lernen können. Es wird für Ausgleichsflächen zum Lernen gesorgt werden. Wir halten Sie auf dem Laufenden und bitten die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.

„Paper of the Month“ April 2019 geht an Dr. Christoph Kittl aus der Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie

Für den Monat April 2019 wurde Dr. Christoph Kittl aus der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie für die Publikation: Dynamic Restraints of the Medial Side of the Knee: The Semimembranosus Corner Revisited in der Zeitschrift American Journal of Sports Medicine 47(4), 2019: 863-69 [Volltext] ausgezeichnet.

 

Die statischen medialen Strukturen des Kniegelenks sind gut erforscht und hemmen dort die Valgusaufklappbarkeit. Im Gegensatz dazu sind die aktiven Stabilisatoren der medialen Seite des Kniegelenks, wie der Semimembranosus-Muskel, nur unzureichend untersucht. Deswegen war das Ziel der Studie mittels 6-Achs-Roboter die passiven und aktiven Stabilisatoren der medialen Seite des Kniegelenks genauer zu beleuchten.

Das mediale Kollateralband (Innenband) war der Hauptstabilisator der Außenrotation und der anteromedialen Rotation. Die posteromedialen Sturkturen hingegen hemmten die Innenrotation des Kniegelenks. Ähnlich dem Innenband hemmte der Semimembranosus-Muskel die Außenrotation und die anteromediale Rotation des Kniegelenks. Dies nahm mit dem Flexionsgrad des Kniegelenks und mit der Abwesenheit der passiven Stabilisatoren zu.

Die Studie zeigte, dass der Semimembranosus-Muskel einen wichtigen Beitrag zur Hemmung der Außenrotation und anteromedialen Rotation beiträgt. Bei einer distale Avulsion dieses Muskels sollte von einer schweren Verletzung der medialen Seite des Kniegelenks ausgegangen und eine Refixation in Erwägung gezogen werden.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month – Auszeichnung finden Sie hier.

Der Paper of the Month – Aufsteller in der Zweigbibliothek Medizin bietet den Besuchern die Lektüre der Studie vor Ort an.

Foto: MFM/Christian Albiker

med – Das Magazin der Zweigbibliothek: Ausgabe 1-2019

Die erste Ausgabe des Bibliotheksmagazins med im Jahr 2019 ist heute mit folgenden Beiträgen erschienen:

Inhalt


Die gedruckte Ausgabe der Bibliothekszeitung med finden sie ab Ende der Woche in der Bibliothek. Wenn Sie ein oder mehrere Exemplare für sich oder zur Auslage haben möchten, schicken wir Ihnen diese gerne zu. Das PDF finden Sie auf unserem E-Pflichtserver.

Grafik: ZB Medizin

„Paper of the Month“ März 2019 geht an Prof. Dr. Frank Rosenbauer aus dem Institut für Molekulare Tumorbiologie

Für den Monat März 2019 wurde Prof. Dr. Frank Rosenbauer aus dem Institut für Molekulare Tumorbiologie für die Publikation: Safeguard function of PU.1 shapes the inflammatory epigenome of neutrophils in der Zeitschrift Nature Immunology. Epub ahead of print;  published online 25 März 2019 [Volltext] ausgezeichnet.

Neutrophile sind Killerzellen, die eindringende Pathogene rasch eliminieren. Allerdings sind sie von Natur aus unselektiv und können das körpereigene Gewebe nachhaltig schädigen. Um dem vorzubeugen ist es wichtig, dass eine exorbitante Entzündungsreaktion der Neutrophile vermieden wird. Interessanterweise war bis vor kurzem jedoch nicht bekannt, ob Neutrophile einen intrinsischen Rückkopplungsmechanismus besitzen, um ihre Aktivität abzuschwächen.

In der Studie wurde ein solcher Mechanismus identifiziert. Es wurden Mäuse erzeugt, denen der Transkriptionsfaktor PU.1 spezifisch in Neutrophilen fehlt und diese mit der Hefe Candia albicans infiziert. Die Experimente haben gezeigt, dass PU.1 eine doppelte Funktion in der Entzündungsreaktion von Neutrophilen ausübt: Während PU.1 die Neutrophilen zur Zerstörung von Krankheitserreger befähigt, indem es die Expression von Enzymen stimuliert, die für die Herstellung reaktiver Sauerstoffspezies benötigt werden, hemmt PU.1 die Expression etlicher Immungene, die an Aktivierung, Migration und Sekretion antimikrobieller Peptide und Zytokine beteiligt sind. Wir haben gezeigt, dass PU.1 diese Gene kontrolliert, indem es die Chromatinstruktur an cis-Enhancern beeinflusst.

Durch diesen epigenetischen Mechanismus stellt PU.1 sicher, dass die Entzündungsreaktion von Neutrophilen angemessen verläuft. Somit hilft PU.1, Schäden an körpereigenem Gewebe zu minimieren. Diese Ergebnisse könnten wichtig sein, um gegen Neutrophile gerichtete Therapien in die Behandlung bestimmter immunologischer Erkrankungen einzubeziehen.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month – Auszeichnung finden Sie hier.

Der Paper of the Month – Aufsteller in der Zweigbibliothek Medizin bietet den Besuchern die Lektüre der Studie vor Ort an.

Foto: MFM/Christian Albiker