Peter Behrens (1868-1940) gehört zu den wichtigsten Protagonisten der frühen Moderne in Deutschland. Zunächst als Maler ausgebildet, spielte er ab 1899 eine zentrale Rolle bei der Erneuerung von Architektur und Kunstgewerbe. Mit der berühmten Turbinenhalle der AEG in Berlin-Moabit entwarf er 1907 eine Ikone der Industriearchitektur. Im selben Jahr zum künstlerischen Beirat der AEG ernannt, verantwortete er fortan das formale Erscheinungsbild der gesamten Produktpalette dieses Großkonzerns und gilt als Begründer des Corporate Design. Eine Vielzahl elektrischer Geräte von der Straßen- und Industrieleuchte über Tee- und Wasserkessel bis hin zum Aschenbecher geht ebenso auf Behrens zurück wie neue Schriften, etwa die Behrens Antiqua oder die Inschrift „DEM DEUTSCHEN VOLKE” am Berliner Reichstagsgebäude. In Behrens’ Architekturbüro waren zwischen 1908 und 1912 mit Mies van der Rohe, Gropius und Le Corbusier drei der prominentesten Architekten der internationalen Moderne tätig. Auch in unserer Region finden sich mit den Häusern Cuno und Goedecke sowie dem Krematorium, die im Kontext des „Hagener Impulses” um Karl Ernst Osthaus entstanden, wichtige Bauten von Behrens.
Wir wollen anhand ausgewählter Bauten, Designobjekte und Schriften von Behrens zentralen Aspekten der Neuausrichtung von Architektur und Design im frühen 20. Jahrhundert nachgehen und dabei zugleich die Frage nach Vielgestaltigkeit und Facettenreichtum in der Frühmoderne, nach dem Spannungsverhältnis von programmatischer Erneuerung und Kontinuitäten stellen. Bei Interesse besteht die Möglichkeit, die im Seminar erarbeiteten Ergebnisse auf Kurzexkursionen nach Berlin und Hagen zu vertiefen.
Mi 10-12, max. 15 TN
- Lehrende/r: Jens Niebaum