An der Systemtheorie wird man heute nicht nur in der Soziologie, sondern unter anderem auch in der Philosophie, der Pädagogik und nicht zuletzt in der Rechtswissenschaft nicht vorbei kommen können. Einschlägig für die soziologische Systemtheorie ist die Luhmann'sche Fassung des Systembegriffs. Luhmann geht davon aus, dass es Systeme wirklich gibt. Damit beansprucht der Systembegriff mehr als nur eine analytische Relevanz. Auch gesellschaftliche Differenzierung wird nach dem Muster von Systembildung behandelt. Was kann die soziologische Theoriebildung von der Systemtheorie lernen: Gibt es unverzichtbare Theoriestandards (und welche?)? Warum ist der Grad der Komplikation und die „Zumutung" der Abstraktion eine erkenntnistheoretische Notwendigkeit? Und was macht die ST immer noch zu einer heißen Anwärterin auf eine angemessene Beschreibung der Gegenwartsgesellschaft ? Hat sie nicht auch ihre Einseitigkeiten und „blinden Flecken"? Um diese Fragen zu bearbeiten, nimmt das Seminar -- neben der Luhmannschen Vorlage -- Arbeiten systemtheoretisch orientierter Soziolog_innen (z.B. Elena Esposito, Klaus P. Japp, André Kieserling, Rudolf Stichweh, Helmut Willke, u.v.m.) auf, um die Leistungsfähigkeit des Systembegriffs mit Bezug auf unterschiedliche Ebenen des Sozialen (Interaktion, Organisation, Gesellschaft) zu überprüfen. Wir wollen uns in gemeinsamer Lektüre an die zentralen Begriffe, die Theoriekonzeption und Beschreibungssprache der Systemtheorie herantasten. Dafür sind keine besonderen Vorkenntnisse der Systemtheorie nötig. Allerdings stellt der Kurs auch eine Einführung in Probleme der soziologischen Theorie anhand eines der aktuell wichtigsten Ansätze dar: Ein Interesse an soziologischer Theorie ist daher auf jeden Fall hilfreich!

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2025