Die hier angebotene Veranstaltung beschäftigt sich mit der Streitfrage über die ethische Legitimität von Wirtschafts- und Gesellschaftsordnungen und fokussiert insbesondere die wirtschaftsethische Theoriegeschichte des Kapitalismus. Im Zentrum soll stehen einerseits die wirtschaftsliberale Begründung und ökonomische Rechtfertigung der bürgerlich-kapitalistischen Erwerbsgesellschaft (David Hume), u. a. realisiert durch den „Segen der Ungleichheit“ und des Eigennutzes (Adam Smith) als auch ihre kritisch-sozialphilosophische Aufnahme, die durch Rousseau, Friedrich Schiller oder Moses Heß prominent Einzug hält in den sozialwissenschaftlichen Diskurs. Die Kritik an den normativen Grundfesten der Entwicklung soll nicht nur theoriegeschichtlich, sondern zugleich sozialhistorisch eingebettet werden mit Blick auf die Etablierung von neuen Formen der Disziplin und eines neuen Zeitbewusstseins (E. P. Thompson) – um so das Verhältnis von Ökonomie und Ethik/Moral aus den Kohäsionskräften gesellschaftlicher Entwicklungen heraus verstehen zu können. Dazu gehört der Akkumulationszwang und damit verbundene Enteignungsprozesse des weiblichen Körpers (Silvia Federici), aber auch die Wiederkehr des Wirtschaftsliberalismus in seiner neoliberalen Gestalt (Hayek), die jedwede Moral (im Sinne einer vernunftgeleiteten Gesellschaftsordnung) und Ethik systematisch exiliert.
Dass der Diskurs um das Verhältnis von kapitalistischer Ökonomie und Ethik Grenzen zeitigt, soll nicht nur an der „Kapitalismuskritik“ des Nationalsozialismus verdeutlicht, sondern am Schluss der Veranstaltung durch eine dystopische Einsichtnahme (Huxley) sowie ‚wirtschaftspraktische‘ Utopie (Owen) eingehender erhellt werden.
Mit Veranstaltungsbeginn werden Textauszüge zur Verfügung gestellt, die von den Teilnehmenden vorbereitet und im Plenum gemeinsam diskutiert werden sollen. Die Bereitschaft zu intensiver Lektüre wird ebenso vorausgesetzt wie die Offenheit und das Interesse für theoriegeleitete Fragestellungen.
Fragen zur Lernorganisation, Studien- und Prüfungsleistung werden in der ersten Sitzung geklärt.
Literatur zur Einführung und Vertiefung: Elmar Waibl: Ökonomie und Ethik. Die Kapitalismusdebatte in der Philosophie der Neuzeit. fromann-holzboog 1984.
- Lehrende/r: Kevin Rick Doß