Archiv des Autors: Volker Frick

Neuerwerbungsliste Medizin 12.–18.02.2022

Im Zeitraum vom 12.02.2022 bis zum 18.02.2022 wurden 136 Titel neu erworben oder bestellt. In der folgenden Liste können auch Pflichtexemplare enthalten sein, welche die ULB Münster als Landesbibliothek unentgeltlich erhält.

Bitte beachten Sie, dass nicht alle Exemplare frei zugänglich sind, sondern vorher über den Katalog bestellt werden müssen.

Zu den Neuerscheinungen: https://www.ulb.uni-muenster.de/cgi/neuerwerb.php?action=recherche&fach=med

„Paper of the Month“ Januar 2022 geht an Jan Ernsting und Tim Hahn aus dem Institut für Translationale Psychiatrie

Für den Monat Januar 2022 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der WWU Münster an Jan Ernsting und Tim Hahn aus dem Institut für Translationale Psychiatrie für die Publikation: An uncertainty-aware, shareable, and transparent neural network architecture for brain-age modeling in der Zeitschrift Science Advances, 8(1).2022: eabg9471 [Volltext].

Die Abweichung zwischen chronologischem und aus Neuroimaging-Daten vorhergesagtem Alter ist ein sensibler Risikomarker für krankheitsübergreifende Hirnveränderungen. Die dem Gebiet zugrundeliegenden Modelle des maschinellen Lernens berücksichtigen jedoch keine Modell-Unsicherheit, wodurch die Ergebnisse von der Trainingsdatendichte und -variabilität abhängen. Außerdem basieren bestehende Modelle häufig auf homogenen und unvalidierten Trainingssets.

Unser neuronales Netzwerkmodell bietet, basierend auf Monte-Carlo Dropout Composite-Quantile-Regression (MCCQR), eine robuste, verteilungsfreie Unsicherheitsschätzung und erzielt niedrigere Fehlerraten im Vergleich zu bestehenden Modellen in zehn Rekrutierungszentren und in drei unabhängigen Validierungsstichproben. Anhand zweier Beispiele zeigen wir, dass es zuvor gefundene Scheinkorrelationen verhindern kann und die Power erhöht, abweichende Gehirnalterung zu erkennen. Zudem kann das vortrainierte Modell nun öffentlich verfügbar gemacht werden.

Das MCCQR Neural Network ermöglicht es allen Forschern, Hirnaltersunterschiede für eigene Daten zu berechnen, was eine einfache und robuste Risikoquantifizierung in Bezug auf Hirnaltersunterschiede über Krankheiten hinweg ermöglicht.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month – Auszeichnung finden Sie hier.

Der Paper of the Month – Aufsteller in der Zweigbibliothek Medizin bietet den Besuchern die Lektüre der Studie vor Ort an.

Foto: MFM/Christian Albiker

AMBOSS Podcast: Pandemie und Kindeswohl

Nach zwei Jahren Pandemie wissen wir, dass die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen unter der aktuellen Lage leidet. In der neuen Podcast-Folge Pandemie und Kindeswohl: Warum wir einen Recovery-Plan brauchen sprechen wir mit dem Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Jörg Fegert darüber, was Kinder und ihre Familien jetzt brauchen: go.amboss.com/kindergesundheit-pandemie

Prof. Jörg Fegert leitet die Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Ulm und ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen am Bundesfamilienministerium. Er erklärt, was ihn am Begriff “Generation Corona” stört, wie es um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen steht und wie ein Recovery-Plan aussehen kann.

Direktlink auf die Episode

Mehr zum AMBOSS-Podcast: https://go.amboss.com/podcast
Mehr zum AMBOSS-Blog: https://blog.amboss.com/de

Amboss bietet regelmässig diesen Podcast an, der Wissenschaft hörbar machen soll. Alle zwei Wochen am Sonntag wird mit Expertinnen und Experten über relevante Themen aus Forschung, Gesundheitspolitik und dem klinischen Alltag. Das Format wechselt zwischen Kollegengespräch und Nachrichtenstil. Daneben werden aktuelle Studien aus international anerkannten Fachjournalen – wie dem NEJM oder dem JAMA besprochen.

