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Um unser alltägliches Leben zu ermöglichen, sind eine Vielzahl von Care-Tätigkeiten nötig: Vom Kochen über emotionale Unterstützung und Kinderbetreuung bis hin zu Versorgung bei Krankheit ist das Spektrum groß. In unseren gegenwärtigen kapitalistisch-geprägten Städten wird jedoch weniger der Care-Sektor, sondern vielmehr die Produktion in den Vordergrund gestellt und profitmaximierend organisiert. Darüber hinaus steckt der Care-Sektor zunehmend in der Krise, die, ausgelöst von einem Rückbau staatlicher Versorgungsleistungen und einem Wandel in der Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit in Kleinfamilien, immer mehr Bereiche des Städtischen trifft. Seit einigen Jahren mehren sich aber auch Proteste und Selbstorganisierungen rund um die Forderung, wie Stadt wieder stärker an den Bedürfnissen aller Bewohner*innen gestaltet werden kann: von gewerkschaftlichen Streiks in der Pflege oder Sozial- und Erziehungsdiensten über Aktionsbündnisse für bessere Bedingungen in der Altenpflege bis zu Medi-Büros, die illegalisierten Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung verschaffen, von Stadtteil-Gesundheitszentren (Polikliniken), solidarischen Stadtteilkantinen, bis hin zum feministischen Streik.
Im Rahmen dieses Blockseminars wollen wir uns gemeinsam anhand aktueller Debatten der feministischen Wirtschafts- und Stadtgeographie den Fragen nähern, wie Care-Arbeit in Städten gegenwärtig organisiert ist, inwiefern sie Stadt strukturiert und wie „sorgende Städte” der Zukunft aussehen könnten, die sich stärker auf die Bedarfe von Care ausrichten. Dazu werden wir neben wissenschaftlicher Lektüre zur Carekrise, gemeinsam an einem Workshop mit Expert:innen teilnehmen, in dem wir gemeinsam erarbeiten, wie die Carekrise in Form eines Sorgemappings sichtbar gemacht werden kann. Anschließend werden wir in Kleingruppen eigene Sorgemappings für Münster erstellen.
TERMINE: Das Seminar findet vorraussichtlich am Dienstag den 5.11. von 14-20Uhr, am 10.11. von 10-16Uhr und am 22.11. von 10-16Uhr statt. Genaueres wird in Kürze bekannt gegeben.
- Lehrende/r: Rosa Aue
- Lehrende/r: Susanne Hübl
- Lehrende/r: Susanne Hübl
- Lehrende/r: Lisa Tschorn
Exkursion "Urbane Transformationen in Prag" (07. - 09.06.2023)
34 Jahre nach der Samtenen Revolution von 1989 und über zwei Jahrzehnten Europäischer Integration lassen sich gegenwärtige städtische Transformationsprozesse in Tschechiens Hauptstadt Prag nur noch unzureichend als „post-sozialistisch” bezeichnen. Vielmehr erscheint es produktiv, sozial-räumliche Entwicklungen und städtische Transformationen vor dem Hintergrund von Globalisierungs- und Neoliberalisierungsprozessen in ihrer räumlich ungleichen Ausprägung zu betrachten. Denn die politische Demokratisierung und ökonomische Liberalisierung hin zur kapitalistischen Marktwirtschaft seit den 1990er Jahren haben in Tschechien neben Wirtschaftswachstum und städtischer Revitalisierung auch zu sich verschärfenden innerstädtischen und intra-regionalen räumlichen Ungleichheiten geführt. Im Rahmen der Exkursion werden wir an ausgewählten Orten den lokal-spezifischen räumlichen Ausprägungen von Prozessen wie u.a. unternehmerischer Stadtentwicklung, Gentrifizierung, Suburbanisierung, Kämpfen um das Recht auf Stadt, Migration, urbanen Ökonomien oder Rechtspopulismus nachspüren. Hierbei wollen wir v.a. vom Wissen lokaler mit lokaler Expert*innen und zivilgesellschaftlicher Akteur*innen lernen.
Kosten: ca. 110 EUR (Hotelübernachtung, 3-Bett-Zimmer inkl. Frühstück). Es fallen Zusatzkosten für die individuelle An- und Abreise, ÖPNV und Verpflegung vor Ort an.
BSc-Studierende können sich in Kombination mit der 3-Tages-Exkursion nach Frankfurt/Main bei Susanne Hübl eine 6-Tages-Exkursion anrechnen lassen.
