Religion kommt heute häufig (und für viele fast ausschließlich) als Kultur in den Blick. Ehemals religiöse Artefakte finden sich im Kontext ethnographischer oder künstlerischer Ausstellungen wieder, der Besuch örtlicher Kirchen während einer Reise gehört für viele zum obligatorischen Tourismusprogramm und die religiöse Musik von Bach und Händel wird zum kulturellen Erbe von Städten erklärt und in Festivals zelebriert. Diese Beispiele haben gemeinsam, dass sie für eine Weise stehen, in der über Religiöses nicht mehr (vorrangig) religiös, sondern formal-ästhetisch oder historisch kommuniziert wird. Umgekehrt haben die großen religiösen Gemeinschaften wie die evangelische Kirche eigene Kulturbeauftragte ernannt, vergeben Kunst-und Kulturpreise und betreiben etliche Museen. Religiöse Institutionen suchen also auch ihrerseits Anschluss an das kulturelle Feld. Das Seminar spürt diesem Verhältnis von Religion und Kultur in kulturgeschichtlicher, -soziologischer und kulturpolitischer Hinsicht nach und diskutiert dabei auch systematische Perspektiven auf „Religion“ und „Kultur“.
- Lehrende/r: Uta Karstein