In der Logik hat es im 19. Jahrhundert einen Paradigmenwechsel gegeben: Fort von der aristotelischen Syllogistik, von der Priorität des Begriffs und von der Modellierung philosophischer Disputationen, hin zur wahrheitsfunktionalen Semantik, zur Priorität des Individuums und zu kalkülisierten Beweisverfahren. Im Arbeitskreis wollen wir die beiden einander hier gegenüberstehenden Paradigmen (ein weiteres Mal) miteinander vergleichen – die neue Logik, wie sie maßgeblich auf Frege zurückgeht, und heute den Studierenden der Philosophie in Einführungsvorlesungen beigebracht und nahegelegt wird, und die alte Logik, wie sie uns von Aristoteles übermittelt wurde, und über zweitausend Jahre lang zur Grundausbildung aller Aspiranten der Philosophie gehörte. Wir wollen uns auch fragen, wie man zwischen zwei solchen Paradigmen sinnvoll entscheiden kann. Hierfür werden wir die Frage anrühren müssen, was die Logik eigentlich soll.
Die mittelalterliche Scholastik kann wohl als diejenige Epoche gelten, in der sich am intensivsten mit der aristotelischen Logik beschäftigt wurde. Aber auch im 20. und 21. Jahrhundert finden sich Autoren wie Günther Jacoby, Bruno Baron von Freytag-Löringhoff, Michael Wolff und Hajo Keffer, in deren Arbeitsmittelpunkt nicht die Logik des neuen, sondern diejenige des alten Paradigmas steht. Unter Berücksichtigung solcher Rekonstruktionsversuche wollen wir uns die traditionelle Logik im Arbeitskreis verständlich machen, und durchaus auch für einige Vorzüge werben, die das alte gegenüber dem neuen Paradigma hat. Dabei beschäftigen wir uns z. B. mit dem Unterschied von innerer und äußerer Verneinung, mit dem fraglichen existential import des a-Urteils, mit porphyrianischen Bäumen, mit Obligationsspielen und mit vielen anderen Dingen solcher Art.
- Lehrende/r: Finn Marz
- Lehrende/r: Fabian Tobias Neteler