Verbindliche Vorbesprechung: Mi, 01.02.2023, 18.00 Uhr s.t., R. 401 (GEO1, Heisenbergstr. 2)
Hinweis zur An- und Abreise:
Die Exkursion findet in der Woche von Fronleichnam (08.06.23, gesetzlicher Feiertag in NRW) statt. Bitte berücksichtigen Sie, dass für die eigenständige An- und Abreise (ca. 10h mit ICE/IC/EC) jeweils ein weiterer Reisetag vor und nach der Exkursion (z.B. Di und Sa) einzuplanen sind.
Anreise muss individuell bis Dienstagabend, den 06.06.23 erfolgt sein (Hotelübernachtung Di-Mi 6.6.-7.6. ist gebucht)
Exkursionsprogramm 07.06. 10 Uhr bis 09.06. 18 Uhr (Hotelübernachtung bis Sa, 10.06. in ist gebucht)
Abreise individuell ab Samstagmorgen, den 10.06.
Hinweise zur eigenständigen Buchung der An- und Abreise:
Internationale Fahrkarten nach Prag können bei der DB ab 6 Monate vor Fahrantritt gebucht werden (bahn.de). Zudem gibt es ab 3 Monate vor Fahrtantritt begrenzte Sparpreiskontingente der Tschechischen Bahnen auf der Relation Hamm-Prag (cd.cz).
Des Weiteren ist Prag mit Fernbussen der Anbieter Flixbus und Regiojet (ab Berlin oder Flughafen Köln/Bonn) erreichbar.
Bitte sehen Sie im Sinne einer möglichst emissionsarmen Exkursion von der Wahl des Flugzeugs ab!
- Lehrende/r: Richard Buzek
- Lehrende/r: Susanne Hübl
Die Anthropolgin Annemarie Mol schreibt: „The idea is that talking-while-walking enhances thinking in ways not attainable behind a desk or in a seminar sitting down”. Diesen Gedanken möchte ich zum Ausgangspunkt für unser Seminar nehmen, weshalb wir vorallem während der 4-stündigen Seminartermine den Seminarraum verlassen und spazieren werden - mal zusammen, mal in Teams, mal alleine, mal mit einem Audiowalk im Ohr, mal mit Diskussionsfragen in der Hand, mal mit geschärften Sinnen für das, was uns gerade umgibt.
Ziel ist es, im Gehen darüber zu nachzudenken, was es eigentlich mit der Idee einer feministischen Stadt auf sich hat. Welche feministischen Raumproduktionen lassen sich in Münster ausfindig machen? Wie ist eigentlich Reproduktionsarbeit in der Stadt organisiert? Wer flaniert eigentlich? Was hat das mit Freund:innenschaft zu tun? Wie spiegelt sich Sexismus in der gebauten Umwelt wieder? Wie wohnen wir? Und worauf ihr eben so Lust habt...Texte lesen wir aber trotzdem ;)
Ich möchte das Seminar so barrierearm wie möglich gestalten. Solltest du Bedenken haben, ob eine Teilnahme für dich möglich ist, schreib mir gerne vorab eine Mail.
Das Seminar findet nur bis Weihnachen statt und zwar mittwochs von 14-16Uhr. Am 12.10., 26.10, 09.11., 23.11. und 07.12. treffen wir uns von 14-18Uhr.
- Lehrende/r: Susanne Hübl
In diesem Seminar möchten wir zentrale Konzepte aus dem Feld der emotionalen Geographien beleuchten und mit aktuellen Ansätzen einer sozial-ökologischen Transformation in Verbindung bringen. Dazu werden wir uns einführend mit feministisch-geographischen Arbeiten zu Emotionen und Affekten (Schurr 2014, Ahmed 2014) auseinandersetzen. Daran anschließend wollen wir uns entlang konkreter Fallbeispiele kritisch mit den unterschiedlichen „Gefühlswelten“ von Angst, Schmerz, Scham, Hoffnung, Solidarität oder Liebe beschäftigen. Denken wir hier beispielsweise an Flugscham oder Klimaangst, aber auch an die Konzeption von Solidarity Cities oder hoffnungsvolle „Another World Is Possible“-Protestrufe, dann wird der Zusammenhang zwischen sozialer Wirklichkeit und Emotionalität mehr als offensichtlich. Forderungen nach Klimagerechtigkeit, Postwachstums-Ökonomien, veganen Ernährungsweisen aber auch kollektiver Sorgearbeit sind demnach immer auch emotional umkämpft und machtvolle Ko-Produzent:innen der Wirklichkeit.
