Jeder Mensch hat Gefühle. Und davon gleich eine ganze Menge. Ein Leben ohne Gefühle wäre wahrscheinlich nicht nur langweilig, sondern gar nicht möglich. Wir müssen ständig Entscheidungen treffen, und Gefühle scheinen dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Wir meiden zum Beispiel das, wovor wir Angst haben, oder streben nach dem, was uns Freude bereitet. Aber was macht Gefühle zu guten Entscheidungshilfen? Sind unsere Gefühle immer gute Ratgeber? Unter welchen Bedingungen sind unsere Gefühle rational? Oder sind sie es nie, wie manche behaupten? Es besteht eine Tradition, welche die Rationalität des Gefühls verneint und die Gefühl und Verstand als Gegenspieler auffasst: Wer sich bloß von Gefühlen leiten lasse, sei irrational; weniger gefühlsbestimmte Menschen seien dagegen viel vernünftiger. Ist diese Position überzeugend?

Um gute Antworten auf solche Fragen finden zu können, sollte man erst einmal untersuchen, was ein Gefühl überhaupt ist. Was haben alle Gefühle gemeinsam, und in welcher Hinsicht lassen sie sich voneinander unterscheiden? Woran können wir erkennen, welches Gefühl wir gerade haben? Können wir uns über unsere Gefühle täuschen? Es ist spannend, dass Menschen nicht nur durch Mimik und Gestik ihre Gefühle zum Ausdruck bringen, sondern auch oft darüber sprechen, was sie fühlen. Warum tun sie das? Welche Schlussfolgerungen ziehen wir aus unseren Annahmen darüber, was eine Person fühlt? Und warum ist es manchmal so schwer, seine Gefühle in Worte zu fassen? Eine philosophische Theorie der Gefühle könnte dabei helfen, ein wenig Ordnung ins „Gefühlschaos“ zu bringen, d. h. sie könnte uns die Eigenart und die Bedeutung von Gefühlen im Leben der Menschen zu verstehen helfen. Die Lektüre, anhand deren wir uns im Seminar Grundpositionen der Philosophie der Gefühle erarbeiten und die Eigenschaften besonderer Gefühle bedenken werden, wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2024/25