Seit der prähistorischen Zeit war Altvorderasien durch verschiedene Bestattungssitten und Totenkulte charak­terisiert. Bekannteste Beispiele sind die neolithischen übermodellierten Schädel des Neolithikums z. B. aus Jericho, die frühbronzezeitlichen Königsgräber von Ur, das spätbronzezeitliche königliche Hypogäum von Qatna oder die eisenzeitlichen Königinnengräber aus Nimrud. In dem Seminar wird eine diachrone Perspektive des sehr viel differenzierteren und umfangreichen Quellenmaterials für Bestattungssitten unter besonderer Berücksichtigung von drei Aspekten gegeben, die in den archäologischen Befunden und auch in schriftlichen Quellen identifiziert werden können: die Auswahl einzelner Körperteile oder des gesamten Skeletts in prä­historischer Zeit, um ein kollektives Gedächtnis und eine gemeinsame Identität zu konstruieren; die Verwen­dung monumentaler Architektur und theatralischer Bestattungspraktiken als Machtdiskurs der aufstrebenden Eliten im 3. Jahrtausend v. Chr.; und schließlich die Bedeutung von Gräbern in Wohnhäusern und des Ahnenkultes für die Stärkung von Familienstammlinien sowohl in Elite- als auch in Nicht-Elite-Gruppen vom 3. bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. Letztlich wird das Seminar die Merkmale der Grabbefunde des Alten Orients definieren und spezifische Fallstudien verwenden, um Veränderungen der Bestattungssitten in Bezug auf spezifische Entwicklungen in den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen aufzuzeigen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2024/25