Das Lernkarten- und IMPP-Fragenprogramm Amboss von Amboss GmbH für die Vorklinik und Klinik, steht allen Medizinstudierenden für unbegrenztes Kreuzen per Browser bzw. App (iOS und Android) zur Verfügung.

Weitere Infos zu Amboss hier.

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Interview mit Dr. O. Obst, langjähriger Leiter der Zweigbibliothek Medizin

In der aktuellsten Ausgabe der Fachzeitschrift der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen GMS Medizin – Bibliothek – Information, 21(3).2021, zur Online-Jahrestagung der AGMB 2021 [AGMB) findet sich ein Interview mit Dr. Oliver Obst, dem langjährigen  Leiter der Zweigbibliothek Medizin der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, anlässlich seines Ruhestandes zu seiner Berufswahl, Innovationen im Bibliothekswesen und der möglichen zukünftigen Ausrichtung von Medizinbibliotheken:

  • 10 Fragen an das AGMB-Ehrenmitglied Oliver Obst anlässlich seines Ruhestandes hier
  • GMS Medizin – Bibliothek – Information hier

 

Grafik © AGMB

 

Zugriff auf alle „Nature Branded Journals“

Wie die ULB meldet sind die Zeitschrift „Nature“ und 57 weitere Zeitschriften, die „Nature“ in ihrem Namen führen, ab sofort für Angehörige der WWU verfügbar. Fachbereiche und ULB haben sich in der Lizenzkommission der WWU geeinigt das Transformationsangebot für das „Nature Branded Journals„(NBJ)-Paket anzunehmen. Bestandteil des Transformationsvertrags mit dem Verlag ist, dass Artikel von Angehörigen der WWU, die als „submitting bzw. corresponding authors“ fungieren, in „Nature“ und 34 anderen NBJ-Titeln ohne zusätzliche Kosten Open Access publiziert werden können. Der Abschluss dieses Transformationsvertrags ist ein weiterer Baustein im Bemühen, an der WWU den Zugriff auf wichtige wissenschaftliche Zeitschriften zu verbessern und so viele Publikationen von WWU-Angehörigen wie möglich Open Access zugänglich zu machen.

Eine Liste aller NBJ-Titel und der im Paket enthaltenen Open-Access-Titel finden Sie hier.

English version
From now on members of the University of Münster have access to „Nature“ as well as 57 other journals carrying „Nature“ in their titles. The Licence Committee with representatives of all departments and the Central Library has decided to accept the publisher’s offer of a transformative agreement for the so-called „Nature Branded Journals“ (NBJ) package. The agreement includes that articles in „Nature“ and 34 other NBJ titles by submitting or corresponding authors who are affiliated to the University of Münster will be published open access without additional cost. The signing of this agreement helps us in our endeavour to improve access to important academic journals and increase the number of open access publications by our researchers.

A list of all NBJ titles and the OA titles included in the package can be found here.

„Paper of the Month“ Dezember 2021 geht an Josef Stolberg-Stolberg, Christoph Katthagen und Jeanette Köppe aus der UCH-Klinik und dem IBKF-Institut

Für den Monat Dezember 2021 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der WWU Münster an Prof. Dr. Christoph Katthagen, Dr. Jeanette Köppe und Dr. Josef Stolberg-Stolberg aus der Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie sowie dem Institut für Biometrie und Klinische Forschung für die Publikation: The Surgical Treatment of Proximal Humeral Fractures in Elderly Patients—An Analysis of the Long-Term Course of Locked Plate Fixation and Reverse Total Shoulder Arthroplasty Based on Health Insurance Data in der Zeitschrift Deutsches Ärzteblatt International, 118.2021: 817-23 [Volltext (deutsch) – „the English full text will be published approximately two weeks after the German print edition has been published].

