„Vom Saulus zum Paulus“ – in diesem Sprichwort äußert sich die lange Zeit verbreitete Ansicht, Paulus habe sich mit seiner „Bekehrung“ vom „Judentum“ verabschiedet und sei damit zum „Christen“ und Apostel einer „gesetzesfreien Mission“ unter den „Heiden“ geworden. Dieses Bild wirkt bis heute fort, sowohl in kirchlichen, schulischen, akademischen als auch journalistischen Diskursen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Paulusbild jedoch dahingehend gewandelt, dass seine bleibende jüdische Identität stärker wahrgenommen wird. Somit sind nicht nur das oben skizzierte Narrativ, sondern auch all jene in Anführungszeichen gesetzten Begriffe fraglich geworden. Nach wie vor bieten die Texte von und über Paulus Raum für verschiedene Deutungen und Diskussionen.
In dieser Übung lesen wir zum einen die neutestamentlichen Texte, die für das Paulusbild entscheidend sind, und zum anderen einschlägige Sekundärliteratur, die einen Überblick über verschiedene Paulus-Bilder gibt. Letztlich dient dies dazu, die eigene Perspektive auf Paulus zu reflektieren, und damit auch auf das Christentum und sein Verhältnis zum Judentum.
Griechischkenntnisse sind nicht vorausgesetzt; auf Wunsch können wir aber auch tiefer in die griechischen Texte einsteigen.
- Lehrende/r: Florian Neitmann