Von Adel scheint auch heute noch eine seltsame Faszination auszugehen. Das liegt vielleicht auch daran, daß Adel heute zu einem Exotismus in der eigenen Gesellschaft geworden ist, eine fremde Kultur, die nicht irgendwie von außen gekommen ist, sondern aus der Vergangenheit stammt. Die Beschäftigung mit dem historischen Adel ist vor diesem Hintergrund in vieler Hinsicht lehrreich. In einer ganz grundsätzlichen Perspektive ermöglicht er es, sich in eine wahrlich fremd gewordene Welt zu versetzen, in der andere Werte, andere Gewohnheiten, andere Lebensentwürfe, andere Vorstellungen von dem, was die Welt ausmachte, herrschten. Dabei geht es, auch darüber muß man sich im Klaren sein, um eine höchst privilegierte Gruppe in einer von Mangel und Ungleichheit dominierten Umwelt. Sich vor diesem Hintergrund auf das 18. Jahrhundert zu konzentrieren, zeigt den Adel allerdings schon auch in einer Welt des Umbruchs, in der sich Adlige neuen gesellschaftlichen Figurationen und ungewohnten Herausforderungen gegenüber sah. So nebenbei erlaubt es die Adelsgeschichte, einen ganzen Strauß unterschiedlicher Quellengattungen und Fragestellungen kennen zu lernen.
- Lehrende/r: Michael Sikora