Oberarmkopfbrüche beim älteren Patienten können unter anderem mit einer winkelstabilen Plattenosteosynthese oder einer inversen Schulterprothese versorgt werden. Bisher jedoch ist nicht klar, welches der beiden Verfahren überlegen ist. Mittels der Analyse von Krankenkassendaten von insgesamt  53.971 Patienten mit einem medianen Follow-up von 52 Monaten konnten das Forschungsteam nach Adjustierung auf patienten-individuelle Faktoren zeigen, dass die inverse Schulterprothese mit einer geringeren Mortalität, weniger schweren Komplikationen und weniger Revisionseingriffen assoziiert ist.

Die Komplikationsanalyse der Studienautoren deutet auf eine Überlegenheit der inversen Schulterprothese gegenüber der winkelstabilen Plattenosteosynthese hin. Weitere klinische Studien sind notwendig, um die gewonnenen Daten um den Aspekt der Funktionalität zu ergänzen.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month – Auszeichnung finden Sie hier.

Der Paper of the Month – Aufsteller in der Zweigbibliothek Medizin bietet den Besuchern die Lektüre der Studie vor Ort an.

Foto: MFM/Christian Albiker

Bistro To Go

Auf Grund der aktuellen Coronaschutzverordnung, die im gastronomischen Bereich 2G+ verlangt, für den Zutritt zur Bibliothek jedoch lediglich die 3G-Regelung gilt, sind die Automaten im Bistro freigegeben, nicht jedoch der Verzehr von Speisen und Getränken. Auch  Gruppenarbeit ist hier bis auf weiteres nicht gestattet.

Der Verzehr von Speisen ist nur außerhalb des Gebäudes möglich, Getränke können Sie im Gebäude zu sich nehmen, soweit es sich um auslaufsichere und wiederverschließbare Gebinde handelt.

Wir bitten um Ihr Verständnis.

AMBOSS Blog: Auf die Plätze, fertig, piks? (COVID-Impfung von Kindern)

Neues Jahr, neue Erkenntnisse: Warum die COVID-Impfung von Kindern nicht nur sicher und sinnvoll, sondern womöglich auch dringend geboten ist.

Am 9. Dezember war es endlich so weit: Die STIKO veröffentlichte ihre Stellungnahme zur COVID-Impfung von Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren. Darin empfiehlt sie ausdrücklich die Immunisierung von Kindern mit Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes oder Krebs. Auch für Kinder im Umfeld besonders gefährdeter, etwa hochbetagter oder immunsupprimierter Personen wird die Impfung empfohlen. Allerdings können „bei individuellem Wunsch“ auch alle anderen Fünf- bis Elfjährigen geimpft werden – Voraussetzung: eine ausführliche ärztliche Aufklärung. Welche Informationen sind jetzt für die Impfberatung entscheidend?

Primum non nocere: Der Impfstoff ist sicher

Wie bereits in der Zulassungsstudie hat sich die Impfung auch nach millionenfacher Anwendung in der Praxis als sehr sicher erwiesen. Das zeigt eine Auswertung von Impfnebenwirkungen durch die US-Gesundheitsbehörde CDC: Im Untersuchungszeitraum wurden über acht Millionen Dosen verimpft.  Wo Nebenwirkungen gemeldet wurden, waren sie in 98% der Fälle leicht. Bei zwölf Kindern trat eine Myokarditis auf – im Vergleich zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das Risiko einer Herzmuskelentzündung für diese Altersgruppe also deutlich geringer. Das könnte mit der Dosis zusammenhängen: Kinder erhalten zweimal je 10 µg des BioNTech/Pfizer-Vakzins Comirnaty, also ein Drittel der Menge, die für alle ab zwölf Jahren vorgesehen ist.

