Aus einem aktuellen Zeitungsbericht: „Der Richter fragt: «Jemand übergibt sich die ganze Nacht über, muss man sich da nicht mal kümmern?» Er stellt diese Frage zwei Lehrerinnen auf der Anklagebank im Landgericht Mönchengladbach. Die beiden Frauen, 34 und 60 Jahre alt, […] stehen vor Gericht, weil sie fahrlässig den Tod eines Menschen verursacht haben sollen. Auf einer im Juni 2019 von ihnen begleiteten Studienfahrt nach London starb eine 13 Jahre alte zuckerkranke Schülerin.” [ZEIT online v. 17.01.24]. Dieser besonders spektakuläre Fall einer totalen Überforderung von Lehrpersonen im Umgang mit einer chronisch kranken Schülern zeigt dramatisch, welche enormen Defizite hier in den Schulen vorhanden sind.
Neben den verstärkten Anstrengungen zur Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf in das Schulsystem sind chronisch kranke Kinder nicht so stark im Fokus. Dabei nehmen chronische Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter seit Jahren permanent zu: Diabetes, Ernährungsstörungen, Asthma, ADHS, Depressionen und andere psychische Erkrankungen haben unmittelbare Auswirkungen auf den Schulalltag und das Unterrichtsgeschehen. Lehrpersonen müssen sich darauf einstellen – nicht nur bei Klassenfahrten.
Im Rahmen dieses Seminars sollen Sie sich mit der Frage auseinandersetzen, wie verschiedene Länder den schulischen Alltag für chronisch kranke Kinder gestalten und welche politischen, sozialen und pädagogischen Maßnahmen dabei ergriffen werden. Ziel ist es, die Herangehensweisen und Best Practices in unterschiedlichen Bildungssystemen zu analysieren und vergleichend gegenüberzustellen. Sie recherchieren die jeweiligen nationalen Richtlinien, Gesetze und Bildungsprogramme, die speziell auf die Unterstützung chronisch kranker Kinder in den Schulen abzielen.
Ihre Ergebnisse fassen Sie in Form von Postern zusammen. Am Ende des Semesters werden die Plakate in einer gemeinsamen Sitzung vorgestellt. Besonders qualitätvolle Poster finden danach Eingang in eine Tagung zur Problematik von chronisch kranken Schulkindern im Juni 2025.
- Lehrende/r: Stephan Nonhoff