Im Seminar wollen wir in diesem Zusammenhang untersuchen, inwiefern ethische Fragen und politische Handlungsappelle regiert und moralisch aufgeladen werden, und gleichzeitig, welche Potenziale hinsichtlich transformativer Ideen und Utopien mit diesen „gefühlten Geographien“ einhergehen.
- Lehrende/r: Rosa Aue
- Lehrende/r: Susanne Hübl
- Lehrende/r: Lilith Kuhn
Wie klingt eigentlich Klimakrise? Und wie klingt sie in Münster? Wer oder was wird als relevante Stimme der Klimakrise gehört? Welchen Geographien entfalten sich im Furz einer Kuh, im Quaken der wandernden Erdkröte, in den Diskussionen im Umweltamt, den Sprechchören der Fridays4Future Aktivist*innen, dem seichten Plätschern der Emsauen oder den Lines des feministischen Rappers Conny über die alltägliche Klimascham?
In unserem Projektseminar gehen wir diesen Fragen nach und folgen auditiven Geographien der Klimakrise, die weit über lokale Phänomene hinausreichen. So kann beispielsweise über den Audiowalk entlang der Schweinemastbetriebe im Münsterland ein neues sensorisches Erleben der Klimakrise entstehen, das uns von regionaler Wirtschaftsförderung über globale Nahrungsmittelpolitiken zu kapitalistischen Produktionsweisen führt.
Dazu erlernen wir im Seminar eine Praktik des aktiven Zuhörens. Denn Zuhören ist keineswegs ein passiver Prozess. Im Gegenteil ist er von einer Vielzahl an gesellschaftlichen Machtstrukturen durchdrungen. Zuhören ist auch nicht aufs Ohr beschränkt, sondern eine verkörperte und relationale Praxis die nur in Beziehung zu jemandem oder etwas anderem entstehen kann. Was passiert, wenn wir unser Bewusstsein schärfen und uns durch den Park, die Innenstadt, bewirtschaftete Felder, die eigene Wohnung oder durch den Wald bewegen und aktiv zuhören, wollen wir gemeinsam erforschen. Vielleicht kann aktives Zuhören am Ende sogar eine Form des Klimaprotests sein?
Ausgestattet mit Mikrofon und Smartphone wollen wir mit unterschiedlichen Konzepten und Methoden der mehr-als-menschlichen Geographien und der sonic geographies experimentieren und daraus eigene Projekte entwickeln. Das kann zum Beispiel ein Soundmapping des Wienburgparks, ein Sound Tagebuch einer Fridays4Future Aktivistin oder aber ein Listening Walk entlang der Schweinemastbetriebe im Münsterland, aber auch ein Podcast sein. Hier ist eure Kreativität gefragt! Wichtig ist uns, dass wir dabei Räume schaffen, in denen sich alle sicher fühlen, wir uns respektvoll und aufmerksam begegnen und Platz ist, Erfahrungen auszutauschen und mit Sound zu experimentieren. Lasst uns gemeinsam Zuhören!
- Lehrende/r: Rosa Aue
- Lehrende/r: Susanne Hübl
- Lehrende/r: Lilith Kuhn
Die Angst aus den 1970ern vor einer „Überbevölkerung” oder dem dystopischen Narrativ einer „Bevölkerungsbombe” scheint heute vergessen zu sein. Bevölkerungsreduktion und Bevölkerungskontrolle sind in aktuellen Klima- und Entwicklungspolitiken zu Tabuwörtern deklariert worden – es geht vielmehr um reproduktive Rechte, Familienplanung und sexuelle Aufklärung. Gleichzeitig erstarken im Globalen Norden Initiativen und Kampagnen, die den freiwilligen Verzicht auf ein (weiteres) Kind als „grünen Akt” in Zeiten globalen Klimawandels begreifen. In Großbritannien treten Menschen in einen Gebärstreik (#BirthStrike) und fordern so ein Aufwachen der Klimapolitik. Einige Feminist*innen befürchten angesichts dieser Entwicklungen ein Revival sogenannter neomalthusianischer Bevölkerungspolitiken. Sie kritisieren, dass nicht etwa unsere imperiale Lebensweise oder kapitalistische Produktionsverhältnisse, sondern der reproduktive Körper in den Fokus ökologischen Handelns rückt.