Kinder erkranken seltener als Erwachsene – aber sie erkranken

Nun gilt es, die Impfnebenwirkungen gegen die Risiken einer Infektion abzuwägen. Hier ist die Lage auch nach zwei Jahren Pandemie nicht eindeutig. Doch bevor es um Komplikationen wie PIMS, Long-COVID und neu aufgetretenen Diabetes geht, zunächst ein Blick auf die Zahlen von Infektionen, Krankenhausaufnahmen, Intensivbehandlungen und tödlichen Verläufen:

Dem RKI wurden bislang rund 700.000 positiv getestete Kinder zwischen fünf und elf Jahren gemeldet. Etwa 16% aller im freiwilligen COVID-19-Survey der DGPI erfassten stationär-pädiatrischen Behandlungen entfielen auf diese Altersgruppe. Seit Beginn des Jahres liegen laut Intensivregister jeden Tag mindestens 27 Minderjährige wegen COVID-19 auf der Intensivstation. Insgesamt sind laut RKI mindestens 41 Kinder und Jugendliche im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben.

Diese Zahlen stehen natürlich in keinem Verhältnis zu denen der Erwachsenen. Umso relevanter ist es, sie im Kontext der sonst sehr guten Kindergesundheit zu betrachten: So zählt COVID-19 bei Fünf- bis Elfjährigen in den USA mittlerweile zu den häufigsten Todesursachen. In Europa müssen einer Vorabveröffentlichung des European Centre for Disease Prevention and Control zufolge etwa 1,2% der symptomatisch erkrankten Kinder und Jugendlichen ins Krankenhaus; 0,08% werden intensivpflichtig und 0,01% versterben. Wichtig zu wissen: Drei von vier hospitalisierten Fünf- bis Elfjährigen hatten dieser Auswertung zufolge keinerlei Vorerkrankungen.

Eine noch nicht begutachtete deutsche Studie kam wiederum zu dem Schluss, dass gesunde Fünf- bis Elfjährige am wenigsten von schweren COVID-19-Verläufen betroffen sind. Die Mortalität ließ sich nicht berechnen, da im ausgewerteten Zeitraum kein vormals gesundes Kind dieser Altersgruppe verstorben war.

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AMBOSS-Studientelegramm (200): Keine Zeit zu sterben – wie 007 sich anstrengt, aber doch nie ansteckt

Mit nahezu einem Jahr pandemiebedingter Verspätung erreicht der 25. Film der James-Bond-Reihe pünktlich zur Adventszeit 2021 die heimischen Fernsehabende. Festlich fröhliche Wissenschaft mit Auswertung der reisebedingten Exposition von 007 gegenüber Erregern von Infektionskrankheiten steuert nun eine reisemedizinische Publikation in niederländisch-britischer Koproduktion bei. Ausgewertet wurden 3.113 Filmminuten aus den Jahren 1962–2021. Besonderes Augenmerk wurde auf die Reisen des Geheimagenten gelegt. Bond erfüllte im Dienste des MI6 86 internationale Reisen, allerdings konnten nur 47 Länder identifiziert und mit entsprechenden historischen Reiseempfehlungen des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) abgeglichen werden – eine Reise Bonds in den Weltraum musste aufgrund fehlender reisemedizinischer Daten des CDC ausgeschlossen werden.

Die Ergebnisse sind in Einklang mit Bonds verheerendem Risikoverhalten, der konsequenten Inkonsequenz bezüglich reisemedizinischer Vorbereitungen und dem reichlichen Konsum von Alkohol– und Tabakzubereitungen zu bringen. Das Infektionsrisiko gipfelt jedoch unter Potenzierung des genannten Risikoverhaltens in Bonds sexuellen Aktivitäten auf cineastischen Reisen. 59 Sexualkontakte (entspricht 2,4 pro Film), zumeist einmalig und unter kurzfristiger Anbahnung (nur 5,1% der Bond-Liebschaften hatten das Privileg, den Agenten mehrfach lieben zu dürfen), verdeutlichen ein hohes Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten. Nicht zuletzt trägt James Bond alle bekannten Risikofaktoren für ungeschützte Sexualkontakte schon bei sich – männlich, jung, trinkend, rauchend, alleinstehend und allein reisend! Während Bond jedoch nunmehr 60 Filmjahre ohne wesentliche Krankheit oder Todesfolge übersteht und auch ohne wesentliche Alterung zurecht als Expert Survivor zu betrachten ist, gilt dies nicht für seine amourösen Bekanntschaften. Unter Betrachtung aller dem Geheimagenten verfallenen Fälle errechnen die Autoren eine Sterblichkeit von 27,1% (95% KI: 16,4–40,3), was jedoch glücklicherweise nachweislich nicht an durch Bond übertragenen Krankheiten liegt.

