Die Beziehungen, Interaktionen und wechselseitigen Wahrnehmungen verschiedener religiöser Gemeinschaften waren im europäischen Mittelalter weitaus vielfältiger als es auf den ersten Blick oftmals scheint. Keineswegs handelt es sich bei der Epoche, mit der das Seminar befasst ist, um ein ausschließlich „christliches Mittelalter“. Besonders der Mittelmeerraum zeugt vom Zusammenleben sowie von Konkurrenzen und Konflikten zwischen Angehörigen des Christentums, Judentums und Islams, die unterschiedliche Formen annahmen und Effekte zeitigten. Ebenso war das Leben in zahlreichen Städten des Mittelalters durch die Präsenz jüdischer Gemeinden geprägt. Das Seminar untersucht die Vielfalt der Wahrnehmungen, Deutungen und Zuschreibungen, die während des Mittelalters von christlicher Seite in Bezug auf ‚andere‘ Religionen artikuliert wurden. Dabei wird es auch um die Konstruktion von Alteritäten und Feindbildern gehen, deren Mechanismen analysiert werden sollen. Ebenso werden die kulturellen Bedingungen dieser Zuschreibungen zu thematisieren sein. Im Rahmen dieser übergeordneten Thematik werden unterschiedliche Jahrhunderte und Regionen des europäischen Mittelalters beleuchtet.
- Lehrende/r: Marcel Bubert