Seminarbeschreibung

Der sogenannte Practice Turn entwickelt sich derzeit zu einem der interessantesten Forschungsprogramme in der Politikwissenschaft, insbesondere in den Internationalen Beziehungen. In unterschiedlichen Feldern der Weltpolitik, wie der Diplomatie, der Terrorismusbekämpfung, in der Friedenssicherung oder dem globalen Finanzmarkt, versuchen praxistheoretisch orientiere Forscher*innen, Wandel und Ordnungsbildung nicht über simple Handlungsmodelle (Interessen, Normen) zu verstehen, sondern anhand der alltäglichen Praktiken und Aktivitäten, die oftmals übersehen werden. Damit verbunden ist ein Interesse für eine Reihe von Untersuchungsdimensionen, die bislang wenig Beachtung in der Regierungs- und Governance Forschung fanden, wie die Rolle von Materialiät, Technologien und Objekten (bspw. Indikatoren) oder die Bedeutung von praktischem Wissen, Körperlichkeit und einem oftmals stillschweigenden Gefühl für die „Regeln des Spiels“. Alltägliche Aktivitäten, wie die Überwachungstechnik an Flughäfen, die bürokratischen Prozeduren in Migrationsbehörden oder die konkrete Arbeit an gemeinsamen Dokumenten in Verhandlungen, werden dadurch als internationale Praktiken zum Schlüssel, um Veränderungen in der Regierungspraxis zu identifizieren und beispielsweise Machtverhältnisse sichtbar zu machen.

 

Die Studierenden erhalten zunächst einen Überblick zu den zentralen praxistheoretischen Perspektiven, die aktuell in der Governance-Forschung angewendet werden. In einem zweiten Teil werden unterschiedliche Politikfelder (internationale Verhandlungen, Diplomatie, Migration, Krieg, Terrorismusbekämpfung, Rechtspopulismus, Überwachung etc.) analysiert und die entsprechenden relevanten Praktiken identifiziert und verglichen. Hierbei erhalten die Studierenden einen Einblick in unterschiedliche konzeptionelle Ansätze (bspw. Bourdieus Praxeologie, Akteur-Netzwerk- und Assemblage Theorie, Narrativforschung, Community of Practice) und Methoden (u.a. teilnehmende Beobachtung, Feldforschung, Interviews, visuelle Analyse). Die Studierenden werden dazu angeleitet, selbst eine praxistheoretische Perspektive auf aktuelle Fallbeispiele einzunehmen und zu überlegen, wie sich die interessierenden Phänomene methodisch studieren lassen.

 

 

Allgemeine Anforderungen:

  • Die Kurssprache ist Deutsch.
  • Die intensive Lektüre der Seminarliteratur ist verpflichtend, da nur so eine produktive Diskussion im Seminar entstehen kann.
  • Es wird eine regelmäßige, aktive mündliche Teilnahme erwartet.

 

 

Anforderungen für Studiennachweis

 

Studierende, die einen Studiennachweis anstreben, müssen

 

  1. regelmäßig und aktiv mitarbeiten
  2. zu den jeweiligen Forum-Diskussionen zwei Mal beitragen (die Kommentare sind auch zum wechselseitigen Verständnis der Seminarlektüre hilfreich!)
  3. bis zum Ende der Vorlesungszeit einen fünfseitigen Essay zu einer der thematischen Sitzungen aus den Blöcken II und III verfassen oder aktiv bei einer Gruppenpräsentation mitwirken (im Idealfall zwei Personen, max. 3 Personen)

 

 

Anforderungen für Leistungsnachweis

 

Studierende, die einen Leistungsnachweis anstreben, müssen

 

  1. regelmäßig und aktiv mitarbeiten
  2. zu den jeweiligen Forum-Diskussionen zwei Mal beitragen (die Kommentare sind auch zum wechselseitigen Verständnis der Seminarlektüre hilfreich!)
  3. im Laufe des Semesters bei einer Gruppenpräsentation mitwirken (im Idealfall zwei Personen, max. 3 Personen)
  4. bis zum Ende des Semesters eine Hausarbeit (ca. 4.500 Wörter) verfassen

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2024/25