Ausgehend von dieser facettenreichen Debatte um Kindergebären in Zeiten globalen Klimawandels werden wir uns im Seminar mit Bevölkerung und intersektionalen Ansätzen in der Bevölkerungsgeographie beschäftigen. Dafür verfolgen wir zunächst entlang einiger historischer Beispiele die unterschiedlichen Facetten globaler Bevölkerungspolitiken. Auch fragen wir, welche Rolle Bevölkerungsstatistiken und Bevölkerungswissenschaften dabei spieeln. Warum sind Bevölkerungspyramiden, Kurven und statistische Daten politisch? Inwiefern reproduzieren bevölkerungsbezogene Daten und Kategorien soziale Ungleichheiten? Wie werden in Bevölkerungsszenarien spekulative Zukünfte produziert und Politiken daran angepasst? Wie werden Leben zu kalkulierbaren statistischen Größen? Daran anknüpfend fragen wir uns, ob Bevölkerungsstatistiken und -politiken auch sozial gerecht sein können. Dafür lernen wir die US-Amerikanischen Kämpfe Schwarzer Frauen* um reproductive justice näher kennen und werfen die Frage auf, inwiefern diese sich mit Forderungen nach Umweltgerechtigkeit verbinden lassen. Am Beispiel des Afrozensus fragen wir uns, wie Lebensrealtiäten jenseits problematischer Kategorien statistisch erfasst werden können.
Obligatorische Vorbesprechung am 28.10.2020 um 18:00Uhr via Zoom (weitere Infos per Mail)
Lektüre zum Einstieg: Schultz, Susanne; Gottschlich, Daniela (2019): Weniger Klimawandel durch weniger Menschen? FARN URL: https://www.nf-farn.de/weniger-klimawandel-weniger-menschen (zuletzt aufgerufen am 24.06.2020).
Murphy, Michelle (2017): The Economization of Life. Duke University Press.
- Lehrende/r: Susanne Hübl
Lektüreintensives Seminar auf Masterniveau: Im ersten Teil des Seminars wollen wir uns gemeinsam mit den Fragen beschäftigen, was Wirtschaft eigentlich ist, wie sich über Wirtschaftsprozesse in einer globalisierten Welt nachdenken lässt und warum die Globalisierungsprozesse der letzten drei Jahrzehnte nicht zu einem Verschwinden globaler Ungleichheiten geführt haben. Der Analyse und Beantwortung dieser Fragen wollen wir uns entlang zentraler Konzepte aus dem Bereich der Pluralen Wirtschaftsgeographien (beispielsweise Märkte, Neoliberalisierung, Finanzialisierung und Ungleiche Entwicklung) nähern.
Auf dem so gemeinsam erarbeiteten Basiswissen widmen wir uns in einem zweiten Teil Spuren utopischen Denkens im Bereich der Ökonomie sowie aktuell gelebten Formen „alternativen Wirtschaftens. Welche queerfeministischen, dekolonialen und antikapitalistischen Gegenentwürfe zur hegemonialen Wirtschaftsweise werden derzeit diskutiert bzw. bereits gelebt? Wo liegen die Chancen und Grenzen dieser konkreten Vorschläge? Diese Fragen werden wir neben theoretischer Lektüre, besonders entlang konkreter Fallbeispiele, die von Studierenden selbst ausgewählt und vertieft werden können, diskutieren. Mögliche Themen könnten beispielsweise kollektive Betriebe, Solidarische Ökonomien in Kommunen, alternative Währungen, Ideen des „Care Revolution Netzwerkes“, Community Krankenhäuser in Griechenland/Spanien… sein.
Für das Seminar sind keine wirtschaftsgeographischen Vorkenntnisse voraussetzend, jedoch die Motivation theoretisch anspruchsvolle, englischsprachige und auch längere Texte zu lesen und gemeinsam im Seminar zu diskutieren!!!
Im ersten Teil des Seminars wird uns Richard Buzek als Seminarleiter unterstützen.
Achtung: Die erste Seminarsitzung, sowie einzelne Sitzungen im Juni/Juli finden 4-stündig statt.
- Lehrende/r: Richard Buzek
- Lehrende/r: Susanne Hübl