Ob die „Weisen von Zion“, „Bilderberger“ oder „Reptiloide“ – Verschwörungserzählungen liefern eine einfache und zugleich aufregende Erklärung für das komplexe „große Ganze“, indem sie die Schuld daran, dass „die Dinge nicht richtig laufen“, einer ausgedachten, angeblich besonders mächtigen, aber „hinter den Kulissen“ agierenden Gruppe zuschieben. Insbesondere in Zeiten gesellschaftlicher Umwälzungen und Krisen wie der Corona-Pandemie gewinnen Verschwörungserzählungen an Attraktivität, indem sie den selbsternannten „Eingeweihten“ suggerieren, dass eine Rückgewinnung von Macht und Kontrolle möglich sei. Gefühle wie Angst, Wut oder auch Langeweile wirken somit erträglicher. Dabei richten sich Verschwörungserzählungen nicht nur gegen die Wissenschaft und Demokratie, sie sind immer auch strukturell antisemitisch.

Aus aktuellem Anlass lohnt sich daher ein Blick in die Geschichte: In dem Proseminar werden wir verschiedene Verschwörungserzählungen des 20. und 21. Jahrhunderts analysieren, indem wir fragen, welche ökonomischen, sozialen und kulturellen Konstellationen zu ihrer Entstehung und welche Medien und Mechanismen zu ihrer Verbreitung beigetragen haben. In Ergänzung hierzu werden wir im propädeutischen Teil des Proseminars erörtern, worin sich Verschwörungserzählungen von wissenschaftlichen Theorien und Arbeitsweisen im Allgemeinen sowie geschichtswissenschaftlichen Darstellungen im Besonderen unterscheiden. Auf diese Weise werden wir Strategien erarbeiten, mit denen Historiker:innen Verschwörungserzählungen entlarven und wirksam entgegentreten können.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2024/25