Das Verhältnis zwischen Nicolaus Cusanus (1401-1464) und Simon L. Frank (1877-1950) schlägt eine Brücke zwischen mittelalterlichem und modernem Denken. Cusanus, ein Theologe und Philosoph des 15. Jahrhunderts, ist bekannt für seine Ideen über die „coincidentia oppositorum“ (Zusammenfall der Gegensätze) und die unendliche Komplexität Gottes, die über menschliches Verstehen hinausgeht. Seine Werke betonen die Einheit und Unendlichkeit des Göttlichen sowie die Grenzen menschlicher Erkenntnis.
Simon L. Frank, ein russischer Philosoph des frühen 20. Jahrhunderts, setzte sich intensiv mit metaphysischen und religiösen Fragen auseinander. Er war stark von der deutschen idealistischen Tradition beeinflusst (Schelling und Hegel) und entwickelte, in ausdrücklichem Bezug zum Denken des Cusanus, eine Philosophie, die die Einheit und Ganzheit der Wirklichkeit betont. Das Seminar möchte die Resonanz beider Entwürfe mit Blick auf die Grenzen des rationalen Wissens und die Anerkennung einer tieferen, mystischen Einheit der Wirklichkeit, verdeutlichen. Diese Verbindung zeigt, wie zeitlose philosophische Fragen über Jahrhunderte hinweg auf unterschiedliche Weisen beantwortet werden können und wie das Denken des Cusanus im modernen Kontext von Frank eine neue Relevanz und Interpretation findet.
- Lehrende/r: Mathias Gerstorfer
- Lehrende/r: Raimund Litz