Wenig Herrscher Russlands haben sich solche Mühe mit der positiven Außendarstellung ihrer Politik gegeben wie Zarin Katharina II (1729-1796, reg. ab 1762). Und selten klafften ideeller Anspruch und Wirklichkeit so auseinander: aufgeklärte Monarchin, die ihr Land zur freien Entfaltung führen und das allgemeine Wohl der Bevölkerung mehren wollte, auf der einen Seite, und die Kriege führende und imperiale Expansion vorantreibende Kaiserin, die vor allem die Leibeigenschaft in großem Ausmaß verschärfte, auf der anderen Seite. Wie passte das zusammen? Wie sah sich die Zarin und ihre Politik selbst? Wie wollte sie sich verstanden wissen? Welche Rolle spielte für sie ihr Geschlecht? Und wie wurde sie von ihren Zeitgenossen wahrgenommen?
Im Hauptseminar werden wir mit der Methode des Forschenden Lernens Selbst- und Fremdzeugnisse analysieren, zeitgenössische Maßstäbe zur Beurteilung der 34 Jahre herrschenden Zarin kennenlernen und uns auf diese Weise einen Eindruck von der Vielschichtigkeit einer der bedeutendsten Herrscherinnen des Zarenreiches verschaffen. Russischsprachkenntnisse sind keine Voraussetzung, zugleich aber hocherwünscht.
Studienleistung: Regelmäßige Teilnahme (max. 2x Fehlen), wöchentliche Lektüre, eigenständiges Forschen, Präsentation (ggf. digital hochgeladen), schriftliches peer-Feedback. Prüfungsleistung: Hausarbeit
- Lehrende/r: Ricarda Vulpius