007 ist aber nicht nur in dieser Hinsicht, sondern in jeglichen präventiven und gesundheitsfördernden Aspekten ein absolut ignoranter Kamerad. Er wäscht sich fast nie die Hände, auch in Zeiten der H2N2-Pandemie setzt Bond auf den klassischen Händedruck und hält erst recht nichts von Social Distancing. Es verwundert daher nicht, dass er noch nie mit Sonnenschutzcreme zu sichten war und seinen Durst regelhaft mit geschüttelten Alkoholika stillt – daran hätten auch gerührte Drinks nichts geändert. Da Bond von Rauscherscheinungen trotz vieler geschüttelter Drinks meist unbeeindruckt bleibt, könnte eine weitere noch zu erfolgende Studie am Filmmaterial auch zu mehr Evidenz bezüglich der Unwirksamkeit homöopathisch potenzierter Mittel beitragen.

Nicht zuletzt wurde nach Studienpublikation in akademisch-kölschen Dunstkreisen die Frage aufgestellt, ob Bond nicht doch “ene kölsche Jung” sein muss. Bei so viel geheimdienstlicher Gelassenheit mit Gefahrensituationen kann die Lebensmaxime Bonds eigentlich nur aus einem essenziellen Paragraphen des kölschen Grundgesetzes abgeleitet werden: Et hätt noch immer joot jejange. Wir empfehlen jedoch aus präventionsmedizinischen Aspekten, diesem Motto nicht blind zu folgen.

Die Studie wurde nicht von EON Productions unterstützt und könnte nach Lektüre den reisemedizinischen Blick auf Agentenfilme nachhaltig beeinflussen.

  • No time to die: An in-depth analysis of James Bond’s exposure to infectious agents
  • Graumans et al.
  • Travel Medicine and Infectious Disease (44.2021, 102175) [Volltext]

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Zusammen mit der HOMe-Academy der medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes und dem Ärzte-Team des Agaplesion-Markus Krankenhauses Frankfurt bietet AMBOSS einen Newsletter zu internistischen Studien und Publikationen an. Der Newsletter richtet sich insbesondere an alle interessierten Kollegen aus Klinik und Praxis, die neben der alltäglichen Praxis wichtige wissenschaftliche Entwicklungen im Blick behalten möchten. Unter Tipps & Links findet sich der Link zur Anmeldung.

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AMBOSS Blog: Rauchen aufgeben – therapeutische Verfahren auf dem Prüfstand

„Jetzt höre ich endgültig auf!“ – Dieser Satz fällt zum Jahreswechsel in vielen Sprechzimmern. Wie können wir die Entwöhnung unterstützen und was taugen Hypnose und Magnetfelder?

Der Blick entschlossen, die Zügel in der Hand. Wildpferde preschen durch die Prärie. Scheinbar unbegrenzte Freiheit. Wayne McLaren zündet sich eine Zigarette an. Binnen Sekunden flutet Nicotin sein Hirn, stimuliert die nicotinergen Cholinozeptoren und aktiviert das endogene Belohnungssystem. Wayne McLaren ist nicht frei – er ist abhängig.

