Studie „Diagnose-Apps im PJ“: 2. Kostenfreie Ressourcen

Umfrage-Setting
In der Studie Diagnose-Apps im PJ stellte die Zweigbibliothek 12 Medizinstudierenden im Praktischen Jahr (PJler) neun kostenpflichtige Ressourcen für das PJ zur Verfügung. Des weiteren wurden sieben allgemein zugängliche, kostenfreie Ressourcen, die bei der medizinischen Entscheidungsfindung benutzt werden wie z.B. PubMed und Wikipedia, in der Studie ebenfalls mit abgefragt. In der Studie sollte herausgefunden werden, welche Programme die Entscheidungsfindung bei Diagnose und Therapie im PJ besonders gut unterstützen. Diese Ressourcen sollen daraufhin alle PJlern flächendeckend zur Verfügung gestellt werden. Die Studie lief von Mai 2017 bis April 2018. Sie wurde über eine geschlossene Facebook-Gruppe administriert und mit zwei Umfragen zu Beginn und Ende der Studie sowie standardisierten Interviews evaluiert. Die 12 Teilnehmer rekrutierten sich aus dem Pasteur-Semester der Medizinischen Fakultät der WWU Münster. Das PJ startete nach dem 2.Staatsexamen, am 15. Mai 2017, und endete am 13. April, vor dem 3. Staatsexamen.


Vor und nach dem PJ waren Google und Kollegen die am häufigsten genutzten kostenfreien Informationsquellen.

Frage 2: Nutzung der kostenfreien Ressourcen
Die Teilnehmern wurden nach ihrer Nutzung von sieben allgemein zugänglichen, kostenfreien Ressourcen wie PubMed, Wikipedia, etc. pp. gefragt. Nutzung und Bekanntsheitsgrad der Ressourcen konnten auf einer Viererskala angegeben werden (öfters – seltener – nicht benutzt – nicht bekannt). Für die obige Abbildung wurde die öftere und die seltenere Nutzung zusammengezählt. Es wurden zwei Umfragen durchgeführt: eine vor dem PJ und eine nach dem PJ. Die höchste absolute Nutzung nach dem PJ hatten Google und Kollegen (je 92%), gefolgt von Leitlinien, die von drei Viertel der Teilnehmer öfters benutzt worden waren (75%). PubMed, Anleitungen der Klinik und Arzneimittelverzeichnisse wurden nur von etwa der Hälfte (58% bzw. 50%) öfters benutzt. Auf den ersten Blick erstaunt es, dass die klinikinternen und hoch evidenz-basierten Quellen weniger oft genutzt wurden als Google. Eine naheliegende Erklärung lautet, dass es nicht für alle Fragestellungen Leitlinien oder klinikinterne Anleitungen gab, und so dann trotzdem wieder gegoogelt werden musste.

Nutzung der kostenfreien Ressourcen vorher-nachher
Die Nutzung von allen Ressourcen – mit Ausnahme von Wikipedia – war im PJ höher als vorher. Am meisten legten Leitlinien (+42%), PubMed (+33%) und Anleitungen der Klinik (+33%) zu, gefolgt von den Kollegen (+25%), Google und Arzneimittelverzeichnissen (je +17%). Bevor hier ein schiefes Bild über die Informationskompetenz der PJler aufkommt: Schaut man sich die Gesamtnutzung an, werden alle Ressourcen von allen genutzt – mal seltener, mal öfter -, mit der Ausnahme von Wikipedia (92%) und Arzneimittelverzeichnissen (83%).


Die Zufriedenheit mit den kostenfreien Ressourcen war mit 80 bis 92% sehr hoch, mit Wikipedia war aber nur jeder Dritte zufrieden oder sehr zufrieden.

Frage 4: Zufriedenheit mit den kostenfreien Ressourcen
Die Teilnehmer konnten auf einer fünfteiligen Skala (sehr zufrieden, zufrieden, teils/teils, unzufrieden, sehr unzufrieden) angeben, wie zufrieden sie mit den Ressourcen gewesen waren. Als Maß der Zufriedenheit wurden dann die Werte für sehr zufrieden und zufrieden zusammengezählt. Am zufriedensten waren die PJler mit Kollegen und Leitlinien – nur jeweils ein Antwortender war nicht zufrieden mit einer dieser beiden Ressourcen. Mit PubMed, Klinikanleitungen und Arzneimittelverzeichnissen waren die PJler nur unwesentlich unzufriedener, 80 bis 83% lautete hier die Zustimmungsquote. Google fiel gegenüber diesen Ressourcen mit 58% deutlich ab, Wikipedia erlebte mit gar nur 38% Zufriedenheit ein kleines Debakel.

Zufriedenheit mit den kostenfreien Ressourcen vorher-nachher
Bei allen Ressourcen stieg die Zufriedenheit im Verlaufe des PJ eher an als dass sie sank, nur bei den Arzneimittelverzeichnissen blieb sie auf demselben Wert. Am deutlichsten stieg die Zufriedenheit während des PJ mit PubMed (+38%), Klinikanleitungen (+20%) und Google mit immerhin +16%. Selbst das eher verschmähte Wikipedia legte zu, wenn auch nur um 8%.


Kollegen sind mit Abstand die sowohl meistgenutzte und zufriedenstellendste Ressource – gefolgt von Leitlinien, PubMed und Google.

Nutzung vs. Zufriedenheit bei den kostenfreien Ressourcen
Trägt man die Nutzung der einzelnen kostenfreien Ressourcen gegen deren Zufriedenheit auf, erhält man ein so genanntes „Aktions-Portfolio„. Mit den Kollegen, Leitlinien, PubMed, Anleitungen der Klinik und Google gehört die grosse Mehrzahl der kostenfreien Ressourcen zu den so genannten „Cash Cows“ im Quadranten rechts oben. Alle fünf Ressourcen weisen eine hohe Nutzung bei gleichzeitig hoher Zufriedenheit auf und werden auf jeden Fall weiter von der Bibliothek beworben werden. Arzneimittelverzeichnisse gehören eigentlich auch zu dieser „Gruppe der Hilfreichen“, müssten aber besser beworben werden. Die einzige Ressource, die im PJ nicht wirklich hilfreich erscheint, ist Wikipedia. Die Nutzung und die Zufriedenheit sind nicht gut.

Weitere Beiträge und Ergebnisse

Foto: Adobe Illustrator Clipart