Kommentar |
Was wissen wir über die rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, innerhalb derer die Menschen des frühmittelalterlichen Europas ihr Leben gestalten mussten, und welche Bedeutung nahmen hier rechtliche Normen ein? Und wie wurden diese umgesetzt? Ziel dieser Übung ist es, sich diesen und verwandten Fragen am Beispiel der Franken, Langobarden und Angelsachsen zu nähern, drei Regionen, über die wir umfassende Rechtstexte verfügen. Diese umfassen zum Teil auch noch römisches Recht. Diese normativen Texte bieten einzigartige Einblicke in die alltäglichen Lebenswelten und sozialen Ordnungen dieser Zeit und stellen neben der Archäologie den wichtigsten Zugang zu dieser Alltagswelt fernab der Eliten dar. Im Zentrum der Übung stehen Kernfragen der modernen Forschung zur Rechtskultur und zum Wergeld, zu ethnischen und sozialen Identitäten, zur Freiheit und Unfreiheit, zu Alltags- und Familienstrukturen, aber auch zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten in den genannten Rechtssystemen und deren Ursachen. Inwiefern prägten rechtliche Normen den Alltag und die gesellschaftlichen Beziehungen, und welche Rolle nahm das Recht in der Gestaltung von Gemeinschaften ein? Welche Bedeutung hatte das Recht in der Vermeidung oder Lösung von Konflikten? Ein besonderer Fokus liegt auf der Analyse von Quellen wie der Lex Salica, dem Edictum Rothari oder dem Gesetzbuch von Ine von Wessex und den damit einhergehenden methodischen Fragen der Quellenkritik und Interpretation. Durch die vergleichende Betrachtung dieser Texte werden wir nicht nur die spezifischen juristischen Traditionen der jeweiligen Völker kennenlernen, sondern auch die übergreifenden Muster und Einflüsse, die ihre Rechtssysteme miteinander verbanden. |
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Literatur |
Tom Lambert, Law and order in Anglo-Saxon England, Oxford/New York: Oxford University Press 2017; Thomas Faulkner, Law and authority in the early middle ages. The Frankish leges in the Carolingian period, Cambridge: Cambridge University Press 2016; Gerhar Dilcher / Eva-Mariad Distler (Hrsg.), Leges – gentes – regna. Zur Rolle von germanischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Entstehung der frühmittelalterlichen Rechtskultur, Berlin 2006; Katherine F. Drew, The Lombard laws, Philadelphia: University of Pennsylvania Press 1973. |
Bemerkung |
Die Anmeldephase zum Wintersemester 2024/25 zu den Pro-, Haupt- und Masterseminaren sowie den Übungen findet elektronisch statt. Die Teilnahme wird durch ein auf Wahlgängen beruhendes Verteilverfahren geregelt. Der Wahlgang erfolgt in HISLSF vom 01.07.2024 - 21.07.2024 12 Uhr. Es müssen stets drei Wünsche aus einer Epoche je Lehrveranstaltungstyp bzw. Modul angegeben werden. Sollten Studierende mehr als eine Übung belegen wollen, müssen dementsprechend sechs Übungen gewählt werden. Nach Ende der Anmeldephase werden die Ergebnisse Anfang August veröffentlicht. Eine Bestätigung der Annahme des Seminarplatzes ist bis zum 31.08.2024 in Sesam nötig. Hochschulwechsler:innen melden sich bitte bei Dr. Eva Baumkamp oder Dr. Thomas Tippach für die Seminarplatzvergabe. Informationen zum Wahlverfahren für Erstsemester werden in der Orientierungswoche durch die Fachstudienberater:in Dr. E. Baumkamp/Dr. T. Tippach (07.10.2024 12:00:00 - 09.10.2024) bekannt gegeben. Eine Wahl der Lehrveranstaltungen kann erst nach dem Besuch der obligatorischen Einführungsveranstaltung erfolgen. Achten Sie bitte auf die Bekanntgabe auf den Homepages! |
- Lehrende/r: Laury Sarti