Wie dem Marlboro-Mann geht es weltweit 1,1 Milliarden Menschen. In Deutschland raucht etwa ein Drittel der Bevölkerung, mehr als 100.000 Menschen sterben jedes Jahr daran. Die meisten Tabakabhängigen wissen um die schweren mittel- und langfristigen Folgen, schaffen es jedoch nicht, aus eigener Kraft aufzuhören. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie wurden sogar noch mehr Zigaretten verkauft als zuvor.

Eine gründliche Tabakanamnese muss nicht viel Zeit kosten: Nach Rauchstatus und Pack Years fragen wir regelmäßig. Der Fagerström-Test kann zudem helfen, die Stärke einer Abhängigkeit rasch einzuordnen. Aber oft genug fallen schon zwei kurze Fragen unter den Tisch: „Wollen Sie aufhören?“ und „Brauchen Sie dabei Hilfe?“ Weniger als ein Viertel der Raucher:innen wird beim Arztbesuch darauf angesprochen.

Eine Kurzberatung kann anhand der 5 „A“ – Ask, Advice, Assess, Assist, Arrange – erfolgen und sollte auf weiterführende Angebote wie Telefonberatungen verweisen. Außerdem führt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in seinem Register eine digitale Gesundheitsanwendung zum Rauchstopp, die sich per Rezept verordnen lässt. Zusammen dauern diese Maßnahmen oft nicht länger als fünf Minuten.

Rauchen Patient:innen weiter, können verhaltenstherapeutische Einzel- oder Gruppenbehandlungen helfen. Medikamentös kommen Nicotinersatztherapie wie Pflaster, Kaugummi und Nasenspray, aber auch Bupropion oder (partielle) Agonisten des n-Cholinozeptors wie Vareniclin und Cytisin zum Einsatz. Versagen auch diese Optionen, sind Nortriptylin oder Clonidin im Off-Label Use eine mögliche Alternative.

Häufig fragen Betroffene nach Hypnoseverfahren. Hier sind die Daten nicht eindeutig: Während ältere Metaanalysen zeigen, dass die Therapie effektiv sein könnte, erkennt eine aktuelle Übersichtsarbeit keinen klaren therapeutischen Nutzen. Die S3-Leitlinie stuft hypnotherapeutische Verfahren als „möglicherweise wirksam“ ein: Empfehlungsgrad 0. Hypnose kann also durchaus erwogen werden, sollte aber ausschließlich von ärztlichen oder psychologischen Hypnotherapeut:innen durchgeführt werden.

Hilft es, auf elektronische Zigaretten umzusteigen? Laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) rauchen 86% der Menschen, die E-Zigaretten konsumieren, weiterhin auch herkömmliche Zigaretten. Dieser Doppelkonsum scheint nach aktuellem Kenntnisstand die gesundheitlichen Schäden nicht abzumildern. Über die Sicherheit bei langfristiger Anwendung ist bislang noch nicht genug bekannt, um E-Zigaretten zur Reduktion oder Beendigung des Rauchens empfehlen zu können.

Aurikuläre Akupunktur zeigt in mehreren Studien einen signifikanten Effekt auf die Reduktion von Entzugssymptomen. Möglicherweise werden hierbei afferente Projektionen des N. vagus stimuliert, der den Übergang von der Ohrmuschel zum äußeren Gehörgang sensibel innerviert. Zu langfristiger Abstinenz scheint Akupunktur aber nicht zu führen; die Methode wird in der aktuellen Leitlinie daher nicht empfohlen.

Künftig könnte auch die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) therapeutisch angewendet werden. Bei Tabakabhängigkeit scheint sie die kortikale und mesolimbische Aktivität zu modulieren und darüber das Suchtverhalten zu beeinflussen. Eine amerikanisch-israelische Multicenter-Studie hat die Methode kürzlich in Kombination mit einer verhaltenstherapeutischen Kurzintervention untersucht: Nach sechs Wochen waren in der Verumgruppe mehr als doppelt so viele Menschen abstinent wie in der Kontrollgruppe. In den USA ist rTMS bereits zur Behandlung der Nicotinabhängigkeit zugelassen, in der deutschen Leitlinie wird sie bislang nicht empfohlen.

