”Was ist der Mensch?” – Das ist der Fragehorizont der Anthropologie. Sie kennt differenzierte Ausformungen, unter denen die philosophische Anthropologie eine herausgehobene Stellung einnimmt. Denn sie frage nicht nur nach dem Menschen als Objekt (biologisch, forensisch; sozial, kulturell, historisch; kybernetisch et al.), sondern bezieht darüber hinaus dessen Subjektstellung in ihre Reflexionen mit ein. Um es mit Max Scheler zu sagen: ”Wir sind in der ungefähr 10.000jährigen Geschichte das erste Zeitalter, in dem sich der Mensch völlig und restlos problematisch geworden ist: in dem er nicht mehr weiß, was er ist; zugleich aber auch weiß, dass er es nicht weiß” (Die Sonderstellung des Menschen im Kosmos).

Akut werden solch fundamentalen Fragen stets dann, wenn das Selbstverständliche irritiert wird und sich die Referenzgrößen der bis dahin (u.U. unartikuliert) gegebenen Antwort verschieben. Bis der mythologische Horizont des antiken Menschen zerbricht, haben sie sich im Verhältnis zum Kosmos definiert, Die zunehmend christianisierte Bevölkerung Europas hat den Menschen im Licht der Offenbarung begriffen. Mit der eintretenden Säkularisierung bröckelt auch dieser Interpretationsrahmen und der Mensch wird sich erneut und zugleich mehr und mehr fraglich; die Zeiten des Übergangs folgen im Zuge einer beschleunigten säkularen Lebensform immer schneller aufeinander.

So ist die Anthropologie in einem expliziten Sinn erst eine Disziplin des 16. Jahrhunderts und die philosophische Anthropologie sogar erst des 20. Jahrhunderts. Ziel der Veranstaltung ist es, in den weiten Horizont der Fragestellung einzuführen und wichtige Etappen in dem Versuch, eine Antwort zu formulieren, als grundlegende Orientierungspunkte zu erschließen. Leitlinien dabei bilden dabei besondere Bezugsverhältnisse, in denen der Mensch betrachtet wird, nämlich die Kategorien Natur – Kosmos – Gesellschaft – Kultur – Technik.

Der Einführungstermin am 16.04.2025 ist obligatorisch. Wir werden uns Teilnehmer:innen- und Prozess-orientiert dem Themenkomplex annähern und Ihre Interessen für den Blocktermin ausloten. Daraus ergehen dann Arbeitsaufträge für die Selbststudienphase zur Vorbereitung für den Blocktermin.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2025