Viele empirische Hinweise deuten darauf hin, dass die Staatsform der Demokratie gegenwärtig auf dem Rück­zug ist. Kritisiert und bekämpft wird die Demokratie, genauer: werden demokratische Verfahren der Mei­nungs­­bildung und der Entscheidungsfindung, von den verschiedensten Seiten. Manche Gegner:innen machen aus ihrer Feindschaft zur Demokratie kein Geheimnis. Man denke an die Teilnehmnden der sog. „Kalifats-De­mon­­stra­tion“ in Hamburg am 27.4.2024, die offen die Ablösung der existierenden Staatsform durch eine nicht­de­mo­kra­tische Alternative forderten. In vielen anderen Fällen ist die Diskurslage komplexer. Denn viele Feinde der De­­mokratie verstehen sich selbst als die Sachverwalter der genuinen, wahren oder ursprünglichen Demokratie, die wiederhergestellt werden müsse, da sich das aktuelle System nur als „demokratisch“ geriere und in Wirk­lich­keit korrumpiert und schlicht diktatorisch sei.

Wer sich zu diesen Stellungnahmen begründet positionieren will, muss wissen, was eine Demokratie we­sent­lich ausmacht: Welche Rolle spielen Wahlen in einer Demokratie? Sind sie das einzige demokratisch legi­ti­mierte Entscheidungsverfahren? Was leisten sie und zu welchen Problemen führen sie? Hat eine direkte, ple­bis­zitär verfahrende De­mokratie Vorteile gegenüber unserem repräsentationalen System? Wie ist das Ver­hält­nis von Demokratie und Rechtsstaat bestimmt? Ist es demokratisch legitim, in einer demokratischen Abstim­mung gegen die Fortexistenz eines de­mo­kra­tischen Systems zu votieren? Diese und andere Kernfragen des demokra­tie­theo­re­ti­schen Diskurses in der Phi­losophie werden wir in diesem Seminar diskutieren.

Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft zur Lektüre philosophischer Texte und die Bereitschaft zur regelmäßigen und engagierten Teilnahme an den Diskussionen im Seminar.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2024/25