Die Tabakindustrie und ihre Produkte stellen unsere Gesellschaft weiterhin vor große Herausforderungen. Zum enormen menschlichen Leid kommen knapp 100 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten. Das muss aber nicht so bleiben: In seinem Strategiepapier Tabakfreies Deutschland 2040 zeigt das DKFZ Wege in eine rauchfreie Gesellschaft auf. Menschen ärztlicherseits in die Abstinenz zu begleiten, ist ein zentrales Element dieser Strategie. Dafür muss die leitliniengerechte Behandlung in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen werden. „Nicht-verschreibungspflichtige Medikamente durften bisher nicht erstattet werden, psychotherapeutische Maßnahmen übernehmen einige Krankenkassen zu Teilen aus Kulanz“, sagte Dr. Katrin Schaller vom DKFZ im Gespräch mit der AMBOSS-Redaktion. Seit Juni dieses Jahres ist zumindest gesetzlich festgehalten, dass es in Zukunft einen einmaligen Leistungsanspruch auf evidenzbasierte Maßnahmen geben soll. Welche Behandlungen das betrifft, steht allerdings noch nicht fest.

Mit dem Jahreswechsel tut sich auch in der Verhältnisprävention etwas: Ab Januar wird Außenwerbung für herkömmliche Tabakprodukte in Deutschland verboten sein. Wayne McLaren hätte diesen wichtigen und überfälligen Schritt wahrscheinlich begrüßt: Kurz vor seinem Tod rief er eine Anti-Tabak-Kampagne ins Leben. Er starb mit 51 Jahren an Lungenkrebs – vielleicht hätten ihn schon zwei kurze Fragen auf den Weg in die Unabhängigkeit geführt.

Weitere Informationen zu den Themen Nicotinabusus und Folgeerkrankungen wie Lungenkarzinom, COPD, Periphere arterielle Verschlusskrankheit oder Koronare Herzkrankheit gibt es auf AMBOSS.

Professionelle Beratung und Unterstützung zum Rauchstopp, Hilfe bei Rückfällen und kostenloses Informationsmaterial bietet die BZgA-Telefonberatung zur Rauchentwöhnung unter der Tel.: 0800 8 31 31 31 (kostenfreie Servicenummer).

Quellen:

White AR, Rampes H, Liu JP et al. Acupuncture and related interventions for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 1. Art. No.: CD000009. DOI: 10.1002/14651858.CD000009

Gorelick DA, Zangen A, George MS. Transcranial magnetic stimulation in the treatment of substance addiction. Ann N Y Acad Sci. 2014;1327(1):79-93. doi:10.1111/nyas.12479

He W, Wang X, Shi H, et al. Auricular acupuncture and vagal regulation. Evid Based Complement Alternat Med. 2012;2012:786839. doi:10.1155/2012/786839

Perera T, George MS, Grammer G et al. The Clinical TMS Society Consensus Review and Treatment Recommendations for TMS Therapy for Major Depressive Disorder. Brain Stimul. 2016;9(3):336-346. doi:10.1016/j.brs.2016.03.010

Deutsches Krebsforschungszentrum (2018), E-Zigaretten: Konsumverhalten in Deutschland, 2014–2018. Aus der Wissenschaft – für die Politik, Heidelberg

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„Paper of the Month“ November 2021 geht an Damilola Victoria Tomori, Veronika Jäger und André Karch aus der Epidemiologie

Für den Monat November 2021 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der WWU Münster an Damilola Victoria Tomori, Dr. Veronika Jäger und Prof. André Karch aus dem Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin für die Publikation: Individual social contact data and population mobility data as early markers of SARS-CoV-2 transmission dynamics during the first wave in Germany—an analysis based on the COVIMOD study in der Zeitschrift BMC Medicine, 19.2021: 271 [Volltext], [Volltext].

Nicht-pharmazeutische Maßnahmen, die sich auf Kontaktreduktionen konzentrieren, sind einer der Eckpfeiler der Pandemiebekämpfung. Die Wirkung dieser Maßnahmen auf die Übertragung von Infektionskrankheiten kann jedoch nur indirekt und mit erheblicher Zeitverzögerung beurteilt werden. Hingegen können Daten über soziale Kontakte, die auf Kontaktumfragen und Daten über die Mobilität der Bevölkerung basieren, Informationen nahezu in Echtzeit liefern.

In dieser Arbeit wurden die Veränderungen im Kontaktverhalten und der Bevölkerungsmobilität während der ersten SARS-CoV-2-Welle in Deutschland (04/2020 bis 06/2020) quantifiziert. Es konnte gezeigt werden, dass die größte Kontaktreduktion Ende 04/2020 auftrat und bis Ende 06/2020 langsam abnahm. Die relative Reduktion der Infektionsdynamik, basierend auf den Daten der Kontaktumfragen, spiegelte die vom RKI geschätzte Infektionsdynamik gut wider. Mobilitätsdaten überschätzten die Infektionsdynamik während der gesamten Studie erheblich. Auch nach Einführung von Skalierungsfaktoren und spezifischen Gewichtungen verschiedener Kontakt- und Mobilitätsarten spiegelten die Schätzungen auf der Grundlage von Kontaktdaten die gemessene Infektionsdynamik besser wider.

Änderungen in der Bevölkerungsmobilität reichen nicht aus, um die durch Maßnahmen ausgelösten Veränderungen der Übertragungsdynamik zu reflektieren. Ein komplementärer Ansatz, der das soziale Kontaktverhalten und die Bevölkerungsmobilität einbezieht, ist notwendig, um die Übertragungsdynamik besser widerzuspiegeln.

Eine Liste aller bisherigen Gewinner der Paper of the Month – Auszeichnung finden Sie hier.

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Foto: MFM/Christian Albiker

AMBOSS Blog: Geschlecht und Gender

Geschlecht und Gender haben einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit. Wieso Geschlechtsunterschiede in der Medizin immer noch unterschätzt werden und was wir im Alltag dagegen tun können, darüber sprechen wir mit Notfallmedizinerin Dr. Alyson McGregor.

AMBOSS-Blog: Die Gendermedizin zielt darauf ab, allen Menschen zugute zu kommen. Sie wird jedoch häufig mit Frauengesundheit verwechselt, deren Fokus wiederum oft die Reproduktionsmedizin ist. Warum gibt es eine solche Diskrepanz zwischen Männer- und Frauengesundheit?

Dr. Alyson McGregor: Als wir begannen, Forschung und klinische Studien zu betreiben sowie wissenschaftliche Methoden und Forschungsprozesse zu entwickelten, betrachteten wir Frauen aufgrund ihres Menstruationszyklus als schutzbedürftig – was, wenn sie schwanger würden? Außerdem wurden Frauen als Probandinnen wegen der Fluktuation von Östrogen und Progesteron als kompliziert angesehen. Daher basiert unser grundlegendes Verständnis von Krankheiten auf der Erforschung dieser Krankheiten bei Männern. Das Einzige, was wir bei Männern nicht untersuchen konnten, waren Aspekte der weiblichen Fortpflanzung. Also untersuchten wir die Menopause, die Menstruation und die Geburt bei Frauen, was schließlich mit Frauenheilkunde gleichgesetzt wurde. Bei Frauengesundheit dachten wir also nur an die Körperteile, die sich von denen der Männer unterscheiden. Damit haben wir den Frauen einen Bärendienst erwiesen, weil wir somit davon ausgingen, dass sie genau wie Männer reagieren, genauso einen Herzinfarkt erleiden und genauso Medikamente verstoffwechseln würden. Und jetzt merken wir, dass das nicht stimmt.

Das vollständige Interview finden Sie hier.

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